Galater 5,16-26

Aus welcher Quelle speisen sich meine Handlungen?

In deinem Leben gibt es zwei Quellen, aus denen deine Handlungen gespeist werden können: Entweder ist es dein Fleisch, die alte Natur, die du noch in dir hast, oder es ist die neue Natur durch den Heilige Geist, der in dir wohnt und dessen Leitung du dich unterstellen kannst.

 

Zwei Quellen

Bevor der Apostel Paulus beschreibt, was aus diesen beiden Quellen hervorkommt, gibt er eine wunderbare Verheißung: Er macht deutlich, dass du mit dem Heiligen Geist eine Kraft besitzt, die dich befähigt, nicht mehr sündigen zu müssen.  „Wandelt im Geist und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen. Denn das Fleisch begehrt gegen den Geist, der Geist aber gegen das Fleisch; denn diese sind einander entgegengesetzt, damit ihr nicht das tut, was ihr wollt.“ Der Geist Gottes, den du hast, ist die Kraft, die dem Fleisch entgegengesetzt ist, „damit ihr nicht das tut, was ihr wollt“. Dieser Ausdruck meint, dass du das nicht mehr tun musst, was das Fleisch will, sondern ein Leben zur Ehre deines Herrn führen kannst. Du darfst Gott auch in dieser Hinsicht danken für die Gabe des Heiligen Geistes.

 

Zwei Ergebnisse

Nun schildert der Apostel in diesem Abschnitt, was aus diesen beiden Quellen hervorkommt. Er benutzt dafür die Ausdrücke „Werke des Fleisches“ und „Frucht des Geistes“. Zwei Dinge fallen beim Vergleich der Ausdrücke auf:

  • Beim ersten Ausdruck geht es um Werke, also um Tätigkeiten, Erscheinungsformen, die sichtbar werden durch unsere Handlungen.
  • Im anderen Fall ist von Frucht die Rede, also etwas, was innerlich wächst, von innen herauskommt und sich dann natürlich auch in unseren Handlungen zeigen wird.
  • Werke steht in der Mehrzahl. Es ist also eine Aufzählung verschiedener aus dem Fleisch hervorkommender Handlungen. Wie bei vielen vergleichbaren Aufzählungen in Gottes Wort ist es keine vollständige Liste, sondern eine beispielhafte Aufzählung dieser Dinge. Ähnliche Listen findest du z.B. auch in Matthäus 15,19 oder Römer 1,29-31.
  • Auf der anderen Seite ist von Frucht in der Einzahl die Rede, denn es geht hierbei um eine neunfache Frucht des Geistes, die der Geist Gottes in meinem und deinem Leben bewirken möchte. Es ist nicht ausreichend, wenn nur der eine oder andere Teil der Frucht unser Leben beschreibt: bei mir die Freude und bei dir die Langmut oder ähnlich. Nein, der Geist möchte alle diese Dinge gemeinsam bewirken, um dieses schöne Bild zur Ehre des Herrn hervorzubringen. Eine schöne Blume behält ihre Schönheit nur, wenn alle Blütenblätter noch vorhanden sind.

 

Werke des Fleisches

Die Aufzählung der Werke des Fleisches lässt sich folgendermaßen gliedern:

 

Sünden auf sexuellem Gebiet:

  • Hurerei ist jeder außer- oder voreheliche Geschlechtsverkehr.
  • Bei Unreinheit können wir an den großen Bereich sittlich-moralischen Schmutzes denken, den es auch neben sexueller Gemeinschaft oder Geschlechtsverkehrs gibt. Gerade das Internet mit all dem, was dort angeboten wird, ist ein weites Feld, wo diese Dinge vorkommen und womit wir unseren Geist und unsere Körper verunreinigen können.
  • Bei Ausschweifungen geht es darum, dass solche sexuellen Sünden auch in einer schamlosen, zügellosen Weise ausgeübt werden, sogar in der Öffentlichkeit.

 

Sünden des Heidentums

  • Götzendienst und Zauberei (Magie). Für die damaligen Christen, von denen viele aus dem Heidentum kamen, waren das sehr aktuelle Gefahren. Wenn in unseren Ländern das Christentum immer mehr auf dem Rückzug ist, dann ist es nur natürlich, dass heidnische und okkulte Dinge wieder mehr zunehmen. Allein der Bereich der magischen Literatur- und Filmangebote ist geradezu unüberschaubar. Ähnliches gilt für esoterisch-okkulte Heilungsangebote (Zauberei ist im Griechischen das Wort „pharmakia“). Ohne Hemmungen bieten heute neuzeitliche „Schamanen“ und „Hexen“ ihre „Hilfe“ an. Die Angebote in den Medien sind vielfältig und wir benötigen auch da einen aufmerksamen Geist, um uns davon fernzuhalten.

 

Sünden im zwischenmenschlichen Miteinander

Es folgen dann mehrere Werke des Fleisches, die unser Verhältnis zu den Mitmenschen betreffen:

  • Feindschaft. Dies meint nicht nur feindliche Handlungen, sondern auch die diesen zugrundeliegende feindliche Gesinnung. Der Gegensatz zu Liebe (s. Frucht des Geistes) ist deutlich.
  • Streit oder Hader im Gegensatz zu Frieden.
  • Eifersucht. Das griechische Wort kann auch mit Eifer übersetzt werden und dann auch eine positive Bedeutung haben. In dieser Stelle ist es jedoch negativ gemeint. Ich denke, die Bedeutung von Eifersucht kennen die meisten von uns aus Erfahrung.
  • Zorn (Wut, Wutausbruch, „Rot sehen“
  • Zank. Andere Übersetzungen im NT: streitsüchtig (Röm 2,8); Zänkereien (2. Kor 12,20); Streitsucht (Phil 1,17; Phil 2,3; Jak 3,14.16);
  • Zwietracht (Zwiespalt Röm 16,17)
  • Sekten, (Parteiungen)
  • Neid
  • Totschlag

Das alles umgibt uns in unserer Gesellschaft, aber wenn wir ehrlich sind, wird es uns nicht schwerfallen, das eine oder andere – ich denke nur an Eifersucht, an Zorn, an Zank, an Neid – auch in unserem Herzen und im Verhältnis zu anderen wiederzufinden.

 

Sünden der Maßlosigkeit

  • Trunkenheit
  • Gelage

Darunter fallen auch moderne Erscheinungsformen wie Drogenkonsum und ähnliches.

 

Wenn der Apostel jetzt hinzufügt „und dergleichen“ (V. 21), dann macht das deutlich, dass die Liste nicht vollständig ist. Aus unserer alten Natur kommt noch so manches hervor, was auf dieser Linie liegt.

Wenn Paulus dann schreibt „dass die, die so etwas tun, das Reich Gottes nicht erben werden“ (V. 21), dann geht es nicht darum, dass auch wir als Gläubige in der Lage sind, wieder in eine solche Sünde zu fallen, sondern es beschreibt Menschen, die von diesen Dingen gekennzeichnet sind, die darin leben-also ungläubige Menschen.1

 

Die Frucht des Geistes

Diese Frucht des Geistes beginnt mit den drei Ausdrücken Liebe, Freude, Friede.

  • Liebe. Die Liebe Gottes ist in unseren Herzen ausgegossen (Röm 5,5) und der Geist Gottes wird diese Liebe in unseren Herzen hervorrufen. Sowohl die Liebe zu unserem Gott, unserem Herrn und Heiland als auch die Liebe, die sich auswirkt in unserem Verhalten dem Nächsten gegenüber.
  • Freude. Freude einer Art, die die Welt nicht kennt,2 ist das Kennzeichen des Gläubigen. Diese Freude ist unsere Stärke auf dem Weg des Glaubens. So ist es verständlich, dass der Teufel uns diese Freude immer wieder rauben will. Aber der Geist Gottes, wenn wir Ihn in unserem Leben wirken lassen, wird uns diese Freude hervorbringen.
  • Friede. Einen inneren Frieden wie der Herr Jesus ihn kannte auf seinem Weg hier auf dieser Erde, darf unsere Herzen erfüllen. Dieser Frieden ist unabhängig von den Umständen, in denen wir uns befinden.

 

Christus – das Vorbild für Liebe, Freude und Friede

Bei diesen ersten drei Ausdrücken ist es interessant zu sehen, dass der Herr Jesus sie auch verwendet und sie mit dem Wort mein verbindet. „Wie der Vater mich geliebt hat, habe auch ich euch geliebt, bleibt in meiner Liebe“ (Joh 15,9); „Dies habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei und eure Freude völlig werde“ (Joh 15,11); „Frieden lasse ich euch meinen Frieden gebe ich euch“ (Joh 14,27).

Langmut wird sowohl als ein Wesenszug Gottes (Röm 2,4; 9,22; 1. Pet 3,20) und folgerichtig auch des Herrn Jesus (1. Tim 1,16; 2. Pet 3,15) bezeichnet. Aber auch die Gläubigen werden dazu ermahnt (Eph 4,2; Kol 3,12; 2. Tim 3,10; 4,2).

 

  • Freundlichkeit wird im Neuen Testament oft mit Gutes oder Gütigkeit übersetzt (Röm 3,12; 2 Kor 6,6; Kol 3,12). Diese Eigenschaft wird ebenfalls in erster Linie in Verbindung mit Gott gebraucht (Röm 2,4; 11,22; Eph 2,7; Tit 3,4). Auch hierin dürfen wir Nachahmer Gottes sein.
  • Gütigkeit. In Epheser 5,9 wird Gütigkeit als eine der drei Bestandteile der „Frucht des Lichts“ in den Gläubigen genannt.
  • Treue hat die Grundbedeutung von „Vertrauen“. In der Bibel wird dieses Wort häufig durch Glauben übersetzt. Glaube ist das Vertrauen auf Gott. Hier geht es jedoch um das Verhältnis zu meinen Mitmenschen, somit ist die Übersetzung „Treue“ passender.
  • Sanftmut wird in der Welt leicht als Schwäche angesehen. Sanftmut war jedoch das Kennzeichen unseres Herrn als Mensch. Es ist eine Eigenschaft, die du besonders nötig hast bei persönlichen Angriffen. Das Wort Gottes nennt Mose den sanftmütigsten Mann auf der Erde – gerade in dem Augenblick, als er von seinem Bruder und seiner Schwester angegriffen wurde (4. Mo 12,3). Es geht darum, aus innerlich gewirkter Kraft heraus sich unter Kontrolle zu halten und nur auf dem zu bestehen, was notwendig ist3
  • Enthaltsamkeit, auch im Sinne von Selbstbeherrschung zu verstehen. Hier wird ein gewisser Gegensatz zu der letzten Gruppe der Werke des Fleisches, den Sünden der Maßlosigkeit, deutlich.

 

Nach dieser Beschäftigung mit den schönen Bestandteilen der Frucht des Geistes möchte ich mit der Aufforderung des Apostels an mich und dich schließen:

 

„Wenn wir durch den Geist leben, so lasst uns auch durch den Geist wandeln“

(Gal 5,25)

 



[1] Die Verbform „die solches tun“ bezeichnet eine gewohnheitsmäßige, ständige Praxis. Vgl. auch 1.Kor 6,9-11; Eph 5,5; Kol 3,7
[2] Da ihre Quelle nicht in Umständen oder Personen liegt, die eine solche Freude auslösen.
[3] Vgl. dazu Briem, C. Wörterbuch zum Neuen Testament und Vine, Expository Dictionary of NT Words