Bibel praktisch

Zwölf Männer und zwölf Steine

Wenn du nach zwölf Männern aus der Bibel gefragt wirst, denkst du wahrscheinlich als erstes an die zwölf Jünger. In diesem Artikel geht es aber um zwölf Männer aus dem Alten Testament (Josua 3 und 4). Ihnen wurde beim Überqueren des Jordans eine besondere Aufgabe übertragen. Diese Begebenheit enthält manche bildhafte Unterweisung, die wir auf unser Glaubensleben anwenden können.

 

 

Und es geschah, als die ganze Nation vollends über den Jordan gezogen war, da sprach der Herr zu Josua und sagte: Nehmt euch aus dem Volk zwölf Männer, je einen Mann aus einem Stamm, und gebietet ihnen und sprecht: Hebt euch von hier zwölf Steine auf, aus der Mitte des Jordan, von dem Standort, wo die Füße der Priester festgestanden haben; und bringt sie mit euch hinüber und legt sie im Nachtlager nieder, wo ihr diese Nacht übernachten werdet.

Jos 4,1-3

 

Das Land Kanaan

Gott hatte für sein Volk ein bestimmtes Land ausgewählt, um es dort wohnen zu lassen und zu segnen: Kanaan (5. Mo 28,8). Bildlich zeigt es uns die in Gottes Wort so genannten himmlischen Örter, in denen alle Auserwählten Gottes gesegnet sind. Wir haben schon heute während unseres Lebens auf der Erde einen „Vorgeschmack“ dessen, was wir bald im Himmel genießen werden.

Einige dieser Segnungen stellt Gott uns im Epheserbrief vor: Er hat uns heilig und untadelig vor sich hingestellt und zur Sohnschaft vorherbestimmt. Er hat uns mit dem Heiligen Geist versiegelt und wir haben Zugang zum Ihm als Vater. Wir gehören zur Gemeinschaft der Gläubigen und damit zum geistlichen Haus Gottes sowie zum Leib und zur Braut Christi. Wie ein weites Land, das in Besitz genommen werden will, liegen diese – und weitere – Segnungen vor uns.    

 

Der Jordan

Der Name Jordan bedeutet nicht von ungefähr „der Herabeilende“. Von der Vereinigung seiner drei Hauptzuflüsse (80 Meter über dem Meeresspiegel) bis zur Mündung im Toten Meer (415 Meter unter dem Meeresspiegel) überwindet er auf nur 215 Kilometern einen enormen Höhenunterschied. Insbesondere bei Hochwasser erreicht er gefährliche Fließgeschwindigkeiten. Der größte Teil seines Flusslaufes liegt weit unter dem Meeresspiegel. Verständlich, dass er auch als „Todesfluss“ bezeichnet wird.

Das Buch Josua zeigt nicht nur, wie Israel das Land eroberte, sondern auch, wie es hineinkam: durch den Jordan. Er steht für den Zugang zu den himmlischen Segnungen durch den Tod und die Auferstehung Christi. Warum, zeigt der nächste Punkt. 

 

Die Bundeslade im Jordan   

Um ins Land zu kommen, musste das Volk den Jordan überqueren. Der führte aber gerade gefährliches Hochwasser. Wie sollte das gehen, ohne dass die Israeliten ertranken? Gott hatte eine Lösung: die Bundeslade. Mit ihr auf den Schultern sollten die Priester – dem Volk voran – hindurchziehen, wobei sie dann im Jordan stehenblieben und das Volk vorbeiziehen ließen. Sobald sie „in den Rand des Wassers tauchten“, würden die Wasser wie ein Damm stehenbleiben und das ganze Volk würde gefahrlos und auf trockenem Boden den Jordan überqueren (Jos 3,14-17). Die Bundeslade ist ein Bild von Christus, dem menschgewordenen Sohn Gottes; der Jordan ein Bild des Todes und der Auferstehung. Weil Christus gestorben und wieder auferstanden ist, haben wir Zugang zu den himmlischen Segnungen!

 

Zwölf Steine in Gilgal   

Nachdem das ganze Volk am anderen Ufer angekommen war, sollte Josua durch zwölf Männer aus dem trockenen Flussbett (die Wasser standen ja noch still) zwölf Steine von der Stelle aufheben lassen, wo vorher die Priester mit der Bundeslade gestanden hatten. Aus ihnen sollte anschließend in Gilgal (dem ersten Lagerplatz des Volkes im Land) ein Denkmal aufgerichtet werden. Diese Steine sollten die Israeliten an das erinnern, was die Bundeslade für sie im Jordan bewirkt hatte. Uns erinnern die Steine daran, dass wir mit Christus – der am Kreuz für uns starb – auferweckt und in eine neue, himmlische Stellung versetzt sind. Jeder Einzelne ist ein Denkmal dieser Tatsache! An der Zahl zwölf, die in der Bibel oft benutzt wird, um die Vollständigkeit von etwas zu betonen, ist zu erkennen, dass das für alle Gläubigen unserer Zeit gilt, aber für jeden persönlich.   

Nicht von ungefähr wurde das Denkmal in Gilgal aufgerichtet. Als dort das ganze Volk nach der Wüstenreise beschnitten wurde, sagte Gott: „Heute habe ich die Schande Ägyptens von euch abgewälzt“ (Jos 5,9). Durch die Beschneidung in Gilgal trennte sich jeder persönlich von allem, was ihn in Ägypten gekennzeichnet hatte. Was heißt das für uns? Auch wenn unser alter Mensch auf Golgatha mitgekreuzigt wurde und wir nicht mehr zwanghaft sündigen müssen (Röm 6,6), erleben wir immer wieder, dass die sündige Natur aktiv wird, die wir noch in uns tragen. Aus ihr kommen Begierden hervor, die wir „töten“ müssen, und Regungen, die wir „ablegen“ müssen (Kol 3,5-10). Das geschieht – bildlich gesehen – in Gilgal. Keine leichte Sache, aber dort hilft uns das Steindenkmal, dass uns daran erinnert, dass wir durch den Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus zu einem neuen Menschen geworden und in eine neue Stellung gekommen sind.

 

Zwölf Männer  

Es war die Aufgabe von zwölf Männern, die Steine aus dem Fluss zu heben und nach Gilgal zu bringen. Es gab aus jedem Stamm einen Mann. Ob sie jung oder alt, verheiratet oder ledig waren; ob sie Fürsten, Kämpfer oder einfache Leute aus dem Volk waren, wird nicht beschrieben. Das Besondere an ihnen war, dass sie bereits vor der Jordandurchquerung ausgewählt wurden (Jos 3,12). Vielleicht wird deshalb so wenig über die Männer gesagt, weil sie bildlich einfach alle Gläubigen der Gnadenzeit darstellen. Diese sind vorher (vor Grundlegung der Welt, Eph 1,4) auserwählt worden. Jeder einzelne der zwölf Israeliten musste persönlich die Aufgabe wahrnehmen und die Steine tragen. Wie wir gesehen haben, sind die Steine ein Hinweis auf unsere neue Stellung: mit Christus auferweckt. Die zwölf Männer tragen die Steine (V. 5), d.h. für uns, dass wir uns ganz persönlich diese Stellung in Christus zu eigen machen müssen. Wenn das Bewusstsein für diese neue Stellung unser Christsein prägt, werden wir große Freude an den geistlichen Segnungen haben.

 

Josua und die zwölf anderen Steine     

In Josua 4,9 ist noch von weiteren zwölf Steinen die Rede: „Und zwölf Steine richtete Josua auf in der Mitte des Jordan, an der Stelle, wo die Füße der Priester gestanden hatten, die die Lade des Bundes trugen; und sie sind dort bis auf diesen Tag.“ Diese Steine wurden im Jordan aufgestellt und vom Wasser bedeckt, als die Fluten zurückkamen. Hier sehen wir ein Bild davon, dass wir mit Christus gestorben sind, untergegangen in den „Fluten“ seines Todes. Das ist allein sein Werk, das konnte niemand anderes tun. Vielleicht ist das ein Grund, warum Josua (als Vorbild auf den Herrn Jesus), diese Steine selbst im Jordan aufrichtete. Da aber im Buch Josua die Einnahme des Landes (also die persönliche Inbesitznahme der geistlichen Segnungen) im Vordergrund steht, werden uns zuerst die nach Gilgal gebrachten Steine vorgestellt, die zeigen, dass wir mit Christus auferweckt sind.  

 

Fazit

Die zwölf Steine in Gilgal wollen uns daran erinnern, dass wir durch den Glauben an den Tod des Heilandes nicht nur vor dem gerechten Gericht Gottes (Passahlamm) gerettet und von der Macht der Sünde und des Teufels (Durchzug durchs Rote Meer) befreit sind , sondern dass wir durch seinen Tod und seine Auferstehung auch Auferstehungsleben und Zugang zu den geistlichen Segnungen haben. Nehmen wir uns die zwölf Männer zum Vorbild, um diese neue Stellung in der Praxis umzusetzen und darin glücklich zu sein.