Habsucht - wenn der unsichtbare Götze die Nr. 1 im Leben wird

Habsucht

Wenn der unsichtbare Götze die Nr. 1 im Leben wird

„Kinder, hütet euch vor den Götzen!“ Vor fast 2000 Jahren spricht der Apostel Johannes am Ende seines ersten Briefes diese Warnung aus (1. Joh 5,21). Heute nicht mehr aktuell? Aber ganz bestimmt!

Ein Erlebnisbericht zum Nachdenken

Das Alte Testament spricht an vielen Stellen von Götzen und vom Götzenkult. Das Volk Israel sollte keine anderen Götter neben dem wahren und lebendigen Gott haben. Gott hatte es ausdrücklich verboten. Auch das Neue Testament spricht von Götzen. Nicht so sehr von Götzen aus Holz und Stein oder sonstigen Materialien, sondern von unsichtbaren Götzen. Und die meint Johannes auch in erster Linie, wenn er uns vor den Götzen warnt1.

Was ist eigentlich ein „unsichtbarer“ Götze? Kurz gesagt alles, was den Herrn Jesus vom ersten Platz in unserem Leben verdrängt. Das kann ganz schön viel sein: Mein Beruf, mein Hobby, meine Familie, der Sport, die Musik, der Garten, die Mode, das Auto ...

Hier die Geschichte eines Mannes, dem die Aktien zum Götzen wurden und der fast daran gescheitert wäre2:

Vor über 40 Jahren, als die wenigsten Gläubigen überhaupt wussten, was man an einer Börse macht und wie mit Aktien gehandelt wird, stieg er als junger Mann ins Geschäft ein. Er setzte sein ganzes Geld auf eine dynamische und aufstrebende Firma, der er eine Menge zutraute. Und er hatte das richtige Gespür. „Seine“ Firma war so richtig im Aufwind. Der Umsatz stieg von Jahr zu Jahr, der Gewinn auch, und als Aktionär verdiente er nicht schlecht mit.

Er war Christ, aber der Wirtschaftsteil der Tageszeitung und die aktuellen Börsennachrichten wurden ihm bald wichtiger als seine Bibel. Er besuchte weiter christliche Zusammenkünfte, aber seine Gedanken waren meistens ganz woanders. Er half immer noch bei christlichen Aktivitäten mit, aber seine eigentliche Energie galt den Aktien. Er verpasste keine Generalver- sammlung „seiner“ Firma, er kannte viele Direktoren und Vorstände persönlich. Und vor allen Dingen: Sein Portemonnaie wurde immer dicker, sein Vermögen wuchs. Seine Frau warnte ihn. Sie sah, wie die Aktien ihren Mann veränderten. „Je mehr er hat, je mehr er will“. Er wurde geizig und habgierig. Die Not anderer Menschen tangierte ihn nur noch am Rand. Entsprechend sparsam gab er auch für andere – obwohl sein Einkommen stetig stieg. Sein Leben waren die Aktien. Von morgens bis abends war er mit der einen Frage beschäftigt: Wie kann ich mein Kapital vermehren?

Im Rückblick auf diese Zeit sagt er heute: „Die Aktie ist mir zu meinem Gott geworden. Ich war ein Gebundener. Die Woche über beschäftigten mich die Wertpapiere so sehr, dass ich mir kaum Zeit zum Beten nahm. Beim Gottesdienst am Sonntag war mir nicht wohl in meiner Haut. Deshalb bin ich froh, dass diese Zeit vorüber ist“.

Die Reißleine hat er – menschlich gesprochen – rechtzeitig gezogen, oder besser gesagt: Gott hat sie gezogen. Kurz bevor „seine“ Firma Insolvenz anmelden musste, hatte er sein komplettes Aktienpaket abgestoßen. Und das nicht, weil er den bevorstehenden „Knall“ geahnt hätte, sondern weil Gott in sein Leben eingriff. Er bezeichnet es heute als Gnade Gottes, dass Er ihn vor Schlimmerem bewahrt hat. Gott hat ihm sein Vermögen nicht genommen. Anstatt eine finanzielle Pleite zu erleben, konnte er sein Kapital retten. Heute nutzt er es, um christliche Werke zu unterstützen.

Aber das Wesentliche ist, dass er sagt: „Gott hat heute wieder den ersten Platz in meinem Leben“.

Nicht jeder, der in den letzten Jahren Aktien wie einem Götzen hinterherlief, ist so glimpflich davongekommen! Denn eine derartige Verheißung gibt es in der Bibel nicht.

Was ist für mich die Nr. 1 im Leben?

Wer hat eigentlich den ersten Platz in meinem Leben? Vielleicht interessieren mich Aktien nicht, aber die Frage bleibt trotzdem bestehen. Der Apostel Paulus schreibt: „Das Leben ist für mich Christus“. Was würde ich hier einsetzen: „Das Leben ist für mich ...“?

Die Bibel sagt unmissverständlich: „Habsucht ist Götzendienst“ (Kol 3,5). Die Sucht nach Aktien ist eine mögliche Form dieses modernen Götzenkults. Es können tausend andere Dinge sein (siehe oben). Deshalb sollten wir auf der Hut vor den Götzen unserer Zeit sein und uns warnen lassen.

 

1 Es ist allerdings zu beobachten, dass der tatsächliche – materielle – Götzenkult in den letzten Jahren zunehmend in die ehemaligen christlichen Länder zurückkehrt, so dass diese Ermahnung auch in dieser Hinsicht doppelt aktuell ist. Sogar in manchen Kirchen – nicht nur der katholischen – beugt man sich heute wieder vor Bildern und Toten nieder.

2 Informationsquelle: Idea Spektrum, Nr. 28 vom 10.07.2002.