Personen der Bibel

Gott sieht deine Treue (1)

Die Propheten des Alten Testaments beschreiben oft den Niedergang des Volkes Israel und kündigen das Gericht Gottes an. Aber sie beschreiben auch die Haltung und Gesinnung von treuen Männern und Frauen im Volk. Wir wollen uns in zwei Folgen zwei Stellen aus den Propheten Hesekiel und Jeremia ansehen, die einen «hoffnungslosen Zustand» unter dem Volk beschreiben.

Der Prophet Hesekiel lebte unter den Weggeführten in der Gefangenschaft in Babylon. Das Volk hatte sich in Herz und Leben weit von Gott entfernt: «Ihr Herz wandelte ihren Götzen nach» (Hes 20,16). In diesem Zustand des Verfalls gab es für die Nation als Ganzes nur noch das angekündigte Gericht.

So sagt Hesekiel in Kapitel 14,12-14: «Und das Wort des Herrn erging an mich, indem er sprach: Menschensohn, wenn ein Land gegen mich sündigt, indem es Treulosigkeit begeht, und ich meine Hand gegen es ausstrecke und ihm den Stab des Brotes zerbreche und Hunger hineinsende und Menschen und Vieh darin ausrotte, und diese drei Männer wären darin: Noah, Daniel und Hiob – sie würden durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigene Seele erretten, spricht der Herr, Herr.»

Es ist interessant, dass jeder der drei erwähnten Glaubensmänner – Noah, Daniel und Hiob –, die durch persönliche Glaubenstreue auffielen, an der «Rettung» anderer mitgewirkt hatten.

  • Bei Noah ist dies offenkundig: Er war der Führer des kleinen Überrestes, der die große Flut überlebte: seine Familie, bestehend aus acht Personen.
  • Daniel rettete durch sein Auftreten die Weisen Babylons vor dem Tod und stärkte seine Brüder.
  • Auch Hiob trat in Fürbitte für seine Freunde ein und wurde von Gott erhört.

Vor diesem Hintergrund sagt nun Hesekiel: Selbst diese Männer würden das Volk insgesamt nicht mehr retten können. So schlimm war der Abfall von Gott!

Die Zeiten ändern sich, aber gewisse Parallelen sind unschwer zu erkennen. Die Christenheit ist den Weg Israels gegangen. Obwohl sie größere Kenntnis von Gott haben könnte, hat sie sich noch weiter von Gott und seinem Wort entfernt.

Diese schlimme Abwärtsentwicklung wird in der Zukunft noch weiter fortschreiten bis zum völligen Abfall, wie uns Gottes Wort zeigt. Wir leben in Tagen, wo Gott auf die Treue des einzelnen schaut und wo Er bereit ist, die zu segnen, die den Wunsch haben, seinem Wort zu gehorchen und zu denen zu gehören, die den «Herrn anrufen aus reinem Herzen» (2. Tim 2,22). Aber eine «Rettung» oder Wiederherstellung des gesamten christlichen Zeugnisses wird es nicht geben. Dies zu glauben, wäre eine Illusion, die im Widerspruch zu den Vorhersagen der Schrift steht.

Doch zu jeder Zeit bleibt der  persönliche Glaube und das Zeugnis eines Überrestes möglich. Ein Blick auf das Leben dieser drei Männer wird uns dabei hilfreich sein.

 

Noah – gerecht und vollkommen

Noah lebte wirklich in «letzten Tagen», das «Ende alles Fleisches» stand bevor. Was können wir da von ihm lernen?

 

1. Noah glaubte Gott

Noah nahm Gott beim Wort, und zwar mit allen Konsequenzen, die das mit sich brachte. In Tagen, wo das Wort Gottes selbst unter solchen Christen, die zu ihrem Glauben stehen, relativiert, verdreht und abgelehnt wird, sucht Gott solche, die an seinem Wort festhalten, ohne Abstriche zu machen.

 

2. Noah, der Prediger der Gerechtigkeit

In der Zeit, «als die Langmut Gottes harrte in den Tagen Noahs» (1. Pet 3,20), legte er unermüdlich Zeugnis ab von dem kommenden Gericht, sowie von der einzigen Rettungsmöglichkeit, die Gott bereitgestellt hatte.

Auch wir wissen, dass diese Welt und die ungläubige Christenheit dem Gericht entgegengehen. Aber noch harrt in unseren Tagen die Langmut Gottes (2. Pet 3,9). Gerade jene, die sich in Tagen des Verfalls bemühen, das Zeugnis Gottes aufrechtzuerhalten, müssen von dieser Langmut Gottes erfüllt sein. Die Menschen brauchen auch heute ein klares Zeugnis, sowohl des kommenden Gerichts als auch des Angebots der Gnade Gottes. In seinem letzten Brief, der unsere Zeit beschreibt, fordert Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus auf: «Tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst» (2. Tim 4,5).

 

3. Er bereitete eine Arche «zur Rettung seines Hauses» (Heb 11,7)

Vielleicht denkt mancher: Die Predigt Noahs hatte aber wenig Erfolg. Leben wir nicht auch in Tagen, wo besonders in unseren westlichen Ländern der Boden für das Evangelium sehr hart geworden ist? In Anbetracht des Wertes, den eine einzige Seele hat, sollten wir in der Verbreitung des Evangeliums trotzdem nicht nachlassen (Pred 11,5.6).

In Zeiten von Erweckung und blühendem geistlichem Leben, wenn «das Wort Gottes wächst», finden anscheinend ganze Familien «wie selbstverständlich» zum Glauben an Christus. Aber in Zeiten des Endes und des Verfalls sollte die «Rettung seines Hauses» für jeden Gläubigen von höchster Wichtigkeit sein. Diese «Evangelisation» der Väter und besonders der Mütter in der eigenen Familie erfordert aber ein persönliches, treues Glaubensleben der Eltern. Sonst ergeht es ihnen wie Lot, dessen Worte in seiner eigenen Familie wirkungslos blieben.

 

Daniel, der Vielgeliebte

Nach Noah, dem Führer eines kleinen Überrestes vor der Flut, wird in Hesekiel 14,12-14 Daniel genannt.

 

1. Daniels Entschiedenheit war unter seinen Zeitgenossen bekannt

Die Erwähnung Daniels in Hesekiel 14 ist insofern bemerkenswert, als Daniel – anders als Noah und Hiob – ein Zeitgenosse Hesekiels war. Gott gibt hier nicht nur einer späteren Generation Zeugnis von der Treue eines ihrer «Väter». Auf Daniel konnte Gott schon seine Zeitgenossen hinweisen. Seine Treue war bekannt. Es war bei ihm ähnlich wie bei Kaleb, der ebenfalls schon zu Lebzeiten mehrmals das Zeugnis bekam, dass er Gott «völlig nachgefolgt» war (4. Mo 14,24: 32,12; 5. Mo 1,36; Jos 14,9.14).

Hast du auch den Wunsch, heute unter deinen Zeitgenossen ein Zeugnis für den Herrn und die Wahrheit zu sein?

 

2. Daniel lebte abgesondert vom Bösen

Daniel hatte den Herzensentschluss gefasst, sich «nicht mit der Tafelkost des Königs und mit dem Wein, den er trank, zu verunreinigen» (Dan 1,8). Es kam für ihn nicht infrage, Kompromisse einzugehen, und Gott bekannte sich zu diesem Schritt.

Nur wenn wir wirklich selbst verstehen, dass die Absonderung vom Bösen der einzige Weg ist zu persönlicher Hingabe an Gott und um ein «Gefäß zur Ehre, zu jedem guten Werk bereitet» zu sein (2. Tim 2,21), nur dann werden wir auch unser gemeinsames Zeugnis aufrechterhalten können.

 

3. Daniel lebte in Gemeinschaft mit Gott

Die Begebenheit in Daniel 6 zeigt uns, dass er die geistliche Gewohnheit hatte, ständig die Gegenwart seines Gottes zu suchen (V. 11). Wie wollen wir bei aktuellen Nöten und Fragen Gott in der rechten Weise nahen, wenn wir den ständigen, vertrauten Umgang mit Ihm nicht gewöhnt sind? Jedes öffentliche Zeugnis beginnt in der Stille vor Gott.

 

4. Daniel demütigte sich unter den Zustand des Volkes

Das 9. Kapitel des Buches Daniel lässt uns einen Blick in sein Herz tun: «Und ich richtete mein Angesicht zu Gott, dem Herrn, um ihn mit Gebet und Flehen zu suchen, in Fasten und Sacktuch und Asche. Und ich betete zu dem HERRN, meinem Gott, und ich bekannte und sprach: Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott, der den Bund und die Güte denen bewahrt, die ihn lieben und seine Gebote halten! Wir haben gesündigt und verkehrt und gottlos gehandelt, und wir haben uns empört und sind von deinen Geboten und von deinen Rechten abgewichen … unser ist die Beschämung des Angesichts» (V. 3-8). Es ist sicher gut, das ganze Kapitel einmal zu lesen.

Zu jeder Zeit war es das Kennzeichen der Treuen, sich mit dem schlechten Zustand des Volkes einszumachen, indem sie sich demütigten und die Sünden des Volkes bekannten. Ein treuer Gläubiger kann und wird sich nicht in Überheblichkeit und Hochmut über diese Dinge stellen und so tun, als hätte er mit dem ganzen Zustand nichts zu tun. Nur Demütigung und echte Trauer kann die Zustimmung Gottes finden.

 

Hiob – rechtschaffen und gottesfürchtig

Bei Hiob geht es nicht um sein Verhältnis zu den ihn umgebenden Menschen, sondern um eine ganz individuelle Sache. Am Anfang des Buches Hiob gibt Gott ihm das Zeugnis: «Seinesgleichen ist kein Mann auf der Erde, vollkommen und rechtschaffen, gottesfürchtig und das Böse meidend» (Hiob 1,8). Welch ein schönes Urteil! Trotzdem  musste er schwere Erprobungen erdulden. Doch was war das Ergebnis der Wege Gottes mit diesem Mann?

 

1. Hiob erkannte, dass in ihm nichts Gutes wohnte

«Mit dem Gehör des Ohres hatte ich von dir gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen. Darum verabscheue ich mich und bereue in Staub und Asche» (Hiob 42,5.6).

Nach all den Gesprächen mit seinen Freunden trat Hiob direkt in die Gegenwart Gottes, blickte dort in sein eigenes Herz und kam schließlich zu obigem Ausspruch.

Es stellt sich nun die Frage: Was hat diese Erkenntnis des eigenen Herzens mit unserem Thema der persönlichen Treue zu tun? Gerade in Zeiten des Niedergangs ist die Einsicht, was in unserem Herzen ist, von äußerster Wichtigkeit. Zu Zeiten, wo die uns umgebende Menschheit dem Gericht entgegengeht, besteht die Gefahr, dass wir inmitten zunehmender Gottlosigkeit in harter, richterlicher Weise Zeugnis ablegen, so, als wollten wir sagen: Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt! Auch wenn wir uns vom Bösen absondern, können wir das in einem hochmütigen, pharisäerhaften Geist tun.

Prüfen wir unsere Gesinnung und lernen wir von Hiob!

 

2. Hiob harrte aus

«Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört …» (Jak 5,11). Welch ein Ausharren hat Hiob in all seinen Umständen bewiesen! Auch darin redet er zu uns. Der Niedergang in der Christenheit und im Volk Gottes lasten schwer auf der Seele eines treuen Gläubigen. Wie leicht kann Mutlosigkeit und ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit das Herz beschleichen. Da ist Ausharren erforderlich, von dem Jakobus schon am Anfang seines Briefes schreibt: «Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk» (Jak 1,4). Doch Hiob besaß noch etwas:

 

3. Hiob hatte einen barmherzigen Herrn

«… und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist» (Jak 5,11). In dem Handeln des Herrn mit Hiob und dem Ende oder Ziel seiner Wege mit ihm wird deutlich, dass Hiob und auch wir einen Herrn haben, der voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.

Es war schon beim irdischen Volk des Herrn so und ist auch heute am Ende der christlichen Haushaltung nicht anders: Wir haben einen Herrn, der mit innigem Mitgefühl auf die Leiden seines Überrestes eingeht. Seine Barmherzigkeit steht in Verbindung mit unserem Elend, in dem wir uns befinden. – Hast du ein Empfinden für den elenden Zustand, in den das Zeugnis Gottes auf dieser Erde unter der Verantwortung des Menschen geraten ist? Dann denke auch an deinen barmherzigen Herrn. Er kommt bald! Wir dürfen die «Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwarten zum ewigen Leben» (Jud 21).