Themenheft

Freiheit im Dienst 

Obwohl Gott uns für das Erreichen seiner Ziele nicht nötig hat, gefällt es Ihm, wenn wir Aufgaben für Ihn übernehmen. Beim Ausüben dieser Aufgaben hat Er uns „Freiräume“, aber auch „Leitplanken“ gegeben. In diesem Artikel wollen wir uns mit der Freiheit im Dienst innerhalb dieser Leitplanken beschäftigen.

Wenn wir über Dienst für Gott nachdenken, gilt es zu bedenken, dass es generelle Voraussetzungen gibt, die wir erfüllen müssen. Man kann sie vielleicht mit den Schlagwörtern „dienstfähig“ und „dienstwillig“ umschreiben.

Neben den Voraussetzungen sind gewisse „Leitplanken“ zu beachten. Natürlich gibt es eine Vielzahl an Aspekten, die mit dem Dienst und der Freiheit im Dienst zu tun haben. In diesem Artikel gehen wir auf zwei „Leitplanken“ ein:

a)     der Bereich der eigenen Familie und

b)    der Bereich der Geschwister, mit denen wir zusammengestellt sind.

Innerhalb dieser Leitplanken gibt der Herr uns Entscheidungsspielraum für die Ausübung unserer Aufgaben.

Dass Gott selbst uns durch den Heiligen Geist in den Dienst stellt, wird aus Apostelgeschichte 13,4 ganz deutlich: „Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist ...“ Wenn Gott dann dem Einzelnen eine Aufgabe klarmacht, geht es darum, wie diese ausgeführt wird. Und genau in diesem Punkt besteht die Freiheit, dass der Gläubige vor dem Herrn Klarheit bekommt und entscheidet, wann, gegebenenfalls mit wem oder auch wo er tätig wird. Das sind persönliche Entscheidungen. Es ist auch nicht immer so, dass uns Aufgabe oder Umfang oder Ort glasklar von Gott gezeigt werden. Er hat uns seinen Geist gegeben, der uns helfen wird. Aber wir haben auch unseren Verstand, den wir gebrauchen müssen. Dazu ein Beispiel aus der Bibel, das uns diese Freiheit im Dienst klarmachen kann:

Kurz bevor der Herr Jesus wieder in den Himmel ging, stellte Er seine Jünger noch einmal neu mit einer speziellen Aufgabe in den Dienst. Davon wird in allen vier Evangelien und am Anfang der Apostelgeschichte berichtet: In Johannes 20,21 finden wir den Auftrag, in Matthäus 28,19 wird die Aufgabe beschrieben, in Markus 16,15 wird etwas über den Umfang der Aufgabe gesagt, in Lukas 24,45-48 geht es um die Botschaft und in Apostelgeschichte 1,8 bekommen die Jünger noch eine Zusicherung.

Die Tatsache, dass dieser Auftrag so ausführlich beschrieben wird, könnte darauf schließen lassen, dass die Ausführenden wenig Spielraum hatten. Konnten sie nichts selber entscheiden, durften sie keine eigenen Ideen einbringen? Ich meine gerade in diesem Beispiel wird klar, welche Freiheit es im Dienst gibt. Musste Petrus mit Jakobus zusammenarbeiten? Wohin sollte Johannes zuerst gehen? Welche Methode der Verbreitung der Botschaft konnte Thomas nutzen? Es gäbe noch einige Fragen, die man stellen könnte und zu denen man keine konkrete Antwort findet. Warum nicht? Weil gerade das die Freiheit im Dienst ausmacht.

Im weiteren Verlauf des Neuen Testaments sehen wir dann, wie die Jünger diese Freiheit verantwortungsbewusst genutzt haben und dem Auftrag nachgekommen sind.    

Wenn sich ein Gläubiger jetzt über eine Aufgabe klar geworden ist, gilt es, die oben genannten „Leitplanken“ zu beachten.

 

„Leitplanke“ Familie

Wir sehen uns zunächst den Bereich der Familie an. Sicherlich wünschen sich viele von uns (wenn nicht sogar alle), eine so große Energie und Ausdauer im Dienst wie der Apostel Paulus. Er hat neben einem immensen Arbeitspensum unter den Gläubigen teilweise seinen irdischen Beruf ausgeübt und dann oft auch die ganze Nacht die Gläubigen ermahnt, gebetet oder gearbeitet (vgl. Apg 20,31; 1. Thes 2,9; 1. Thes 3,10). Er war wochen- oder monatelang unterwegs. Er hat keine Rücksicht auf seine Gesundheit genommen und ist Gefahren nicht aus dem Weg gegangen.

Warum konnte er so handeln? Weil er nicht verheiratet war und weder auf eine Ehefrau noch auf Kinder Rücksicht nehmen musste. Wenn uns Gott einen Ehepartner oder eine Familie schenkt, dann ist es unsere vorrangige Aufgabe, sich um die eigene Familie zu kümmern.

 

Ehepartner

Wenn es z. B. ein Ehemann als seine Aufgabe sieht, Gläubige in entfernten Gegenden zu besuchen, um ihnen geistliche oder auch praktische Hilfestellungen zu geben, muss er bedenken, dass seine Frau in dieser Zeit alleine zuhause ist. Sollten dadurch Probleme entstehen, ist die Freiheit für diese Aufgabe eingeschränkt. Im Normalfall wird das Ehepaar „an einem Strang ziehen“, die Situation besprechen und eine gute gemeinsame Lösung finden. Aber insbesondere der Bruder ist gefragt, die Probleme und Gefahren zu überdenken und dementsprechend seinen Dienst zu tun.  

Es ist schön, wenn Ehepartner einander eine Hilfe sind und – wie im obigen Beispiel – die Frau ihrem Mann den Rücken für Aufgaben im Reich Gottes freihält. Sie darf aber im Gegenzug auch eine Berücksichtigung ihrer eigenen Bedürfnisse erwarten.   

 

Kinder

Besonders wenn der Herr einem Ehepaar Kinder geschenkt hat, haben die Eltern ihre erste Aufgabe an den Kindern. Nehmen wir hier z.B. eine junge gläubige Mutter mit mehreren kleineren Kindern, die einen Bedarf und damit eine Aufgabe in der Betreuung von älteren und einsamen Geschwistern sieht. Für eine gläubige Frau ist das eine hervorragende Aufgabe. Dabei gilt es jedoch abzuwägen, wie diese Tätigkeit mit der Versorgung der Kinder, mit dem Führen des Haushalts und mit einem guten Eheleben in Einklang zu bringen ist. Die Kinder so früh wie möglich in die Kita zu geben, um sich solchen Aufgaben zuzuwenden, entspricht nicht dem, was Gott von Müttern erwartet.

Kinder sind ein großer Segen, und es ist eine besondere Freude für Eltern, ihre vorrangige Aufgabe in der Erziehung und liebevollen Versorgung der Kinder zu sehen.

Ein weiterer Punkt in diesem Zusammenhang ist wichtig. In 1. Timotheus 3 wird von solchen, die einen Aufseherdienst tun wollen, gefordert, „dem eigenen Haus wohl vorzustehen“. Gemeint ist, dass derjenige seiner Verantwortung zu Hause (in der eigenen Familie) gerecht werden muss – und das lässt sich auch auf andere Dienste übertragen. Wenn es in der eigenen Familie drunter und drüber geht, hat der Mann seine Erziehungs-Aufgaben (neu) zu erfülen. Erst dann kann er sich andere geistlichen Aufgaben widmen.

Es ist der große Wunsch von Eltern, ihre Kinder zum Herrn Jesus hin zu erziehen. Dafür setzen sie sich mit Freude und Energie ein. Das ist zwar keine Garantie dafür, dass alles glatt läuft, aber es spornt an, sich dafür besonders einzusetzen.   

Noch ein Hinweis für alle, die noch im Elternhaus wohnen: Das, was ihr tut oder nicht tut, fällt auf eure Eltern zurück und kann Auswirkungen auf ihre geistlichen Aufgaben haben. Neben eurer Verantwortung, alles zur Ehre Gottes zu tun (1. Kor 10,31), solltet ihr die Aufforderung, Vater und Mutter zu ehren, nicht aus dem Auge verlieren (Eph 6,2).    

 

„Leitplanke“ Versammlung

Es war immer Gottes Gedanke, dass Gläubige zusammen mit anderen Gläubigen Gemeinschaft haben. Dabei stützen sie sich, helfen einander und teilen Freud und Leid miteinander. Bei aller Freiheit im Dienst für den Herrn Jesus sollten wir unsere Glaubensgeschwister, mit denen wir am Ort und darüber hinaus zusammengestellt sind, berücksichtigen.

 

In Übereinstimmung mit den Gläubigen am Ort

Als Barnabas und Saulus ihre erste Reise unternahmen (Apg 13,3), zeigten die Brüder dort, dass sie hinter den beiden und ihrem Dienst standen: „Da entließen sie sie, nachdem sie gefastet und gebetet und ihnen die Hände aufgelegt hatten.“

Es ist sehr empfehlenswert, die Geschwister am Ort über eine geistliche Aufgabe zu informieren, wenn sie über das gewöhnliche Maß hinausgeht. Nicht, weil eine Zustimmung von ihnen erforderlich ist. Aber es ist hilfreich und schön, wenn die Geschwister hinter dem Diener stehen und die Aufgabe im Gebet begleiten. Außerdem kann der eine oder andere Hinweis sehr hilfreich sein. Denn wir beanspruchen für uns sicher nicht, dass wir immer an alle Punkte gedacht und sie berücksichtigt haben.

Gemeinschaft unter den Geschwistern zeigt sich auch im „Rückenstärken“ und Begleiten im Gebet.    

 

Transparent sein

Nach der Rückkehr berichteten Paulus und Barnabas von ihrer Reise: „Als sie aber angekommen waren und die Versammlung zusammengebracht hatten, erzählten sie alles, was Gott mit ihnen getan […] habe“ (Apg 14,27).

Transparenz den Geschwistern gegenüber ist immer gut. Genauso wie man zu Beginn einer Aufgabe die Geschwister informiert, ist es auch gut, sie an der Arbeit teilhaben zu lassen. Offenheit stärkt das gegenseitige Vertrauen. Wie sollten die Geschwister auch für einen Dienst beten oder ihn in anderer Form unterstützen, wenn sie nichts darüber wissen? 

Gegenseitige Offenheit stärkt den Zusammenhalt und das Vertrauen untereinander

Zusammenfassend kann man sagen, dass Gott uns in seiner Gnade eine große Freiheit im Dienst für Ihn gegeben hat. Wenn bei aller Freiheit dann die oben beschriebenen „Leitplanken“ beachtet werden, werden die Ergebnisse zum Segen und zur Freude aller Beteiligten sein – des Dieners und derer, die von dem Dienst profitieren.