Bibel praktisch

Gewurzelt und gegründet

Im Biologie-Unterricht lernt man, dass die Wurzeln einer Pflanze zwei wesentliche Funktionen besitzen: Sie sorgen für die Verankerung der Pflanze im Boden und für die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen. Gerade diese beiden Funktionen benutzt das Wort Gottes, um uns für unser Leben in der Nachfolge des Herrn Jesus Hinweise zu geben.

 

Wurzel ist nicht gleich Wurzel

Pflanzen besitzen je nach Pflanzengattung,aber auch abhängig von der Art und Beschaffenheit der Umgebung ein unterschiedliches Wurzelwerk, das sich in Form und Größe unterscheidet.

Wenn wir im Wald spazieren gehen, sehen wir oft umgestürzte Bäume, deren Wurzelwerk flach wie ein Teller aus dem Boden gerissen ist. Es handelt sich bei entwurzelten Bäumen in der Regel um Fichten. Diese Nadelbäume gehören zu den „Flachwurzlern“, deren Wurzeln nicht tief in den Boden hineinwachsen, sondern sich tellerförmig in den oberen Bodenschichten ausbreiten. Wenn ein starker Sturm kommt – „Lothar“, „Kyrill“ und „Emma“ lassen grü.en –, sind diese Bäume stark gefährdet. Bei guten Bodenverhältnissen und auf geeigneten Gesteinen können sie allerdings ein gutes Wurzelsystem entwickeln und auch an größere Gesteinsbrocken anwachsen. Dann sind sie in der Regel standfest.

Anders die Kiefern: Sie treiben ihre Wurzeln wie einen Pfahl tief in den Erdboden. Deshalb bezeichnet man sie als „Pfahlwurzler“. Bei einem starken Sturm kann der Stamm schon mal abknicken, aber kaum wird der Baum so aus dem Boden gerissen wie ein Flachwurzler.

Pfahlwurzeln trifft man auch in wasserarmen Gegenden. Dort treiben die Pflanzen ihre Wurzeln so tief, dass sie das Grundwasser erreichen. Vertreter für derartige Pflanzen sind z.B. die Tamarisken und Akazien in Afrika. Ihre Wurzeln erreichen Tiefen von 50 m und mehr. Eine Schirmakazie kann schon mal ihre Pfahlwurzel bis über achtzig Meter in die Tiefe ausbilden.

Der Vollständigkeit halber sei noch eine dritte Wurzelform erwähnt: Wenn sich mehrere etwa gleich kräftige Wurzeln ausbilden, die einen großen Bodenraum seitwärts und abwärts durchwurzeln, bezeichnet man diese Art als „Herzwurzel“. Ein Vertreter dafür ist die Buche.

 

Nahrungsaufnahme durch die Wurzel

Wozu gibt es Wurzeln? Sie haben im Wesentlichen zwei Funktionen: Erstens: Sie versorgen den Baum mit Nahrung (der Sauerstoff kommt über die Blätter, aber Wasser und Mineralstoffe über die Wurzeln). Zweitens: Sie verankern den Baum im Boden.

Beide Themen greift die Bibel als bildliche Darstellungen auf. Sie macht uns – erstens – deutlich, dass es für einen Glaubenden ganz wichtig ist, guten Zugang zur Nahrung und zum Wasser zu haben. Die Nahrung ist ja eine ganz wichtige Voraussetzung für ein gutes Wachstum der Pflanze, und genau so auch für unser Leben in der Nachfolge des Herrn Jesus.

In der Natur gibt es Zeiten, in denen den Pflanzen nicht genügend Wasser zur Verfügung steht. Die Nahrungsaufnahme wird dadurch erschwert. Mangelnde Nahrung führt übrigens dazu, dass ein Baum wenig oder keine Frucht bringt. Das gilt im geistlichen Leben auch für uns. Haben wir schon einmal daran gedacht, dass Gott bzw. der Herr Jesus Frucht bei mir und dir finden möchte? Frucht ist alles, was der Heilige Geist in unserem Leben hervorbringt, das Gott Freude macht. Das sind sichtbare Taten, das ist unser Reden und Denken, und das ist unsere „unsichtbare“ Gesinnung.

Bei Trockenheit „versucht“ die Pflanze, ihre Wurzeln stärker auszubilden, um bis in wasserführende Bodenschichten zu gelangen. Auch in Perioden der Trockenheit hat sie dann noch einen ausreichenden Zugang zu Wasser und Nährstoffreserven.

Und er wird sein wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt, und sich nicht fürchtet, wenn die Hitze kommt; und sein Laub ist grün, und im Jahr der Dürre ist er unbekümmert, und er hört nicht auf, Frucht zu tragen. Jer 17,8

Die Nahrung für unseren Glauben kommt aus dem Gebet, aus Gottes Wort und der Gemeinschaft mit dem Herrn und mit Glaubensgeschwistern. Es gibt sicher auch in unserem Leben Zeiten, in denen die Umstände es uns erschweren, die nötige Kraft und Zeit zur Beschäftigung mit dem Wort Gottes zu finden. Sind dann „unsere Wurzeln“ so ausgebildet, dass wir trotzdem Zugang zu den Nährstoffquellen besitzen? Joseph machte z.B. keinen „verwelkten“ Eindruck, als die Umstände mal nicht so günstig waren. Er hatte gute Glaubenswurzeln ausgebildet.

Sind wir in der Lage, im Vertrauen auf die Hilfe des Herrn Jesus die richtigen Prioritäten zu setzen? Wir sollten uns dann z.B vornehmen, die Zusammenkünfte nicht zugunsten der Vorbereitung auf eine Klassenarbeit zu versäumen. Wenn der Fall eintritt, dass wir auf einer Klassenfahrt oder vielleicht auch dienstlich unterwegs sind, sollten wir uns nicht von unseren Mitschülern oder Kollegen hindern lassen, unsere Andachten zu halten. Es gibt bestimmt noch eine Reihe anderer Umstände, die uns hindern können, genügend geistliche Nahrung aufzunehmen.

Wir wollen unserem Herrn danken, dass wir in Deutschland nicht vom Staat gehindert werden, die Bibel zu lesen oder die Zusammenkünfte der Gläubigen zu besuchen. Es gab hier und es gibt anderswo Geschwister, denen das verwehrt ist. Manche waren froh, dass sie die gelegene Zeit genutzt hatten, reichlich Nahrung aufzunehmen, um auch dann, wenn sie keine Bibel hatten, sich Bibelverse ins Gedächtnis zu rufen.

Der Herr Jesus gebraucht in dem Gleichnis von den verschiedenen Ackerböden ein warnendes Bild. Der Same, der auf den steinigen Boden gefallen war, brachte Pflanzen hervor, die keine Wurzeln ausbildeten. Sie waren mit dem gerade vorhandenen Nahrungsangebot zufrieden. Der steinige Boden hinderte sie natürlich auch daran, die Wurzeln tiefer in den Boden zu treiben. Als die Sonne heiß schien, verdorrte die Pflanze, da durch die fehlenden Wurzeln keine Nahrungsaufnahme möglich war. Der Herr Jesus selbst gibt uns eine gute Erklärung, was dies für unser Leben bedeutet. Lies doch mal im 13. Kapitel des Matthäus-Evangeliums den entsprechenden Abschnitt. Wie viel besser ist der im obigen Bibelvers (Jer 17,8) beschriebene Zustand. Zu der Frage, wie man dahin kommt, finden wir in Psalm 1 ein paar ganz wichtige Hinweise. Dort werden zum einen Hinderungsgründe aufgrund falscher Verbindungen, aber auch die richtige Herzenseinstellung beschrieben. Habe ich „Lust“ (Ps 1,2) am Wort Gottes? Nehme ich mir die Zeit, darüber nachzudenken? Für den Fall, dass es uns Mühe macht, dies allein zu tun, lasst es uns gemeinsam mit anderen tun. Ein Miteinander hilft und stärkt uns in der Regel.

 

Die Wurzel als Verankerung

Über die Wurzel ist die Pflanze im Boden verankert. Mit der Bedeutung dieser Funktion der Wurzel als Belehrung für unser Glaubensleben macht uns der Apostel Paulus vertraut.

Er fordert die Epheser auf, ihre Wurzeln recht tief in den wunderbaren Boden der Liebe Gottes hineinwachsen zu lassen. Sie sollten all das, was Gott ihnen in dem Herrn Jesus bereitet hatte, in sich aufnehmen (Eph 3,17). Der Christus sollte durch den Glauben in ihren Herzen wohnen. Das bedeutet für uns: Wenn wir uns mit dem beschäftigen, was wir in dem Herrn Jesus von Gott geschenkt bekommen haben, erkennen wir Stück für Stück mehr, z.B.:

  • dass wir nicht mehr sündigen müssen. Wir haben ein neues Leben in uns, das uns befähigt, nach Gottes Willen zu fragen und zu handeln,
  • dass wir das Besitzkennzeichen Gottes – den Heiligen Geist – in uns tragen, welches die Sicherheit gibt, dass uns nichts von Gottes Liebe trennen kann,
  • dass wir in Ihm ein Unterpfand für unser Erbteil im Himmel haben,
  • dass wir Zusagen des Herrn Jesus besitzen, die größer nicht sein können.

Sind das alles nur irgendwelche eingebildeten, fiktiven Dinge? Nein, der Herr Jesus möchte, dass wir sie als einen festen Besitz in unseren Herzen haben, dass sie unser Leben wirkungsvoll beeinflussen. Dadurch werden wir befähigt, Stürme mehr oder weniger unbeschadet überstehen zu können – auch einen „Kyrill“. Bei diesem Wirbelsturm im Frühjahr 2008 wurden die Bäume auf riesigen Flächen entwurzelt oder umgeknickt. Paulus weist auf „Wirbelstürme“ im geistlichen Leben hin. Er schreibt, dass „wir nicht mehr Unmündige sein sollen, hin und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre, die durch die Betrügerei der Menschen kommt“ (Eph 4,14).

Leider müssen wir feststellen, dass so manche verkehrten Lehren und Einflüsse selbst wirklich gläubige Menschen „umgeworfen“ haben. Hast du das vielleicht auch bei dir selbst erlebt? Haben wir aber die Aussagen aus Gottes Wort wirklich in uns aufgenommen, dann sind wir gegründet, das heißt, unsere Wurzeln haben sich an den unerschütterlichen Felsen Jesus Christus geklammert. In diesem Fall besitzen wir die nötige Widerstandskraft, um in solchen Situationen keinen Schaden zu nehmen. Wir selbst können uns nicht bewahren.

Wir benötigen die Kraft, die der Herr schenkt. Aber wir müssen persönlich die Energie aufwenden, gewurzelt zu sein und befestigt zu werden.

Der Kolosserbrief macht uns deutlich, dass wir kontinuierlich daran arbeiten müssen (Kol 2,7). Durch die Form „auferbaut werdend“ und „befestigt werdend“ wird ausgedrückt, dass es sich um einen ständigen Prozess handeln soll.

Wir leben in einer Zeit, wo die unterschiedlichsten Meinungen und Lehren durch alle Medien, insbesondere das Internet, verbreitet werden. Wir müssen uns nicht mit allen möglichen Fragen beschäftigen, aber wir haben es nötig, in dem untrüglichen und unverfälschten Wort Gottes gegründet zu sein. Gott hat uns dazu erfahrene Geschwister an die Seite gestellt und auch wertvolles Schrifttum gegeben. Nutzen wir doch diese von Ihm geschenkten Hilfsquellen.

Ein gutes Beispiel sind Aquila und Priszilla. Das waren Geschwister, die in Gottes Wort gewurzelt waren. Sie waren aus diesem Grund in der Lage, anderen zu helfen. Sie legten dem Apollos den Weg der Wahrheit genauer aus. Wäre es nicht ein ersterbenswertes Ziel für dich, anderen eine gute Hilfestellung geben zu können?

Wir wollen uns gegenseitig ermuntern, ein gutes „Wurzelwerk“ auszubilden, das uns in die Lage versetzt, reichlich Nahrung in uns aufzunehmen – auch in schlechten Zeiten – sowie eine gute Standfestigkeit zu entwickeln.