Themenheft

Elisabeth und Maria – zwei besondere Mütter begegnen sich

Mentoring ist nicht nur „Männersache“ – das machen schon die Belehrungen des Apostels Paulus in Titus 2 (siehe den Artikel in diesem Heft, S. ___) deutlich. Mit dem kurzen Bericht im Lukas-Evangelium, der die Begegnung zwischen Elisabeth und Maria schildert, wird uns das segensreiche Miteinander zweier gottesfürchtiger Frauen beispielhaft vorgestellt.

Die Ausgangssituation ist für die beiden werdenden Mütter außergewöhnlich: Elisabeth, „weit vorgerückt in ihren Tagen“ (Lk 1,7), hatte nicht mehr damit gerechnet, schwanger zu werden – als sie die Schwangerschaft bemerkte, verbarg sie sich zunächst fünf Monate lang (vgl. Lk 1,24). Maria, noch sehr jung und gerade mit Joseph verlobt, konnte gar nicht damit rechnen, schwanger zu werden, da sie noch eine Jungfrau war (vgl. Lk 1,27) – nun aber war ihr der Engel Gabriel begegnet und hatte ihr die einmalige Botschaft verkündet, dass sie die Mutter des Messias sein würde.

Die Reaktion auf die Schwangerschaft

Elisabeth und Maria verbindet (neben den besonderen Umständen ihrer Empfängnis) die gottesfürchtige Reaktion auf die von Gott verliehene Schwangerschaft: Beide leben in Gemeinschaft mit ihrem Gott und bringen auch diese unerwartete Mutterschaft mit Ihm in Verbindung. Elisabeth erkennt die Tatsache dankbar an, dass allein Gott ihr dieses „getan“ hat (Lk 1,25), um ihre Schmach unter den Menschen wegzunehmen. Maria antwortet dem Engel in großem Gottvertrauen und in Demut: „Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort“ (Lk 1,38).

Solch eine geistliche Lebenshaltung, die durch die Aussagen der beiden Frauen zum Ausdruck kommt, wächst nicht „über Nacht“. Dazu ist eine persönliche Entscheidung für ein Leben in der Nachfolge des Herrn Jesus notwendig – schon lange bevor man überhaupt mit Mutterschaft (oder für die männlichen Leser dieses Artikels: mit Vaterschaft) rechnen kann. Elisabeth und Maria sind uns darin Vorbild und Ansporn zugleich.

Maria besucht Elisabeth

Es erscheint fast schon selbstverständlich, dass Maria sich auf den Weg zu Elisabeth macht. Aber hatte sie dazu überhaupt einen Auftrag? Der Engel hatte ihr doch lediglich einen „neutralen“ Hinweis darauf gegeben, dass auch Elisabeth, ihre Verwandte, schwanger sei. Offensichtlich war diese Information für Maria Auftrag genug – sie hatte das starke Bedürfnis die (deutlich ältere) Verwandte zu besuchen und Zeit mit ihr zu verbringen.

Der Prüfstein für uns liegt in diesem Zusammenhang doch darin: Haben wir auch das starke Bedürfnis nach Gemeinschaft mit unseren Glaubensgeschwistern (ja, vielleicht auch gerade dann, wenn sie „Verwandte“ sind!)? Sind wir uns bewusst, dass gegenseitige Besuche ein großer Segen sind, sofern wir einen geistlichen Austausch suchen? Gerade dann, wenn die andere Schwester etwas „Vorsprung“ hat (beispielsweise im Hinblick auf eine Schwangerschaft oder auch in Bezug auf Verlobung, Heirat, etc.), lohnt sich der Austausch und die gegenseitige Unterstützung. Ein neidvoller Blick aus der Ferne wäre für beide Seiten nicht zum Nutzen und Segen …

Ein Austausch zu Gottes Ehre

Es ist bemerkenswert, welchen Teil der „Unterhaltung“ dieser beiden Schwangeren im Wort Gottes festgehalten wurde. Als sich die beiden Frauen begegnen, geht es nicht als Erstes um Schwangerschaftsbeschwerden oder um Geburtsvorbereitung; nein, ganz im Gegenteil: Ihre gemeinsame Zeit beginnt mit einem Lobpreis Gottes. Elisabeth ebnet dabei mit ihren durch den Heiligen Geist geleiteten Aussagen (vgl. Lk 1,42-45) den Weg zu Marias Lobpreis (vgl. Lk 1,47-55).

So lernen wir noch eine dritte Lektion aus der Begegnung dieser beiden „besonderen Mütter“:  Die Tatsache ihrer besonderen Schwangerschaften überlagerte nicht ihre lebendige Beziehung zu Gott. Diese Glaubensbeziehung war die Grundlage für ihre Gemeinschaft und ihren Austausch, der sicherlich auch praktische Themen rund um Schwangerschaft, Geburt, etc. umfasste. Es ist gut, sich auch heute immer wieder an diese Grundlage zu erinnern und den gemeinsamen Austausch (unter Schwestern, aber natürlich auch unter Brüdern) darauf aufzubauen.

Ein herausforderndes Fazit

Elisabeth und Maria sind ein Vorbild dafür, dass durch eine gottesfürchtige und demütige Haltung, die Gott allein die Ehre für alles gibt, Wege zueinander geebnet werden und Gemeinschaft gelingen kann – eine Gemeinschaft, die dann wirklich zur Verherrlichung Gottes und zum gegenseitigen Segen und Nutzen ist.

Nun die Herausforderung an junge Schwestern – ganz unabhängig vom Muttersein bzw. -werden: Mach dich auf und suche die Gemeinschaft mit älteren Schwestern! Freu dich darüber, dass sie dir ein paar Schritte voraus sind und dir gerade deshalb wertvolle Hinweise bei Glaubens- und Alltagsfragen geben können.

Auch „ältere“ Schwestern stehen vor einer Herausforderung – es gilt, die Fragen der jüngeren anzunehmen und ihnen hilfreiche und weise Antworten zu geben. Man braucht dafür kein (vermeintlich) „perfektes“ Vorbild zu sein, sondern ein authentisches und dadurch vertrauenswürdiges Vorbild!