Zum Nachdenken

Die andere Hälfte

Als Jacques von der Arbeit nach Hause kam, zeigte ihm seine Frau Jeanne ein Neues Testament, das sie günstig erstanden hatte. Doch Jacques ärgerte sich über diese Geldausgabe. „Aber Jacques“, sagte Jeanne vorsichtig, „das Geld gehörte doch zur Hälfte mir.“ – „Das Geld gehörte zur Hälfte dir?“, schrie Jacques. „Dann gilt das auch für das Buch.“ Unwirsch zerriss er das Neue Testament in zwei Stücke, nahm eine Hälfte an sich und warf ihr die andere zu.

Später holte er seinen Teil aus purer Neugier hervor und begann auf der ersten Seite – mitten im Lukas-Evangelium – zu lesen. Gebannt verfolgte er die Geschichte eines Sohnes, der reumütig zu seinem Vater zurückkehrte und liebevoll von ihm aufgenommen wurde. Viele Fragen stiegen in Jacques auf. Was hatte der Sohn getan? Warum kehrte er heim? Sein Stolz verbot ihm jedoch, Jeanne danach zu fragen.

Auch seine Frau las eifrig in ihrem Teil des Neuen Testaments. Zum Schluss der Lektüre stieß sie auf die Geschichte eines Sohnes, der von zu Hause fortging und sich in zweifelhafte Vergnügungen stürzte. Er wollte zu seinem Vater zurückkehren ... Aber würde der ihn wieder aufnehmen? Sie wollte es unbedingt wissen, fand aber nicht den Mut, ihren Mann zu fragen.

Eines Tages brach es aus Jacques heraus: „Jeanne, ... das zerrissene Buch, ... in meinem Teil stand eine schöne Erzählung, doch leider nur ihr Ende. Ich würde so gern auch den Anfang kennen.“ – „O Jacques! Auch ich muss immer wieder an diese Geschichte denken. Hat der Vater seinem Sohn verziehen?“ – „Ja. Aber was hatte er denn Schlimmes getan?“

Da holte sie ihre Hälfte heraus, und gemeinsam lasen sie die ergreifende Geschichte in Lukas 15. – Es dauerte nicht lange, bis beide ihr Leben dem Herrn Jesus übergaben.