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Abraham begegnet dem Gott der Herrlichkeit

Die Stadt Ur in Chaldäa lag im sogenannten „Zweistromland“ (Mesopotamien), nicht weit entfernt von den Flüssen Euphrat und Tigris. Es gab dort eine hochentwickelte Zivilisation, die ein angenehmes Leben möglich machte. Seit den Tagen Kains gab es ja kulturelle Vergnügungen und technischen Fortschritt (vgl. 1. Mo 4,20-22). Davon konnte man auch in Ur viel finden, auch wenn es dort natürlich noch kein 4D-Kino gab.

 

In dieser Stadt wohnte Abram zusammen mit seiner schönen Frau Sarai. Sie hatten eine gute Verbindung innerhalb der Familie. Einen besonderen „Draht“ hatte Abram zu seinem Neffen Lot, dessen Vater schon gestorben war. Gemeinsam waren sie auch im Götzendienst aktiv (vgl. Jos 24,2). Das gehörte zum Leben in Ur dazu.

 

Alles aufgeben?

Ziemlich unvermittelt lesen wir dann in 1. Mose 11, dass Tarah, der Vater Abrams, aus seiner Heimatstadt mit all ihren Annehmlichkeiten auszog und Abram sowie Lot mit ihren Frauen mitnahm. Was war passiert? Warum gaben sie das angenehme Leben in der Stadt auf und tauschten es gegen ein Nomaden-Dasein ein?

 

Die Antwort finden wir in Apostelgeschichte 7. Dort berichtet Stephanus von dem, was geschehen war.

 

Ein besonderes Ereignis!

Der Gott der Herrlichkeit war Abram erschienen und hatte ihn gerufen! Er sollte ausziehen aus Ur in Chaldäa und alles hinter sich lassen, was ihm in seinem Leben bisher wichtig gewesen war. Diese Begegnung mit Gott hatte einen solchen Eindruck auf Abram gemacht, dass er sogar seinen Vater und seinen Neffen dazu bewegen konnte, mit ihm zu ziehen und die attraktive Heimatstadt hinter sich zu lassen. Dies ist umso erstaunlicher, weil Abram gar nicht wusste, wohin er gehen sollte – das hatte Gott ihm nämlich noch nicht gesagt.

 

Der Gott der Herrlichkeit

Wir kennen nicht die Einzelheiten dieses Ereignisses im Leben Abrahams. Aber eins steht fest: Die Herrlichkeit Gottes, von der Abraham bei dieser Erscheinung einen tiefen Eindruck bekommen hatte, war so viel größer als alle Annehmlichkeiten in Ur in Chaldäa, so dass Abram, so lautete sein Name damals noch, tatsächlich bereit war, auszuziehen. Gott selbst und seine Herrlichkeit waren es, die Abram anzog. Keine Aufgabe, kein besonderer Dienst, kein Zielort. Alles das hatte Abram nicht. Das Einzige, was er hatte, war der Ruf Gottes und die Herrlichkeit dieses Gottes, der ihm erschienen war.

 

Es beeindruckt uns, das zu entdecken. Ich wünsche mir und dir auch einen tiefen Eindruck von dem, wer und was Gott ist. Von seiner Herrlichkeit. Von seiner Größe. Von seiner Liebe. Wir wissen nicht, was Abram von dem Gott, der ihn rief, gesehen hat. Aber wir wissen, dass dieser gleiche Gott sich uns gezeigt hat in seinem Sohn, in dem Herrn Jesus. In Jesus Christus können wir Gott in seiner ganzen Herrlichkeit sehen. Das wird auch unser Leben verändern.

 

Sich auf den Weg machen …

Abram jedenfalls machte sich auf den Weg. Eine gewisse Initiative ging dabei von Tarah aus (s. 1.Mo 11,31). Bei Abram gab es noch Entwicklungspotenzial, sein Glaube würde noch wachsen. Aber er war doch dem Ruf Gottes gehorsam und bereit, sein bisheriges Leben aufzugeben. So machte er sich auf die Reise – ganz buchstäblich und auch im übertragenen Sinn. Er startete ein Leben mit Gott und wusste nicht, was ihn auf dieser Reise alles erwarten würde. Aber er war Schritt für Schritt gehorsam und machte nach dieser ersten Begegnung mit dem Gott der Herrlichkeit viele weitere Erfahrungen mit Ihm.

 

Ja, es gab auch einen Aufenthalt in Haran (1. Mo 11). Und es gab auch Rückschläge wie den Weg nach Ägypten (1. Mo 16) oder ins Land der Philister (1. Mo 20). In Haran musste Tarah sterben, bevor es weiterging auf dem Weg mit Gott in das Land, das Gott Abram schenken wollte. Aber es blieb nicht bei den Aufenthalten oder Rückschlägen. Nein, Abram ging weiter und – wenn nötig – zurück, um dort zu sein, wo Gott ihn haben wollte.

 

Und wir? Sind wir auch bereit, bedingungslos dem zu folgen, was Gott uns sagt? Er ruft bei weitem nicht jeden aus seiner Heimatstadt in ein ganz anderes Land. Aber Er möchte, dass wir uns auf den Weg machen, um mit Ihm zu leben. Dabei hat seine Herrlichkeit eine Anziehungskraft wie ein starker Magnet.

 

Trennungen

Diese Anziehungskraft durch die Herrlichkeit Gottes war für Abram genug, um Kraft zu den notwendigen Trennungen in seinem Leben zu haben. Der Auszug aus Ur war die erste Trennung. Viele Personen und Dinge ließ Abraham hinter sich. Er traf die richtige Entscheidung und erlebte Schritt für Schritt, wie Gott ihm letztlich viel mehr schenkte, als er in Ur je hätte haben können.

 

Der Tod seines Vaters war eine weitere Trennung im Leben von Abram. So schmerzhaft der Abschied vielleicht war, es war doch eine Befreiung, um auf dem Weg weiterzugehen, auf den Gott ihn gestellt hatte. Später würde sogar die Trennung von Lot nötig werden, der leider ein so starkes Interesse an den materiellen Dingen hatte. Im richtigen Moment vollzog Abraham auch diese Trennung, ohne seinen Neffen aufzugeben. Als dieser in großer Not war, eilte Abraham ihm sofort zu Hilfe. Aber den Weg nach Sodom konnte er nicht mitgehen.

 

Auch in unserem Leben kann es sein, dass Trennungen erforderlich werden. Eben dann, wenn es Hindernisse gibt, weiter gehorsam mit Gott zu gehen.

 

  • Die Trennung von Ur in Chaldäa steht für die Trennung von der Welt, aus der Gott uns herausgerufen hat (vgl. Gal 1,4).
  • Die Trennung von Tarah lässt uns an die Worte des Herrn Jesus denken, dass die Familienbeziehungen uns nicht von der konsequenten Nachfolge Ihm nach abhalten sollen (vgl. Mt 8,21.22).
  • Lot war ein Gläubiger, der durch sein Leben in falscher Umgebung seine gerechte Seele quälte (vgl. 2. Pet 2,8). Auch dann ist Trennung nötig, ohne den „Bruder“ aufzugeben.

 

Der Gehorsam Abrahams fand seine Kraft in der Begegnung mit dem Gott der Herrlichkeit. Das spornt uns an, viel mit Gott und seiner Herrlichkeit beschäftigt zu sein. So werden auch wir verändert und motiviert, auf einem guten Weg weiterzugehen mit Gott.

 

„Ja wahrlich, ich achte auch alles für Verlust wegen der Vortrefflichkeit der Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn, um dessentwillen ich alles eingebüßt habe und es für Dreck achte, damit ich Christus gewinne“

(Phil 3,8)