Bibel praktisch

TÜV im Glaubensleben?!

Wenn wir ein Auto besitzen, sind wir es gewohnt, alle zwei Jahre zum „TÜV“ zu müssen – dabei wird die Fahrsicherheit unseres Autos genau untersucht. Falls es irgendwelche Mängel, beispielsweise an den Bremsen oder an der Karosserie, gibt, ist sofort eine Werkstatt aufzusuchen, die die Mängel behebt. Nach einer bestandenen TÜV-Nachprüfung erhält das Auto dann die TÜV-Plakette und damit die Erlaubnis, weiterhin am Verkehr teilzunehmen.

Was hat dieses Beispiel aus dem Alltagsleben mit unserem Leben als Christen im 21. Jahrhundert zu tun? Es kann ja nicht darum gehen, eine „Plakette“ für die nächsten zwei Jahre zu bekommen. Aber wenn wir einmal davon ausgehen, dass die „Alltagstauglichkeit“ unseres Glaubenslebens durchaus „einrosten“, d.h. nachlassen kann, liegt die Notwendigkeit einer solchen Bestandsaufnahme eigentlich auf der Hand. Im Zuge einer (Selbst-)Überprüfung könnten zum Beispiel die folgenden Fragen auf der Liste stehen:

  • Wie sieht es wirklich aus in meinem Leben?
  • Wie starten wir in einen „normalen“ Tag?
  • Wie sieht unser Gebetsleben aus
  • Wissen unsere Mitschüler, Mitstudenten oder Arbeitskollegen, dass wir Christen sind?
  • Wann haben wir das letzte Mal den Namen „Jesus“ vor anderen, die Ihn noch nicht als Heiland kennen, ausgesprochen?

Fragen über Fragen, eine vielleicht unangenehmer als die andere – und die Liste ließe sich noch lange fortsetzen …

 

Wie funktioniert eine solche Bestandsaufnahme?

Bestandsaufnahme heißt, dass ich mich einfach mal rausnehme aus meinem Alltag und die Stille mit Gott suche – vielleicht in meinem Zimmer, vielleicht auf einem langen Waldspaziergang oder während eines Kurzurlaubs im „Nirgendwo“. Einfach mal zur Ruhe kommen und über das eigene Leben und die Ewigkeit nachdenken. Alles, was mir dann durch den Kopf geht, mit meinem Gott besprechen und vor Ihm ausbreiten. Für empfangenen Segen ganz bewusst danken und falsche Entscheidungen oder Sünden, die mir bewusst werden, aufrichtig bekennen.

Bestandsaufnahme heißt aber auch, dass ich einen klaren und unbestechlichen Maßstab für die Überprüfung brauche – nur auf mich allein gestellt, werde ich mich aufgrund meines bösen Herzens immer selbst betrügen (vgl. Jer 17,9). Deshalb noch einmal zurück zur oben genannten „TÜV“-Überprüfung: Der Prüfer hat immer eine sehr helle Lampe dabei und beleuchtet damit den Unterboden, die Achsen, etc. Auch dieser Bereich des „TÜV-Beispiels“ lässt sich gut auf die fällige Bestandsaufnahme in unserem Leben übertragen: Wenn es um unser eigenes Leben geht, neigen wir sehr dazu, nicht so genau hinzuschauen und auch mal „fünfe grade sein zu lassen“. So schlimm wie die anderen Jugendlichen in der Versammlung (Gemeinde) bin ich ja nicht – meine ich. So weltlich gesinnt wie viele andere Christen in meinem Bekanntenkreis bin ich ja nicht – denke ich. Und außerdem: Wenn ich schon das letzte Wochenende beim Evangelisationseinsatz mitgemacht habe, dann kann ich dieses Wochenende doch mal wieder richtig feiern gehen, oder?!

Wäre ich bei der „TÜV“-Überprüfung meines Autos dabei, würde ich versuchen, den Prüfer ein bisschen abzulenken, wenn er zur rostigen Stelle meines Unterbodens kommt – und genauso neige ich auch beim Hören einer Predigt dazu, bei dem Wort, das mir gilt und die „rostige Stelle“ in meinem Glaubensleben anleuchtet, lieber mal nicht so genau hinzuhören …

 

„Auf die Knie und an die Bibel!“ 

So muss also das Motto für die (Selbst-)Überprüfung unseres Glaubenslebens lauten.

Aufrichtiges Gebet, das Ausschütten unseres Herzens, muss neben dem Dank Priorität haben, wenn wir die Stille vor Gott aufsuchen. Vor Ihm können wir nichts verstecken und brauchen wir nichts zu verbergen, auf den Knien hinter verschlossenen Türen oder in der Einsamkeit der Natur hört jede Show auf: Wir danken für die Dinge, für die wir wirklich dankbar sind. Wir bekennen die Sünden, die wir bisher vor Menschen ganz gut verstecken konnten. Wir werfen die Sorgen auf Gott, die uns vielleicht schon lange fertigmachen. Wir weinen über unsere eigene Verdorbenheit und staunen über Gottes Gnade. Wir bewundern seine Liebe und haben Ehrfurcht vor seiner Heiligkeit.

Die Bibel darf auf keinen Fall fehlen, wenn wir die Stille aufsuchen und die Bestandsaufnahme in unserem Leben starten. Sicherlich haben wir im Wort Gottes keine knappe Checkliste vorliegen, die wir in einer halben Stunde durchgehen und „abhaken“ können – aber es kann und darf dennoch keine andere Grundlage und keinen anderen Maßstab für unsere Bestandsaufnahme geben als dieses ewig gültige und unbestechliche Wort Gottes (lies dazu Hebräer 4,12 und 13). Vielleicht dauert unsere Bestandsaufnahme dann eben so lange, bis wir das Neue Testament (noch einmal) betend durchgelesen haben und so „wieder sehend“ werden, d.h. den göttlichen Maßstab für unser Leben neu realisieren.

 

Zu viele Mängel gefunden – was nun?

Auch an dieser Stelle komme ich noch einmal auf das „TÜV-Beispiel“ zurück: Falls das Auto beim TÜV durchfällt und sich die Reparatur nicht mehr lohnt, bleibt dem Besitzer nichts anderes übrig, als sich davon zu trennen und ein neues Auto anzuschaffen. So einfach funktioniert das in unserem Glaubensleben natürlich nicht – aber auch die Bibel spricht davon, dass es im Leben von Menschen bzw. Gläubigen einen „Neustart“ geben kann: In Jeremia 4,3 fordert Gott sein Volk auf: „Pflügt euch einen Neubruch (d.h. einen neu angelegten Acker)!“ Wenn also in unserem Leben einige „Roststellen“ auftauchen und so mancher Lebensbereich nicht mehr dem biblischen Standard entspricht, wollen wir – mit Gottes Hilfe – die Kruste der alten Gewohnheiten aufbrechen (oder „umpflügen“) und neu durchstarten.

 

Wozu das Ganze?

Wir wissen nicht, wie viel Zeit uns noch auf dieser Erde bleibt. Wir stehen alle an der Schwelle zur Ewigkeit – zum einen kann jeden Moment die Entrückung stattfinden, zum anderen hat niemand von uns Macht über den Tag seines Todes. Wenn wir uns diese Faktenlage bewusst machen und einmal in der Stille auf uns einwirken lassen, kann unser Leben vermutlich nicht so weiterlaufen wie bisher. Dabei wollen wir nach erfolgter Bestandsaufnahme weniger nach hinten als vielmehr nach vorne blicken: Wir folgen dem Herrn Jesus nach, der sein Leben für uns gegeben hat! Dabei schauen wir auf seine Fußstapfen und bleiben nahe bei Ihm. Er ist der Kommende, deshalb erwarten wir Ihn täglich. Und solange wir noch hier sind, heißt es: „Handelt, bis ich komme!“ (Lk 19,13).

 

Nun aufwärts froh den Blick gewandt und vorwärts fest den Schritt.

Wir gehn an unsers Meisters Hand und unser Herr geht mit.

Vergesset, was dahinten liegt und euer Herz beschwert!

Was ewig euer Herz vergnügt, ist wohl des Opfers wert.

 

 

Vers für ein Bild:

„Er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist“ (2. Korinther 5,15).