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Abraham, der Freund Gottes

An drei Stellen nennt die Bibel Abraham „Freund Gottes“: 2. Chronika 20,7; Jesaja 41,8; Jakobus 2,23.

In der ersten Stelle geht es um Josaphat, der vor dem Kampf gegen die eingefallenen Moabiter und Ammoniter zu Gott betete und sagte: „Hast nicht du, unser Gott, die Bewohner dieses Landes vor deinem Volk Israel vertrieben und es den Nachkommen Abrahams, deines Freundes, gegeben auf ewig?“ Er wusste also, dass Abraham der Freund Gottes gewesen war, obwohl dies im 1. Buch Mose nirgendwo ausdrücklich gesagt wird.

In Jesaja 41,8 redet Gott selbst durch Jesaja zu seinem Volk und sagt: „Du aber, Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erwählt habe, Nachkommenschaft Abrahams, meines Freundes.“

Jakobus stellt den Gläubigen aus dem Volk Israel vor, dass Abraham im Glaubensgehorsam bereit war, seinen Sohn Isaak zu opfern und schreibt: „Und die Schrift wurde erfüllt, die sagt: ‚Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet‘, und er wurde Freund Gottes genannt.“ Diese Stelle zeigt uns eine oder vielleicht die wesentliche Voraussetzung dafür, ein Freund Gottes genannt zu werden: der Glaubensgehorsam.

 

Glaubensgehorsam (Hebräer 11)

In Hebräer 11 finden wir die Ahnengalerie der Glaubensmänner und -frauen. Ein „Raum“ der Galerie ist den Patriarchen gewidmet. Dreimal lesen wir dort von Abraham, dass er etwas durch Glauben tat (V. 8.9.17). Im nächsten „Raum“ finden wir den Glauben in der Zeit zwischen dem Auszug des Volkes Israel aus Ägypten und dem Einzug ins Land Kanaan. Dreimal wird dort von Mose gesagt, dass er etwas durch Glauben tat (V. 24.27.28). Und von diesem Mann lesen wir: „Und der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet“ (2. Mo 33,11).

Der Glaubensgehorsam ist also die wichtigste Voraussetzung dafür, von Gott als Freund bezeichnet zu werden. Was aber sind die Kennzeichen einer Freundschaft? Eine haben wir schon gesehen: Mit einem Freund redet man von Angesicht zu Angesicht, das heißt offen und vertraut. Weitere Kennzeichen finden wir in 1. Mose 18.

 

Kennzeichen einer Freundschaft (1. Mose 18)

1. Mose 18 berichtet uns zuerst, wie Gott in Begleitung zweier Engel in menschlicher Gestalt Abraham besucht und dieser Ihn aufnimmt und bewirtet (V. 1-8). Dann verkündete Gott Abraham, dass Sara ein Jahr später einen Sohn haben würde (V. 9-15) und eröffnet ihm danach, dass Er gekommen sei, um zu untersuchen, wie groß die Sünde von Sodom und Gomorra ist (V. 16-21). Nachdem die Engel sich nach Sodom gewandt haben und Abraham mit Gott allein ist, setzt er sich für die Stadt ein (V. 22-33). Worin zeigt sich nun die Freundschaft?

  • Zuerst einmal darin, dass Gott Abraham besucht. Gott freute sich darauf, bei Abraham sein zu können. (Beachten wir die Eile, mit der Abraham und alle, die er beauftragt, zur Ehre der Gäste handeln.)
  • Dann kündigt Gott Abraham die Geburt Isaaks an. Mit einem Freund kann man auch über familiäre, vertrauliche Dinge sprechen
  • Als die Männer aufbrechen, geleitet Abraham sie. Dies ist der letzte Dienst der Gastfreundschaft.
  • Daraufhin spricht Gott mit Abraham über Sodom. Vor einem echten Freund hat man keine Geheimnisse.
  • Zuletzt folgt ein Vieraugengespräch. Im Bewusstsein, wie gering er ist, und wie groß Gott ist, scheut sich Abraham nicht, mit Gott gleichsam zu „verhandeln“.

Gott behandelt Abraham als Freund, und das macht Abraham bei aller Demut kühn.

 

Sind auch wir Freunde Gottes (Joh 15,13-15)?

Kein neutestamentlich Gläubiger wird persönlich „Freund Gottes“ genannt, aber in seiner Abschiedsrede an seine Jünger sagt der Herr: „Größere Liebe hat niemand als diese, dass jemand sein Leben lässt für seine Freunde. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete. Ich nenne euch nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was ich von meinem Vater gehört habe, euch kundgetan habe“ (Joh 15,13-15).

Der Herr hat sein Leben für uns gelassen. Grundsätzlich sind wir also seine Freunde. Aber es gibt auch eine verantwortliche Seite, die Er betont, wenn Er sagt: „Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.“ Dies stimmt auch mit folgender Aussage des Herrn überein, die Er kurz vorher gemacht hat: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren“ (Joh 14,21). Noch weiter geht die Aussage, wenn Er sagt, dass wir nicht nur seine Gebote halten, sondern sein Wort: Wenn jemand mich liebt, wird er mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Joh 14,23).  Nicht nur punktuelle Offenbarung, sondern beständige Gemeinschaft ist dann die schöne und glückliche Folge.

Und der Herr nennt seine Jünger Freunde, weil Er ihnen alles kundgetan hat, was Er von seinem Vater gehört hatte. Dies entspricht dem, dass Gott vor Abraham nicht verborgen hat, was Er tun wollte, geht aber noch viel weiter. Auch wenn der Herr seinen Jüngern noch nicht alles sagen konnte, weil sie ohne den Besitz des Geistes Gottes es nicht verstanden hätten, so hat Er ihnen diesen Umstand erklärt: „Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten“ (Joh 16,12.13).

Wie dankbar dürfen wir sein, dass Er uns seine Freunde nennt!