Wir werden nicht dienen
Wir werden nicht dienen!
Eine merkwürdige Überschrift magst du vielleicht denken. Entnommen ist sie dem Propheten Daniel, Kapitel 3,17-18. Schauen wir uns den Zusammenhang einmal etwas näher an.
Zu seiner Zeit war der König Nebukadnezar einer der mächtigsten Männer der Erde. Gott selbst hatte ihm große Macht verliehen. Doch wie ging Nebukadnezar mit dieser verliehenen Macht um? Der König benutzte sie, um sich selbst zu gefallen und den Untertanen seines Reiches eine imposante Selbstdarstellungin Form eines Bildes zu bieten. Und jedem, der das aufgestellte Bild nicht anbetete, drohte eine grausame Strafe: Bei lebendigem Leib sollte er in den brennenden Feuerofen geworfen werden.
Bevor wir auf weitere Einzelheiten eingehen, wollen wir uns selbst eine Frage stellen:
Jedem von uns hat Gott Gaben verliehen, die wir zu seiner Freude und zum Segen für sein Volk und die Menschen im Allgemeinen benutzen sollen. Darunter fallen die verschiedensten Fähigkeiten. Vielleicht kannst du gut mit Kindern umgehen, gut zeichnen oder basteln, gut mit dem Computer umgehen und Texte schreiben oder Zusammenfassungen wiedergeben, gut vorlesen, singen oder musizieren und, und, und ... Die Frage ist nur: Wie setzt du diese Fähigkeiten ein? Zuerst für dich selbst - wie Nebukadnezar seine Macht - oder zuerst für den Herrn und für andere? Nimm dir einmal Zeit, vor dem Herrn gründlich darüber nachzudenken.
Vielleicht hilft dir 2. Korinther5,15: „Und er ist für alle gestorben, damit die, die leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt worden ist."
Auf den Befehl des Königs strömen die Menschen nur so herbei. Alles, was Rang und Namen hat, ist versammelt, um auf die beginnende Musik hin niederzufallen und das goldene Bild anzubeten. Wirklich alle? Nein, drei junge Männer, mit hohen Positionen in der regionalen Regierung betraute Beamte, weigern sich, dem königlichen Befehl nachzukommen. Und da es auch damals schon genügend Neider gab, wird unverzüglich Anzeige an den König erstattet. Sogleich werden die drei Männer - Sadrach, Mesach und Abednego - vorgeladen. Der mit unumschränkter Macht versehene Herrscher gibt ihnen eine letzte Chance. Wenn sie diese nicht nutzen, werden sie lebendig in den brennenden Feuerofen geworfen. Um seine Drohung zu unterstreichen, schließt Nebukadnezar seinen letzten Appell mit den Worten: „Und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand erretten wird?"
Vor diese schreckliche Wahl gestellt geben die drei Männer folgende Antwort: „Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten vermag - und er wird uns aus deiner Hand, o König, erretten - oder ob nicht, es sei dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen" (Dan 3,17.18).
Was ist die Kernaussage dieser Männer? „Wir werden nicht falschen Göttern dienen!" Die Treue ihrem Gott gegenüber ließ sie diese Wahl treffen. Und der springende Punkt ist: „Wir werden Götzenbildern nicht dienen", unabhängig davon, ob unser Gott uns vor dem Feuertod rettet oder nicht!
Was für eine Hingabe! Sadrach, Mesach und Abednego kannten ja nicht den Ausgang dieser beeindruckenden Geschichte. Ihre Wahl trafen sie auch nicht unter der Bedingung, dass Gott sie wegen ihrer Entschiedenheit retten würde. Sie hatten nichts in der Hand, keine Zusage und keine Garantie, wie Gott auf ihren Glaubrn antworten würde.
Und gerade das ist GLAUBE! Gott zu vertrauen, dass er in allem für mich das Richtige im Sinn hat - selbst dann, wenn es sogar in den Feuerofen geht. Ob der Herr Jesus viel später wohl an diese Begebenheit gedacht hat, als er sagte: „Und fürchtet euch nicht vor denen. die den Leib töten, aber die Seele nicht zu töten vermögen; fürchtet aber vielmehr den, der sowohl Seele als Leib zu verderben vermag in der Hölle" (Mt 10,28)?
Wir dürfen heute sicher sehr dankbar dafür sein, dass wir hier in Deutschland dem Herrn Jesus nachfolgen können, ohne das Leben zu riskieren. Und doch stellt sich die Frage, wie ist es mit unserer Entschiedenheit für die Sache des Herrn bestellt? Und weiter: Ist unser Glaube, unser Vertrauen auf den, der für uns gestorben ist, auch derart fest verwurzelt, dass wir Belastungsproben aushalten können?
Der Glaube dieser drei Männer wird auf wunderbare Weise belohnt. Während die stärksten Männer im Heer Nebukadnezars von der gewaltigen Hitze des Ofens getötet werden, fallen Sadrach, Mesach und Abednego gebunden in den Ofen und - das Einzige, was sofort verbrennt, sind die Stricke, mit denen sie gefesselt sind. Und dann erfahren sie die buchstäbliche Erfüllung von Jesaja 43,2: „Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir ...; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen." Und nicht nur das: Nebukadnezar und seine hochgestellten Männer werden Zeugen eines Wunders: „Sie sahen diese Männer, dass das Feuer keine Macht über ihre Leiber gehabt hatte: Das Haar ihres Hauptes war nicht versengt, und ihre Leibröcke waren nicht verändert, und der Geruch des Feuers war nicht an sie gekommen."
Versetzt man sich einmal in die Lage der drei Männer, dann mussten sie erst einmal damit fertig werden, dass ihr Gott sie eben nicht vor dem Feuerofen rettete. Gemeinsam mit ihrem Freund Daniel hatten sie schon Wunderbares erlebt; sie hatten erfahren, wie Gott zur rechten Zeit eingriff und ihren Glauben belohnte. Und jetzt? Jetzt hatte ihr Gott für sie eine noch herrlichere Erfahrung bereit: Er selbst war bei ihnen im Feuer, in dieser großen Not. Und Er Selbst sorgte dafür, dass das schreckliche Feuer ihnen nichts anhaben konnte. Sadrach, Mesach und Abednego wurden nicht vor dem Feuerofen, nein sie wurden aus dem Feuerofen gerettet.
So gibt es auch in unserem Glaubensleben Erfahrungen, die Gott uns nicht erspart. Sie dienen dazu, unseren Glauben zu festigen und auch unter den Belastungen die Erfahrungen eines Lebens mit dem Herrn zu erweitern.
Und nicht nur das: Wenn man jemand uneingeschränkt vertraut, dann ehrt das den, dem man sein Vertrauen schenkt. Wenn sich unser Vertrauen auf den Herrn in Prüfungen bewährt, dann dient das zur Ehre Gottes!
Und noch ein Drittes: Glaubenserfahrungen haben oft eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf andere Menschen, auf Gläubige wie Ungläubige. Davon berichtet der Schluss der Geschichte.
„Und Nebukadnezar hob an 'und sprach: Gepriesen sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abednegos, der seinen Engel gesandt und seine Knechte errettet hat, die auf ihn vertrauten und das Wort des Königs übertraten und ihre Leiber dahingaben, um keinem Gott zu dienen noch ihn anzubeten, als nur ihrem Gott" (Dan 3,28)! Das waren die herrlichen Folgen des Glaubens dieser drei Männer: Dritte preisen den Gott, der sie gerettet hat.
Wird uns mit dieser Begebenheit nicht wieder neu deutlich, dass Gott uns hier gelassen hat, damit wir Ihn durch unseren Glauben ehren und andere Menschen auf Ihn, den Retter hingewiesen werden? Gelebter Glaube bleibt nicht wirkungslos - auch heute nicht!
Legt dieser mächtige Herrscher des Altertums nicht ein wunderbares Zeugnis über die Entschiedenheit dieser drei Männer ab? Was für gewaltige Wirkungen echten Glaubens! In ähnlicher Weise - wenn auch vielleicht nicht so spektakulär- möchte Gott - auch heute noch durch dich und mich zu seiner Ehre und zu unserem eigenen Segen und zum Nutzen für andere wirken.
Gelebter Glaube bleibt nicht wirkungslos.
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