Themenheft

Von Schwester zu Schwester

Aus Titus 2,3-5 wird deutlich, dass es nach Gottes Gedanken „normal“ ist, wenn ältere Frauen die jüngeren Schwestern geistlich begleiten. Erfahrungsgemäß haben die meisten wohl eher den Eindruck, dass es an diesem Dienst in der Praxis mangelt. Im Folgenden einige kurze Gedanken zum Thema, die nicht den Anspruch erheben, ein „ausgewachsener“ Artikel zu sein.

I.

„Ältere Frauen“: vermutlich ein Wort, das kaum jemanden anspricht. Wer will schon als „alt“ gelten. Doch das Bild, das Paulus hier vor Augen hat, ist einfach Folgendes: eine reifere Christin, deren Kinder (zum Teil) schon erwachsen sind, in ihrer Beziehung zu jungen, unverheirateten Frauen und jüngeren Müttern mit kleineren Kindern.

Und wenn du als junge Frau mit Teenagern und Kindern arbeitest, dann bist du in dieser Beziehung bereits die „ältere Frau“. Wenn auch das Themenspektrum ein anderes sein wird als in Titus 2 – nämlich zum Beispiel die jungen Mädchen über Christsein in der Schule, die Gefahren des Internets, das Verhalten den Jungs gegenüber, die tägliche Stille Zeit und vieles andere zu unterweisen.

II.

Dieser Dienst setzt ein Vertrauensverhältnis voraus zwischen den Schwestern am Ort (oder darüber hinaus). Daran muss ständig gearbeitet werden. Es ist kein Selbstläufer. Erst das gute Vertrauensverhältnis erlaubt ein vertrauensvolles Gespräch.

III.

Ein solcher Austausch zwischen Schwestern ist nicht gedacht als

  • ein „Feuerwehreinsatz“, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, sondern ein regelmäßiger geistlicher Austausch auch über praktische Alltagsfragen;
  • eine Gelegenheit für Geschwätz, üble Nachrede, das Ausstreuen von Gerüchten

IV.

Unabdingbar auf Seiten der älteren Schwester ist das persönliche Vorbild in Wort („nicht verleumderisch, Lehrerinnen des Guten“) und Tat („in [ihrem] Betragen, wie es dem heiligen [Stand] geziemt“)

V.

Im Folgenden einige denkbare Szenarien im Sinne von Titus 2:

Szene 1 (Initiative von alt zu jung):

Heute hat Doris sich vorgenommen, Kathrin im Nachbarstadtteil zu besuchen. Sie hat mit ihren drei kleinen Kindern viel Arbeit. Manchmal wirkt sie ziemlich erschöpft und bedingt durch die Kinder kann sie auch die Zusammenkünfte nicht immer besuchen. Vielleicht kann Doris ihr etwas helfen. Sie wird ihr auch das Mittagessen mitbringen. Im Laufe des Treffens wollte Kathrin dann wissen, wie Doris „damals“, als ihre Kinder klein waren, mit der ganzen Herausforderung (Ansprüche von Ehemann, Kindern, Haushalt und das persönliche Glaubensleben) fertig geworden ist.

Szene 2 (Initiative von jung zu alt)

Bei Martina klingelt das Telefon. Es ist Petra, eine jüngere Schwester aus der örtlichen Versammlung: „Martina, hast du mal Zeit? Kann ich mal vorbeikommen? Mir gehen seit einiger Zeit so verschiedene Gedanken durch den Kopf. Irgendwie stehe ich an einer Weggabelung. Ich würde gerne mal mit dir darüber reden.“ Schnell ist ein Termin vereinbart. Es wird ein intensives, auch nicht immer einfaches Gespräch. Aber als Petra nach gemeinsamem Gebet wieder nach Hause geht, ist sie dankbar, dass es jemanden wie Martina in ihrem Leben gibt.

Szene 3 („umständehalber“)

Claudia hat mitbekommen, wie einige der jungen Frauen „heiße Themen“ diskutieren. Dabei hatten zumindest drei von ihnen recht unklare, teils unbiblische Ansichten geäußert. Alle Themen sind von praktischer Relevanz im Leben der Frauen. Claudia fragt sich, ob der Herr ihr hier nicht eine Gelegenheit „auf dem Tablett serviert“. Vielleicht sollte sie doch das Gespräch mit den Dreien suchen. Aber besser einzeln. Da lässt sich auch Vertraulichkeit wahren.