Bibel praktisch

Vorher – nachher: Aus Hass wird Liebe

Mit einer „Vorher-Nachher-Darstellung“ zeigt man gewöhnlich, wie sehr sich eine Sache geändert hat. Mit dieser Artikelserie wollen wir einige Bereiche anschauen, bei denen es für einen Christen ein solches Vorher und Nachher gibt, also ein früheres Dasein und ein neues Leben. Mit unserer Bekehrung zu Gott hat sich viel verändert. Wie viel – das erkennen wir wohl erst im Laufe unseres weiteren Glaubenslebens.

Vorher: Einander hassend

Vor ihrer Bekehrung waren die Gläubigen Menschen, die verhasst waren und einander hassten (Tit 3,3). So bezeichnet Gott den Zustand des unbekehrten Menschen. Hass ist da, wo Gottes Liebe und Licht nicht vorhanden sind:

  • „Wer sagt, dass er in dem Licht sei, und hasst seinen Bruder1, ist in der Finsternis bis jetzt“ (1. Joh 2,9).
  • „Wer aber seinen Bruder1 hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat“ (1. Joh 2,11).

Hass führt den Menschen in letzte Konsequenz zu Mord. Das heißt: Das Ende böser Gedanken über einen Mitmenschen2 ist die Tötung des Menschen. „Jeder, der seinen Bruder1 hasst, ist ein Menschenmörder, und ihr wisst, dass kein Menschenmörder ewiges Leben in sich bleibend hat“ (1. Joh 3,15).

Hass schließt die Liebe Gottes aus: „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder1, so ist er ein Lügner“ (1. Joh 4,20). Vielleicht wird ein Ungläubiger sagen: Nein, ich hasse keinen Menschen, so schlimm ist es gar nicht! Doch, Gott sieht es so: Wo die Liebe Gottes fehlt, ist stattdessen Hass. Er mag versteckt sein, aber er ist da. Eine neutrale Stellung gibt es nicht.  Ähnlich sagt es Johannes in seinem Brief auch an anderer Stelle: „Wer den Bruder1 nicht liebt, bleibt in dem Tod“ (1. Joh 3,14).

Der Mensch ohne Gott ist nicht nur in der Finsternis, sondern er hasst auch seinen Mitmenschen2, denn er liebt ihn nicht mit der Liebe, die aus Gott ist. Er kann es gar nicht. Ein schrecklicher Zustand, in dem auch ein gläubiger Christ vor seiner Bekehrung war. Aber wie gut, dass es für uns ein „nachher“ gibt!

Nachher: Gottes Liebe im Herzen

Das Nachher steht im völligen Gegensatz zum Vorher. Gottes Sicht auf die Dinge macht uns das sehr deutlich. Statt von Hass geprägt zu sein, ist Gottes Liebe ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist (Röm 5,5). Gott ist Liebe (1. Joh 4,8) und hat seinen Kindern diese Liebe geschenkt. Wenn wir vorher verhasst und einander hassend waren, sind wir jetzt von Liebe untereinander geprägt. Daran erkennt die Welt, dass wir Jünger des Herrn Jesus sind (Joh 13,35). Und auch wir erkennen, dass wir den Bereich des Todes verlassen haben, weil wir die Brüder lieben (1. Joh 3,14).

„Die Liebe ist aus Gott; und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott“ (1. Joh 4,7).

Die Folgen für die Praxis

Die Liebe Gottes kennzeichnet nun das Leben des Gläubigen. Die Tatsache, dass sie durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen ist, wird nicht verborgen bleiben. Auch ist es Gottes Botschaft von Anfang an, dass die Christen einander lieben sollen (1. Joh 3,11). Das Neue Testament gibt uns eine Fülle von Beispielen, wie die Gläubigen des ersten Jahrhunderts n. Chr. diese Liebe praktiziert haben:

  • Sie waren freigebig und gaben ihr Geld für bedürftige Gläubige (Apg 4,36-37).
  • Sie halfen, wo sie nur konnten (Apg 9,36ff).
  • Sie übten Gastfreundschaft (Apg 16,14).
  • Sie setzten ihr Leben für Mitgläubige ein (Röm 16,4).
  • Sie waren ein Beistand (Röm 16,2; 2. Tim 4,11), verordneten sich den Heiligen zum Dienst (1. Kor 16,16), rangen im Gebet für andere (Kol 4,12) und waren eine Erquickung für andere (Phlm 7).
  • Diese Liebe soll das Motiv jedes Dienstes für Christus und die Seinen sein (1. Kor 13).

Das sind nur wenige Beispiele von vielen. Was macht die Liebe Gottes im Herzen aus solchen, die sich vorher gehasst haben! Der Gefängnisdirektor von Philippi, vorher ein brutaler, unnachgiebiger Mann, war wie ausgewechselt, nachdem die Liebe Gottes ihn erreicht hatte. Er führte Paulus und Silas als ehrenwerte Gäste in sein Haus, „setzte ihnen einen Tisch vor und frohlockte, an Gott gläubig geworden, mit seinem ganzen Haus“ (Apg 16,34).

Wie schön und angemessen, wenn auch bei uns das „Nachher“ deutlicher sichtbar würde!

 

„Die Frucht des Geistes ist: Liebe“. (Gal 5,22)



[1] Hier spricht ein Ungläubiger, dem Johannes aber auf Basis seines Bekenntnisses, zu den Kindern Gottes zu gehören, begegnet. Wenn dieser einen Gläubigen „Bruder“ nennt, ihn aber hasst, ist er in Wahrheit kein Gläubiger, sondern ist in der Finsternis bis jetzt (und bleibt in dem Tod und ist ein Lügner).
[2] Ich verwende hier den neutralen Ausdruck „Mitmensch“ und nicht „Bruder“, da ich hier nur deutlich machen möchte, dass vor der Bekehrung aus der Sicht Gottes nur „Hass“ vorhanden ist, unabhängig davon, ob der Hass einem echten Bruder gilt oder einem anderen Mitmenschen.