Bibelstudium

Was bald geschehen muss - Die zukünftigen Ereignisse (Teil 1)

Endzeit, die Entrückung der Gläubigen, die große Drangsal, das wieder entstandene Römische Reich, die Hure Babylon, die Zahl des Tieres: 666, der Antichrist, ein Tempel in Jerusalem, der Assyrer, ein neuer Weltkrieg, das Wiederkommen Christi, das Tausendjährige Reich ... – viele kennen solche Schlagworte, die der Bibel entnommen sind. Die einen sprechen von Panikmache und verdrängen den Bezug der biblischen Prophetie zur Gegenwart. Die anderen bauschen biblische Aussagen zu fantasievollen Weltuntergangs-Utopien auf. Um vor solchen Fehlentwicklungen bewahrt zu bleiben, brauchen wir einen gründlichen Überblick über die prophetischen Aussagen der Bibel. Gott teilt uns mit, „was bald geschehen muss“ (Off 1,1), damit wir besser verstehen lernen, was unsere Hoffnung ist, was die Welt ist und wer der Herr ist.

In dieser ersten Folge unserer vierteiligen Reihe denken wir zunächst über die biblische Prophetie im Allgemeinen nach, um dann einen Überblick über die zukünftigen Ereignisse zu geben. Bevor wir die Prophetie in den weiteren Folgen im Detail untersuchen können, müssen wir den großen Rahmen aufzeigen, in den die zukünftigen Ereignisse eingebettet sind. Dabei geht es um Weltgeschichte aus biblischer Sicht, um die verschiedenen Zeitalter, den Zerfall Israels und die Entwicklung der Weltreiche.

 

1. Biblische Prophetie

Ursprung der Prophetie

Gott steht über Raum und Zeit. Er kennt die Zukunft (Jes 42,9; 46,10) – und teilt sie uns mit. Zuverlässige Prophezeiungen können nur im Wort Gottes gefunden werden (Jes 45,11). Tatsächlich enthält die Bibel viele Weissagungen, die sich bereits erfüllt haben (z.B. über Geburt, Leben und Sterben Jesu). Was über die für uns noch zukünftigen Ereignisse geschrieben steht, wird genauso sicher eintreffen. „Prophetie ist die Geschichte, die Gott uns von der Zukunft gegeben hat“ (J. N. Darby).

 

Ziel der Prophetie

Die Propheten des Alten und Neuen Testaments stellten die Menschen in das Licht Gottes. Die Untreuen sollten wachgerüttelt werden und Buße tun (vgl. z.B. Jer 35,15); die treuen Gläubigen sollten tiefer in die Gedanken Gottes eingeführt (vgl. 1. Mo 18,17–19; Ps 25,14; Am 3,7; Off 1,1) und angespornt werden (vgl. 2. Pet 3,11–14).

Oft sprachen die Propheten von damals aktuellen Ereignissen, die dem Zuhörer die Möglichkeit gaben, an dem was er sagte zu erkennen, ob der Prophet echt war oder nicht (5. Mo 13,1–5; 18,20–22; Jer 28,9). Weitere Aspekte oder die volle Erfüllung ihrer Aussagen konnten aber durchaus in einer späteren Zeit liegen.

 

Studium der Prophetie

Wir staunen heute über Bücher aus dem 19. Jahrhundert, in denen gottesfürchtige Brüder wie selbstverständlich über Dinge schrieben, die damals noch undenkbar waren, beispielsweise, dass Israel wieder einen eigenen Staat gründen würde. Doch das Studium der Prophetie ist eben keine spekulative Sache, solange man – durch sorgfältiges Vergleichen der verschiedenen Bibelstellen – das Wort Gottes mit dem Wort Gottes erklärt (vgl. 2. Pet 1,20–21).

 

Themen der Prophetie

Die Aussagen der Prophetie haben alle einen Bezug zur Erde. Der Mittelpunkt von Gottes Plan mit dieser Erde ist Christus. Er ist daher auch der Mittelpunkt der Prophetie (vgl. Off 19,10b). Durch die Propheten weist der Heilige Geist auf Ihn hin, auf seinen Tag – den „Tag des Herrn“ –, auf die Gerichte und auf sein Tausendjähriges Reich.

Israel, sein irdisches Volk, und dessen Land mit seiner Hauptstadt Jerusalem ist ein großes Thema der Prophetie. Das Neue Testament spricht außerdem über die Zukunft der Christenheit.

Schließlich geraten die Völker und Weltreiche, die mit Israel in Berührung kommen, in das Visier der Prophetie. Je enger sie mit Israel in Verbindung stehen, desto häufiger und deutlicher werden sie erwähnt (z.B. Assyrien, Ägypten), weiter entfernte Reiche werden weniger deutlich gekennzeichnet (z.B. Westeuropa, Russland) oder liegen grundsätzlich außerhalb des prophetischen Gesichtskreises (z.B. Amerika, Australien).

 

2. Die zukünftigen Ereignisse im Überblick

Was erwartet uns und was kommt auf diese Erde zu? Kurz zusammengefasst, stehen folgende Ereignisse bzw. Zeitabschnitte an:

1.Die Entrückung:

Der Herr Jesus kommt – für die Ungläubigen unsichtbar –, um die Seinen zu sich in den Himmel zu nehmen. Die gestorbenen Gläubigen werden auferweckt und gemeinsam mit den lebenden von der Erde entrückt. Diese Hoffnung der Versammlung (Gemeinde, Kirche) kann jeden Augenblick Wirklichkeit werden. (Die Entrückung an sich ist also nicht Gegenstand der Prophetie.)

2. Die Zeit der Gerichte:

Nachdem die Gläubigen weggenommen sind, werden die Zurückgebliebenen von furchtbaren Gerichten getroffen, vor allem die ungläubigen Juden und Christen. Wer das Evangelium bis zur Entrückung bewusst abgelehnt hat, kann sich danach nicht mehr bekehren. Andere Menschen kommen zum Glauben. Die Drangsalszeit dauert 7 Jahre. In den letzten 3 1⁄2 Jahren – der „großen Drangsal“ – wütet Satan durch den Herrscher des wieder entstandenen Römischen Weltreiches und den Antichristen in besonderer Weise. Am Ende wird der Angriff eines nördlichen Nachbarvolks auf Israel der Anlass dafür, dass sich die ganze (westliche) Macht der Welt im Nahen Osten zusammenzieht, um Krieg zu führen – letztlich gegen den wiederkommenden Herrn Jesus Christus selbst.

3. Die Erscheinung Christi:

Der Höhepunkt der Gerichte ist erreicht, wenn der Herr Jesus mit allen seinen Heiligen sichtbar erscheint und alle seine Feinde vernichtet. Die gläubigen Juden werden dadurch aus ihrer Drangsal befreit. Sie erkennen Ihn und gehen in das Reich ein, das Er nun aufrichtet.

4. Das Tausendjährige Reich:

Christus regiert dann 1000 Jahre über die ganze Erde. Die Versammlung herrscht vom Himmel her mit Ihm. Jerusalem und Israel sind der Mittelpunkt der Erde. Große Umwälzungen, selbst in der Natur, bringen einen ungekannten Segen für alle Menschen. Durch eine unmittelbare gerechte Bestrafung alles Bösen wird der globale Friede gesichert. Doch am Ende der 1000 Jahre stellt Gott die Menschen, die inzwischen geboren wurden, auf die Probe. Viele empören sich gegen Ihn – und werden getötet.

5. Der ewige Zustand:

Nach den 1000 Jahren wird die erste Schöpfung aufgelöst. Alle Ungläubigen werden vor dem großen weißen Thron gerichtet und enden im Feuersee. Neue Himmel und eine neue Erde bilden den ewigen Zustand, in dem es keine Sünde mehr gibt. Auf der neuen Erde leben alle Gläubigen; nur die Versammlung gehört in Ewigkeit dem Himmel an.

 

3. Der große Rahmen

Die prophetischen Ereignisse gehören in den Gesamtzusammenhang der Bibel. Man wird sie nur dann klar erkennen können, wenn man den „großen Rahmen“ sieht, in dem sie stattfinden.

 

Verschiedene Zeitalter

Zunächst ist festzuhalten, dass Gott in verschiedenen Zeitaltern (oder Epochen, Haushaltungen) den Menschen auf unterschiedliche Weise begegnet. Jedes Zeitalter hat seinen eigenen Charakter und endet – durch das Versagen des Menschen – im Gericht. Die folgende Tabelle zeigt, wie man die verschiedenen Epochen unterscheiden kann.

 

  Zeitalter Anfang Ende
1. Unschuld Eden Vertreibung des Menschen aus dem Garten Eden
2. Gewissen Kain und Abe Große Flut
3. Regierung Noah (nach der Flut) Sprachenverwirrung in Babel
4. Verheißung Abraham Knechtschaft in Ägypte
5. Gesetz Mose Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.)
6. „Das Ende der Zeitalter"    
  a) Gnade  Pfingsten Entrückung
  b) Drangsal  Entrückung Erscheinung Christi und Gericht der Lebendigen
7. Tausendjähriges Reich  Reichsaufrichtung  Großer weißer Thron

 

In den verschiedenen Zeitaltern bis zum „Gesetz“ hat Gott den Menschen erprobt – die Feindschaft des Menschen gegen Gott ist nur gewachsen. „Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen“ (Mt 21,37). Sie kreuzigten Ihn. Seitdem ist die Erprobung des Menschen abgeschlossen, und die Bibel spricht von unserer Zeit als „dem Ende der Zeitalter“ (1. Kor 10,11; Heb 9,26).

 

Vergangenheit und Gegenwart

Die Zukunft muss grundsätzlich als Fortsetzung des Vergangenen begriffen werden. Man kann sie nicht isoliert betrachten. In der Bibel geht die Beschreibung vergangener Ereignisse oft nahtlos in die Vision zukünftiger Ereignisse über. Deshalb ist eine Kenntnis der Geschichte Israels und der Weltreiche, die mit ihnen zu tun haben, von großer Bedeutung für das Verständnis der Prophetie.

 

Der Zerfall Israels

Nach der Regierung des Königs Salomo wurde das 12-Stämme-Reich Israel in 2 und 10 Stämme geteilt. Das 10-Stämme-Reich wurde Gott sogleich untreu, indem es offiziell Götzendienst übte (1. Kön 12,26 ff.). Gott beantwortete diese Untreue mit der assyrischen Gefangenschaft und der Zerstreuung der 10 Stämme (2. Kön 17,21 ff.). Sie werden erst nach der Erscheinung Christi in ihr Land zurückkehren (Hos 11,10.11).

Das 2-Stämme-Reich wurde ebenfalls untreu und Gott ließ sie durch Nebukadnezar für 70 Jahre nach Babylon wegführen (Jer 25,11).

 

Die „Zeiten der Nationen“

Die Herrlichkeit Gottes verließ Jerusalem (Hes 10,4.18.19; 11,23), und Nebukadnezar bekam eine universelle Herrschaft (Dan 2,37.38). Damit beginnen die „Zeiten der Nationen“. Diese „Zeiten der Nationen“ gehen erst dann zu Ende, wenn der Herr Jesus erscheint, um – ausgehend von Israel – sein Reich aufzurichten (Lk 21,24).

Die 2 Stämme kehrten nach 70 Jahren Gefangenschaft aus Babylon in ihr Land zurück und bauten den Altar, den Tempel, Jerusalem und deren Stadtmauern wieder auf (2. Chr 36,22.23; Esra; Neh). Doch die Herrlichkeit Gottes kehrte nicht zurück (Hag 2,3). Als Christus geboren wurde, waren sie nach wie vor unter der Herrschaft eines Weltreiches: des Römischen Reiches.

Die 2 Stämme (Juda und Benjamin) verwarfen Christus und kreuzigten Ihn. Auch die letzten Aufrufe zur Umkehr durch den Heiligen Geist lehnten sie hartnäckig ab und steinigten Stephanus. Die Folge davon war die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. durch die Römer (Mt 23,37.38).

Inzwischen sind die zerstreuten und überall gejagten Juden wieder in ihr Land zurückgekehrt. Doch erwartet sie dort das endgültige Gericht. Nur ein Überrest wird den Messias annehmen und in sein Reich eingehen.

 

Die Weltreiche

In den „Zeiten der Nationen“ redeten die Propheten Daniel und Sacharja prophetisch von vier Weltreichen (Dan 2; Dan 7; Sach 6). Die Weissagungen Daniels sind in den folgenden Tabellen zusammengefasst.

In Kapitel 8 seines Buchs macht Daniel detaillierte Aussagen über das medo-persische und das griechische Weltreich und über das, was auf das griechische Reich folgte: Es zerfiel in vier kleinere Reiche, wobei der Herrscher aus einem dieser Reiche – aus Assyrien – Israel besondere Mühe bereitete.

 

Der König des Nordens und der König des Südens

Im 11. Kapitel seines Buchs nimmt Daniel zwei der vier „Diadochenreiche“, in die das Griechische Weltreich zerfiel, näher unter die Lupe: Das nördlich von Israel gelegene Assyrien (heute ungefähr das Gebiet von Irak/ Syrien) und das südlich gelegene Ägypten. Sie werden der „König des Nordens“ und der „König des Südens“ genannt. In Kapitel 11,1– 39 beschreibt er ausführlich, wie sich diese Reiche in der Zeit von Kyros bis Antiochus Epiphanes immer wieder bekriegten, während das „Land der Zierde“ (Israel) ständig zwischen die Fronten geriet.

Ab Kapitel 11,40 spricht Daniel über die zukünftige „Zeit des Endes“ (V. 40) und zeigt, dass es dann wieder so sein wird, wie in der Vergangenheit:

  • V. 40–41: Der König des Nordens zieht gegen den König des Südens aus und „überschwemmt“ dabei Israel und weitere benachbarte Länder. Nur wenige entkommen.
  • V. 42–43: Ägypten unterliegt (Libyen und Äthiopien auch).
  • V. 44–45: Ein Gerücht, das ihn wütend macht, lässt den Assyrer nach Israel zurückziehen. Dort wird er plötzlich vernichtet (durch den wiederkommenden Herrn selbst).
  • Kap. 12,1–3: Nach der Drangsal erwacht Israel als Nation zu neuem Leben.