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Nicht erschrecken lassen

Als die ersten Christen damals in Thessalonich wegen ihres Glaubens bedrängt wurden, gab es Stimmen, die sagten: Der Tag des Herrn ist gekommen, die Zeit des Gerichts hat angefangen! – Man kann sich gut vorstellen, dass die Gläubigen teilweise sehr verunsichert waren. Doch der Apostel Paulus klärte sie auf und beruhigte sie. Auch heute können uns Nachrichten erreichen, die uns irreführen und beunruhigen können. Manchmal kann das auch von Personen kommen, die wir sehr schätzen. Wie gehen wir damit um?

Verfolgungen und Notsituationen sind eine große Herausforderung. Wenn dazu noch Einflüsse kommen, die die Gläubigen „in der Gesinnung erschüttern“ und „erschrecken“ lassen (vgl. 2. Thes 1,4; 2,2), kann es für unseren Glauben gefährlich werden. Von Verfolgungen kennen wir heute in Westeuropa wenig. Dennoch verspüren wir durch die Pandemie und die entsprechenden Verordnungen einen gewissen Druck, der vielerorts Unruhe und Konflikte auslöst. Die Bandbreite ist groß: Bei einigen kommt die Frage auf, ob wir nicht schon in der „Drangsalszeit“ angekommen sind. Andere sind äußerst skeptisch: Sie verweigern einen Corona-Test, weil sie befürchten, Teil einer total kontrollierten Gesellschaft zu werden. Bei vielen geht die Angst um, sich zu infizieren. Deshalb setzen sie sich und andere unter Druck – teilweise ohne Rücksicht auf (geistliche) Verluste. Wie können wir in dieser Situation dafür sorgen, dass wir im Glauben fest stehen und Frieden haben?

 

Aktuelle Nachrichten …

Es gibt Christen, die die täglichen Nachrichten geradezu aufsaugen. Wer gut informiert ist, wird gut durch die Krise kommen, meinen sie. Aber dass die Medien nicht immer objektiv berichten und zudem Experten gegensätzliche Positionen vertreten, werden die meisten längst gemerkt haben. Zudem sollte man nicht übersehen, dass uns die Medien in unserem Denken beeinflussen und wir Weltanschauungen übernehmen können, die nicht mit dem Wort Gottes übereinstimmen („Hauptsache gesund“, „lange leben“ etc.). Die ständige Beschäftigung mit der Pandemie macht uns jedenfalls nicht ruhig, im Gegenteil: Angst und Unsicherheit machen sich schnell breit und verdrängen das stille Vertrauen auf Gott (Ps 62,2).

 

… oder Trost aus der Bibel?

Wie wichtig, dass wir in bewegten Zeiten nicht ins Schleudern geraten. Der Apostel Paulus hatte für die Gläubigen in Thessalonich ein effektives „Sicherheitskonzept“, das Herz und Verstand schützte bzw. wieder ins Gleichgewicht brachte. Schauen wir uns dazu fünf Impulse aus dem zweiten Brief an: 

 

1.     „Haltet die Überlieferungen“ (Kap. 2,15)

Wenn Paulus dazu auffordert, die Überlieferungen zu halten, dann meint er natürlich nicht menschliche Traditionen, sondern göttliche Unterweisungen, die er mündlich und schriftlich übermittelt hatte. Wenn es zum Beispiel um die zukünftigen Entwicklungen in dieser Welt geht, so hat Gott uns nicht im Unklaren gelassen. Allein 2. Thessalonicher 2,3-12 enthält wichtige Mitteilungen darüber, was geschehen muss, bevor der Antichrist offenbar werden kann. Zuerst muss der Abfall kommen, und dieser wiederum kann erst kommen, wenn der Heilige Geist „aus dem Weg“ ist, das heißt, wenn die Versammlung (Gemeinde), bestehend aus allen wiedergeborenen Gläubigen, in den Himmel entrückt worden ist. Zu den „Überlieferungen“ gehören im weiteren Sinn auch die prophetischen Bücher des Alten Testaments, von denen besonders die Kapitel 9 und 11 des Propheten Daniel detaillierte Beschreibungen zukünftiger Ereignisse enthalten. Außerdem hat Gott uns das Buch der Offenbarung gegeben, in dem es heißt: „Glückselig, der die Worte der Weissagung dieses Buches bewahrt“ (Kap. 22,7).

Das Wort Gottes ist durch nichts zu ersetzen, wenn wir Licht für unseren Weg haben wollen und das Hier und Heute richtig einordnen wollen: „Aus deinen Vorschriften empfange ich Einsicht“ (Ps 119,105). Das können selbst die besten und objektivsten Medien, die es heute kaum noch gibt, nicht bieten. Auch die weiteren Ermutigungen aus dem 2. Thessalonicherbrief findet man nur in Gottes Wort, nicht jedoch in digitalen oder sonstigen Medien.

 

2.     Erwählt zur Errettung (Kap. 2,13)

Viele befürchten, dass die Gläubigen der Gnadenzeit zumindest teilweise die sogenannte Drangsalszeit erleben werden. Sie bereiten sich jetzt schon innerlich auf die Gerichtsperioden vor, von denen die Offenbarung berichtet. Doch gibt es nicht viele Gründe, die dafür sprechen, dass die Entrückung der Gläubigen vor der Gerichtsperiode stattfinden wird?[1]

Allein die Aussage, dass Gott uns „von Anfang zur Errettung erwählt hat“, macht uns ruhig. Der Zusammenhang macht klar, dass nicht allein die Rettung unserer Seelen gemeint ist, sondern die Rettung im vollumfänglichen Sinn, den Körper eingeschlossen. Wir sind dazu berufen, die Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus zu erlangen (V. 14). Was für eine „gute Hoffnung“ (V. 16) ist uns, den gläubigen Christen, geschenkt!

Wenn wir heute in irgendeiner Form unter Druck geraten – und sei es in Form einer Pandemie –, dann wissen wir, dass Gott nicht nur zu den Ungläubigen spricht. Er, der ohne Ansehen der Person richtet, will mit solchen Situationen zugleich seine Kinder erziehen. Allerdings ist eins sicher: Niemals wird uns Gottes Zorn treffen! Am „Tag seines Zorns“ (Off 6,17), wenn Gott die Welt und das Volk Israel richtet, werden wir längst im Himmel sein. Die Gläubigen der Gnadenzeit sind nämlich „nicht zum Zorn gesetzt, sondern zur Erlangung der Errettung durch unseren Herrn Jesus Christus“ (1. Thes 5,9). Wir erwarten unseren Herrn und seine Rettung, das ist die Entrückung.  Dann wird Er uns umgestalten, damit wir Ihm gleich seien (Phil 3,20.21). Herrliche Berufung! Wer daran festhält, wird sich von angsteinflößenden Nachrichten nicht erschrecken lassen.

 

3.     Von Gott geliebt (Kap. 3,5)

Wenn Gottes Hand schwer auf uns lastet, kann es sein, dass wir uns eher bedroht als geliebt fühlen. Dann ist es besonders nötig, dass unsere Herzen zu der Liebe Gottes gerichtet werden, von der uns nichts scheiden kann! Wir haben auch keinen Grund, an Gottes Liebe zu zweifeln – Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns hingegeben. Und Er wird uns mit Ihm alles schenken (Röm 8,32)! Ob Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft – wir werden unveränderlich geliebt! Wir müssen die Strahlen dieser Liebe nur in unsere Herzen fallen lassen.

Bemerkenswert, dass es hier der Herr selbst ist, der unsere Herzen zu der Liebe Gottes richten will. Es ist so, als ob Er aus eigener Erfahrung eine Empfehlung aussprechen würde. Dabei denken wir an sein Leben hier auf der Erde, wo Er abgelehnt wurde und gehasst war. Doch zugleich erfüllte Ihn eine tiefe Freude, weil Er in der Liebe seines Vaters blieb (vgl. Joh 15,10).

Wer sich bewusst ist, ein geliebtes Kind Gottes zu sein, wird glücklich und zufrieden seiner täglichen Arbeit nachgehen (2. Thes 2,16.17). Im Bereich der Liebe Gottes strebt niemand nach Anerkennung und leidet niemand an Minderwertigkeitsgefühlen. Dort regiert nicht das Ich, sondern dort strömt die Liebe zu anderen aus (2. Thes 1,3). – Lass dir dein Herz (neu) zu der Liebe Gottes richten!

 

4.     Christus harrt aus (Kap. 3,5)

In Krisenzeiten gilt es auszuharren, Geduld und Ausdauer zu zeigen. Das mag anstrengend sein, zumal Geduld und Ausharren nicht in unsere schnelllebige Zeit passen. In einer Gesellschaft, die von (angeblicher) Freiheit und Selbstbestimmung gekennzeichnet ist, werden Einschränkungen mitunter als unerträglich empfunden. Doch für die gesunde geistliche Entwicklung der Gläubigen ist Ausharren notwendig. Gerade in schwierigen Umständen zeigt sich, aus welcher Kraft wir leben – ob aus eigener Kraft oder aus der Kraft Gottes.

Hier nun wird unser Augenmerk auf das „Ausharren des Christus“ gelenkt. Auch Er harrt also aus und darin ist Er unser Vorbild. Dabei geht es nicht um das Ausharren Jesu, also wie Er sich in seinem Leben auf der Erde verhalten hat, sondern um Christus im Himmel. Bis heute wird Er verworfen, bis heute heißt es in der Welt: „Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche“ (Lk 19,14). Deshalb harrt Christus aus – bis zu dem Augenblick, wo „seine Feinde hingelegt sind zum Schemel seiner Füße“ (Heb 10,13).

Was unseren Herrn an Ablehnung trifft, trifft auch uns – und umgekehrt. Er harrt aus und wir harren aus. Darin haben wir Gemeinschaft mit Ihm. Und was uns dabei besonders glücklich macht, ist die Tatsache, dass unser Ausharren ein „Ausharren der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus“ ist (1. Thes 1,3). Er kommt bald, um uns zu sich zu entrücken, denn Er will uns bei sich haben. Darauf wartet Er mehr als wir! Im Licht unserer herrlichen Zukunft bei Ihm im Himmel ist jede Lebenslast „schnell vorübergehend“ und „leicht“ (2. Kor 4,17). Es lohnt sich auszuharren, denn bald haben wir unser Ziel erreicht.

 

5.     Der Herr des Friedens (Kap. 3,16)

Hier stellt sich der Sohn Gottes als „Herr des Friedens“ vor. „Er selbst“ kümmert sich um uns. „Er selbst“ wird tätig, weil Ihm daran liegt, uns Frieden zu geben. Aus eigener Erfahrung wissen wir, wie schnell der innere Frieden abhandenkommt, wenn uns Schreckensbotschaften erreichen. Doch der Herr will uns seinen Frieden geben (Joh 14,27). Er weiß, wie nötig wir diesen Frieden „allezeit“ haben. Unsere Herzen sollen immer mit Gott im Einklang sein, damit wir uns nicht in Probleme hineinsteigern und die Sorgen uns aufreiben. Dabei ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir Ja zu seinen Wegen sagen.

Noch etwas: Der Friede soll uns „auf alle Weise“ geschenkt werden. Also nicht nur persönlich, sondern auch untereinander. In jeder Beziehung muss dieser Friede uns leiten. Wie nötig ist der Friede des Herrn im Miteinander der Gläubigen, gerade jetzt, wo die Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen unterschiedliche Reaktionen auslöst! In solchen Tagen soll uns der Wunsch aus dem Judasbrief (V. 2) begleiten:

 

„Barmherzigkeit und Friede und Liebe sei euch vermehrt.“

 

„Er wird sich nicht fürchten vor schlechter Nachricht;

fest ist sein Herz, es vertraut auf den HERRN.“

Ps 112,7

 



[1] Wer sich (noch einmal) damit befassen möchte, sei auf den Artikel „Entrückung vor der Drangsalszeit?“ verwiesen, der in Heft 07/2012 erschienen ist. Noch ausführlicher wird dieses Thema in dem Buch Erleben Christen die Drangsalszeit? von Manuel Seibel behandelt (erhältlich beim Herausgeber von Folge mir nach).