Christenverfolgung heute

Christenverfolgung heute

Christenverfolgung ist nichts Neues. Das Feuer der Verfolgung entflammte schon ganz am Anfang der Geschichte der christlichen Kirche mit der Steinigung des Stephanus. Und es brannte auch in den darauf folgenden 2.000 Jahren. Bis zum heutigen Tag werden Gläubige unterdrückt, terrorisiert und umgebracht. Ungefähr 200 Millionen Christen gelten weltweit als religiös verfolgt. Tendenz steigend.

 

Das Thema„Christenverfolgung“ spielt in unserer Gesellschaft eine ziemlich untergeordnete Rolle. Das Problem wird oft nur dann ansatzweise zur Kenntnis genommen, wenn sich Flüchtlingsströme in die heimatlichen Gefilde ergießen oder wenn etwas geschieht, was eine besondere Brisanz hat – wie zum Beispiel der Mord an drei Christen im Jahr 2007 in dem EU-Anwärter-Land Türkei.

Als Christen sollten wir ein besonderes Interesse an dem Schicksal der verfolgten Glaubensgeschwister auf der ganzen Welt haben. Dieser Aufsatz will eine gewisse Übersicht über ihre Situation geben und dazu anregen, sich in die Lebenswirklichkeit der Verfolgten hineinzudenken und für sie konkret(er) zu beten.

Weltverfolgungsindex

Die christliche Hilfsorganisation „Open- Doors“ veröffentlicht jährlich den sogenannten Weltverfolgungsindex. Darin werden 50 Staaten aufgeführt, in de- nen man Christen größere Schwierigkeiten macht. Die Spanne reicht von „Schwerer Verfolgung“ in Nordkorea bis zu „einigen Problemen“ in Kolumbien. Die ersten zehn Länder des Weltverfolgungsindex 2008 sind:

1. Nordkorea

2. Saudi-Arabien

3. Iran

4. Malediven

5. Bhutan

6. Jemen

7. Afghanistan

8. Laos

9. Usbekistan

10. China

Sechs der genannten zehn Länder sind vom Islam bestimmt (Saudi-Arabien, Iran, Malediven, Jemen, Afghanistan, Usbekistan), drei Länder haben kommunistische Regierungen (Nordkorea, Laos und China) und ein Land ist buddhistisch geprägt (Bhutan).

Ein flüchtiger Blick auf den Weltverfolgungsindex macht bereits deutlich, dass es Christen in islamischen und kommunistischen Ländern besonders schwer haben. Darum wollen wir uns mit der Situation der Christen dort ein wenig näher beschäftigen; dabei soll das Augenmerk auf die beiden „Spitzenreiter“ des Weltverfolgungsindexes gerichtet sein.

Kirche unter dem Kommunismus

Unter dem Banner des Kommunismus wurden die Christen oft hart verfolgt. Allein in der ehemaligen Sowjetunion wurden innerhalb von ungefähr 70 Jahren Abertausende Christen umgebracht. Obwohl der Kommunismus in den letzten 20 Jahren gewaltig an Bedeutung und Einfluss verloren hat, gibt es immer noch fünf kommunistische Länder auf der Erde: Nordkorea, Laos, China, Kuba und Vietnam. In all diesen Ländern werden Christen benachteiligt und unterdrückt. Ganz besonders schlimm ist die Situation in Nordkorea.

Nordkorea

Die Situation in Nord- korea ist für die Menschen – und natürlich auch für Christen – extrem schwierig. Die Wirtschaft liegt am Boden und seit Jahren grassiert eine große Hungernot, die Unzählige das Leben gekostet hat. Geistlich gesehen herrscht große Finsternis: Ein schrecklicher Personenkult prägt das Land. So beginnt die nordkoreanische Zeitrechnung am Geburtstag des verstorbenen Diktators Kim Il Sung. Dieser Mann wird sogar als ewig gegenwärtiger Gott-Vater angebetet, während sein Sohn Kim Jong Il („der geliebte Führer“ oder „ewiger Sohn der ewigen Sonne“) der von ihm bestimmte Retter sein soll1. 1977 wurde diese Ideologie in die Verfassung aufgenommen. Man kann sich leicht ausmalen, dass Christen als Staatsfeinde angesehen und gejagt werden. Viele von ihnen sind in den ver- gangenen Jahren getötet worden; Tausende sind geflohen und haben dabei ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

Wie viele Christen in Nordkorea noch leben, kann niemand sagen. Vielleicht sind es 200.000, wahrscheinlich eher mehr. Zwischen 50.000 und 70.000 befinden sich in den 15 Arbeitslagern des Landes. Allein der Besitz einer Bibel genügt, um in ein solches Lager gesteckt zu werden. Die Lebensbedingungen (wenn das überhaupt der richtige Begriff sein sollte) dort sind äußerst schlecht. Es wird berichtet, dass auch manche Christen dort zu Tode kamen.

Soon Ok Lee war eine überzeugte koreanische Kommunistin. Sie geriet aber durch eine Intrige in die Mühlen der Justiz und wurde zu 13 Jahren Haft verurteilt. In dem Arbeitslager Khechen musste sie sich eine 6 x 5 Meter große Zelle mit 80 anderen Gefangenen teilen. Zu Essen gab es zwischen 90 und 700 Gramm pro Tag. Gearbeitet wurde täglich 18 Stunden unter strenger Überwachung und vielen Schlägen. Wer nicht spurte, wurde in eine winzige Zelle gesperrt, in der man sich kaum bewegen konnte. Soon Ok Lee beobachtete in Khechen, dass die Christen am brutalsten behandelt wurden. Ihnen war es nicht einmal erlaubt, zum Himmel aufzublicken, da es signalisieren könnte, dass sie von Gott ihre Hilfe erwarten. Kein einziger der Christen, die ihr begegnet waren, hat den Glauben aufgegeben. Ihre Tapferkeit und Standfestigkeit beeindruckte Soon Ok Lee sehr.

Einmal im Monat wurden die gläubigen Frauen im Gefängnishof vor den versammelten Insassen aufgefordert, ihren Glauben zu verleugnen. Es wurde ihnen in Aussicht gestellt, dass sie dann weniger arbeiten müssten oder sogar freigelassen würden. Doch die Frauen lehnten alle ab. Als Strafe für ihren Starrsinn bekamen sie besonders undankbare Arbeiten zugewiesen. Dazu gehörte der Transport menschlicher Exkremente zu einem großen Fäkalientank. Als eine der Christinnen, Ok Daan Lee, ausrutsche und in den Tank hineinfiel, sprangen vier Schwestern – trotz der Protestrufe des Wächters – in den Tank hinein, um Ok Daan Lee zu retten. Der Wächter befahl unterdessen, die Tankklappe zu schließen und besiegelte damit das Schicksal dieser fünf Frauen.

Soon Ok Lee, die das gesehen hat, kam nach sechs Jahren überraschend frei und flüchtete nach Südkorea. Dort bekehrte sie sich zu Jesus Christus. Ihre außergewöhnlich erschütternden Erlebnisse hat sie in einem Buch veröffentlicht („Lasst mich eure Stimme sein“)..

Kirche unter dem Islam

Die Verfolgung der Christen hat im Islam eine lange, traurige Tradition. Sie geht zurück auf Mohammed, der gewaltsam gegen Christen vorging und den Kampf gegen die „Ungläubigen“ propagierte. Sicher gab und gibt es auch da, wo der Islam die vorherrschende Religion ist, teilweise eine friedliche Koexistenz zwi- schen Muslimen und Christen. Christen werden aber von Muslimen als Bürger zweiter Klasse betrachtet und müssen meist Nachteile in Kauf nehmen. Der Weg zur Unterdrückung ist dann nicht mehr weit. Ungefähr 2/3 der Staaten, die auf dem Weltverfolgungsindex stehen, sind islamisch geprägt. Das redet eine deutliche Sprache.

Saudi-Arabien

Ganz besonders stark wird der christliche Glaube in Saudi-Arabien unterdrückt. In diesem Land herrscht König Abdullah, der alle Macht in Händen hält und einen strengen Kurs verfolgt. Er ist auch Wächter der heiligen Stätten Mekka und Medina, die nur von Muslimen betreten werden dürfen.

Fast alle Saudis sind Moslems. Es gibt so gut wie keine Christen. Das sieht bei den zahlreichen Gastarbeitern, die sich in diesem reichen Land aufhalten, glücklicherweise etwas anders aus. Doch diese Christen werden streng überwacht und haben keine Möglichkeit zu evangelisieren. Missionsarbeit wird strafrechtlich verfolgt. Es gibt extra eine Religionspolizei, die darauf achtet, dass die religiösen Vorschriften ein- gehalten werden und sich keine fremden Elemente einschleichen. Sollte ein Muslim zum Christentum konvertieren, muss er mit der Todesstrafe rechnen. Das ist das, was der Koran für diesen „Abfall“ fordert. Die Todesstrafe wird durch Enthauptung mit dem Schwert vollstreckt, üblicherweise in den Vormittagsstunden auf einem öffentlich zugänglichen Platz.

Ein Ehepaar aus Mekka, nennen wir sie Omar und Abia, waren überzeugte Moslems. Sie wollten am „heiligen Krieg“ teilnehmen. Doch Omar gelangte in den Besitz einer Bibel – die es in dem Land offiziell gar nicht gibt – und las eifrig darin. Nach sieben Jahren aufrichtigen Suchens brach er zum lebendigen Glauben an den Sohn Gottes durch. Seine Frau und seine beiden Kinder bekehrten sich kurze Zeit später. Jetzt leben sie in ständiger Angst, entdeckt zu werden. Die Kinder entpuppen sich dabei als ein echtes Sicherheitsrisiko, da sie nicht so vorsichtig agieren und auch mal ein christliches Liedchen auf dem Weg zur Schule summen. Die Familie lebt völlig isoliert und hat keinen Kontakt zu anderen Christen in Saudi- Arabien. Sollten Omar und Abia entlarvt werden, haben sie wahrscheinlich ihr Leben verwirkt.

Verfolgung – eine gefährliche Waffe des Teufels

Am Beispiel Saudi- Arabiens mag man auch gut erkennen, dass Verfolgung eine gefährliche Waffe des Teufels ist. Wir neigen manchmal dazu, Wohlstand und Freiheit für den Niedergang des Christentums in unserem Land verantwortlich zu machen, und meinen, dass in Ländern, wo Verfolgung herrscht, das geistliche Leben wie von selbst aufblühen muss.

Es ist gewiss wahr, dass ein leichtes Christenleben oft ein seichtes ist und dass Zeiten der Drangsal vielfach Zeiten des Segens und der Erweckung gewesen sind. Dennoch dürfen wir nicht übersehen, dass durch Verfolgung in manchen Gebieten das Licht des Zeugnisses für Christus fast völlig ausgelöscht worden ist.

Aus dem Gleichnis vom „vierfachen Acker“ in Matthäus 13,1–9.18–23 lernen wir, dass nicht nur die Sorge der Welt und der Betrug des Reichtums die Frucht für Gott ersticken können, sondern auch die Verfolgung und die Drangsal (Verse 21.22). Beides ist gefährlich!

Der Teufel als „brüllender Löwe“ ist genauso unheilvoll wie als „verführerische Schlange“ (1. Pet 5,8; 2. Kor 11,3). Wir sollten den „Löwen“ nicht unterschätzen, nur weil wir ihm vielleicht noch nicht wirklich begegnet sind!

In Verfolgungen ist die Gefahr groß, im Glauben wankend zu werden (1. Thes 3,3). Resignation und Müdigkeit machen sich rasch breit (vgl. Heb 12,3). Beten wir deshalb für die verfolgten Christen, dass der Herr ihnen Mut macht und sie in den Schwierigkeiten zu seiner Ehre leben können.

 

1 Kim Jong Il regiert momentan das Land. Es geht ihm anscheinend gesundheitlich sehr schlecht, sodass über seine Nachfolge spekuliert wird.