Bibel konstrastreich: Der Heilige Geist - Besitz oder Wunsch des Christen

Bibel kontrastreich

Der Heilige Geist – Besitz oder Wunsch des Christen?

Wie ist es anhand der angeführten Bibelverse zu verstehen, Gott um den Heiligen Geist zu bitten? Als wiedergeborene Christen haben wir doch den Heiligen Geist bereits bei der Bekehrung erhalten und daher bitten wir Gott nicht um den Heiligen Geist. A. Lang

 

Besitz des Heiligen Geistes (2. Kor 1,22; Eph 1,13.14)

Sowohl in den Berichten der Apostelgeschichte als auch in den Briefen des Neuen Testaments wird stets verdeutlicht, dass jeder, der an den Herrn Jesus und an das Evangelium der Errettung glaubt, den Heiligen Geist empfängt, und zwar „in Ewigkeit“ (Joh 14,16). Dieser Geist ist in unsere Herzen aus- gegossen worden (Röm 5,5) und wohnt in unserem Körper (1. Kor 6,19; Röm 8,11; 2. Tim 1,14). Er befähigt uns, Gottes Gedanken zu verstehen (1. Kor 2), verherrlicht den Herrn Jesus (Joh 16,14) und leitet uns (Gal 5,25). Die Bibeltexte in 2. Korinther 1,22 und Epheser 1,14 zeigen, dass dieser Geist eine Art Anzahlung oder „Pfand“ für den Empfang der zukünftigen, himmlischen Segnungen ist. Beides ist sicher, der Besitz des Geistes und das Erbe.

... in dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung, der das Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit. (Epheser 1,13.14)

Bitte um den Heiligen Geist ( Lk 11,13)

Der Herr Jesus gab seinen Jüngern Unterricht zum Thema „Gebet“ und beschließt diesen mit folgenden Worten: „Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater, der vom Himmel ist, den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten!“ Wie lässt sich diese Bitte um den Geist mit der Sicherheit des Besitzes desselben Geistes vereinbaren? Nun, als der Herr Jesus auf der Erde war, war der Geist noch nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war (Joh 7,39). So war die Bitte um das Kommen des Geistes berechtigt, und in dieser Haltung sollten sie auch „auf die Verheißung des Vaters“ (Apg 1,6) warten – was sie auch taten (Apg 1,4), und zwar im Gebet! Die Erhörung wird in Apostelgeschichte 2 berichtet. Seitdem ist der Geist auf der Erde, wohnt in der Versammlung (Gemeinde, Kirche) und in jedem von da an Glaubenden. Man braucht und kann Ihn daher heute nicht mehr erbitten!

Bitten um den Geist der Weisheit (Eph 1,17)

Einige Bibelstellen in den Briefen zeigen auf, dass man für ein gutes bibli- sches Verständnis oder die richtige Art des Dienstes einen erleuchteten Geist benötigt, so zum Bei- spiel in Epheser 1,17: „...damit der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe den1 Geist der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis seiner selbst“. Hier geht es darum, die richtige Geisteshaltung zu zeigen, was ja leider nicht immer der Fall ist. Dazu gilt es, dem Geist Gottes auch den entsprechenden Raum in unserem Herzen zu geben, uns von Ihm erfüllen zu lassen. Dann können wir im Verständnis und im Dienst (2. Tim 1,7) wachsen2.

Jeder Gläubige besitzt den Heiligen Geist seit der Annahme des Evangeliums, der dann in ihm wohnt, und zwar dauerhaft und unverlierbar. Eine Bitte um den Heiligen Geist ist seit dem Kommen des Geistes an Pfingsten überflüssig geworden, da Ihn jeder Glaubende „automatisch“ empfängt. Um einen Geist der Weisheit zu erhalten, eine Geisteshal- tung in Übereinstimmung mit Gottes Wort, dürfen wir um das Erfülltwerden mit dem Geist bitten.

Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, durch den ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung. (Epheser 4,30)

 

1 Der bestimmte Artikel fehlt im Grundtext – ein weiterer Hinweis dafür, dass es sich hier um den Charakter, nicht um die Person des Geistes selbst handelt.

2 In der englischen und französischen Übersetzung von J.N. Darby wird an den beiden Stellen „Geist“ übrigens klein geschrieben – der Übersetzer dachte also auch nicht an den Geist Gottes, sondern an den erleuchteten Geist des Gläubigen.