Bibel praktisch

Bibel kontrastreich: Frieden suchen - Frieden nicht suchen

In Heft 12/2008 wurden bereits verschiedene Aspekte des Friedens beleuchtet. Der wichtigste davon ist zweifellos der persönliche Friede, den der Herr Jesus denen gibt, die an Ihn glauben. Dieser persönliche Friede ist die Voraussetzung für dauerhaften Frieden in einer nach Frieden suchenden Welt. Erst wenn der Herr sein Friedensreich auf dieser Erde aufrichtet, wird es diesen Frieden, den „Frieden auf Erden“ (Luk 2,14), in vollkommener Form geben.

 

Frieden im Herzen – Feindschaft von außen

Solange diese Welt von Feindschaft gegen Gott geprägt ist, wird Treue zum Herrn dazu führen, dass der Gläubige, der den Frieden, den er selbst geschenkt bekommen hat, auslebt oder verkündigt, gerade das Gegenteil erfährt (vgl. Luk 12,51): Ablehnung, Hass und vielleicht sogar Feindschaft.

Der Gläubige erhält also Frieden (von seinem Herrn) und erfährt zumindest teilweise Feindschaft (von dieser Welt). Er wird aufgefordert, Frieden zu suchen. Dazu zwei Stellen mit – oberflächlich gesehen – gegensätzlicher Aussage:

 

Den Frieden suchen

„Sucht den Frieden der Stadt, wohin ich euch weggeführt habe, und betet für sie zu dem Herrn; denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben“ ( Jer 29,7).

Diese Bibelstelle ist (insbesondere in Luthers Übersetzung: „Suchet der Stadt Bestes“) gut bekannt. Sie wird durch mehrere neutestamentliche Stellen unterstützt und erweitert, z. B. Röm 12,18; 13,1 ff.; 1.Tim 2,1 ff. Die Juden, an die sich der Text richtete, waren in keiner beneidenswerten Lage. Sie waren Gefangene im Feindesland Babylon. Im Blick auf dieses Land gleichen sie den Gläubigen heute, die auf der Erde kein Bürgerrecht haben (1. Pet 2,11). Die Juden damals und die Gläubigen heute werden nicht zu einem Partisanenkampf aufgerufen, sondern sollen dort, wo sie wohnen, Frieden suchen. Die mehrfache Erwähnung eines solchen Verhaltens in Gottes Wort zeigt, dass das keineswegs selbstverständlich ist. Eine solche Haltung ist der menschlichen Natur zuwider und macht daher eine ständige Ermunterung nötig, für diesen Frieden einzutreten. Das Wichtigste, was Gläubige dazu tun können, ist Beten – damals in Babel und auch in der heutigen Zeit und in den gegenwärtigen Zuständen. Allerdings beschränkt sich das Suchen nach Frieden nicht auf das Gebet, auch wenn es der erste und wichtigste Punkt ist. Der Vers in Jeremia 29,7 sagt ja nicht, „indem ihr für sie betet“, sondern „und betet für sie“.

Wie das Suchen nach Frieden geschehen kann, darüber gibt Gottes Wort außer dem Gebet keine konkreten Beispiele. Die äußeren Bedingungen des Zusammenlebens der Menschen ändern sich. Damals hatten Nebukadnezar und seine Nachfolger diktatorische Macht. Heute leben wir in Deutschland nach demokratischen Grundsätzen. Wie das praktische Suchen nach Frieden in der jeweiligen – auch persönlichen – Situation aussieht, wird von Gottes Wort nicht im Einzelnen vorgegeben. Daher sollte man sich persönlich fragen, wie man am eigenen Wohnort zum Frieden beitragen kann, ohne dabei andere Hinweise der Bibel (s.u.) zu missachten. Hier gilt es, Gottes Grundsätze auf die gerade vorliegenden Gegebenheiten anzuwenden.

 

Den Frieden nicht suchen

„Ihr sollt ihren Frieden und ihr Wohl nicht suchen in Ewigkeit – damit ihr stark seid“ (Esra 9,12).

Wir geraten allerdings leicht in Gefahr, dass sich unsere Gedanken und Vorstellungen selbständig machen und die Linie der Schrift verlassen. Da setzt diese zweite Stelle eine unübersehbare Grenze. Der Friede und das Wohl der Feinde des Volkes Gottes sollen eben nicht auf Kosten der geistlichen Kraft des Volkes Gottes gesucht werden. Das würde geschehen, wenn Prinzipien des Wortes Gottes aufgegeben werden. Der Bibeltext aus dem Buch Esra weist auf familiäre Verbindungen mit feindlichen Völkern hin, die damals im Gesetz verboten waren und die das Volk Gottes schwächten. Heute betrifft es – neben der direkten Anwendung auf die Eheschließung mit Ungläubigen – Verbindungen mit Ungläubigen auf Gebieten, die geistliche oder auch andere Belange betreffen (vgl. dazu 2. Kor 6,14ff). Die Werte und Zielsetzungen dieser Welt sind, wenn vielleicht auch häufig unbewusst, letztlich gegen Gott gerichtet. Wenn sie mit den christlichen Grundsätzen vermischt werden, wird das Volk Gottes auch heute kraftlos.

 

Salz der Erde bleiben!

Darüber hinaus gibt es noch einen weiteren Gesichtspunkt. Die Juden damals waren allein durch ihre Existenz als Staat mit weitgehender Selbstverwaltung den umliegenden Völkern ein Dorn im Auge. Durch ethnische Vermischung hätte sich dieses Problem für die Nachbarn – wie schon früher in der Geschichte Israels (vgl. 4. Mo 25) – elegant gelöst. Dann hätten diese Völker „Frieden“ gehabt.

Auch der treue Christ heute sollte einen solchen Frieden mit seinen Mitmenschen nicht suchen. Wenn nämlich die Menschen dieser Welt sehen, dass die Christen genau so denken und handeln wie sie selbst, können sie ihr Gewissen beruhigen. Das wäre ein falscher Friede. Dem Evangelium wäre seine Kraft genommen!

Echten Frieden mit Gott bekommt der Mensch durch eine Beziehung zu Gott auf der Grundlage von Gottes Wort. Auf dieser Basis sollen Christen mit Ihren Mitmenschen in Frieden leben und ihn für ihre Umgebung suchen. Den scheinbaren Frieden, der in einer äußeren oder inneren Harmonie besteht, wo aber die Prinzipien von Gottes Wort auf dem Spiel stehen, sollten wir meiden, denn er gefährdet die geistliche Kraft des Gläubigen.