Unsere Herzen beackern

Unsere Herzen beackern

Der Herr Jesus redet zu uns. Er tut dies durch sein Wort, das Wort Gottes, die Bibel. Solche Gelegenheiten gibt es zum Beispiel, wenn wir in unserer „stillen Zeit“ sein Wort studieren, wenn wir in Zusammenkünften zur Erbauung eine Predigt hören, wenn wir als Gläubige gemeinsam die Bibel studieren oder Vorträge über die Bibel hören, oder wenn wir Betrachtungen über Gottes Wort lesen.

Wir wollen anhand des Gleichnisses vom Acker in Matthäus 13 und den Ackergeräten in 1. Samuel 13 darüber nachdenken, wie unsere Herzen durch das Wort Gottes so „beackert“ werden, dass Frucht daraus hervorkommt.

1. Der Herr Jesus sät – erreicht er uns?

Wenn der Herr Jesus zu uns redet, streut er – bildlich gesprochen – Samen aus (Mt 13,1-9.18-23) Der Same ist das Wort Gottes (Lk 8,11), und das wird in unsere Herzen gesät. Wenn wir es mit dem Herzen – und nicht nur mit dem Verstand – aufnehmen, bringt es Frucht. Frucht ist alles das, was der Herr Jesus in unserem Leben durch sein Wort bewirkt, verändert, anspornt, korrigiert, so dass wir Ihn durch unseren Lebenswandel ehren.

Grundsätzlich müsste der Same bei uns Frucht hervorbringen, denn das Wort ist immer lebendig und wirksam (Heb 4,12), und der Herr Jesus kennt uns und unsere Herzen (Joh 2,24; Apg 1,24 usw.) und weiß, wie Er uns erreichen kann. Wenn wir also aus einer Beschäftigung mit dem Wort Gottes nichts „mitnehmen“, so liegt das weder an dem Wort, noch an dem Herrn Jesus, noch (im Regelfall) an dem Bruder, den der Herr gebraucht, um am Wort zu dienen1, sondern an uns selbst. Genauer gesagt: am Zustand unserer Herzen.

Der Herr Jesus stellt in Matthäus 13 an drei Beispielen vor, wie es kommen kann, dass das Wort in unserem Herzen keine Frucht bringt. Immer liegt es am Zustand des Herzens – im Bild: des Ackerbodens2.

  • Das Herz kann abgehärtet und dadurch undurchdringlich sein, so dass das Wort gar nicht erst in das Herz eindringt (der Weg).
  • Es kann zu „flach“ sein, so dass – weil das Wort nicht tief eindringen kann – es schnell „aufschießt“. Es wird wohl sichtbar, dass das Wort im Herzen ankam; weil aber ein tiefes Eindringen des Wortes nicht möglich ist, verlöschen die sichtbaren Resultate schnell (das Steinige).
  • Es können sich andere Gedanken in unserem Herz befinden, die das, was das Wort in uns bewirken sollte, klein halten, unterdrücken und ersticken (die Dornen). Im Gegensatz dazu wird uns das Herz vorgestellt, das „gepflügt“ ist, in das das Wort tief eindringen kann, und das frei ist von Fremdkörpern und anderen Gedanken.

2. Die richtigen Acker- und Erntegeräte einsetzen!

Wie wir unser Herz in einen solchen Zustand bringen können, kann uns 1. Samuel 13 lehren. Dieser Abschnitt hält interessante Lektionen für uns bereit.

In den Versen 19 bis 21 ist dort beschrieben, welche Geräte das Volk Israel unter Sauls Regierung im Ackerbau einsetzte und wie diese Geräte instand gehalten wurden. Das waren der Pflug, der Spaten (oder Rinderstachel), das Beil, die Sichel und die Gabel. Eben solche „Geräte“ im geistlichen Sinn sollten wir einsetzen, um unsere Herzen in einen aufnahmefähigen Zustand zu bringen.

2.1 Der Pflug: Basisarbeit

Der Pflug war ein grobes Ackergerät und diente (wie heute) dazu, den harten Boden aufzubrechen, ihn aufzulockern und aufnahmefähig zu machen, damit das Saatgut tief in die Erde gelangen konnte. Er konnte, um im Bild von Matthäus 13 zu bleiben, zugleich auch gegen den harten Boden „des Weges“ und den flachen Boden „des Steinigen“ eingesetzt werden. Der geistliche Pflug ist ein Instrument, das wir sehr nötig haben, um Gottes Wort aufzunehmen. Es geht um unsere Grundeinstellung gegenüber Gottes Wort. Es darf nicht sein, dass Gottes Wort an uns abprallt, und wir müssen bereit sein, das Wort tief in uns aufzunehmen. Wie geht das?

Was härtet unsere Herzen ab oder verflacht sie?

Wenn wir jemandem glauben, der sagt, dass die Bibel nicht Gottes Wort, sondern ein menschliches Buch ist, oder dass die Bibel nicht gilt, weil viele andere Religionen auch ohne sie zu Gott führen, dann besteht die Gefahr, dass wir das Wort nicht als (Gottes) „Wort“ annehmen.

Wenn wir akzeptieren, dass Gott heute nicht mehr zu uns redet, oder dass die Bibel nicht für jede Frage in unserem Leben eine Antwort hat, oder dass heute „alles anders“ ist, dann besteht die Gefahr, dass wir Gottes Wort nicht mehr zu uns reden lassen. Wenn wir nicht ablehnen, dass man zusätzlich zur Bibel noch eine besondere Offenbarung braucht, dann besteht die Gefahr, dass wir statt des Wortes Anderes aufnehmen. Wenn wir neben unserer geöffneten Bibel zugleich den Kicker oder die Schullektüre lesen, oder wenn wir uns bei oder gleich nach einer Wortbetrachtung oder einer Predigt bewusst mit ganz anderen Dingen beschäftigen, dann besteht die Gefahr, dass das Wort, das wir aufnehmen, gleich wieder weggenommen wird3.

Wie können wir gegen diese Einflüsse bestehen?

  • Indem wir Gottes Wort kennen lernen und festhalten (2. Tim 1,13),
  • im Herrn Jesus verwurzelt und
  • im Glauben befestigt sind (Kol 2,7), und
  • uns unter das Wort Gottes demütigen (Jes 66,2).

Der „Pflug“, den wir immer wieder ansetzen müssen, ist die Überprüfung unserer Einstellung zum Wort Gottes und die Beseitigung aller Verhärtungen, die durch Einflüsse von außen entstanden sind.

2.2 Das Beil: Kleinarbeit

Als Nächstes wollen wir uns das Beil anschauen. Es war eigentlich eine Hacke, mit der nach dem Pflügen der Boden an einzelnen Stellen oder insgesamt noch weiter aufgelockert werden konnte. Auch das ist für uns wichtig. Natürlich muss zunächst unsere Grundeinstellung gegenüber dem Wort Gottes stimmen. Aber auch wenn wir grundsätzlich Gottes Wort als für uns aktuell und bindend akzeptieren, kann es doch einzelne Stellen geben, an denen wir es nicht an uns heranlassen.

  • Es kann leider in unserem Leben „Lieblingssünden“ geben, und da lassen wir nicht mit uns reden. Oder wir hören uns zwar an, was Gott uns dazu sagen will, aber schieben es beiseite, weil „einmal keinmal“ ist oder „es schon nicht so schlimm ist“ oder „morgen ein neuer Anfang geschieht“, oder ...
  • Es gibt vielleicht Einzelthemen, zu denen wir keine Belehrung akzeptieren. Können wir es noch annehmen, wenn jemand uns zum Beispiel etwas über unsere Kleidung und Haarlänge, über den Umgang mit Autorität, über mangelnden Eifer im Evangelium, über unsere Verantwortung unter den Geschwistern am Ort oder äußerlich sichtbare Jüngerschaft sagt?
  • Es kann auch vorkommen, dass wir nur bei bestimmten Personen zuhören, aber bei anderen nicht. Das sollte nicht der Fall sein, wenn Gottes Wort an uns weitergegeben wird; denn dann spricht das Wort zu uns, und nicht die jeweilige Person, die Gott benutzt.

Das geistliche „Beil“ ist die Unterwerfung unter Gottes Wort in den Einzelheiten, den großen und kleinen Dingen. An unserem Gebrauch der Hacke wird man ablesen können, wie ernst wir es mit dem Pflügen nehmen....

2.3 Der Spaten: Es kann auch mal weh tun!

Weiter benutzten die Israeliten einen Spaten oder Rinderstachel. Das war ein zweiseitiges Gerät: Am einen Ende hatte es eine Spitze, mit der die Zugtiere beim Pflügen ange“stachelt“ wurden. Das andere Ende war spatenförmig und diente dazu, die Erdbrocken, die beim Pflügen an der Pflugschar kleben blieben, abzuschlagen, damit das Pfluggespann nicht durch die Erdbrocken behindert wurde, sondern gut vorwärtskam und tief pflügen konnte. Die Lektion für uns ist klar:

  • Wir brauchen Eifer, um immer wieder unsere Einstellung zu Gottes Wort zu überprüfen (vgl. z.B. Ps 119,4,10).
  • Dabei dürfen wir auch nicht davor zurückschrecken, wenn das Pflügen einmal wehtut.
  • Vor allem Dinge, die wir schon lange mit uns herumschleppen, können uns Mühe machen. Da müssen wir uns vielleicht einmal „tief bücken“, um den Pflug wieder freizulegen.

2.4 Und dann auch die Erntegeräte benutzen!

Die Sichel und die Gabel gehören nicht zu den Geräten, die zum Urbarmachen des Bodens gebraucht wurden. Dennoch haben sie uns in diesem Zusammenhang viel zu sagen: Das Beackern allein reicht nicht. Es gelangt (hoffentlich) immer wieder Gottes Wort in unsere Herzen – wann und wie das geht, haben wir oben gesehen. Wenn unser Herz beackert ist, wird das Wort auch aufgehen. Dann müssen wir die Ernte einholen, um uns zu ernähren, und dazu brauchen wir eine Sichel. Und wir müssen eine (Wurf- oder Wende-) Gabel benutzen, um auf der Tenne die „Spreu vom Weizen zu trennen“.

  • Es ist gut, wenn wir regelmäßig die Zusammenkünfte besuchen, Vorträge „live“ oder auf Kassette hören, Konferenzen besuchen, persönlich das Wort Gottes studieren. Belassen wir es bei diesem Aufnehmen des Wortes, oder ernten wir auch einmal? Vielleicht stapeln sich unsere Konferenzmitschriften, aber wir haben noch nie so richtig über das Gehörte nachgedacht.
  • Ein Gedanke insbesondere zu unserem persönlichen Bibelstudium: Geben wir allen Gedanken, die wir lesen und die uns selbst so kommen, nach und nehmen sie einfach so an, oder benutzen wir auch einmal die Wurfgabel des Wortes Gottes (vgl. Apg 17,11) oder von vertrauenswürdigen Bibellehrern (2. Tim 3,14), um falsche oder fehlplatzierte Gedanken auszusortieren und das Gute festzuhalten (1. Thess 5,21)?

Mit der Wendegabel weist Gott uns darauf hin, dass wir von der Mühe des Beackerns nur dann Gewinn haben, wenn wir auch die Ernte einfahren. Das ist ja letztlich das Ziel, das der Herr Jesus mit dem Säen verfolgt: Er möchte Frucht sehen!

3. Wer schärft unsere Geräte?

Gehen wir jetzt einen Schritt weiter. Wir besitzen all diese nützlichen Geräte und benutzen sie fleißig. Mit dem Gebrauch nutzen sie ab, und sie müssen instand gehalten und geschärft werden, um noch ihren Zweck zu erfüllen. Wir können das nicht selbst. Wer hilft uns dabei? Wem vertrauen wir die Geräte an? Die Israeliten waren in einer traurigen Lage. Ihr Land war in weiten Teilen von einem Feind, den Philistern, besetzt, und sie mußten diesen Feinden ihre Geräte bringen, damit sie geschärft werden konnten. Schlimm – aber wie ist es bei uns?

Wer hilft uns,

  • unsere Grundeinstellung zu der Bibel, Gottes Wort, ins Reine zu bringen und zu überprüfen,
  • Gottes Wort in allen Einzelfragen zu respektieren,
  • allen Ballast abzuwerfen und mit Eifer daran zu arbeiten, dass Gottes Wort in unseren Herzen Frucht bringen kann,
  • alles, was wir hören, lesen und denken, zu prüfen; das Schlechte auszusortieren; das Gute festzuhalten?

Gut ist es, wenn unsere Eltern, gute Freunde, Sonntagschullehrer, Jugendstundenleiter, ältere Geschwister am Ort oder Diener des Wortes uns beim Schärfen helfen können. Schön, wenn solche Beziehungen da sind, dass man ohne weiteres bei Fragen oder Problemen andere dabei um Hilfe bitten kann, Gottes Wort besser zu verstehen und persönlich aufzunehmen.

Schade ist es, wenn wir mit diesen Fragen allein bleiben, weil uns niemand helfen kann oder möchte, oder weil wir uns nicht trauen, geistliche und biblische Themen anzusprechen.

Schlimm wird es dann, wenn wir – bewusst oder unbewusst – mit unseren Geräten zu einem „Feind“ gehen (müssen). Kann uns etwa ein Religionslehrer, der nicht glaubt, dass die Bibel Gottes Wort ist, helfen, unsere Einstellung zur Bibel zu verbessern? Oder kann uns ein gläubiger Bibellehrer, der eine bestimmte Lehre nicht akzeptiert oder eine Irrlehre vertritt, helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen?

4. Den Acker verteidigen!

Eine weitere, traurige Mitteilung finden wir in 1 Samuel 13,22: Niemand im ganzen Volk Israel (außer Saul und Jonathan) hatte ein Schwert oder einen Speer. Das war das Ziel der Feinde: Sie wollten das Volk Israel unbewaffnet lassen, um es besser unter Kontrolle zu haben. Deshalb erlaubten sie nicht, dass es einen Schmied in Israel gab, so dass die Israeliten zum Schärfen ihrer Ackergeräte die Philister brauchten und auch keine Waffen selbst herstellen konnten. Dieselben Methoden, die der Feind anwendet, um uns unsere Nahrung zu nehmen, unsere Herzen verflachen und abhärten zu lassen, setzt er auch ein, um uns zu entwaffnen.

Lassen wir uns das gefallen, oder haben wir – wie Jonathan – den Mut, das Wort Gottes auch als Schwert gegen übermächtigen Widerstand einzusetzen (vgl. 1. Sam 13,4 ff.; 14,1 ff.)? Es lohnt sich, für dieses herrliche und wertvolle Wort Gottes einzustehen!

Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast. (2.Timotheus 3,14)

 

1 Der Herr streut sein lebendiges und wirksames Wort aus, selbst wenn es einma linhaltlich falsch oder unpassend oder in fleischlicher Weise „verwaltet“ wird. Für den Dienst ist in erster Linie der Diener verantwortlich (1. Kor 3,10; 2. Tim 2,15), für das Hören der Hörende (hier in Mt 13,10 ff.; vgl. 1.Thes 5,20). Ungeachtet dessen, dass wir das, was wir hören, auch beurteilen müssen (1. Kor 14,29), stehen wir immer in der Verantwortung, das Wort Gottes zu uns reden zu lassen – wie und von wem auch immer es weitergegeben wird.

2 Vgl. dazu „Vom Hören zum Tun“ von M. Vogelsang, in: FMN 2/2001, S. 6 ff.

3 Was nicht heißt, dass wir nicht nach unseren Zusammenkünften die Gelegenheit nutzen sollten, miteinander auch über andere Dinge als den Gegenstand der jeweiligen Zusammenkunft zu sprechen. Dennoch besteht die Gefahr, dass ein allzu abrupter Übergang zum Alltäglichen – ohne das Wort wirklich aufgenommen zu haben – das Gesäte wieder wegnimmt, so dass wir uns nachher nicht mehr an die Botschaft erinnern können und den gegebenen Segen verlieren.