Themenheft

Zweifel an Gott bei plötzlichen Ereignissen

„Was beugst du dich nieder, meine Seele, und bist unruhig in mir? Harre auf Gott! Denn ich werde ihn noch preisen für das Heil seines Angesichts“ (Ps 42,5).

„Euer Herz werde nicht bestürzt (erschüttert). Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich“ (Joh 14,1).

Wer kennt das nicht? Plötzlich passiert etwas in unserem Leben, das Zweifel an Gottes Liebe und seiner Macht hervorruft: Warum hat Er das nicht verhindert? Wo war Er Freitag letzter Woche? Hat Er mich überhaupt lieb?

Aus welcher „Ecke“ kommen diese Zweifel? Vom Feind, der sie wie feurige Pfeile abschießt (vgl. Eph 6,16). Zweifel (mittelhochdeutsch zwīvel, althochdeutsch zwīfal, zu zwei und falten) bedeutet „doppelt, gespalten, zweifach, zwiefältig“. Er wird auch als Unsicherheit in Bezug auf Vertrauen und Glauben interpretiert (in Anlehnung an Wikipedia). Der Duden beschreibt Zweifel als „Bedenken, schwankende Ungewissheit“.

Einige Beispiele:

  • Jobverlust: Markus hat sich angestrengt, in seiner Abteilung gute Arbeit zu leisten. Aus heiterem Himmel kündigt man ihm plötzlich. Trotz vieler Bewerbungen findet er keine neue Anstellung. Gerade geheiratet, die Kosten für die Wohnung laufen weiter …
  • Gebet für einen Ehepartner und dann massive Enttäuschung: Loreen betet seit langem für einen gläubigen Mann. In ihr reift über Jahre die Gewissheit, dass es Flavio ist. Und er scheint sich auch für sie zu interessieren. Plötzlich eine Whatsapp-Nachricht, die wie eine Bombe ihre kleine Welt erschüttert. Flavio hat sich verlobt – mit einer Freundin von ihr.
  • Eintritt einer lebensbedrohenden Krankheit: Sven spürt mit 26 Jahren diese merkwürdige zunehmende Schwäche. Er wird immer müder und kraftloser. Die Ärzte rätseln. Blutbilder und weitere Untersuchungen folgen. Bei einer finalen Besprechung mit dem Facharzt fängt dieser das Gespräch an: „Es tut mir Leid, Ihnen mitteilen zu müssen …“
  • Unfall mit dramatischen Folgen: Nie wird Ingo diesen Freitagabend vergessen. Warum hat er die Kurve mit zu hoher Geschwindigkeit genommen? Und warum musste ein Unschuldiger sterben?

Diese oder ähnliche Ereignisse erschüttern unsere Welt und manchmal auch unseren Glauben. Es ist verständlich, dass wir anfangen können, an der Liebe oder der Allmacht Gottes zu zweifeln.

 

7 Tipps bei Zweifeln:

 

1.       Formuliere deine Gedanken offen und sprich im Gebet mit dem Herrn darüber!

 „Frühe wirst du, Herr, meine Stimme hören, frühe werde ich mein Anliegen dir vorstellen“ (Ps 5,3). Du kannst dich bei dem Herrn geben, wie du bist. Sag ihm alle deine Zweifel in deiner Situation. Selbst Johannes, dem Täufer, kamen plötzlich Zweifel auf. Von ihm sagt der Herr, dass unter den von Frauen Geborenen kein Größerer aufgestanden ist als er (vgl. Mt 11,11). Und doch fragt er in Lukas 7,20 den Herrn: „Bist du der Kommende, oder sollen wir auf einen anderen warten?“ Zweifel hatten sich breit gemacht, aber er geht an die richtige Adresse. Geh auch mit deinen Fragen und Zweifeln zu Ihm!

Hast du schon mal überlegt, wie viele Gottesmänner in der Bibel mit ihren „Warum-Fragen“ zu Gott kamen? Sie wurden auch mit einer Entwicklung oder einem plötzlich eingetretenen Sachverhalt nicht fertig.

Denke an Gideon in Richter 6. Als der Engel ihm erscheint und ihm die Nähe des Herrn zusichert, bricht es aus ihm heraus: „Bitte, mein Herr, wenn der Herr mit uns ist, warum hat denn dies alles uns betroffen?“ Heraus mit deinen Zweifeln und ungelösten Fragen. Sag sie Ihm! Gideon bekommt Antwort, dass Gott in dieser Situation für ihn eine spezielle Aufgabe hat. Dafür bereitet Er ihn auf liebevolle Weise zu.

Auch Habakuk erging es nicht anders. Sein Name hat eine schöne Bedeutung: „Umarmer“. Eine Umarmung spricht von Liebesbekundung. Habakuk umarmte gewissermaßen – natürlich in Ehrfurcht – Gott. Das zeigt seine Liebe. Für Kinder ist eine Umarmung, z. B. ihrer Mutter oder ihres Vaters, aber auch ein Signal, dass sie dort Hilfe suchen. Dass sie in einer schwierigen Situation eine starke Anlaufstation brauchen. Das war Gott für Habakuk auch. Dieser Prophet, der den herrlichen Satz „Der Gerechte wird aus Glauben leben“ (Hab 2,4) ausdrückt, den wir dreimal im Neuen Testament wiederfinden, hatte auch Zweifel! Das zeigen seine Warum-Fragen.

 

2.       Suche in der Bibel Vorbilder!

„Lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen“ (Mt 11,28). Das vollkommene Vorbild ist unser Herr. Schauen wir, in welchem Zusammenhang dieses bekannte Wort des Herrn steht:

Das Matthäus-Evangelium stellt den Herrn Jesus als König vor, als Messias seines Volkes, der für Israel kam, um es von seinen Sünden zu erlösen. Aber in den ersten Kapiteln wird deutlich, dass Er als der Messias von seinem Volk abgelehnt wird. Sie baten ihn, dass er weggehe aus ihren Grenzen (vgl. Kap. 8,24).

In Kapitel 11 kommt der Gipfel der Unverfrorenheit: „Er treibt die Dämonen aus durch den Fürsten der Dämonen“ (V. 34). Hätten sie etwas Schrecklicheres sagen können? Wie konnten sie so etwas sagen, da Er die Kraft des Heiligen Geistes offenbarte? Sie verwarfen die Gnade und die Barmherzigkeit dieser herrlichen Person. Hätte der Herr Jesus nicht entmutigt sein und Zweifel an seiner Mission bekommen können? In Vers 25 lesen wir: „Ich preise dich, Vater.“ Wie konnte Er das sagen? Fühlte Er nicht, dass Er umsonst gewirkt hatte? Er preist den Vater, dass die Menschen, die sich etwas auf menschliche Weisheit einbildeten, Ihn nicht verstanden haben, aber dass es den Unmündigen, den Sanftmütigen, offenbart wurde.

„Denn so war es wohlgefällig vor dir“ (V. 26). Was für ein Vorbild ist unser Herr! Wenn wir so unser Leben ganz in die Hände des Vaters übergeben könnten, so wie Er es tat. In allen Umständen und allen Schwierigkeiten. Das darfst du von Ihm lernen. Dann wirst du neu die Ruhe erleben, von der Er in Matthäus 11,29 spricht.

 

3.       Suche in der Bibel Stellen, die dem Zweifel entgegenwirken!

„Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Mt 24,35). Halte am Wort Gottes fest, wenn die Zweifel kommen. Wenn du wie Asaph fragst: „Ist zu Ende seine Güte für immer? Hat das Wort [d.h. die Zusage oder Verheißung] aufgehört von Geschlecht zu Geschlecht? Hat Gott vergessen, gnädig zu sein? Hat er im Zorn verschlossen seine Erbarmungen?“ (Ps 77,9-11). (Siehe Punkt 1, Asaph spricht all seine Not und Zweifel offen aus). Asaph erinnert sich im Lauf des Psalms in seinem Zweifel an das Tun Gottes. An die wunderbare Erlösung und Befreiung des Volkes Israel. Wenn du an seiner Macht zweifelst, denke daran: Er ist allmächtig! Asaph schreibt: „Du bist der Gott, der Wunder tut, du hast deine Stärke kundwerden lassen unter den Völkern“ (Ps 77,15).

Schau doch in der Natur seine große Allmacht. Seine ewige Kraft und seine Göttlichkeit ist darin erkennbar (vgl. Röm 1,19). Kannst du noch staunen, wenn du am Meer die unendlichen Wassermengen siehst? Kennst du Momente, wo du an einem sonnigen Frühlingstag mit allen Sinnen die Schöpfung auf dich wirken lässt? Macht dich der Sternenhimmel noch sprachlos? David beschreibt dies in Psalm 8,4: „Wenn ich anschaue deine Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast.“ Nachdem er weiter über die große Macht seines Gottes nachdenkt, bricht es aus ihm heraus: „Herr, unser Herr, wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde“ (Ps 8,10)!

Dieser Allmächtige kann auch deine Situation ändern. In einem Augenblick. Denn Er ist gleichzeitig dein Vater, der dich unendlich liebt: „Und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige“ (2. Kor 6,18).

Zweifelst du an seiner Liebe, weil du sein Handeln mit dir überhaupt nicht verstehst? Aber kannst du ernsthaft an seiner Liebe zweifeln, da Er sie doch im Höchstmaß gezeigt hat? „So hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe“ (Joh 3,16). Als Abraham bereit war, seinen Sohn zu opfern, fällt auf, dass er nicht gezögert oder verhandelt hat. Anders als bei Lot in 1. Mose 18, wo er regelrecht anfängt, zugunsten seines Neffen mit Gott zu verhandeln.

Gott hat dich geliebt, als du noch nicht bekehrt warst und ohne Ihn gelebt hast. „Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist“ (Röm 5,8). Wieviel mehr will Er uns seine Liebe zeigen, wenn wir durch den Glauben an den Herrn Jesus nun seine Kinder sind (vgl. Joh 1,12). In seiner Abschiedsrede an die Jünger spricht der Herr immer wieder über die Liebe des Vaters: „Der Vater selbst hat euch lieb, weil ihr mich lieb gehabt und geglaubt habt, dass ich von Gott ausgegangen ist“ (Joh 16,27). Gott ist allmächtig. Und Er ist voller Liebe uns gegenüber.

 

4.       Suche geistliche Gesprächspartner und Beter!

„Der Freund liebt zu aller Zeit, und als Bruder für die Bedrängnis wird er geboren“ (Spr 17,17) Hast du echte Freunde? Damit meine ich nicht solche, mit denen du Sport treibst oder mal etwas unternimmst. Mit denen du über Fußball, Politik oder andere Dinge redest. Echten Freunden kann man sich öffnen, wenn man in einer Glaubensprüfung ist. Mit echten Freunden kann man auch gemeinsam beten. Hast du einen solchen Freund (bei Mädchen Freundin), der/die auch einmal sagt: „Du, ich bete für dich in deiner Situation“?

Wie hat David die Liebe und den Austausch mit seinem Freund Jonathan genossen, als sein Leben aus den Fugen geriet. Sie konnten über alles reden und hatten jeweils das Wohl des Freundes im Blick. Zweimal lesen wir in 1. Samuel 18, dass Jonathan David liebte wie seine Seele (V. 1.3).

Dann ab Kapitel 19 ändert sich die Sicherheitslage für David schlagartig. Saul war beseelt von dem Gedanken, David zu töten. Die Intervention von Jonathan für seinen Freund führte zumindest zeitweise zu einer Beruhigung. Als dann in Kapitel 20 die Situation wieder eskaliert, treffen sich die beiden Freunde noch einmal. David tauscht sich weiter aus mit Jonathan. Sie besprechen einen Plan, wie sie in dieser verfahrenen Lage weiter vorgehen wollen.

Vielleicht haben deine Freundschaften nicht diese Qualität. Dann setz dich doch ein, damit sie ein höheres Niveau bekommen. Indem du von deinen Sorgen und Schwächen erzählst. Indem du Bereitschaft zeigst, für deinen Freund (Freundin) zu beten. Indem ihr offener miteinander umgeht.

Dann kannst du dich auch öffnen, wenn plötzlich in deinem Leben Dinge dich beunruhigen und zweifeln lassen.

Oder gibt es einen älteren Bruder/eine ältere Schwester, zu denen du Vertrauen hast, dich ihnen zu öffnen? Nutze ihr geistliches Verständnis und ihre Lebenserfahrung gerade in deiner Problemlage. Auch ihr Rat und Gebet wird dir helfen.

 

5.       Suche, was in deinem Leben zu ändern ist!

„Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal (der zum Schmerz führt) bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg“ (Ps 139,23.24)

Bei anderen sollten wir grundsätzlich vorsichtig sein, den Grund für plötzliche Ereignisse in ihrem Leben zu beurteilen. Sonst verfallen wir in den Fehler der Freunde Hiobs. Sie meinten, Hiob müsse viel falsch gemacht haben, wenn Gott ihn so durch Leiden gehen lässt. In der Folge lernen sie, dass sie völlig falsch liegen und sich sogar ihrem Freund gegenüber schuldig gemacht haben. Aber wenn wir selbst durch plötzliche Veränderungen in unserem Leben erschüttert werden, können wir durchaus die Bitte von David in Psalm 139,23a ausdrücken: „Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz“.

Vielleicht will Gott durch ein einschneidendes Erlebnis ein Stück weiterkommen bei seinem Ziel, dass wir „dem Bild seines Sohnes gleichförmig“ (Röm 8,29) werden.

 

6.       Halte fest, es hat Sinn! Du verstehst es später!

„Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind“ (Röm 8,28). „Da sprach Joseph zu ihnen: Ihr zwar hattet Böses gegen mich im Sinn; Gott aber hatte im Sinn, es gut zu machen“ (1. Mo 50,20).

Aus deiner Sicht ergibt das Handeln Gottes augenblicklich vielleicht gar keinen Sinn. Aber Gott hat einen größeren Plan, den du jetzt noch nicht kennst. Er verfolgt etwas Gutes. Das kannst du im Moment nicht verstehen. In Römer 8 steht aber auch nicht, dass wir „verstehen“, sondern dass wir „wissen“.

Auch Joseph hat die Wege Gottes zunächst nicht verstanden. Verkauft mit 17 Jahren an Sklavenhändler. Seine bewegte Geschichte führt bis in ein dunkles Gefängnis. Lange Jahre später, im Rückblick, konnte er Gottes Pläne nachvollziehen. Das gilt auch für deine Erfahrungen: Gott hat Pläne, die um ein Vielfaches höher sind als deine momentane Sicht der Dinge.

Wenn du deiner Mutter zuschaust beim Kuchenbacken und von den Zutaten probierst, wirst du merken: Sie schmecken bitter. Aber in der richtigen Mischung der Bestandteile und der Bereitschaft zu warten, darin liegt das Geheimnis. Im Nachhinein bleibt festzuhalten: Die Köchin hat doch alles richtig gemacht. Vertraue darauf, dass du in der Rückschau auf dein Leben spätestens im Himmel sagen wirst: Es war alles gut!

 

7.       Vergiss das Danken nicht!

„Preise den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht alle seine Wohltaten“ (Ps 103,2). „Danksagt in allem, denn dies ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch“ (1. Thes 5,18).

Mit unserem Denken ist es wie mit dem Schmerzempfinden. Bei einem starken Schmerz konzentriert sich der ganze Körper auf diese eine Stelle, die den Organismus beeinträchtigt. So fokussiert sich auch unser ganzes Denken und Fühlen auf die schlimme eingetretene Situation.

Das ist einerseits normal, denn diese Not verändert ja unser ganzes Leben. Die Gefahr ist andererseits, dass man alles andere ausblendet. Wir vergessen die tausend Liebesbeweise und Segnungen unseres Gottes. Daran erinnert David in Psalm 103!