Jesus Christus

Christus ähnlicher werden – wie geht das?

Einmal kam ein Missionar zu einem Eingeborenenstamm irgendwo in Afrika. Er trommelte alle Menschen zusammen und erzählte vom Leben des Herrn Jesus. Dabei beschrieb er die wunderbaren Eigenschaften des Herrn, wie Er zu seinen Mitmenschen war und wie Er ihnen immer und überall half.

 

Einer der Eingeborenen sagte zu dem Missionar: „Den kennen wir. Du redest von dem Arzt, der früher oft in unser Dorf kam, um uns zu helfen.“ Da wird der Herr in seinen Eigenschaften beschrieben – und die Zuhörer dachten, es gehe um diesen Arzt. Was für ein „Brief Christi“ war dieser Arzt (vgl. 2. Kor 3,3)!

Manchmal vergessen wir als Gläubige, dass Gott ein großes Ziel mit uns hat: Wir als seine Kinder sollen dem Herrn Jesus gleichförmig werden (Röm 8,29; Phil 3,21; 1. Joh 3,2). Gott möchte den Himmel mit Menschen bevölkern, die Ihn in ihren Eigenschaften an seinen Sohn erinnern, ja, die dem Bidl seines Sohnes gleichförmig sind (Röm 8,29). Das wird mit der Entrückung – in einem Herrlichkeitskörper und ohne Sünde – Wirklichkeit werden. Doch auch schon jetzt ist es das Ziel des Heiligen Geistes, uns in unserem praktischen Leben im Jahre 2020 dem Herrn Jesus ähnlicher zu machen. Dieses Ziel strebte auch der Apostel Paulus bei den Galatern an: In ihnen sollte Christus Gestalt gewinnen (Gal 4,19).

Wie können wir in unserem Alltagsleben dem Herrn Jesus ähnlicher werden und somit Gott erfreuen? Durch Anschauen und Nachahmen! Das Geheimnis dieses Verwandlungsprozesses lesen wir in 2. Korinther 3,18: „Wir alle aber, mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauend, werden verwandelt in dasselbe Bild.“

Im Folgenden wollen wir den Herrn auf dieser Erde begleiten und dabei seinen Blick, seine Worte, seine Taten und seine Wege betrachten. Das tun wir mit dem Ziel, Ihm ähnlicher zu werden.

 

1.     Sein Blick

  • Matthäus 9,36: Der Herr sah die Volksmenge, dass sie erschöpft und ohne Orientierung waren. Er ging nicht unbeteiligt an ihnen vorbei. – Was empfindest du, wenn du jeden Tag mit Nachbarn, Klassenkameraden, Kommilitonen und Arbeitskollegen zu tun hast, die noch nicht auf dem Weg in den Himmel sind? Bist du wie ein Arzt, der das Medikament kennt und dennoch den Todkranken nichts davon erzählt?
  • Lukas 19,5: Der Herr blieb trotz der vielen Menschen um ihn herum stehen und blickte nach oben in den Baum – zu Zachäus, dem kleinen, von den Juden verachteten Zöllner. Mit solchen Leuten wollten sie nichts zu tun haben, weil sie im Dienst der herrschenden Römer tätig waren. – Hast du ein Auge für Außenseiter: in der Schule, an der Uni, in der Nachbarschaft oder unter deinen Glaubensgeschwistern? Siehst du solche, die alleine stehen?
  • Markus 5,38.39: Der Herr Jesus sah, als die Menschen um Ihn herum weinten. Er hatte ein Auge für ihre Tränen und den Grund ihres Weinens. – Bemerkst du ebenfalls, wenn deine Geschwister oder Mitmenschen in Not sind oder eine Ermunterung brauchen? Der Herr Jesus sah solche Bedürftigen sogar in Umständen, in denen Er selbst mit sich selbst genug zu tun gehabt hätte: Als Er am Kreuz hing, kümmerte Er sich um seine Mutter und vertraute sie seinem Jünger Johannes an (Joh 19,26)!

 

2.     Seine Worte

  • Lukas 4,22: In der Synagoge waren alle verwundert wegen der Worte der Gnade, die Jesus sprach. Worte der Gnade – was können wir uns darunter vorstellen? Sie waren geprägt durch liebevolle Zuwendung. Streitsucht (Phil 2,3), Lästerung und schändliches Reden (Kol 3,8), ungeziemende Witzelei (Eph 5,4), spitze Bemerkungen (Eph 4,29) und Wut (Gal 5,20) waren dem Herrn Jesus fremd. Er war jemand, bei dem Kinder bereitwillig und gerne auf die Arme gingen – Er muss wunderbar mit ihnen gesprochen haben.
  • Johannes 8,25: Bei dem Herrn Jesus gab es niemals einen Unterschied zwischen seinen Worten und der Wahrheit. Er kann sich selbst die Wahrheit nennen (Joh 14,6), in Ihm gab es keine Lüge. – Wie gehst du mit der Wahrheit um? Notlügen, halbe Wahrheiten, Verschleierungen (Beispiel: „Ich habe heute keine Zeit“ ist schnell ausgesprochen, aber in Wirklichkeit ist „Ich habe dazu keine Lust“ der eigentliche Hauptgrund) und das Verbreiten von Gerüchten hat man beim Herrn Jesus niemals gefunden.
  • Matthäus 4,4.7.10: Als der Herr vom Teufel versucht wurde, kam Er nie in Verlegenheit. Immer hatte Er das passende Bibelwort parat. – Wohnt das Wort des Christus reichlich in dir (Kol 3,16), so dass auch du es in schwierigen Situationen parat hast – zum Beispiel dann, wenn  Ungläubige schwierige Fragen stellen?

 

3.     Seine Taten

  • Markus 1,40-42; 8,6: Der Herr benutzte seine Hände, um damit Gutes zu tun. Hier geht es um das innerlich bewegte Anrühren eines Kranken und um das Austeilen des Essens für die mindestens 5000 Menschen. – Liegen deine Hände untätig im Schoß oder nutzt du sie zur Ehre des Herrn? Epheser 4,28 sagt, dass ehemalige Diebe nun das Gute mit ihren Händen wirken sollen. Es gibt unzählige Aufgaben im Reich Gottes, die du mit deinen Händen tun kannst.
  • Markus 11,15: Der Herr warf die Tische der Händler und Wechsler um und trieb die betreffenden Personen aus dem Tempelbezirk. Bei aller Sanftmut, die Ihn immer kennzeichnete, musste Er hier Zucht üben, weil es um die Ehre Gottes ging. Bei der Heiligkeit Gottes und seines Hauses (Ps 93,5) ging der Herr Jesus keine Kompromisse ein. – Hast du auch schon einmal kompromisslos aufgeräumt – in deinem Zimmer, in deinem Herzen, in deinem Leben? Ich erinnere mich an einen Tag in meiner Jugendzeit, an dem ich alle Filme und Musik, die mich verunreinigten, gepackt und in die Mülltonne geworfen habe. Übrigens: Viele Erweckungen in der Bibel begannen mit einer großen Aufräumaktion (beispielsweise Gideon in Richter 6 und Josia in 2. Könige 23)!

 

4.     Seine Wege:

  • Lukas 2,42.49: Der Knabe Jesus folgte seinen Eltern zu Fuß zum Tempel und blieb dort. Sein Weg führte Ihn immer dorthin, wo Er mit Gott Gemeinschaft haben konnte. Der Wunsch, im Haus seines Vaters zu sein, galt für Ihn mehr als seine familiären Beziehungen. – Gehst du auch nur dorthin, wo Gott dich hinführt? Ist es dein Wunsch, dich dort aufzuhalten, wo der Herr seine Gegenwart verheißen hat (vgl. Mt 18,20)? Auch dann, wenn Kommilitonen, Kollegen oder Schulkameraden wieder einmal eine freundliche Einladung aussprechen?
  • Markus 1,35: „Und frühmorgens, als es noch sehr dunkel war, stand er auf und ging hinaus; und er ging hin an einen öden Ort und betete dort.“ Beim Herrn Jesus gab es kein Ausschlafen bis mittags, kein Müßiggang an Feiertagen, kein unnützes Herumlungern und auch kein „Chillen“. Wenn Er „auftankte“ – das geschah jeden Morgen – suchte Er einen ungestörten Ort auf. Und dann begann sein Tagwerk: Bis zum Abend war Er unterwegs. Kein Weg war Ihm zu weit, um „wohltuend und heilend“ tätig zu sein. – Gibt es Tage, an denen du dich abends hinlegst und dich fragst, was von diesem Tag in der Ewigkeit wieder zu sehen ist? Natürlich geht es nicht darum, etwas zu tun, nur um tätig zu sein – aber bezüglich der Bereitschaft, 24/7 (24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche) Gott dienen zu wollen, ist der Herr Jesus das große Vorbild!

 

5.     Sein Hören

  • Lukas 24,17: Der Herr Jesus stellt eine Frage und hört den beiden enttäuschten Jüngern zu, die auf dem Weg nach Emmaus waren. Zuhören fällt uns oft schwer. Der Herr konnte gut zuhören. Er nahm sich oft die Zeit, sich die Nöte und Sorgen der Menschen anzuhören, die zu ihm kamen. Unvorstellbar, dass Er ungeduldig wurde oder jemandem ins Wort fiel. Er interessierte sich für seine Mitmenschen und für das, was sie bewegte. Eine wunderbare Eigenschaft.
  • Jesaja 50,4: „Er weckt jeden Morgen, er weckt mir das Ohr, damit ich höre wie solche, die belehrt werden.“ Der Herr Jesus drückte als Mensch seine Abhängigkeit von seinem Gott und Vater auch besonders dadurch aus, dass er Ihm – wie Jesaja prophetisch sagt – frühmorgens Gehör schenkte (s. auch Mk 1,35). Man spürt beim Lesen der Evangelien förmlich das Verlangen des Herrn Jesus, Gemeinschaft mit Gott zu haben. Auch wenn die Bibel uns nur wenig Einblicke gibt in die Zwiegespräche der göttlichen Personen (z.B. Joh 17), so können wir uns doch vorstellen, wie willig der Herr die Worte des Vaters gehört und aufgenommen hat. – Leihen wir Gott auch täglich unser Ohr, um belehrt zu werden? Psalm 119,162: „Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute findet.“

 

6.     Seine Gedanken

  • Lukas 2,49: Der Herr Jesus wird von seinen Eltern lange gesucht – und schließlich im Tempel gefunden. Was war es, wonach Er sich sehnte: „Wusstet ihr nicht, dass ich in den Dingen meines Vaters sein muss?“ Natürlich lebte er als Mensch auf dieser Erde, hatte irdische Beziehungen und Aufgaben – aber in Gedanken war Er immer bei seinem himmlischen Vater und das machte sein Glück aus. – Verwirklichst du, dass du ein Himmelsbürger (Phil 3,20) bist, und sinnst du auf das, was droben ist (Kol 3,1)? Lebst du hier wie ein Botschafter des Himmels (2. Kor 5,12), dessen Heimat eben nicht hier ist? Oder interessiert dich im Wesentlichen das Irdische: Aussehen, Sport, Hobby, Filme, Bücher, Shopping? Was löst zum Beispiel der Gedanke an die Entrückung bei dir aus? Würdest du sie gerne noch einige Jahre nach hinten schieben? Je mehr Zeit ich mit der Bibel verbringe, umso mehr werde ich mich vom Sichtbaren lösen und mich an den himmlischen Dingen erfreuen.

Das Leben des Herrn Jesus ist tatsächlich ein hoher Maßstab. Doch das ändert nichts daran, dass Er dir und mir zuruft: „Lernt von mir“ (Mt 11,29). Wir wollen den Herrn anschauen und Ihn nachahmen. Gott freut sich, schon auf der Erde „Christus-ähnliche“ Menschen zu sehen!

 

Zum Schluss ein Beispiel

Über den früheren Olympiasprinter Eric Liddell (1902-1945), der trotz aller Anfeindungen darauf verzichtete, als Christ an einem Sonntag an Wettkämpfen teilzunehmen und viele Jahre später als Missionar in einem japanischen Konzentrationslager starb, gibt es ein wunderbares Zeugnis:

„Worauf diese Leute ständig zurückkamen, war die Art und Weise, wie er sein Christentum lebte. Eric wird hier als ein Mensch nach dem Vorbild Christi beschrieben. Er nimmt sich der Prostituierten und der verachteten Geschäftsleute an; er schleppt Kohlen für die Schwachen und unterrichtet die Jungen; er ist bereit, seine Golduhr zu verkaufen und seine Bettlaken für Hockey-Schläger zu zerreißen. Und doch ist es derselbe Eric … der so gewöhnlich und nach nichts Besonderem aussieht.“