Personen der Bibel

Quartus

Kennt ihr den Bruder Quartus? – Wenn nicht, will ich ihn kurz vorstellen. Er hat Tertius, den Schreiber des Römerbriefes, „gebeten“, ihm einen kleinen Platz ganz am Ende des Briefes zu reservieren (Röm 16,23). Er wollte gerne die Brüder in Rom grüßen. Der Wunsch wurde ihm gewährt und der Heilige Geist hat seinen schlichten Namen vermerkt. Ich möchte nicht wissen, wie oft über diesen Namen hinweggelesen worden ist, ohne zu registrieren, dass hier ein Bruder seine Liebe zu anderen Brüdern in der Ferne ausdrücken möchte. Die Kinder Gottes verbindet ein Band der Liebe über Landesgrenzen hinweg. Selbst wenn die Länder untereinander in Feindschaft liegen, die Gläubigen sind innerlich eng verbunden und gehören alle zusammen. Viele sind unbekannt, aber doch zufrieden und glücklich.

Wir lesen in der Bibel von Männern mit Namen Sekundus (der Zweite), Tertius (der Dritte) und Quartus (der Vierte), aber keiner heißt Primus (der Erste). Darüber bin ich froh, denn nur einer ist der Erste: unser Herr und Heiland. Den Platz macht Ihm niemand streitig. Er ist der Erstgeborene aller Schöpfung; Er ist das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte zugleich (Kol 1,15; Off 22,13).

Bruder Quartus hat vermutlich nicht viel aus sich gemacht, er lässt auch sozusagen zuallerletzt grüßen und war wahrscheinlich gewohnt, im Schatten anderer, größerer Leute zu stehen. Es ist möglich, dass er das vierte Kind in der Familie war und seine Eltern ihn einfach „den Vierten“ genannt haben. Oder er war ein Sklave, der keinerlei Rechte hatte und von seinem Herrn eine „Nummer“ bekam. Sollte er deshalb beleidigt sein? – Der englische Ausleger Wigram hatte den Vornamen George Vicesimus, d.h. der Zwanzigste, und er ist ein Beispiel dafür, dass Kinder aus großen Familien im Allgemeinen bescheiden und fleißig sind. Er hat nämlich in jahrelanger Fleißarbeit eine hervorragende Konkordanz über den Grundtext der Bibel erstellt, wofür ihm viele Gläubige dankbar waren.

Nun, von unserem Bruder Quartus lesen wir sonst weiter nichts, dennoch können wir viel von ihm lernen. Es ist der Mann in der zweiten Reihe, aber eine außerordentlich wertvolle Person. Er tritt nicht hervor, aber ohne ihn gäbe es Defizite. Wir können davon ausgehen, dass er ein Mann der Tat war und das Vertrauen seiner Glaubensgeschwister genoss. Gott hat von diesen wertvollen Brüdern mehr als wir denken. Einmal werden sie offenbar, dann werden wir sehen, wie sie zeitlebens still ihre Aufgaben getan haben oder ein unauffälliges Gebetsleben geführt haben oder treu auf einsamem Posten ausgeharrt haben … Heutzutage liegt das alles noch unter der Oberfläche, denn

unbekannt und doch bekannt
ist das Volk des Herrn auf Erden,
und sein hoher, heil'ger Stand
wird hier nie gewürdigt werden.

Das hatte auch der Missionar erfahren müssen, der nach 40-jähriger Tätigkeit in Afrika endlich einmal in seine Heimat nach Amerika zurückkehren konnte. Ein hoher Passagier war mit ihm auf dem Schiff: der Präsident der Vereinigten Staaten. Er kam von einer Reise durch Zentralafrika und hatte eine kurze Safari hinter sich. Eben hatte das Schiff vor Anker gelegt und die Reisenden den heimatlichen Boden betreten, da wurde der Präsident schon mit Pauken und Trompeten empfangen. Salutschüsse zischten durch die Luft. Nur der Missionar, er wurde nicht abgeholt. Aber er freute sich in diesem Augenblick auf den sicheren Lohn droben bei seinem Herrn. Das gab ihm Trost und innere Freude, mehr als Sang und Klang in dieser Welt.

Es ist ein Unterschied, von Menschen großgemacht zu werden, oder von Gott. Willst du auch ein Bruder Quartus werden, dann begnüge dich mit dem letzten Platz. Dort gibt es kein Gerangel, und das Schönste daran ist: Dort triffst du den Herrn Jesus an.