Gute Werke im Leben des Christen

Gute Werke im Leben des Christen

Gute Werke - ein Weg zu Gott?

Die Frage, welchen Stellenwert gute Werke im Leben des Menschen und in seinem Verhältnis zu Gott haben, hat die Menschheit seit jeher beschäftigt. Ale Religionen sind letztlich der Versuch einer Antwort auf diese Frage. Der Mensch will durch seine eigenen Anstrengungen einen heiligen Gott zufriedenstellen oder gnädigst stimmen. Doch diese Wege enden alle in einer Sackgasse. Das Urteil Gottes lautet eindeutig: „Denn durch die Gnade seid ihr errettet, mittelst des Glaubens, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme" (Epheser 2,8-9). Sogenannte ,,gute Werke", die ein Ungläubiger vollbringt, sind in den Augen Gottes bestenfalls „tote Werke", denn ein solcher Mensch ist „zu jedem guten Werk unbewährt" (Titus 1,16). Er wird nur durch Gnade und Glauben errettet.

Ja, aber spricht denn nicht Jakobus davon, dass der Mensch durch Werke gerechtfertigt wird? In der Tat! Und dieser Brief hat deshalb einigen Reformatoren wie Martin Luther Mühe gemacht. Es ist wichtig, dass wir genau verstehen, wovon Jakobus spricht. Ein aufmerksames Studium von Jakobus 2 macht zwei Dinge deutlich:

1. Jakobus spricht nicht von der Rechtfertigung vor Gott, sondern von der Rechtfertigung vor Menschen. „Was nützt es: meine Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, hat aber keine Werke ... aber es wird jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke; zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, und ich werde dir meinen Glauben aus meinen Werken zeigen" (Jak 2,14.18). Es geht hier um jemand, der ein Bekenntnis ablegt, der sagt, er habe Glauben. Während Gott die Wirklichkeit unseres Bekenntnisses nahrlich immer beurteilen kann, können wir Menschen die Echtheit eines Bekenntnisses nur an den Handlungen, an den Werken, erkennen.

2. Die in Jakobus 2,21-26 aufgeführten Beispiele von Abraham und Rahab machen deutlich, dass es bei den Werken, von denen Jakobus spricht, nicht um landläufig sogenannte „gute Werke" geht (man kann das Opfern des eigenen Sohnes und Landesverrat wohl kaum so bezeichnen), sondern um Werke, die Zeugnis geben von Glauben. Wohltätige Werke kann ich durchaus aus verschiedenen Motiven tun, zum Beispiel aus reiner Menschenliebe, Selbstverwirklichung oder Selbstdarstellung. Sie sind nicht unbedingt ein Beweis meines Glaubens.

Gute Werke - ein Merkmal wiedergeborener Menschen

 Der Christ, der weiß, dass er allein aus Gnaden gerettet ist, wird als eine Antwort auf die Gnade und Liebe Gottes "zu jedem guten Werk bereit sein" (Titus 3,1).

Der oben zitierte Vers aus Epheser 2, der deutlich macht, dass wir durch Gnade errettet sind, fährt nämlich fort: "Denn wird sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen" (Vers 10). Hier wird deutlich, dass es die Absicht Gottes ist, dass der Gläubige gute Werke tut. Dabei brauchen wir diese Werke nicht "krampfhaft zu suchen", sondern wandeln in den Werken, die Gott zuvor zu diesem Zweck bereitet hat. Gott legt uns also diese guten Werke gewissermaßen vor die Füße. Wir sollen das Nächstliegende tun, was sich auf unserem Weg befindet.

In der sogenannten Bergpredigt sagt der Herr Jesus: "Ebenso lasst euer Licht leuchten vor den Menschen, damit sie euren guten Werke sehen und euren Vater, der in den Himmeln ist, verherrlichen" (Matthäus 5,16). Hier sehen wir das Ziel Gottes, zu dem diese guten Werke hinführen sollen: Nicht etwa, dass wir dadurch verherrlicht werden, sondern dass der Vater im Himmel verherrlicht wird. Dieses Ziel Gottes vor Augen dürfen wir gegenseitig "aufeinander Acht haben zur Anreizung zur Liebe und zu guten Werken" (Hebräer 10,24).

Der Täterkreis guter Werke

Aus dem bisher Gesagten geht hervor, dass alle Gläubigen aufgefordert sind, in ihrem praktischen Glaubensleben gute Werke zu tun. Darüber hinaus werden einzelne Gruppen unter den Christen besonders dazu ermuntert.

1. Die Frauen

"Ebenso auch, dass die Frauen sich in bescheidenem Äußeren mit Schamhaftigkeit und Sittsamkeit schmücken, nicht mit Haarflechten und Gold oder Perlen oder kostbarer Kleidung, sondern - was Frauen geziemt, die sich zur Gottesfurcht bekennen - durch gute Werke" (1. Tim 2,9-10). Der Wirkungskreis für Schwestern im öffentlichen Dienst ist nach Gottes Gedanken eingeschränkt. Dennoch gibt es, wenn wir an gute Werke denken, für jede gottesfürchtige Frau ein weiteres Betätigungsfeld. Es ist sicher nicht ohne Absicht, dass Gott uns in seinem Wort gerade zwei Frauen vorstellt, um beispielhat die zwei Artenvon guten Werken zu zeigen: 

So heißt es von Mariavon Bethanien in Mattäus 26,10: "Denn sie hat ein gutes Werk an mir getan." Dieses Werk war gut in den Augen des Herrn, unabhängig davon, ob Menschen Nutzen davon hatten. Dass Hingabe des Herzens in der Anbetung des Herrn ein gutes Werk war, verstanden selbst die Jünger nicht, aber der Herr wusste die Herzenshaltung und die Tat der Maria recht zu würdigen. Andererseits lesen wir von Dorkas (Tabitha) in Apostelgeschichte 9,36: "...diese war reich an guten Werken und Almosen, die sie übte. "Hier geht es deutlich um Werke, die in ihren Auswirkungen für andere nützlich und hilfreich waren.

2. Die Diener des Herrn:

"... indem du in allem dich selbst als ein Vorbild guter Werke darstellst" (Titus 2,7). Paulus fordert seinen vermutlich jüngeren Mitarbeiter Titus auf, sich besonders unter seinen jüngeren Mitbrüdern in dieser Hinsicht vorbildlich zu verhalten, um seinen Worten moralisches Gewicht zu geben.

3. Die Reichen:

„Den Reichen in dem gegenwärtigen Zeitlauf gebiete, ... Gutes zu tun, reich zu sein an guten Werken, freigebigzu sein, mitteilsam" (1. Tim 6,17-18). Da, wo Gott jemand in besonderer Weise materielle Güter anvertraut hat, versetzt er ihn dadurch in die Lage, mit dem ihm Anvertrauten Gutes zu tun.

4. Ehemalige Diebe:

„Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite viel mehr und wirke mit seinen Händen das Gute, damit er dem Bedürftigen etwas mitzuteilen habe" (Epheser 4,28). Für einen Christen ist es nicht genug, das Böse (Stehlen) nicht mehr zu tun, sondern er soll stattdessen Gutes tun. Dies ist zudem sicher ein allgemeiner Grundsatz, der nicht nur für Diebe gilt.

Der Empfängerkreis guter Werke

„Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens" (Gal 6,10).

Allen Menschen, denen wir begegnen und deren Bedürfnisse uns bekannt werden, können wir Gutes erweisen - auch dem ungläubigen Nachbarn, Mitschüler oder Arbeitskollegen. Selbstverständlich wird unsere besondere Aufmerksamkeit den „Hausgenossen des Glaubens", d.h. unseren Brüdern und Schwestern gelten.

Wenn der Herr uns jetzt vielleicht wieder neu motiviert hat, „gute Werke" zu tun, also „Ausschau zu halten" nach den Werken, die Gott für dich oder mich „zuvor bereitet hat", dann stehen wir doch in Gefahr, uns letztlich auf unser Tun etwas einzubilden. Deshalb wollen wir uns zum Schluss noch ein wichtiges Wort unseres Herrn ins Gedächtnis rufen: „...wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist, so sprecht: Wir sind unnütze Knechte; wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren." (Lukas 17,10)

Wenn wir die guten Werke nicht tun, trifft uns Schuld, wenn wir sie tun, haben wir nur unsere Schuldigkeit getan. Dieser Gedanke hilft uns, demütig zu bleiben und trägtdazu bei, dass alles zur Ehre unseres Herm ausschlägt.

 

Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst. (2. Tim 4,5

 

1 Dies hängt zusammen mit zwei verschiedenen griechischen Ausdrücken für "gut", die beide in der Schrift für "gute Werke" verwendet werden, auf die wir aber in diesem Artikelnicht weiter eingehen möchten.