Biblische Begriffe
Die Erläuterungen, die wir unter dieser, Überschrift den Lesern vorstellen, haben nicht das Ziel, eine "theologische" Deutung zu geben, sondern sollen einfach Begriffe, die heute vielleicht anders verstanden werden oder auch ungebräuchlich geworden sind, erklären. Dabei möchten wir jeweils auf ihren Gebrauch im Zusammenhang der Heiligen Schrift eingehen. Dies kann natürlich kaum in erschöpfender Weise geschehen, könnte aber vielleicht dazu dienen, Denkanstöße für unsere Praxis als Christen zu geben.
Evangelium
Eine Begriffserklärung zu diesem allen Christen bekannten Wort? Nein, eigentlich nicht nötig für die, die das Evangelium gehört und angenommen haben, die wissen ja, was damit gemeint ist, oder?
So wie der Apostel Paulus es für nötig hielt, selbst den schon bekehrten und gläubig gewordenen Römern das Evangelium zu verkündigen (s. Röm 1,15), ist es auch für uns gut, wenn wir uns Gedanken machen über den Begriff „Evangelium". Dabei wollen wir uns die Frage stellen:
- was bedeutet das Wort „Evangelium"?
- welchen Inhalt hat der Begriff?
- in welchen Zusammenhängen steht er?
Das griechische Wort euangelion bedeutet einfach „gute Nachricht", „frohmachende Botschaft"
Der Begriff wurde aber nicht nur im Neuen Testament gebraucht. Daher zunächst eine kleine Abschweifung in das klassische - d.h. griechische und römische - Altertum: Es gab Gelegenheiten, wo in großen Reden von einem kleinen Evangelium gesprochen wurde, von einer „guten Botschaft", wenn man einen Sieg errungen hatte, wenn der Feind unterworfen worden war, wenn Befreiung und „Heil" für das Volk errungen war.
Anordnungen und Aussprüche des bekannten Kaisers Augustus, der ja sogar als Gottheit verehrt wurde und sich pater patriae, also Vater des Vaterlandes, nennen ließ, galten als „Evangelium", weil sie nach Meinung des Volkes das Wohlergehen des Landes und die sogenannte pax romana, den „römischen Frieden", im Kaiserreich brachten.
Vor diesem Hintergrund erscheint - übrigens zur Zeit dieses Kaisers Augustus - eine Botschaft des wahren Gottes, die allein mit absolutem Recht Evangelium, gute Botschaft, genannt wird: Gott offenbart sich in Seinem Sohn, dem Herrn Jesus Christus, und diese Seine Offenbarung bedeutet endlich echten Frieden, echtes Heil für eine heillose Welt mit ihren in Sünden gefallenen und in die Macht Satans, des Widersachers Gottes, heillos verstrickten Menschen. Darum wird das Evangelium auch an mehreren Stellen das „Evangelium Gottes" genannt (Röm 1,1: „Evangelium Gottes ... über seinen Sohn"; Röm 15,16; 2. Kor 11,7; 1. Thes 2,2.4.8.9; 1. Pet 4,17).
Ankündigungen dieser außerordentlichen Hinwendung Gottes zu den Menschen hatte es auch schon im Alten Testament gegeben: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße dessen, der froße Botschaft bringt, der Frieden verkündigt, der Botschaft des Guten loder: des Glücks] bringt, der Heil verkündigt ..." (Jes 52,7), und gleich anschließend an diese Worte darf Jesaja von dem „Knecht des Herrn" sprechen, der in Kapitel 53 als der leidende Knecht vorgestellt wird, der „unsere Leiden getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen" hat (Vers 4) und auch ,um unserer Übertretungen willen verwundet, um unserer Missetaten willen zerschlagen" war. Schon im Alten Testament finden wir also Hinweise auf die eine Person, die Inbegriff und Mittelpunkt des Evangeliums ist: es ist daher auch „das Evangelium )esu Christi, des Sohnes Gottes" (Mk 1,1) oder das „Evangelium von dem Herrn Jesus" (Apg 11,20).
Mit Recht sind deshalb auch die Berichte über das Leben, den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus jeweils „Evangelium" (nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes) genannt worden, da Er selbst die „gute Botschaft" an uns Menschen ist.
Damit sind wir bei dem „Thema" oder Inhalt des Evangeliums: Gott offenbart Seine ewigen Gedanken des Heils, die Absichten Seiner Liebe in bezug auf verlorene, in Sünde und Schuld gefallene Menschen, die Gottes Feinde wurden und von dem heiligen Gott getrennt sind. Und Gott machte Seine Gedanken der Liebe und des Friedens nicht nur bekannt - das hatte Er schon im Alten Testament getan (z.B. Jer 29,1ff.) -, sondern Er verwirklicht sie auch. Er gibt Seinen Sohn als sühnendes Opfer für unsere Sünden. In dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus ist die Grundlage gelegt, daß ein sündiger Mensch Vergebung seiner Schuld und Frieden mit Gott finden kann.
Wenn nun das Evangelium gepredigt wird, dann ist es „Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden" (Röm 1,16). Worin besteht seine „Kraft"? Daß Gott darin Seine Liebe und Gnade offenbart und anbietet? Das sicher auch. Aber in Römer 1,17 wird eine andere Begründung gegeben: „Denn Gottes Gerechtigkeit wird darin offenbart aus Glauben zu Glauben, wie geschrieben steht: 'Der Gerechte aber wird aus Glauben leben.'" Gott ist gerecht und rechtfertigt den, der an den Herrn Jesus glaubt (s. Röm 3,26). Warum tut Gott das? Weil Sein Sohn, mit unseren Sünden beladen, das ganze Gericht, die ganze Strafe dafür erduldet hat, als Er in den Tod ging. Gott ist gerecht: Er straft nicht zweimal. Aufgrund des Glaubens an Seinen Sohn und damit daran, daß auf Golgatha auch meine Sünden auf Ihm lagen und Er sie göttiche Steade darin fagen hat, mit dem Herrn Jesus und somit als „Gerechten". Dabei ist das Evangelium Gottes Kraft, das heißt, Er hat alles getan, ich, der Sünder, brauche nichts mehr zu tun, kann ja auch gar nichts zu meiner Rechtfertigung vor Gott beitragen. Ich darf das mit bußfertigem Herzen und im Bekenntnis meiner Schuld im Glauben annehmen ... und glücklich werden! Das ist wirklich „gute Botschaft"!
Und dies ist noch nicht alles: Durch das Evangelium werden uns auch die Wahrheiten mitgeteilt, die uns mit der Person des Herrn Jesus geschenkt sind: die Wahrheit von der Errettung (Eph1,13), der Erlösung, dem ewigen Leben, dem Einssein der Gläubigen („Miterben und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christo Jesu durch das Evangelium" Eph 3,6), die Wahrheit der christlichen Hoffnung und auch der Herrlichkeit des Christus (vgl. 2. Kor 4,4). Jetzt verstehen wir auch, warum der Apostel Paulus den schon gläubigen Römern das Evangelium verkünden wollte. Sie durften noch vieles kennenlernen.
Dieses Evangelium der Gnade Gottes (Apg 20,24) kann nun nach dem Tod und der Auferstehung des Herrn Jesus allen Menschen verkündigt werden, und zwar bis die Gnadenzeit zu Ende geht, das heißt, bis der Herr Jesus Seine Versammlung (oder Gemeinde) zu sich holt (1. Thes 4,16.17). Es ist also das Evangelium für unsere Zeit und wird auch „Evangelium Gottes", „Evangelium von Jesu und der Auferstehung" (Apg 17,18), „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus" genannt.
Daneben finden wir im Neuen Testament auch den Ausdruck „Evangelium des Reiches" oder „Evangelium vom Reich Gottes" (oder Königreich Gottes), und zwar in den Evangelien nach Matthäus, Markus und auch Lukas. Auch hier ist der Herr Jesus der Inhalt des Evangeliums, aber hier ist Er es in einem besonderen Charakter: Er ist der König dieses Reiches. Als Er auf der Erde in der Mitte Seines Volkes erschien, war das Reich Gottes in der Person des verheißenen Königs mitten unter ihnen (s. Lk 17,20.21). Die „gute Botschaft" von diesem Reich war nun der Aufruf an das Volk zur Buße und Umkehr (Mk 1,15), damit sie den König mit einem erneuerten Herzen und Geist aufnehmen könnten, denn nur wenn jemand von neuem geboren wird, kann er das Reich Gottes sehen (Joh 3,3).
Der Herr Jesus wurde aber als Messias, als König, von dem Volk verworfen (s. Joh 19,15; Mt 27,22), und so konnte das Reich damals nicht in sichtbarer Weise auf der Erde aufgerichtet werden - was Gott natürlich wußte! Und als der verworfene Messias hat der Herr Jesus das Erlösungswerk am Kreuz vollbracht. Dieses Werk ist die Grundlage für alles angebotene Heil, auch für die Zukunft, wenn Gott nach der Aufnahme der Versammlung (oder Gemeinde) Seinem irdischen Volk und dann auch den übrigen Menschen, die bis dahin noch keine „gute Botschaft" gehört haben, dieses Evangelium des Reiches erneut verkündigen läßt. Dann wird der Herr Jesus tausend Jahre in diesem Reich als König der Gerechtigkeit und des Friedens herrschen (vgl. Offb 20,4.6).
Kurz vor dieser Zeit des Friedens und Segens wird die Erde eine schreckliche Zeit der Drangsal und Gerichte erleben, in der es eine kaum zu überbietende Versuchung des Bösen und einen Höhepunkt des Bösen überhaupt geben wird: das „Tier", welches Lästerungen gegen Gott redet, läßt sich anbeten, und alle, die es nicht anbeten, werden getötet, und der Antichrist bewirkt, „daß niemand kaufen oder verkaufen kann, als nur der, welcher das Malzeichen hat, den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens" (Offb 13,15.17). Da richtet Gott sich noch einmal an Menschen auf der Erde mit dem „ewigen Evangelium", das sie auffordert: „Fürchtet Gott und gebet ihm Ehre, denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen; und betet den an, der den Himmel und die Erde gemacht hat und das Meer und die Wasserquellen" (Offb 14,6.7). In der Todesangst und schrecklichen Not der Menschen dieser Zeit wird ihnen nur diese „gute Botschaft" zur Annahme und Befolgung zugerufen, und zwar „mit lauter Stimme" (Vers 7)!
Es wird „ewiges Evangelium" genannt, weil es die stets gültige Aufforderung zur Gottesfurcht und Anbetung Gottes ist, denn "es reicht bis zu dem Augenblick zurück, als Gott ankündigte, daß der Same des Weibes der Schlange den Kopf zermalmen würde. Es bleibt gültig, bis schließlich das Reich Gottes auf der Erde mit seinen Segnungen für die ganze Schöpfung ersteht" (A. Remmers, Das Reich Gottes, Neustadt/W. 1984, S.18).
Heute wird noch immer das Evangelium der Gnade Gottes verkündigt. Hast Du es schon persönlich im Glauben angenommen?
„Dieser Tag ist ein Tag guter Botschaft" (2. Könige 7,9)
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