Editorial
Mose und Abraham
Mose sollte aufschreiben, was Gott selbst berichten und Menschen bekannt machen wollte: über den Anfang, die Zeit der ersten Menschen, über die große Flut … Nun sollte er auch Gottes Bericht über Abraham niederschreiben. Gewiss wusste Mose schon manches über den Stammvater der Israeliten, weil Eltern und Vorfahren von diesem Mann erzählt hatten. Jetzt aber sprach Gott über diesen Mann, den Er von Anfang an kannte und dessen Bereitschaft, Ihm zu gehorchen und zu vertrauen, Er geprüft hatte: „Geh … in das Land, das ich dir zeigen werde.“ Und Abraham ging, ohne zu wissen, wohin er komme (Heb 12,8).
Mose schrieb also nieder, was Gott ihm „diktierte“, nicht mit kühlem Herzen, sondern innerlich angesprochen – wie es nicht anders sein kann, wenn man die Stimme des Geistes Gottes hört.
Wir können uns vorstellen, dass ihm aber der Atem stockte, als er schreiben sollte, dass Gott zu Abraham gesagt hatte: „Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du lieb hast, den Isaak … und opfere ihn als Brandopfer auf einem der Berge, den ich dir sagen werde“ (1. Mo 22,2). So etwas hatte es doch noch nie gegeben, ein Menschenopfer.
Und Mose schrieb, wie Abraham frühmorgens aufsteht, Vorbereitungen für das Opfern trifft und seinen Sohn Isaak mitnimmt. Sie gingen auf eine Reise, obwohl sie noch nicht wussten, an welchem Ort sie enden würde, und was dort geschehen sollte, wusste nur Abraham. Welche Empfindungen musste er auf diesem Weg gehabt haben? Gott kannte sie alle in ihrer Tiefe, aber Er schweigt darüber. Mose sollte nur von einem kurzen Gespräch zwischen Vater und Sohn berichten: eine Frage und eine Antwort tiefster Glaubensüberzeugung und Vertrauens. Ja, Gott hatte sich das Schaf zum Brandopfer ersehen, schon lange vor der Zeit – und in dieser Prüfung des Glaubensgehorsams Abrahams hatte Er auch schon den Widder hinten im Gestrüpp im Blick. Doch erst als Abraham zum Messer greift, gebietet Gott Einhalt. Das wahre, das einzige und unvergleichliche Opfer würde noch kommen: Gott wird seinen Sohn, seinen einzigen nicht verschonen (vgl. Röm 8,32).
Die Eindrücke, die Mose als inspirierter Schreiber so durch Gott selbst empfing, befähigten ihn, später auf dem Berg mit dem Herrn Jesus den Ausgang zu besprechen, den er in Jerusalem erfüllen sollte, ein tief bewegendes Thema (Lk 9,31).
Gottes Weg mit Abraham, einem „normalen“ Mann, der ein Mann des Glaubens und Vertrauens auf Gottes Treue und ein Beispiel echten Glaubensgehorsams wird: einige Aspekte in diesem Heft mögen Vorbild und Ansporn sein.
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