Bibelstudium

Das Wort Gottes

Das Wort Gottes ist lebendig und wirksam – Eigenschaften, die erkennen lassen, dass es göttlichen Ursprungs ist (Heb 4,12.13). Es ist die Offenbarung des lebendigen Gottes. Gott selbst spricht und wirkt durch dieses Wort. Und sein Reden und Wirken ist vollkommen. Und doch hängt es auch von unserem Wollen ab, ob Gott mit seinem Wort bei uns zu seinem Ziel kommt ...

Die Art und Weise, in der das Wort Gottes wirkt, ist nicht immer gleich (vgl. 1. Kor 12,6). Sie hängt ab von der Begebenheit und Situation, in der das Wort zur Anwendung kommt, aber auch von den Bedürfnissen und dem Herzenszustand derer, die es anspricht. Es wird seine Wirkung in dem Maß erzielen, wie es in der Kraft und Abhängigkeit des Heiligen Geistes angewandt wird.

Die unterschiedliche Wirkungsweise des Wortes Gottes wird auch durch die verschiedenen Bilder deutlich, die in der Schrift für Gottes Wort verwendet werden. Nachstehend sollen einige näher betrachtet werden.

Jedes dieser acht Bilder des Wortes Gottes soll nach einer kurzen Erklärung seiner Bedeutung durch Anwendungen auf uns und Beispiele aus dem Leben des Herrn Jesus veranschaulicht werden.

 1. Wasser: Reinigung durch das Wort

Wasser ist in der Bibel oft ein Bild des Wortes Gottes in seiner reinigenden, zuweilen auch in seiner erfrischenden und erhaltenden Kraft (Joh 15,3; Eph 5,26; Ps 23,2; 110,7).

Der Heilige Geist macht das Wort lebendig und wendet es auf Herz und Gewissen der Menschen an. Diesen Gedanken finden wir im lebendigen Wasser, von dem der Herr in Johannes 4,10 und 7,38 spricht. Dort haben wir beides vor uns, das Wort (Wasser) und den Geist (Leben).

Auf unserem Weg durch diese Welt bedürfen wir als Gläubige immer wieder der Reinigung durch das Wort. Das Böse,  mit dem wir auf dem Weg in Berührung kommen, verunreinigt uns und unterbricht den Genuss der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, wenn wir uns auf das Böse einlassen. Um wiederhergestellt zu werden, müssen die Verunreinigungen zunächst beseitigt werden – mit anderen Worten: Wir müssen gereinigt werden. Dies geschieht durch das Wort. Es bringt uns zur Selbstprüfung und zur Verurteilung dessen, was im Widerspruch zu Gottes Wort steht. Selbstgericht geschieht nach den Gedanken Gottes mit dem Ziel der praktischen Reinigung (vgl. 1. Joh. 1,9). Wenn unser Herz und Gewissen durch Gedanken, Worte oder Taten verunreinigt ist, ruht der Geist nicht eher, bis Er uns zur Reinigung geführt hat. Diese Reinigung führt dazu, dass die Gemeinschaft mit dem Vater wiederhergestellt wird.

 

Beispiel: Die Fußwaschung

Ein Beispiel, das uns die Reinigung durch Gottes Wort vor Augen führt, ist die Handlung der Fußwaschung (Joh 13). Der Herr Jesus wusch die Füße seiner Jünger. Die Jünger waren ihrer Stellung nach rein, weil sie von neuem geboren waren. Sie brauchten deshalb nicht nochmals „gebadet“ zu werden. Aber ihre Füße mussten immer wieder von neuem gewaschen werden, damit sie Teil mit dem Herrn, das heißt Gemeinschaft mit Ihm haben konnten.

Das ist es, was auch wir immer wieder bedürfen, wenn wir mit unserem Herrn im Himmel Gemeinschaft haben wollen. Der Herr reinigt uns durch sein Wort und  stellt die Gemeinschaft wieder her, wenn wir sie verloren haben. Mit diesem Dienst der Reinigung hat Er uns ein Beispiel gegeben, dem wir folgen sollen. Bist du bereit, diesem Beispiel zu folgen und deinen Glaubensgeschwistern in dieser Weise behilflich zu sein bzw. dir von ihnen helfen zu lassen?

 

2. Milch: Das Wort als Nahrung für die Seele

Im 1. Brief des Petrus ist die „vernünftige, unverfälschte Milch“ ein Symbol des Wortes Gottes, das als gesunde geistliche Nahrung des Christen vorgestellt wird (1. Pet 2,2). So wie Milch die normale Speise des neugeborenen Kindes ist, so sollte auch das Wort Gottes die normale Speise des Gläubigen sein. Die neue Natur des Gläubigen gleicht in gewisser Hinsicht einem neugeborenen Kind. Sie hat für sich genommen keine Kraft und keine Einsicht. Zudem findet sie in dieser Welt nichts, was ihr Kraft oder Einsicht verleihen könnte. Allein der Heilige Geist, der in dem Gläubigen wohnt, und Gottes Wort sind dazu in der Lage.

Das Wort Gottes ist sowohl Nahrung, die rein und sauber ist („unverfälscht“), als auch Nahrung, die einsichtsvoll und verständig macht („vernünftig“). Je mehr wir davon essen, desto mehr Einsicht werden wir in geistlichen Dingen erlangen. So wie das neugeborene Kind ständig der Milch bedarf, um zu wachsen, so muss sich auch der Gläubige ständig von der Milch des Wortes nähren, um geistlich zu wachsen. In diesem Sinn bleiben wir neugeborene Kinder, bis wir in der Herrlichkeit sind. Sollten wir nicht öfter zu dieser „Milch“ greifen?

 

Beispiel: Der Mensch soll nicht von Brot allein leben

Als der Herr Jesus von Satan in der Wüste versucht wurde, begegnete der Herr dem Teufel bei allen drei Gelegenheiten mit Gottes Wort (Mt 4; Luk 4). Bei der ersten Versuchung benutzte Er dabei ein Wort, das belegt, was wir in diesem Abschnitt vor uns haben, nämlich dass der Mensch nicht von Brot allein leben soll, sondern von jedem Wort, das durch den Mund Gottes ausgeht (5. Mo 8,3; Mt 4,4; Luk 4,4).

Der Herr war vollkommen Mensch. Als solcher hatte Er körperliche, irdische Bedürfnisse. Nachdem Er vierzig Tage und vierzig Nächte nichts gegessen hatte, hatte Er großen Hunger. Satan, der um dieses Bedürfnis wusste, trat an Ihn mit dem Vorschlag heran, seine Gottheit doch dadurch unter Beweis zu stellen, dass Steine in Brot verwandelt würden. Daraufhin macht der Herr – weit davon entfernt, auf diese Versuchung Satans einzugehen – durch das Zitat aus 5. Mose 8,3 deutlich, dass der Mensch nicht von Brot allein leben soll, sondern von jedem Wort Gottes. Es war eben in diesem Moment nicht nach Gottes „Wort“, dass der Herr Jesus seinen Hunger stillte, sondern dass Er ausharrte, bis die Versuchungen zu Ende waren. Darin ist Er unser Vorbild auch für das tägliche Leben: Nicht mit vielleicht verfügbaren Mitteln zur Selbsthilfe schreiten, sondern den Willen Gottes erfüllen und auf seine Zeit warten. Das war Ihm als Nahrung wichtig, wichtiger als das Stillen seines menschlichen Hungers.

 

3. Leuchte und Licht: Leitung durch das Wort

In Psalm 119 wird uns das Wort vorgestellt als Leuchte für unseren Fuß und Licht für unseren Pfad (V. 105). Das Wort Gottes wirft göttliches Licht auf den Weg des Gläubigen, zum einen, um Gefahren aufzuzeigen, zum anderen aber auch, um Wegweisung zu geben für den rechten Weg. Das Wort ist es auch, das unser Gewissen ins Licht Gottes stellt, wenn wir einmal vom Weg der Nachfolge hinter dem Herrn Jesus her abgewichen sind.

Gottes Wort gehört also unbedingt zur Ausrüstung des gläubigen Wanderers auf dem Weg durch diese dunkle Welt. Die „Lampe“ muss stets griffbereit sein, besonders in unübersichtlicher Gegend, wenn der Weg nur schwer zu erkennen ist. Auch das Öl sollte nicht fehlen, denn was nützt eine Lampe, die kein Licht gibt? Nur wenn wir das Wort unter Gebet und Wirkung des Heiligen Geistes lesen, wird es uns leiten und führen können.

 

Beispiel: Die Sendung der Jünger zur Vorbereitung des Passahmahls

Als der Tag der ungesäuerten Brote kam, an dem das Passah geschlachtet werden musste, sandte der Herr Jesus seine Jünger Petrus und Johannes, um das Passah zu bereiten (Lk 22,7.8). Die Jünger kannten Jerusalem wahrscheinlich gut und hätten bestimmt geeignete Räumlichkeiten dafür gefunden. Doch Petrus und Johannes ging es nicht darum, ihren Willen zu tun, sondern den Willen ihres Herrn und Meisters. Und so wenden sie sich an ihn mit der Frage: „Wo willst du, dass wir es bereiten“ (V.9)? Sie scheuten davor zurück, etwas unabhängig von ihm zu tun, zu dem er seine Zustimmung nicht geben konnte. Sollten unsere Pläne und Entscheidungen nicht ebenfalls von einer solchen Haltung gekennzeichnet sein?

Daraufhin gibt der Herr ihnen Anweisungen, die uns vielleicht verwundern. Wenn sie in die Stadt kämen, würde ihnen ein Mensch mit einem Krug Wasser begegnen, dem sie zu folgen hätten. Er würde sie zu dem Haus bringen, in dessen Gastzimmer sie das Passah bereiten sollten. Das war die „Wegbeschreibung“, die der Herr ihnen gab. Hättest du etwas damit anzufangen gewusst?

Die Jünger erwiderten nichts. Sie taten, was ihnen gesagt worden war. Und der Herr hatte seine Absichten damit. Er wollte das Vertrauen der Jünger in Îhn und sein Wort stärken. Er wollte ihren Gehorsam ehren. Und so zogen sie aus - mit dem bestimmten Wort des Herrn, das ihnen buchstäblich als „Leuchte für ihren Fuß und Licht für ihren Pfad“ diente. Es warf „Licht“ auf den Weg, den sie zu gehen hatten und der sie ans Ziel brachte. Ist dieses unbedingte Vertrauen der Jünger in das Wort des Herrn nicht etwas, das auch uns kennzeichnen sollte?

 

4. Schwert: Das Wort als Waffe

Das „Schwert des Geistes“ ist ein weiterer Ausdruck fürdas Wort Gottes (Eph 6,17; Heb 4,12; vgl. auch Off 1,16; 2,12; 19,15). Der Ausdruck will sagen, dass das Wort Gottes nicht nur durch den Heiligen Geist eingegeben ist, sondern auch in seiner Kraft zur Verteidigung benutzt werden kann. Es ist die einzige wirkliche Waffe in der geistlichen Waffenrüstung des Christen. Nicht unsere eigenen Kräfte  oder unsere Klugheit sind die geeigneten Waffen im Kampf gegen Satan, sondern nur das Wort Gottes.

Der Gläubige wird in der Bibel auch als Soldat Christi Jesu gesehen, der für die Interessen seines Herrn auf dieser Erde „kämpft“ (2. Tim 2,3.4). Dieser Kampf richtet sich jedoch nicht gegen unsere Mitmenschen, sondern gegen die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern (Eph. 6,12). Um die Kämpfe des Herrn erfolgreich führen und den Listen des Feindes widerstehen zu können, muss der Soldat im Dienst des Herrn gewisse Voraussetzungen erfüllen.

Zunächst wird von einem Soldaten verlangt, mit seiner Waffe vertraut zu sein. Was würde man von einem Soldaten denken, der in den Krieg zieht, ohne seine Waffe vorher je in der Hand gehabt zu haben? Wäre die Niederlage nicht vorprogrammiert? Gute Kenntnis des Wortes Gottes und die nötige Fertigkeit in seiner Handhabung sind also unerlässlich, wenn wir mit unserem „Schwert“ erfolgreich sein wollen. Oder was würdest du von einem Soldaten halten, der betrunken in den Krieg zieht? Nüchternheit und Abhängigkeit im Gebrauch des Wortes ist eine weitere notwendige Eigenschaft des Soldaten Jesu Christi. Es gibt wohl kaum etwas, das mehr Schaden verursachen kann, als das Schwert des Wortes Gottes in der Hand eines unnüchternen und eigenwilligen Gläubigen. Bist du mit Gottes Wort vertraut, um es im geistlichen Kampf erfolgreich „benutzen“ zu können?

 

Beispiel: Die Versuchung des Herrn

Das beste Beispiel gibt uns der Herr  Jesus, der selbst mit dieser Waffe „kämpfte“, als Er von Satan in der Wüste versucht wurde. Er benutzte das „Schwert des Geistes“ in Vollkommenheit (Mt. 4,1-11; Mk. 1,12.13; Luk. 4,1-13).

Die Absicht des Widersachers bestand darin, den Herrn zum Ungehorsam zu verleiten. Dabei bediente er sich seiner schon vielfach erprobten Strategie, nämlich im Menschen die Lust des Fleisches, die Lust der Augen oder den Hochmut des Lebens hervorzurufen, um ihn dadurch zum Ungehorsam gegen Gott zu verleiten (vgl. 1. Joh 2,16). Doch der Herr blieb gehorsam. Bei Ihm gab es keine sün dige Natur, an die Satan hätte anknüpfen können. Bei allen drei Gelegenheiten widerstand Er Satan, indem Er ihn mit den Worten „Es steht geschrieben“ auf Gottes Wort verwies. Die Waffe des Herrn wurde zielgerichtet eingesetzt und traf Satan ins Innerste. Dieser wurde als Satan offenbar und vertrieben (Mt. 4,10). Doch die Vollkommenheit des Herrn erstrahlte in neuem Glanz.