Galater 3,23-29

Gefangene – Schüler - Söhne

Die Galater, die zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen sind, stehen in der Gefahr, sich wieder unter das Gesetz zu stellen. Paulus wird nicht müde, sie davon zu überzeugen, wie töricht und gefährlich das ist. In Galater 3,23-29 vergleicht er die Zeitepoche des Gesetzes mit der Zeitepoche des Christentums, die er in Vers 23 mit den Worten umschreibt: „der Glaube kam“. Du lernst in diesem Abschnitt viel darüber, wie dankbar du sein darfst, Christ zu sein und nicht in der Zeitepoche des Gesetzes zu leben. Und vielleicht brauchen wir auch immer wieder die Erinnerung, dass unser Christsein nicht aus dem Befolgen eines Regelwerks besteht.

 

Gefangene


„Bevor aber der Glaube kam, wurden wir unter dem Gesetz verwahrt, eingeschlossen auf den Glauben hin, der offenbart werden sollte“

 

Das Gesetz unterschied das Volk Israel von allen anderen Völkern. Sie waren die einzigen, die den Willen Gottes kannten. Das Gesetz mit seinen detaillierten Vorschriften bewahrte sie davor, sich mit den umliegenden Völkern zu vermischen und deren Götzendienst anzunehmen. Es war eine Schutzmauer. Paulus sagt: Sie wurden „verwahrt“.

Doch er benutzt auch die Vokabel „eingeschlossen“. Da denkt man mehr an eine Gefängnismauer. Das ganze Leben eines Juden war von A bis Z durch Regeln geordnet. Und weil der unbekehrte Mensch wegen der in ihm wohnenden Sünde nicht in der Lage ist, alle Vorschriften zu befolgen, empfanden die Juden das Gesetz als Joch, das ihnen von Gott „auferlegt“ war (vgl. Apg 15,10; Heb 9,10).

Ähnlich beschreibt der Herr Jesus es in Johannes 10. Israel wird als eine Schafherde auf einer eingezäunten Weide gesehen. Das Gesetz bildete die Mauer dieses Schafhofs (Stichwort: Schutzmauer/Gefängnis). Doch mit dem Kommen des Herrn Jesus änderte sich alles. Er kam als Hirte zu ihnen und führt seine Schafe (die glaubenden Juden) aus dem „Gefängnis“ des Gesetzes heraus in die Freiheit. Sind die Schafe jetzt den Gefahren schutzlos ausgeliefert oder gar in ein neues, „christliches“, Gefängnis überführt worden? Nein. Für ihren Schutz sorgt der Hirte. Er „geht vor ihnen her, und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen“ (Joh 10,4). Das gibt echte Sicherheit.

Für dich bedeutet das: Nicht das Befolgen von Regeln und Gesetzen schützt dich vor den Gefahren der Welt und der Sünde. Deine Sicherheit liegt in der Nachfolge des Herrn Jesus. Lies fleißig sein Wort und bete täglich – das hält dich in Gemeinschaft mit Ihm. Sichere Schritte tut der, der sein inneres Auge fest auf den Herrn Jesus gerichtet hält.

 

Schüler


„Also ist das Gesetz unser Erzieher gewesen“

 

Nachdem Paulus das Gesetz mit einem Gefängnis verglichen hat, benutzt er in Vers 24 und 25 das Bild eines Erziehers oder Aufpassers. Im alten Rom hatten reiche Leute oft Haussklaven, die für die Erziehung der Kinder zuständig waren. Dabei ging es weniger um deren Bildung, sondern vielmehr um ihr Wohlbefinden und die Anleitung zu einem standesgemäßen Verhalten.

Genau das tat das Gesetz. Es versprach Segen, wenn man die Gebote befolgte und drohte Strafe an, wenn man es nicht tat. Doch der Mensch ist ein unverbesserlicher Sünder und kann aus eigener Kraft die Gebote Gottes nicht halten. Immer wieder hob das Gesetz den mahnenden Zeigefinger. Es verbesserte die sündige Natur des Menschen nicht, sondern hielt ihm seine Sünden vor.

Doch dann kam Christus und der strenge „Erzieher“, das Gesetz, musste gehen. Christus ist für unsere Sünden gestorben. Wenn du an Ihn glaubst, bist du von Gott für gerecht erklärt. Wieder etwas, das durch das Gesetz und eigene Anstrengung nicht erreicht werden konnte. Aber es wird noch besser.

 

Söhne


„Denn ihr alle seid Söhne Gottes durch den Glauben an Christus Jesus“

 

Durch den Glauben an Christus werden wir zu Söhnen Gottes (V. 26). Eine höhere Stellung kann Gott uns nicht geben. Sohnschaft ist das Gegenteil von Knechtschaft!

Stell dir vor, der verlorene Sohn in Lukas 15 hätte sich am nächsten Tag, nachdem er das Kleid und den Ring und die Sandalen bekommen und mit seinem Vater das gemästete Kalb gegessen hatte, doch als Tagelöhner zu den anderen Knechten gesellt. Vielleicht aus dem Grund, weil er glaubte, den Vater noch irgendwie versöhnen zu müssen. Wäre nicht der Vater sofort gekommen und hätte gesagt: Was machst du hier? Du bist mein Sohn und kein Knecht!

Aber genau so würden wir handeln, wenn wir uns (wie die Galater) wieder freiwillig unter Gebote und Vorschriften stellen würden, weil wir meinen, wir könnten Gott dadurch zufriedenstellen. Dabei hat Gott uns doch als Söhne angenommen. Christen sind frei, mündig und haben Verständnis für Gottes Gedanken.

 

Uniform-Wechsel


„So viele ihr auf Christus getauft worden seid, ihr habt Christus angezogen“

 

Das Gesetz war das Erkennungszeichen des irdischen Volkes Gottes und trennte Israel von den übrigen Völkern. Christen haben auch ein (äußerliches) Erkennungszeichen: die Taufe (V. 27). Erinnerst du dich an deine Taufe? Damals hast du dich öffentlich zu dem Herrn Jesus bekannt. Du hast sichtbar die „Fronten“ gewechselt und damit sozusagen auch die „Uniform“. Paulus sagt: Du hast Christus angezogen. (Oder bist du noch nicht getauft? Dann verhältst du dich wie ein „Soldat in Zivilkleidung“. Was hält dich von der Taufe ab?)

Die Taufe, dieser äußerliche „Frontenwechsel“, darf dich auch daran erinnern: Gott sieht dich „in Christus“ und hat dich in eine neue Stellung als Sohn gebracht. Du bist von Ihm geliebt, und du musst dir seine Gunst nicht durch Werke erwerben.

Wenn du dich durch die Taufe zu Christus bekannt hast („Christus angezogen“ hast), sollte es selbstverständlich sein, dass du in deinem Verhalten auch nichts anderes mehr als Christus und seine Eigenschaften zeigen möchtest.

 

Keine Unterschiede


„Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.“

 

Wenn alle Gläubigen heute Söhne Gottes sind, bedeutet das auch, dass Gott sie alle gleich sieht und alle gleich liebt. Das Gesetz machte Unterschiede zwischen Israeliten und Fremden, zwischen Freien und Sklaven. Im Volk Gottes heute gibt es dagegen diese Unterschiede nicht.

Dazu ein Beispiel: Ein Vater hat zwei Söhne. Der eine ist Inhaber eines Geschäfts, der andere ist bei seinem Bruder angestellt. Wenn sie morgens ins Büro gehen, ist der eine Chef und der andere ihm unterstellt. Doch wenn sie nach Hause zu ihrem Vater kommen, wird der Vater nicht den einen als Chef und den anderen als Angestellten behandeln. Es sind seine Söhne und er liebt beide gleich. Die beruflichen Unterschiede spielen für den Vater keine Rolle.

Und so ist es auch bei unserem himmlischen Vater. Ist das nicht ein gewaltiger Vorteil unserer Zeit gegenüber der Zeitepoche des Gesetzes?

Aber machen wir in unserem Verhalten und in unserer Liebe unseren Geschwistern gegenüber nicht doch schnell Unterschiede? Oder fühlen sich gut Betuchte und sozial Schwächere, Ungebildete und Gebildete, Ausländer und Deutsche, Sportliche und Unsportliche bei dir gleichermaßen angenommen – wie bei Gott?

In unserer Stellung vor Gott und in seiner Liebe zu uns gibt es diese Unterschiede nicht.1 Deswegen sollten sie auch unter uns Christen keine Rolle spielen.

 

Ein biblischer „Summary“
 

„Ihr alle seid Söhne durch den Glauben an Christus Jesus.“

 

Dieser Vers bringt den Inhalt dieses Artikels treffend auf den Punkt:

  • „Ihr alle“ → keine Unterschiede zwischen Juden und Heiden
  • „seid“ → wir müssen nichts mehr erreichen oder erwerben
  • „Söhne“ → keine Knechte mehr unter einem strengen Erzieher)
  • „durch den Glauben“ → Segen nicht durch Gesetz
  • „an Christus Jesus“ → Beschützer statt Schutzmauer!

 

 



[1] Auch wenn auf der Erde sehr wohl gewisse Unterschiede bestehen bleiben (lies zum Beispiel 1. Petrus 2,18-3,7).