Bibelstudium

Hindernisse  der Gemeinschaft (Kapitel 11-15)

Gemeinschaft mit göttlichen Personen und untereinander zu haben, ist eine großartige Sache!

„Was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und zwar ist unsere Gemeinschaft mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1. Joh 1,3).

  

Doch diese Gemeinschaft ist kein Selbstläufer. Es gibt Momente und Einflüsse in unserem Leben als Kinder Gottes, in denen die Gemeinschaft getrübt ist.

 

Wir kennen das aus unserer Kindheit. Das Verhältnis zu unseren Eltern war dann gestört, wenn wir etwas „verbrochen“ hatten und die Sache ungeklärt war. Dann schlug das Gewissen und wir fühlten uns in der Nähe der Eltern unwohl.

 

Natürlich bleibt ein Kind immer ein Kind – selbst dann, wenn es etwas Verbotenes getan hat. Doch die Freude der Beziehung kann verloren gehen. Mit unserer Beziehung zu Gott ist das nicht anders. Wer aus Gott geboren ist, bleibt ein Kind Gottes. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Die andere Seite ist, ob es vielleicht etwas in unserem Leben gibt, das diese Freude wegnimmt.

 

Wir haben das wahrscheinlich alle schon öfter erlebt. Plötzlich fehlt die Motivation zur persönlichen Bibelandacht. Das Gebetsleben ist nicht mehr lebendig oder wir beten (fast) gar nicht mehr. Die Freude an den Zusammenkünften der Gläubigen geht ebenfalls verloren. Was ist passiert und wie können wir es korrigieren?

 

Das 3. Buch Mose gibt in dieser Fragestellung Hilfe. Wir lernen erstens, was die praktische Gemeinschaft trübt, und zweitens, wie diese Gemeinschaft wieder belebt werden kann.

 

Das große Hindernis für praktizierte Gemeinschaft ist Sünde, die wir in unserem Leben zulassen. Sünde verunreinigt und wenn wir gesündigt haben, ist die Gemeinschaft getrübt. Der Weg zurück ist: Wir bekennen, was wir falsch gemacht haben.

  

„Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9).

 

 

Rein oder unrein

 

Wer das dritte Buch Mose aufmerksam liest, stellt fest, dass die Worte unrein und Unreinheit sehr häufig vorkommt. In keinem Buch der Bibel kommt es so oft vor, wie gerade in diesem Buch. Das gilt vor allem für die Kapitel 11-15. In Kapitel 11 geht es um Speisevorschriften für Israel (reine und unreine Tiere). In Kapitel 12 geht es um die Verunreinigung einer Frau nach der Geburt. Die Kapitel 13-15 behandeln das „Gesetz des Aussätzigen“, d.h. sie beschreiben die Verunreinigung eines Israeliten durch diese damals tödliche Krankheit Aussatz.[1] Es wird uns nicht wundern, dass darin wichtige Lektionen für uns enthalten sind.

 

 

3. Mose unrein/Unreinheit rein/Reinheit
Kapitel 11 34 Mal 4 Mal
Kapitel 12 3 Mal 2 Mal
Kapitel 13 23 Mal 17 Mal
Kapitel 14 7 Mal 21 Mal
Kapitel15 29 Mal 5 Mal

 

 

3. Mose 11: Das Essen reiner und unreiner Tiere

 

Das Neue Testament belehrt uns, dass die Speisevorschriften aus 3. Mose 11 für uns Christen nicht buchstäblich anzuwenden sind (z.B. Kol 2,21; 1. Tim 4,3).[2] Diese Vorschriften haben für uns eine geistliche Bedeutung. Die wichtige Lektion lautet:

 

Ein Mensch ist immer das, was er isst!

 

Ich greife ein Beispiel heraus: Eine Ziege entspricht den Vorschriften von 3. Mose 11 (sie hat gespaltene Hufe und gehört zu den Wiederkäuern). Ein Schwein hingegen entspricht nicht den Vorschriften. Wenn wir eine Ziege beobachten, stellen wir fest, dass sie bei weitem nicht alles frisst, während das Schwein ein Allesfresser ist.

 

Wir lernen, dass es wichtig ist, womit wir unseren inneren Menschen nähren. Unsere Nahrung prägt uns. Die Welt bietet uns genügend „Futter“ an, um uns den Geschmack an Gottes Wort zu nehmen. Medien, Literatur und anderes kann unser Denken und Handeln verunreinigen und damit wird die praktische Gemeinschaft mit unserem Herrn gestört. Wir werden uns innerlich – und vielleicht auch äußerlich – von Ihm entfernen.

 

 

3. Mose 12: Verunreinigung einer Frau nach der Geburt

 

Dieses Kapitel ist das kürzeste Kapitel des ganzen Buches und scheint auf den ersten Blick für uns heute keine Bedeutung zu haben. Es spricht von der Verunreinigung einer Frau, nachdem sie ein Kind geboren hat. Je nachdem, ob sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen hatte, durfte sie für eine entsprechende Zeit nicht zum Heiligtum kommen. Erst nachdem sie ein Opfer gebracht hatte, war das wieder möglich.

 

Die Belehrung für uns ist die, dass wir uns bewusst machen müssen, dass wir in Sünde geboren sind. Es ist interessant, dass David gerade in Psalm 51 sagt: „Siehe, in Ungerechtigkeit bin ich geboren, und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen“ (V. 7). Diesen Psalm hat David geschrieben, nachdem ihm seine Schuld bewusst wurde, die er auf sich geladen hatte, als er mit der Frau eines anderen Mannes die Ehe gebrochen hatte. Er vermisste die Gemeinschaft mit seinem Gott, die unmöglich geworden war. Er wünschte sich die Freude des Heils wieder (V. 14). Das war nur durch ein Bekenntnis möglich. Dies ist auch für uns der einzig gangbare Weg: Wir kommen mit einem aufrichtigen Bekenntnis zu Gott und denken daran, dass der Herr Jesus für jede Sünde sterben musste.

 

 

3. Mose 13-15: Verschiedene Formen von Aussatz und Ausflüssen

 

Nach dem kurzen Kapitel 12 folgen drei lange Kapitel, in denen ausführlich gezeigt wird, wie mit einem Aussätzigen umzugehen war.[3] Aussatz war damals eine unheilbare Krankheit, die früher oder später zum Tod führte. Die Ausprägungen der Krankheit waren unterschiedlich. In allen Fällen jedoch musste der Aussätzige von den anderen Israeliten getrennt werden (die Ansteckungsgefahr war sehr hoch) und er hatte keinen Zutritt zum Heiligtum, d.h. er konnte Gott keine Opfer bringen. Immer wieder lesen wir, dass er „unrein“ war.

 

Es gab nur einen Weg zu Reinigung: Wenn der ganze Körper vom Aussatz befallen war, sollte der Aussätzige für rein erklärt werden (Kap 13,12.13). Diese Vorschrift mag uns wundern. Warum sollte gerade jemand, der komplett vom Aussatz befallen war, für rein erklärt werden? Gerade darin liegt die wichtige geistliche Belehrung für uns. Aussatz ist ein Bild von der Sünde, die sich ebenfalls in ganz verschiedenen Formen zeigt. Sünde trennt immer von Gott. Sie verunreinigt und macht Gemeinschaft mit Gott unmöglich. Erst dann, wenn ein Mensch erkennt, dass gar nichts Gutes an ihm ist und er seinen Bankrott vor Gott einsieht, ist Heilung möglich.

 

Die detaillierten Reinigungsvorschriften des Aussätzigen zeigen uns, wie Gott einen Menschen, der sich als Sünder erkennt, aufgrund des Werkes des Herrn Jesus am Kreuz annimmt. Es ist das Blut Jesu Christi, das uns von aller Sünde reinigt (1. Joh 1,7).

 

Was für den Sünder gilt, der zum ersten Mal Zuflucht zu Jesus Christus nimmt und in seinem Blut (d.h. durch seinen Tod) rein gewaschen wird, gilt in der Anwendung auch für uns. Sünde in unserem Leben unterbricht die Gemeinschaft mit Gott und mit anderen Gläubigen. Der Weg zurück geht über Golgatha. Nicht, dass wir uns ein zweites Mal bekehren müssten (das kann man nur einmal tun). Gemeint ist, dass wir bei einem Bekenntnis unserer Schuld daran denken müssen, dass jede Sünde, die ich als Gläubiger tue, die Last meines Heilandes erschwert und sein Leiden vergrößert hat. Daran zu denken ist ein schmerzlicher – aber heilsamer – Vorgang.

 

 

Fazit

 

  • Die schlechte Nachricht lautet: Als Gläubige können wir leider noch sündigen. Wir verunreinigen uns und unterbrechen den Genuss der Gemeinschaft mit unserem Herrn.
  • Die gute Nachricht lautet: Verunreinigung muss (soll) kein Dauerzustand sein. Es gibt die Möglichkeit zur Reinigung. Das Bekenntnis unseres Fehlverhaltens (unserer Sünde) führt uns zurück in die glückliche Gemeinschaft mit unserem Herrn.

  
 



[1] Dabei ist zu berücksichtigen, dass die Verunreinigung damals teilweise unbewusst geschah bzw. der Israelit die Verunreinigung gar nicht verhindern konnte (Aussatz, Berührung eines Toten, Periode der Frau etc.). Das ist heute anders. Wir sind für jede Unreinheit und für jede Sünde selbst verantwortlich. Deshalb ist es so wichtig, ein Leben zu führen, in dem wir zum Sündigen bewusst „nein“ sagen.
[2] Die einzige Restriktion für uns Christen besteht darin, dass wir kein Blut und nichts Ersticktes essen dürfen (Apg 15,20). Dieses Verbot stammt bereits aus einer Zeit, lange bevor das Gesetz gegeben wurde (1. Mo 9,4).
[3] Ich möchte jedem Leser das Buch von C. Willis „Das Gesetz des Aussätzigen“ empfehlen. In diesem Buch wird das Thema ausführlich behandelt und erklärt, was die Vorschriften für uns bedeuten.