Jesus Christus

Die letzten 24 Stunden im Leben des Herrn Jesus (Teil 6)

Teil 6: Verhöre vor Herodes und Pilatus

Nach seiner Gefangennahme wurde der Herr Jesus zuerst zu dem Hohenpriester Annas und danach zu dem Hohenpriester Kajaphas gebracht. Nachdem man ihn dort misshandelt hatte, wurde das Synedrium einberufen, das den endgültigen Schuldspruch fällte.

Nachdem die Juden frühmorgens das ganze Synedrium zusammengerufen hatten (Mk 15,1), fesselten sie den Herrn Jesus und brachten ihn zu Pilatus, dem Statthalter der römischen Besatzungsmacht in Jerusalem.

Dort wurde der Herr Jesus von den Juden folgender Vergehen beschuldigt (Lk 23,2.5):

  • Er verführt unsere Nation;
  • Er wehrt, dem Kaiser Steuer zu geben;
  • Er sagt, dass „er selbst Christus, ein König sei;
  • Er wiegelt das Volk auf.

Doch Pilatus kann die Beschuldigungen offenbar nicht nachvollziehen. Er stellt fest: „Ich finde keine Schuld an diesem Menschen“ (V. 4). Nachdem Pilatus erfahren hatte, dass der Herr aus Galiläa stammte und dort gelehrt hatte, sandte er Ihn zu Herodes, der normalerweise in Galiläa lebte und regierte, zu dieser Zeit aber Jerusalem einen Besuch abstattete.

Herodes sah dieser Begegnung mit großen Erwartungen entgegen – aber er wurde bitter enttäuscht. Er erwartete, „irgendein Zeichen durch ihn [ Jesus] geschehen zu sehen“ (Lk 23,8). Es war reine Sensationslust, kein echtes und ehrliches Suchen, den Herrn Jesus besser kennenzulernen und Ihn im Glauben anzunehmen. Herodes wurde nicht nur in dieser Beziehung enttäuscht, auch auf seine vielen Fragen antwortete der Herr Jesus nichts.

Umso intensiver redeten die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, die auch bei diesem Verhör wieder dabei waren. Sie „klagten ihn heftig an.“ Die Reaktion des Herodes und seiner Soldaten bestand darin, den Herrn Jesus „geringschätzig zu behandeln“ und Ihn zu verspotten. Hier erfüllte sich eine weitere alttestamentliche Vorhersage im Blick auf den Herrn Jesus: „Er war verachtet und wir haben ihn für nichts geachtet“ (Jes 53,3b).

Dann wurde der Herr Jesus wieder zurückgebracht zu Pilatus, um dort ein letztes Mal verhört zu werden, bevor Er endgültig zum Tod am Kreuz verurteilt wurde.

In dieser letzten Verhandlung wurde mehrfach die Unschuld des Herrn Jesus bezeugt. Aber der Hass der Hohenpriester und Schriftgelehrten war so groß, dass sie immer wieder forderten: „Kreuzige, kreuzige ihn“ (Lk 23,21)! „Sie schrien aber allesamt auf“, „sie schrien dagegen“ und zuletzt heißt es: „und ihr und der Hohenpriester Geschrei nahm überhand“ (Lk 23,18.21.23). Was für eine schreckliche Szene! Und inmitten dieses Tumultes steht der Angeklagte, unser Herr und Heiland, still und stumm in Erwartung dieses ungerechten Urteils. Was für ein Gegensatz! Auf der einen Seite die tobende Menge – auf der anderen Seite der ungerecht Beschuldigte in Ruhe und Würde.

So wurde „der Gerechte“ für uns, die „Ungerechten“ in einem skandalösen Prozess verurteilt. Und das alles ließ Er über sich ergehen, ganz seinem Gott hingegeben. Und Er ging durch diese schweren Leiden hindurch aus Liebe zu dir und mir.