Bibel praktisch

Fachkräftemangel – auch im Reich Gottes (1)

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. In der Tat fehlt es in manchen Gewerken an qualifizierten Leuten, auf die man sich als Arbeitgeber, Kollege und Kunde verlassen kann. Aber wie sieht es bei uns Christen aus? Kann sich unser „Arbeitgeber“ auf uns verlassen? Im 2. Timotheus-Brief stellt Gott uns vier verschiedene Berufe vor: den Soldaten, den Sportler, den Ackerbauer und den Arbeiter. Die Stellenbeschreibung zeigt uns Eigenschaften für unser Leben als Christen. In diesem Teil geht es um den Soldaten. Die anderen Berufe sollen in einem zweiten Teil behandelt werden.

 

Der Soldat

„Nimm teil an den Trübsalen als ein guter Streiter [oder: Soldat] Christi Jesu. Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der ihn angeworben hat“ (2. Tim 2,3.4).

 

Als ersten Beruf, den wir uns ansehen wollen, stellt Gott uns einen Soldaten vor. Und in der Tat befinden wir uns als Christen in einem Kampf. Doch – Gott sei Dank! – ist es bei uns kein buchstäblicher Kampf „gegen Fleisch und Blut“, sondern ein geistlicher Kampf gegen alle Einflüsse, die uns von der christlichen Freude, vom Wort Gottes und von der Nachfolge unseres Herrn abhalten wollen (Eph 6,12). Was kennzeichnet einen Soldaten?

 

  • Jeder Soldat hat einen Vorgesetzten

Den Gruppenführer, den Kompaniefeldwebel, den Bataillonskommandeur und letztlich den Verteidigungsminister. Allen ist eines gemeinsam: Sie sind fehlbare Menschen.
Wie gut haben wir es dagegen als gläubige Christen! Wir haben den besten und einzig unfehlbaren „Dienstherrn“. Der Herr Jesus kennt jeden seiner „Kämpfer“ persönlich, liebt jeden unendlich und hat sogar sein Leben für uns gegeben. Jeder seiner „Befehle“ und Aufträge ist richtig und individuell auf den Einzelnen abgestimmt. An dir und mir liegt es, seinen Auftrag zu erkennen und einfach gehorsam zu sein.

 

  • Der Soldat ist bereit, Schwierigkeiten zu akzeptieren

Der Beruf des Soldaten ist alles andere als ein Urlaub. Er ist verbunden mit Entbehrungen, Schwierigkeiten und gefährlichen Situationen.
Schwierigkeiten gehören auch für uns als Christen zum Leben dazu. „Alle aber auch, die gottselig (d.h. gottesfürchtig) leben wollen in Christus Jesus, werden verfolgt werden“ (2. Tim 3,12). Gib nicht auf, wenn der Wind mal von vorne bläst! Halte durch, auch wenn es mal Durststrecken im Glaubensleben gibt! Schwierigkeiten gehören zum (geistlichen) Leben dazu und sind geeignet, dich im Glauben wachsen zu lassen.

 

  • Der Soldat tut Kriegsdienst: Aktivität ist gefragt

Der Soldat zeichnet sich durch Dienst aus, nicht durch Untätigkeit und Schläfrigkeit. Ein auf dem Wachposten schlafender Soldat ist zu nichts nütze; im Gegenteil, er stellt sogar eine Gefahr für andere dar.
Als gläubige Christen muss auch uns Aktivität kennzeichnen. Damit meine ich nicht blinden Aktionismus und Tätigkeit um ihrer selbst willen. Wir sollen den jeweiligen Auftrag, den Gott uns gibt, gewissenhaft und gehorsam erledigen – gerade so wie ein Soldat den Befehl des Vorgesetzten ausführt.

 

  • Der Soldat konzentriert sich auf das Ziel

„Niemand, der Kriegsdienste tut, verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens.“ Das leuchtet ein. Stell dir einen Soldaten vor, der, statt aktiv und mit allen seinen Kräften für sein Vaterland und den konkreten Auftrag zu kämpfen, sich mit seiner Briefmarkensammlung, seinen Zuchttauben, der neusten Mode oder dem angesagtesten Handy beschäftigt. Undenkbar. Klar.
Aber bei uns Christen keine Seltenheit. Wie viel Zeit und Kraft verwendest du zum Bibellesen oder für geistliche Aktivitäten und wie viel Zeit und Kraft für den Sport, dein Hobby, den Skiurlaub, das Shoppen, das Auto …? Es geht hier um die Frage der Priorität. Wer oder was steht bei dir und mir an erster Stelle? Gott und seine Belange oder die Beschäftigungen des Lebens? Dazu gehören natürlich auch notwendige Dinge, wie zum Beispiel der Beruf. Wenn wir uns aber darin „verwickeln“, also völlig darin aufgehen, geraten der Herr und seine Interessen in den Hintergrund. Wir sind uns bewusst, dass in unserer Arbeitswelt dieses Abwägen nicht immer einfach ist. Bitte deinen „obersten Dienstherrn“ um Hilfe und Klarheit.
Und noch etwas: Der Vergleich eines Soldaten hat auch etwas mit (Selbst-)Disziplin zu tun. Wenn Soldaten in den Kampf ziehen, sind persönliche Befindlichkeiten fehl am Platz. Es geht allein um die Erfüllung der Mission und nicht um eigene Bequemlichkeit. Das darf uns auch ermuntern, nicht so viel auf uns selbst zu schauen. Auch da wollen wir uns, jeder für sich selbst, ehrlich prüfen. Wie viel Energie kann ich oft für berufliche oder sportliche Ziele verwenden! Aber wie sieht es aus, wenn es um die Gebets- oder Bibelstunde, den Büchertisch am Samstag oder einen Besuch bei einsamen Glaubensgeschwistern geht? Wie oft ist dann die Müdigkeit oder sind andere Termine ein Vorwand, gerade jetzt nicht zu können. Aber häufig ist der wahre Grund doch eher in der persönlichen Bequemlichkeit zu finden. Wir sind als Christen nicht auf einer Urlaubs-, sondern auf einer Dienstreise! Ausruhen können wir uns in der Ewigkeit, jetzt sind Aktivität, Dienst und Kampf angesagt.

 

  • Der Soldat gefällt seinem Dienstherrn

Paulus ermahnt seinen jungen Bruder, Mitarbeiter und Freund Timotheus, sich nicht in die Beschäftigungen des Lebens zu verwickeln, damit „er dem gefalle, der ihn angeworben hat.“ Also ist das Setzen der richtigen Prioritäten eine Voraussetzung dafür, seinem Herrn zu gefallen. Das Ziel unseres Lebens sollte sein, unserem „Dienstherrn“ Christus zu gefallen. Wenn wir bereit sind, Ihm zu gehorchen und uns selbst und unsere Wünsche für seine Belange zurückzustellen, können wir „gute Streiter Christi“ sein. Übrigens ist es dabei nicht ungewöhnlich, dass die Beurteilung Gottes und die der Menschen stark voneinander abweichen. Heißt konkret: Wer Gottes Zustimmung hat, muss nicht automatisch auch bei Menschen gut ankommen. Ein Beispiel sind Abraham und Lot: Lot war in den Augen der Menschen einer, der gut ankommt. Einer, den man befördert hat (er saß immerhin im Stadtrat von Sodom) und einer, der integriert war. Abraham dagegen war in den Augen der Kanaaniter ein sonderbarer Eremit, der für sich allein in den Bergen wohnte[1]. Aber Abraham wird von Gott selbst „Freund“ genannt (Jak 2,23), von Lots Leben bleibt in Gottes Beurteilung außer seiner gerechten Seele nichts übrig, das seine Anerkennung gefunden hat (2.Pet 2,7; 1. Kor 3,15).

 

  • Der Soldat ist bereit, sein Leben einzusetzen

Für Soldaten gehört es zum Beruf dazu, dass sie im Kampf für ihr Vaterland ihr Leben einsetzen müssen. Das ist gewissermaßen das Berufsrisiko.
Nun können wir in Europa dankbar dafür sein, dass wir in Frieden und Freiheit leben dürfen. Und doch fordert uns Gottes Wort dazu auf, die Bereitschaft zu haben, wenn nötig, das Leben für die Brüder zu geben. Johannes schreibt dazu in seinem Brief: „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben hingegeben hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben hinzugeben“ (1. Joh 3,16). Und Paulus berichtet von dem Ehepaar Priska und Aquila, dass sie für sein Leben „ihren eigenen Hals preisgegeben haben“ (Röm 16,4). Was für ein Beweis der Liebe zu dem Bruder Paulus! Und was für ein Beweis göttlicher Liebe in den Herzen dieser beiden Gläubigen! Ob du und ich dieselbe Bereitschaft zeigen würden?

 

  • Der Soldat ist ein Kamerad

Dieser Aspekt kommt zwar nicht in dem Vers aus 2. Timotheus 2 zum Ausdruck – dennoch möchte ich ihn im Zusammenhang mit dem Beruf des Soldaten erwähnen, denn die Kameradschaft ist etwas, das diese Berufsgruppe besonders auszeichnet. Das Motto „Einer für alle und alle für einen“ ist gerade für Kämpfer in schwierigen Situationen (über)lebenswichtig.
Für uns als Christen ist das der Gedanke der Gemeinschaft und der Bruderliebe. „Geliebte, wenn Gott uns so geliebt hat, sind auch wir schuldig, einander zu lieben.“ (1. Joh 4,11) „Einer trage des anderen Lasten“ (Gal 6,2).

 



[1] Zumindest auf den ersten Blick. Wenn man genauer hinschaut, stellt man fest, dass Lot durch all seine Kompromisse mit der Welt nie wirklich akzeptiert wurde (1. Mose 19,9). Während die Menschen bei Abraham zugeben mussten: „Du bist ein Fürst Gottes unter uns“ (1. Mose 23,6).