Bibel praktisch

Die mich früh suchen (Teil 2) Gott suchen? - Ich bin doch schon christ!

 
 
Dass der Ungläubige Gott suchen soll, haben wir in einem Artikel im vorigen Heft gesehen. Aber ob die entsprechenden Verse uns Christen nicht vielleicht auch etwas zu sagen haben?

 

Gott suchen – eine Verpflichtung

a) Die Verantwortung des Menschen, Gott zu suchen.

„Richtet nun euer Herz und eure Seele darauf, den HERRN, euren Gott, zu suchen!” (1. Chr 22,19a). – Auch Gläubige werden an verschiedenen Stellen der Schrift aufgefordert, zu suchen. In Matthäus 6,33 heißt es: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“ Sind wir uns bewusst, dass wir uns als solche, die sich zu Ihm bekennen, schon in seinem Reich befinden, und trachten wir danach, es in unserem Leben zu verwirklichen? Dann haben wir die Verheißung, dass uns alles andere hinzugefügt wird.

Lassen die Worte des Apostels Paulus in Philipper 2,21 nicht ein wenig Enttäuschung erkennen, wenn er feststellen muss: „Denn alle suchen das Ihre, nicht das, was Jesu Christi ist“? Ist es nicht auch von uns oft wahr, dass wir so mit uns und unseren Interessen beschäftigt sind, dass wir die Interessen des Herrn ganz vergessen? Doch wie erfreut es sein Herz, und hat es auch den Apostel erfreut, wenn Er solche findet, die sich für Ihn und seine Sache einsetzen!

In Kolosser 3,1 werden Gläubige aufgefordert, „zu suchen,was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ Wir können sicher nachempfinden, wie es jemandem ergeht, der sich für längere Zeit fern der Heimat aufhält. Ist er nicht oft in Gedanken in seiner Heimat? Sein ganzes Sinnen ist auf die Heimat gerichtet. Ähnlich verhält es sich mit der neuen Natur. Ist nicht auch ihr Sinnen und Trachten auf ihre Heimat, den Himmel, gerichtet? Suchen wir, was droben ist, wo der Christus ist, und sinnen wir auf das, was droben ist? Oder ist all unser Trachten und Sinnen auf das gerichtet, was auf der Erde ist (V. 2)?

 

b) Die Verantwortung des Menschen, Gott mit seinem ganzen Herzen und mit seiner ganzen Seele zu suchen.

„Aber ihr werdet von dort den HERRN, deinen Gott, suchen; und du wirst ihn finden, wenn du mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele nach ihm fragen wirst”. (5. Mo 4,29) – Suchen wir als Gläubige unserem Herrn und Heiland in allem zu gefallen und mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele zu dienen? Der Herr möchte unser ganzes Herz; Er gibt sich mit halben Sachen nicht zufrieden. Geteilte und lauwarme Herzen sind Ihm ein Gräuel. „Niemand kann zwei Herren dienen; denn entweder wird er den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird einem anhangen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt 6,24). Gibt es in deinem oder meinem Leben vielleicht noch Bereiche, die wir ohne Ihn genießen möchten? Lasst uns Ihm dies bekennen und liefern wir uns Ihm völlig aus!

 

c) Die Verantwortung des Menschen, früh zu suchen.

„Die mich früh suchen, werden mich finden” (Spr 8,17; vgl. auch Ps 63,1 und Jes 26,9a). – Auch Gläubige können und sollen den Herrn früh suchen, und zwar in dreierlei Hinsicht:

  • in Bezug auf das ganze Leben,
  • in Bezug auf einen Tag
  • und in Bezug auf die Art und Weise, wie sie Fragen und Schwierigkeiten angehen und bewältigen.

 

Ein für allemal Ihm folgen!

Wie schön, wenn Gläubige schon früh im Leben den Herrn suchen und Ihm mit Herzensentschluss und Entschiedenheit nachfolgen! Welch segensreiche Folgen hat ein Leben, das dem Herrn schon in jungen Jahren übergeben wird. Und welch ein Verlust andererseits ist das Leben eines Gläubigen, das sich selbst oder der Welt gelebt wird! Wie viel Leid und Enttäuschungen bleiben dem erspart, der schon von frühster Jugend an treu dem Herrn nachfolgt! Die Bekehrung ist entscheidend, aber sie ist nicht alles. Sie ist nur der Beginn eines Lebens der Nachfolge dem Herrn nach. Vielleicht gehörst auch du zu denen, die den Herrn als persönlichen Heiland angenommen haben, nun aber nebenher auch die Welt und ihre Vergnügungen genießen möchten und die entschiedene Nachfolge dem Herrn nach auf spätere Jahre aufschieben. Das ist ein großer Verlust für dich und auch für deinen Herrn!

Täglich sein Angesicht suchen!  Der Herr fordert uns auf, Ihn früh zu suchen, und verbindet damit eine Verheißung. Das Wörtchen „früh“ lässt sich auch auf den Beginn eines Tages beziehen. Indem wir unseren Tag mit Ihm beginnen, wird uns bewusst, dass wir seine Gnade und Hilfe für jeden Schritt, den wir unternehmen, und für jede Aufgabe, die Er uns gibt, nötig haben. Besonders am Morgen, wenn wir noch nicht von all den Sorgen und Problemen des Tages in Beschlag genommen sind, kann der Herr deutlich zu unseren Herzen reden und sich selbst unseren Herzen groß machen. Es ist ein großes Geschenk, dass wir Ihn täglich aufsuchen dürfen!

 

Mit dem Herrn fang’ alles an!

Das Wörtchen „früh“ hat vielleicht noch eine dritte Bedeutung. Im Leben eines Gläubigen gibt es viele Entscheidungen  zu treffen und Probleme zu lösen. Wie gehen wir die Dinge an? Versuchen wir ihnen zuerst in eigener Kraft und menschlicher Weisheit zu begegnen oder gehen wir „früh“, von Anfang an, mit unseren Problemen zu Ihm? Er wird uns nicht im Stich lassen. Sobald wir Ihn um Rat und Hilfe fragen, wird unser Herz ruhig und still. Er wird sich unser annehmen, auch wenn Er uns manchmal warten lassen muss oder eine Lösung, einen Ausweg zeigt, den wir nicht erwartet haben. Es ist noch immer wahr, dass der Herr sich von dem finden lässt, der Ihn früh sucht.

 

Suchen wir Gottes Führung in seinem Wort und durch Gebet?

Der Herr Jesus möchte nicht, dass wir Ihn nur zu bestimmten Zeiten in unserem Leben suchen, zum Beispiel bei unserer Bekehrung oder in Notsituationen, sondern Er möchte, dass wir Ihn täglich suchen. Der Kompass eines Gläubigen muss jeden Tag neu ausgerichtet werden. Aber zu diesem Zweck benötigen wir einen Referenzpunkt (Bezugspunkt). Dieser ist das Wort Gottes, durch das der Herr zu uns spricht und sich uns immer wieder neu offenbart. Suchen wir die Führung Gottes in seinem Wort?

Auch im Gebet dürfen wir das Angesicht des Herrn suchen. Wir dürfen Ihm mit Freimütigkeit nahen, denn wir haben freien Zugang zum Thron der Gnade (Heb 4,16), d.h. zu Gott selbst. Von diesem Vorrecht sollten wir möglichst oft Gebrauch machen und die Gemeinschaft mit Ihm im Gebet suchen. Haben wir Ihn heute schon in dieser Weise gesucht?

 

Suchen wir Ihn in der Mitte seines versammelten Volkes?

Darüber hinaus können wir den Herrn auch in der Mitte seines versammelten Volkes finden. Er hat seine Gegenwart dort verheißen, wo zwei oder drei zu seinem Namen hin versammelt sind (Mt 18,20). Doch zu seinem Namen hin versammelt zu sein, bedeutet nicht nur, seinem Namen gemäß zusammenzukommen, sondern setzt auch Herzen voraus, die sich nach Ihm ausstrekken und Ihn selbst in allem suchen (vgl. Jes 26,8b).

 

Beispiele aus der Schrift

Unter den Königen von Juda gab es einige, von denen gesagt wird, dass sie Gott suchten. Wir wollen uns zunächst zwei nachahmenswerte Beispiele ansehen und im Anschluss daran das Beispiel eines Königs betrachten, der Gott in seiner Not leider nicht suchte.

 

a) König Josaphat (2. Chr 20)

Josaphat war ein gottesfürchtiger König. Er tat was recht war in den Augen Gottes. So lautet das Urteil Gottes über sein Leben. Seine Gottesfurcht zeigte sich besonders in dem Augenblick, als er und sein Volk von Feinden bedroht wurden. Die Moabiter und Ammoniter waren ins Land eingefallen und marschierten auf Jerusalem zu. Angesichts dieser Bedrohung bekam es Josaphat mit der Furcht zu tun. Dies ist verständlich und ganz menschlich. Doch die Furcht muss in die Arme Gottes treiben! Josaphat tat das einzig Richtige. Anstatt auf die Stärke seiner Truppen zu vertrauen oder Hilfe bei Verbündeten zu suchen, richtete er sein Angesicht darauf, den HERRN zu suchen. In vollem Bewusstsein seiner eigenen Hilflosigkeit suchte er das Angesicht Gottes im Gebet. Es war sein Anliegen, Gott mit in diese schwierigen Umstände hineinzunehmen. Das ist Gottesfurcht. Richten wir in Notsituationen auch unser Angesicht darauf, Gott zu suchen? Oder vertrauen wir auf unsere eigene Stärke und Klugheit?

Die persönliche Gottesfurcht Josaphats hatte positive Auswirkungen auf das ganze Volk. Ganz Juda suchte den HERRN und legte Ihm seine Not vor. Und was tat Gott? Er ließ ihr Gebet und Flehen nicht unerhört, sondern kam dem Volk zu Hilfe. Gott nahm die Sache in seine Hand und vernichtete die Feinde.

 

b) König Josia (2. Chr 34)

Bevor der Heilige Geist auf Einzelheiten des Lebens Josias zu sprechen kommt, stellt Er ihm ein dreifaches Zeugnis aus – gleichsam als Überschrift über sein Leben.

  1. Josia tat, was recht war in den Augen Gottes.
  2. Er wandelte auf den Wegen seines Vaters David.
  3. Er wich nicht zur Rechten noch zur Linken ab. Josia ist der einzige König in der Schrift, von dem dies gesagt wird. Er war kein Mann falscher Extreme, sondern wandelte „mitten auf den Steigen des Rechts“ (Spr 8,20).

Josia war sehr jung, als er König wurde, gerade einmal acht Jahre alt. Als er sechszehnJahre alt war und – wie die Schrift sagt – noch ein Junge, lesen wir von ihm, dass  er begann, den Gott seines Vaters David zu suchen. Es war nur der Anfang. Er würde Gott noch in vielen Jahren seines Lebens „suchen“. Aber in diesem entscheidenden Alter stellte er die Weichen und entschied sich für Gott. Wir können annehmen, dass er sich in dieser Zeit bekehrte und in seinem Herzen den Entschluss fasste, dem HERRN zu folgen.

 

c) König Asa (2. Chr 16)

Da König Asa angesichts der Bedrohung durch den König von Israel auf Menschenhilfe vertraute anstatt auf Gott, musste Gott seine züchtigende Hand auf ihn legen. Er erkrankte an seinen Füßen und wurde schwer krank. Doch auch dann suchte er seine Hilfe nicht bei Gott, sondern bei Ärzten. Gott hätte ihm Genesung von seiner Krankheit schenken können, wenn er in Buße und aufrichtigem Bekenntnis zu Ihm gekommen wäre, aber diesen Weg wollte er nicht gehen. Stattdessen verhärtete er sein Herz und suchte in seiner persönlichen Not lieber Menschenhilfe als den allmächtigen Gott. Bis zu seinem Tod weigerte er sich, Buße zu tun und zu Gott umzukehren. Wie bedauernswert!

Auf uns übertragen bedeutet das natürlich nicht, dass wir menschliche Hilfe, zum Beispiel in Form ärztlicher Behandlung, gänzlich ablehnen sollen. Aber sie muss gepaart sein mit unserem Vertrauen auf Gott, der hinter allem steht und fähig ist, uns in jeder Lage zu helfen. Er ist es auch, der den Ärzten die zur Diagnosestellung und Behandlung von Krankheiten nötige Weisheit schenkt.

Gott suchen – eine lohnende und gesegnete Tätigkeit für Christen!