Zum Nachdenken

Immer noch Milch oder immer wieder Milch

Das Wort Gottes wird in der Bibel an manchen Stellen mit Nahrung verglichen, die wir zum geistlichen Wachstum brauchen. Ein Nahrungsmittel, das besonders im Leben von Säuglingen und kleinen Kindern eine wichtige Rolle spielt, ist die Milch. So ist es nur zu verständlich, dass Gottes Wort auch mit Milch verglichen wird. Wenn wir die entsprechenden Stellen im Neuen Testament näher betrachten, sehen wir jedoch, dass die Bibel zwei grundsätzlich verschiedene Anwendungen macht.


Immer noch Milch oder schon feste Speise?

Es gibt in unserem Leben als Christen einen Abschnitt, in dem wir notwendigerweise und durchaus richtig „Kindlein" sind. Davon spricht Johannes, wenn er schreibt: „Ich schreibe euch, Kindlein, weil ihr den Vater erkannt habt" (1. Joh. 2,14). So natürlich ein solcher Zustand im geistlichen Wachstumsstadium auch ist, so soll ein Christ nicht immer in diesem Zustand bleiben. Wenn Paulus bei den Gläubigen sah, dass sie nicht weiterkamen, und kein geistliches Wachstum festzustellen war, dann suchte er die Ursache dafür zu finden. So musste er die Korinther tadeln, weil ihre fleischliche Gesinnung der Grund war, dass sie keine Fortschritte machten. „Und ich, Brüder, konnte nicht zu euch reden als zu Geistlichen, sondern als zu Fleischlichen, als zu Unmündigen in Christus" (1. Kor 3,1). Dieser Zustand hatte auch Auswirkungen auf ihre geistliche Nahrung. So kann Paulus den Korinthern den Vorwurf nicht ersparen: „Ich habe euch Milch zu trinken gegeben, nicht Speise, denn ihr vermochtet es noch nicht, aber ihr vermögt es auch jetzt noch nicht, denn ihr seid noch fleischlich" (1. Kor 3,2). In der Entwicklung der Korinther hatte es „geistliche Wachstumsstörungen" gegeben. Milch ist in dieser Stelle ein Bild von guter, einfacher, geistlicher Speise, die zu ihrer Zeit sehr wichtig ist, von der man aber später bei richtigem Wachstum fortschreitet zu fester Speise, also zu weiter gehender, tieferer biblischer Kost. Schon im natürlichen Bereich ist es normal und richtig, einem Säugling oder Kleinkind Milch zu geben. Aber wir würden es kaum als normal betrachten, wenn ein Achtzehnjähriger sich immer noch ausschließlich mit der Milchflasche ernähren würde. Das ist im geistlichen Bereich nicht anders.

Einen ähnlichen Tadel wie bei den Korinthern konnte der Apostel auch den Hebräern nicht ersparen. „Denn obwohl ihr der Zeit nach Lehrer sein müsstet, habt ihr wiederum nötig, dass man euch lehre, welches die Elemente des Anfangs der Aussprüche Gottes sind; und ihr seid solche geworden, die Milch nötig haben und nicht feste Speise. Denn jeder, der noch Milch genießt, ist unerfahren im Wort der Gerechtigkeit, denn er ist ein Unmündiger; die feste Speise aber ist für Erwachsene, die infolge der Gewöhnung geübte Sinne haben zur Unterscheidung des Guten sowohl als auch des Bösen" (Hebr 5,12-14). Dieser Abschnitt macht deutlich: Milch steht in Verbindung mit - Elementen des Anfangs, unerfahren im Wort, unmündig. Die feste Speise hingegen spricht von Erwachsensein, geübte Sinne, geistliches Unterscheidungsvermögen.

Bei den Hebräern kommt noch hinzu, dass es heißt: „ihr seid solche geworden". Hier war nicht nur - wie bei den Korinthern, geistlicher Stillstand zu beobachten, sondern eher geistlicher Rückschritt. Das Sprichwort „Stillstand ist Rückschritt" gilt auch im geistlichen Bereich.

 

Immer wieder begierig nach Milch

Der Apostel Petrus hingegen gebraucht den Ausdruck Milch in einem ganz anderen Sinn. „Wie neugeborene Kinder seid begierig nach der vernünftigen, unverfälschten Milch, damit ihr durch diese wachst zur Errettung" (1.Pet. 2,2). Hier bezeichnet Petrus das Wort Gottes, und zwar das ganze Wort Gottes, mit dem Ausdruck "vernünftige, unverfälschte Milch". Und nach diesem Wort sollen wir begierig sein wie neugeborene Kinder. Wie wichtig ist die Milch für ein Neugeborenes!? Lebensnotwendig! Denn ohne Milch muss es zugrunde gehen. Dieselbe Bedeutung hat das Wort Gottes für unser geistliches Leben. Deshalb sollen wir auch so begierig nach dem Wort sein wie ein Säugling nach der Muttermilch. Das ganze Wort Gottes ist als Nahrung nützlich.

Fragen wir uns: Nimmt wirklich das Wort Gottes in unseren Gedanken und in unseren Herzen den Platz ein, den es nach Gottes Gedanken haben sollte? Begehren wir täglich, von dieser vernünftigen, unverfälschten Milch zu trinken? Oder ist es Satan gelungen, uns den Genuss an dem Wort Gottes zu rauben? Sind wir träge geworden im Lesen und Erforschen der Bibel? Denken wir daran, wozu nach den Worten des Petrus dieses Wort beitragen soll: „Seid begierig ... auf dass ihr durch diese wachst". Es kann unmöglich ein gesundes geistliches Wachstum geben, wenn wir versäumen, uns von dem Wort Gottes zu ernähren. So wie ein Kind zugrunde gehen muss, wenn ihm die Milch entzogen wird, so wird auch das geistliche Leben in uns verkümmern, wenn wir ihm die Speise entziehen.

Während wir also einerseits in unserer geistlichen Entwicklung fortschreiten sollen von den einfachen Belehrungen des Anfangs zu einem zunehmenden Verständnis der Fülle der Gedanken Gottes, wollen wir uns andererseits das Verlangen nach der vernünftigen, unverfälschten Milch des ganzen Wortes Gottes erhalten, um gerade auf diese Weise geistliche Fortschritte zu machen.