Glaube im Alltag

Dienst für den Herrn – auch bei Gegenwind

Dem Herrn zu dienen ist eine schöne Herausforderung für junge und ältere Christen. Es gibt Hindernisse in unserem eigenen Leben, die den Dienst lähmen können. Aber zuweilen gibt es auch andere, die uns Steine vor die Füße werfen. Wie reagieren wir dann? Lasst uns von David lernen!

 

Und David sprach: Was habe ich nun getan? Ist es nicht der Mühe wert [Ist es nicht ein Auftrag? Oder: Es ist ja nur ein Wort]“

(1. Sam 17,29)

 

Wahrscheinlich hast du das auch schon mal erlebt: Ein jüngerer Christ übernimmt eine Aufgabe im Dienst für den Herrn. Vielleicht, indem er oder sie Kinderarbeit macht, bei christlichen Freizeiten mitwirkt, Kalender verteilt oder als junger Bruder in den Zusammenkünften ein Lied vorschlägt, ein Gebet spricht oder einen Wortbeitrag leistet. Und dann kommen andere – vielleicht gleichaltrige – Christen und stoßen ihn durch ihr Verhalten vor den Kopf.

 

Der Zorn Eliabs

Ähnlich ist es David ergangen, als er in das Militärlager der Israeliten kam und sein ältester Bruder Eliab ihn heftig attackierte (Kap. 17,28). Dabei war David doch dahin gekommen, weil sein Vater Isai ihm den Auftrag gegeben hatte, seinen Brüdern etwas Verpflegung zu bringen. Dass für Gott dieser scheinbar kleine Auftrag der Ausgangspunkt war, um daraus etwas Großes zu machen (nämlich Davids Kampf gegen Goliath), konnten Isai, David und auch seine Brüder noch nicht wissen.

 

Kleine und große Aufgaben treu ausführen!

Für David war dieser Auftrag jedenfalls nicht zu gering. Gehorsam war er losgezogen. Das ist insofern bemerkenswert, als David ja bereits von Samuel zum König gesalbt war, vorher schon Aufgaben im Palast Sauls übernommen hatte und dessen Waffenträger geworden war (Kap. 16). Wir würden sagen, er war eigentlich schon an größere Aufgaben gewöhnt.

Für uns ist das ein wichtiger Hinweis. Der Herr Jesus kann jemandem heute Aufgaben geben, die aus unserer Sicht groß sind, morgen gibt er ihm wieder Aufgaben, die wir (vielleicht zunächst) eher als klein einstufen. Die Erfüllung eines Dienstes bewertet Er aber nicht nach der augenscheinlichen „Größe“ der Aufgabe, sondern nach der Treue und Abhängigkeit, mit der sie ausgeführt wird.

 

Wenn dir falsche Beweggründe unterstellt werden ...

Als David dann im Lager ankam, unterstellte Eliab ihm falsche Beweggründe und warf ihm sogar Bosheit und Vermessenheit vor. Man kann sich gut vorstellen, dass David das Verhalten Eliabs als eine ziemlich „harte Landung“ empfunden haben musste. Aber wieso reagierte Eliab so harsch auf die vorbildliche Dienstbereitschaft Davids? Wir wollen uns ein paar mögliche Gründe anschauen:

  1. Neid: Eliab war der älteste der Söhne Isais. Als Samuel in Isais Haus kam (1. Sam 16,6) um Sauls Nachfolger zu salben, hatte er sich sicherlich Hoffnungen gemacht, die Wahl würde auf ihn fallen. Aber Gott hatte – entgegen der menschlichen Logik – David auserwählt. Vielleicht hatte das bei Eliab unterschwellig Neid ausgelöst. Als David nun in treuer Pflichterfüllung ins Lager kam und sich unerschrocken nach dem Kampf gegen Goliath erkundigte, kam dieser Neid zutage.
    Auch unsere alte Natur kann uns dazu bringen, neidisch auf andere zu werden, denen Gott eine Aufgabe gibt (und die vielleicht auch mutiger sind als wir). Neid, weil man sich zurückgesetzt fühlt, ist eines der ältesten Probleme der Menschheit (z.B. Kain oder Josephs Brüder).
  2. Menschliche Beurteilung: Eliab bewertete die Aufgaben, die der junge David bisher im Bereich der Herde seines Vaters erfüllt hatte, geringschätzig. Mehr als „die wenigen Schafe“ (1. Sam 17,28) zu hüten, traute Eliab David offenbar nicht zu. Was er aber offensichtlich nicht bemerkt (oder aber ausgeblendet) hatte, waren der Mut, die Treue und die Zuverlässigkeit, mit denen David diese Aufgaben wahrgenommen hatte. Beim Hüten der Schafe, als er den Bären und den Löwen besiegte (Kap. 17,34-36), hatte er sich bewährt. Deshalb konnte Gott ihm jetzt auch andere Aufgaben übergeben.
    Der Herr allein kann beurteilen, ob jemand Fähigkeiten und Kraft für einen bestimmten Dienst hat. Was ihm fehlt, wird Er ihm geben. Unser menschliches und oft sehr skeptisches Urteil ist da nicht maßgebend. Das heißt natürlich nicht, dass wir Rückmeldungen vonseiten anderer Gläubiger nicht ernst nehmen sollen. Als Betroffene wollen wir immer davon ausgehen, dass sie uns mit Wohlwollen gegenüberstehen und uns helfen wollen. Für Verheiratete sollten ihre Ehepartner diese konstruktiv kritische Funktion wahrnehmen.
  3. Unterstellung: Wenn Eliab sagt: „denn um den Kampf zu sehen, bist du herabgekommen“, dann ist das eine Unterstellung, die nicht der Wahrheit entsprach. Woher wollte Eliab wissen, aus welchen Motiven David ins Lager gekommen war?
    Oft interpretieren wir das Handeln anderer auf der Basis unserer eigenen kritischen Einschätzung und schließen dann auf die Motivation für ihren Dienst. Wir können anderen aber weder hinter die Stirn noch ins Herz schauen. Paulus sagt in 1. Korinther 4, 5: „So urteilt nicht etwas vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der Finsternis ans Licht bringen und die Ratschläge der Herzen offenbaren wird; und dann wird jedem sein Lob werden von Gott.“ Nur unser Meister selbst ist in der Lage zu beurteilen, aus welcher Motivation heraus jemand einen Dienst für ihn tut. Uns steht das nicht zu. Leider kommt es aber vor, dass gerade jüngere Gläubige, die treu eine Aufgabe für den Herrn ausführen wollen, z.B. als „geistliche Streber“ abgestempelt werden.[1]

 

Habe ich einen Kritikgeist?

Wir wollen uns alle fragen, ob wir uns nicht auch manchmal wie Eliab verhalten. Lasst uns bewusst sein, dass ein solches Verhalten nicht nur den Herrn Jesus als den Auftraggeber verunehrt, sondern auch sehr entmutigend und verletzend für diejenigen ist, die den Dienst ausüben. Vergessen wir nicht, wie viel Überwindung es für einen jungen Bruder kosten kann, zum ersten Mal in den Zusammenkünften ein Gebet zu sprechen. Oder, dass die Mitarbeit bei Freizeiten Verzicht auf anderen Erholungsurlaub bedeutet. Die Liste der Beispiele ließe sich sicherlich erweitern. Wir wollen andere im Dienst möglichst ermuntern und nicht frustrieren. Leider gibt es auch heute noch Beispiele, dass jüngere Christen (und hier meine ich ausdrücklich Brüder und Schwestern) für geistlichen Einsatz kritisiert und nicht ermutigt werden.[2]

Für diejenigen, die mit solch einer Reaktion auf ihren Dienst konfrontiert werden, ist das weitere Verhalten Davids sehr ermunternd und vorbildlich. Wir hätten an seiner Stelle wahrscheinlich mit gleichen Waffen zurückgeschlagen. David hätte Eliab entgegengehalten können, dass Samuel ihn und nicht Eliab gesalbt hatte. Oder dass David und nicht Eliab Waffenträger bei Saul war.[3] Aber David erwidert nur, dass der Auftrag seines Vaters für ihn „der Mühe wert ist“.[4]

 

Weiter mutig dienen!

Danach wendet David sich (ohne eine unfreundliche Bemerkung zu machen) einfach ab. Das ist Demut. Demut zeigt sich auch darin, dass er nicht beleidigt nach Hause geht, sondern im Lager bleibt. Aber es kommt noch etwas hinzu. David wird nun nach und nach klar, dass Gott noch eine größere Aufgabe für ihn hat und ihn als Werkzeug gegen Goliath benutzen will. Wenn der kleine Auftrag seines Vaters für ihn schon der Mühe wert war, wieviel mehr dann der große Auftrag, gegen Goliath zu kämpfen. Was Eliab oder die anderen im Lager darüber denken würden, war für ihn nicht entscheidend.  

 

Wir wollen aus dieser Begebenheit zwei Dinge lernen:

  1. Wenn der Herr anderen eine Aufgabe gibt, wollen wir nicht menschlich und fleischlich darauf reagieren Wir könnten dadurch das Wirken des Heiligen Geistes bei anderen auslöschen (vgl. 1. Thes 5,19).
  2. Wenn der Herr dir eine Aufgabe gibt, dann lass dich durch solche Reaktionen nicht abschrecken, auch wenn sie vielleicht von deinen Freunden oder Freundinnen kommt. Lass dich auch nicht dadurch provozieren. Wenn du nicht weißt, wie du damit umgehen sollst, dann bring es ins Gebet vor den Herrn. Manchmal ist es auch hilfreich, sich an ältere Geschwister zu wenden, von denen du dir vorstellen kannst, dass sie so etwas vielleicht auch schon mal erfahren haben.  Letztlich soll das Ergebnis so sein wie bei David: „Dein Knecht will gehen“ (V. 32).

 



[1] Es gibt natürlich Fälle, bei denen Gott am Verhalten eines Dieners offenbar macht, dass er mit unlauterer Motivation handelt, denken wir an den bösen Knecht in Matthäus 24,48.49.
[2] Diesen Punkt muss man nicht auf Jüngere beschränken. Auch solche, die schon lange im Dienst stehen, haben das schon erlebt.
[3] Bei alledem wollen wir uns als Diener immer etwas von unseren Mitgeschwistern sagen lassen. Vielleicht bin ich jemand mit großem Sendungsbewusstsein? Oder ich tue mich schwer damit, mir etwas sagen zu lassen? Vergiss nicht, dass der Herr Dir nicht grundlos Mitgeschwister als Hilfe und auch zur Korrektur zur Seite gestellt hat. Wir wollen bei anderen, die uns etwas sagen, immer die besten Beweggründe unterstellen.
[4] Ob er die Aussage in Vers 29 öffentlich gemacht hat oder nur zu sich selbst gesprochen hat, kann man letztendlich vielleicht nicht entscheiden.