Jesus Christus
Christus, der einsichtige Knecht: Gedanken zu Jesaja 52,13-15
Einsichtiges Handeln
Normalerweise ist es bei einem Knecht so, dass er nicht unbedingt die Zusammenhänge seiner Arbeit versteht. Das ist auch im Allgemeinen gar nicht notwendig. Wichtig ist nur, dass er die ihm zugeteilte Arbeit treu und gewissenhaft ausführt.
Ganz anders war es beim Herrn Jesus: Er hatte völlige Einsicht in die Gedanken Gottes und das prägte sein ganzes Handeln. Er handelte in allen Situationen in absoluter Übereinstimmung mit Gott. Beispielsweise war das der Fall, als Er in göttlicher Autorität die Geldwechsler aus dem Tempel trieb; ebenfalls handelte Er in völliger Übereinstimmung mit Gott, als Er in stiller Anteilnahme ein Mut machendes Wort an die Witwe aus Nain richtete, die gerade ihren einzigen Sohn zu Grabe trug (Lk 7,13). Er handelte einsichtig, als Er eine sehr deutliche Ansprache an die Volksmenge über die schlimme Heuchelei der Pharisäer hielt (Mt 23), und ebenso auch, als Er sich dem geheilten Blindgeborenen zuwandte, den die Schriftgelehrten in unbändigem Hass und Neid aus der Synagoge und damit in die soziale Isolation geworfen hatten (Joh 9,35ff).
Dem Herrn Jesus waren alle Details des göttlichen Heilsplans bekannt – das schloss natürlich auch Golgatha ein. Ihm war von Anfang an bewusst, dass Er als das Lamm Gottes zur Sünde gemacht werden musste. Und trotzdem war Er bereit, diesen so schweren Weg bis zum Letzten zu gehen. In allem gab Er sich in vollkommenem Gehorsam seinem Gott hin – in seinem Leben und in seinem Tod. Wie schwer muss es für den Herrn Jesus gewesen sein, in der völligen Vorkenntnis seiner Leiden hier auf der Erde zu leben. So sagte Er einmal: „Jetzt ist meine Seele bestürzt, und was soll ich sagen? Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch darum bin ich in diese Stunde gekommen“ (Joh 12,27).
Im Garten Gethsemane wird seine Vorkenntnis aller Dinge besonders deutlich: Dort rang Er im Gebet. Sein innerer Kampf und die Leiden seiner Seele wurden sogar in körperlichen Symptomen sichtbar, indem sein Schweiß wie große Blutstropfen wurde, die auf die Erde herabfielen (Lk 22,44). In diesen Momenten standen die Sühnungsleiden der drei Stunden der Finsternis vor Ihm. Ihm war klar, dass Er als der Reine und Heilige mit unseren Sünden von Gott gestraft werden würde. Ihm war in ganzer Tiefe bewusst, wie furchtbar das Gericht des heiligen Gottes über Sünde ist. Wie Gott hasste Er die Sünde. Dazu kam, dass Er in diesen schrecklichsten Momenten seines Lebens ganz allein in völliger Dunkelheit zwischen Himmel und Erde hängen und von Gott verlassen sein würde. Können wir ein wenig erahnen, was das für den Herrn Jesus als den einsichtigen Knecht bedeutet haben muss?! Gibt es eine angemessenere Antwort auf diese Liebe, als darüber (an)betend nachzudenken?
Erhoben, erhöht, sehr hoch
Im zweiten Teil von Jesaja 52,13 spricht Gott über die Folgen des Handelns seines einsichtigen Knechtes. Und da stellt Er uns drei sich steigernde Stufen vor: Erhoben, erhöht und sehr hoch. Das lässt uns an die Erhöhung des Herrn Jesus nach seinem Tod denken. Zunächst ist Er aus den Toten auferweckt worden (= erhoben; Mt 28,6.7), danach hat Gott Ihn verherrlicht und den Himmel geöffnet, als Er in den Himmel aufgefahren ist (= erhöht; Lk 24,51; Apg 3,13; Joh 12,16) und schließlich gab Gott Ihm den Platz zu seiner Rechten (= sehr hoch; Eph 1,20; Heb 1,13).
Hier in diesem Vers sehen wir die Erhöhung des Herrn Jesus, in Jesaja 53 zeigt Gott uns dann die Erniedrigung seines Knechtes. Als der Herr Jesus hier auf der Erde war, hat Er einmal gesagt: „Wer sich selbst erniedrigen wird, wird erhöht werden“ (Mt 23,12). Passt diese Aussage nicht besonders gut zu seinem eigenen Leben?! Er hat sich selbst aktiv erniedrigt. So tief, dass es tiefer nicht mehr ging. Aber anschließend ist Er von Gott selbst erhöht worden (passiv), wie es höher nicht geht. Lies dazu einmal Philipper 2,6-11. Da werden diese beiden Seiten in sehr eindrücklicher Weise vorgestellt: Seine aktive Erniedrigung bis zum schmachvollen Tod am Kreuz einerseits und die höchste Erhöhung von Seiten Gottes andererseits.
Sein entstelltes Aussehen
Diese Stelle spricht auf der einen Seite sicherlich vom äußeren Erscheinungsbild Jesu als Mensch. Die Tatsache, dass Er beständig von der Sünde und ihren Folgen umgeben war, hinterließ bei Ihm offensichtlich sichtbare, körperliche Spuren. Auch die vielen Heilungen von Krankheiten gingen nicht spurlos an Ihm vorbei, sie haben Ihn Kraft gekostet (vgl. Ps 69,10; Jes 53,4; Mt 8,16.17; Mk 6,30). Die Juden sagten einmal zu Ihm: „Du bist noch nicht 50 Jahre alt und hast Abraham gesehen?“ (Joh 8,57). Zu diesem Zeitpunkt war Jesus tatsächlich aber erst Anfang dreißig. Wir können aus diesen Stellen entnehmen, dass Er rein äußerlich schon älter aussah. So sehr haben Ihn sein Leben und sein Dienst als Knecht Gottes körperlich gezeichnet.
Auf der anderen Seite können wir bei diesen Worten aus Jesaja 52,13 auch an die brutalen Misshandlungen durch die Juden denken, die Ihm ins Gesicht schlugen, und durch die römischen Soldaten, die Ihm mit einem Rohrstab auf den Kopf schlugen (Mt 26,67.68; 27,27-31). Wie furchtbar hat diese Tortur sein Angesicht buchstäblich entstellt. Und wie geduldig hat Er auch diese Leiden von Seiten der Menschen ertragen!
Damals verachtet, zukünftig geehrt
Jesaja stellt dieser tiefen Erniedrigung in der Vergangenheit nun die Herrlichkeit des Herrn Jesus in der Zukunft gegenüber. Als Er das erste Mal als Mensch auf der Erde war, um letztendlich am Kreuz von Golgatha zu sterben, lebte Er in Niedrigkeit. Das jüdische Volk verwarf Ihn als Messias. Sie hatten sich ihren König anders vorgestellt. So einen niedrigen und äußerlich unattraktiven König wollten sie nicht. Sie wollten den starken Mann, der sie von der römischen Vorherrschaft befreien würde (vgl. Jes 53,2b). Außerdem bemerkten das jüdische Volk und vor allem auch dessen geistliche Führerschaft, dass der Herr Jesus in seinem Verhalten vollkommen war und seine Zeichen bestätigten, dass Er in der Tat der Sohn Gottes war. Aber statt Ihn im Glauben anzunehmen, brachte es Ihm ihren abgrundtiefen Neid und tödlichen Hass ein. Und das umso mehr, als sein vollkommenes Leben die Bosheit der Menschen ins göttliche Licht stellte. So haben sie Ihn gekreuzigt.
Wenn Jesus Christus aber zum zweiten Mal auf diese Erde kommen wird, dann wird dies in großer Macht und Herrlichkeit geschehen. Das wird nach der Entrückung der gläubigen Christen und am Ende der Drangsalszeit sein. Dann wird Er als König der Könige und Herr der Herren auf die Erde kommen und ganze Nationen und Könige in Staunen versetzen (Off 19,16). Die Menschen werden dann an dem Herrn Jesus Herrlichkeiten sehen und staunend bewundern, die sie sich vorher nicht einmal im Entferntesten vorstellen konnten.
Übrigens: Wir als gläubige Christen müssen nicht bis zu diesem Zeitpunkt darauf warten, Herrlichkeiten des Herrn Jesus zu sehen. Wenn wir betend unsere Bibel lesen, werden wir viele Vorzüge unseres Herrn jetzt schon im Glauben erkennen und uns daran erfreuen können. Lies doch auch unter diesem Aspekt deine Bibel! Dann kannst du den Herr Jesus jetzt schon staunend bewundern und Ihn anbeten.
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