Bibel praktisch

Evangeliumsarbeit in Deutschland Teil 2

Oft hört man, dass sich in der Evangeliumsarbeit in Deutschland nicht viel tut. Gott sei Dank geschieht viel zugunsten des Evangeliums. Aber gibt es nicht zugleich manche Tatenlosigkeit? Liegt das an dem „harten Boden“? Oder liegt es vielleicht auch daran, dass wir nicht (mehr) glauben, dass der Herr wirken kann? So wie früher – auch heute? So wie in Kamerun, China oder Peru – auch hier? Der Heiland-Gott ist überall derselbe. Auch der Feind ist allerdings überall derselbe.

In diesem Heft setzen wir die Zusammenfassung eines Jugendtreffens mit Erwin Luimes fort und bringen die ersten 4 von 9 konkreten Beispiele, wie der Herr Menschen in Kamerun erreicht. Können wir das auch auf die Arbeit in Deutschland übertragen?

 

9 Beispiele, Menschen zu erreichen – Erster Teil

Im Laufe der Zeit haben die Geschwister in Nord-Kamerun verschiedene Wege gefunden, Menschen mit Gottes Wort zu erreichen. Ob das wohl nur in Kamerun funktioniert? Sind diese Ansätze und Vorgehensweisen vielleicht auch in Deutschland nützlich, um das Evangelium zu verbreiten, damit Ungläubige sich bekehren und Gläubige in der Wahrheit weiter kommen? Selbstverständlich kann man vieles in Europa nicht einfach kopieren. Aber es sind vielleicht gute Denkanstöße dabei. Überlege mal, was Du in Deinem persönlichen Umfeld umsetzen kannst. Und tu dann auch das, was Dein Herr Dir persönlich aufträgt – nicht mehr und nicht weniger!

 

1. Persönliche Besuche in den Häusern anderer Menschen

Geschwister in Kamerun suchen und nutzen Möglichkeiten, andere Menschen, Gläubige und Ungläubige, in ihren Wohnungen zu besuchen und Gespräche zu führen, je nach dem Zustand und den Bedürfnissen der zu besuchenden Menschen. Wenn man in den Evangelien nachliest, wie der Herr mit den Menschen gesprochen hat, dann war das bei jedem anders, denn jeder Mensch und jeder Herzenszustand ist verschieden.

Das Haus eines Ungläubigen, vielleicht eines Nachbarn oder Bekannten, ist kein Tabu, wir wollen aber auf der Hut sein vor Gefahren und Versuchungen (vgl. 1. Kor 10,27). Gefährlich und möglichst zu vermeiden sind deshalb beispielsweise Vier-Augen-Gespräche mit dem anderen Geschlecht – „bei ihm/ ihr“ oder „bei mir“.

Dass der andere einen „Heimvorteil“ hat, wenn wir ihn in seiner Wohnung besuchen, sollte uns nicht abschrecken. Es ist im Gegenteil eine gute Voraussetzung für eine entspannte und offene Atmosphäre: Wenn der andere sich nicht sicher fühlt, wird er sein Herz kaum öffnen; nicht wir müssen uns sicher fühlen. Das Ziel sollte auf jeden Fall sein, auch wirklich ins Gespräch zu kommen; vielleicht nicht sofort allzu eindringlich über den Glauben, aber doch persönlich und möglichst mit Tiefgang. Was uns betrifft, sollten wir unseren Glauben leben und auch in Worten austragen: Die Freude, die uns der Glaube gibt, die Sicherheit, den Frieden. Wir sind auf der Seite des Siegers, etwas Besseres gibt es nicht, und das dürfen unsere Gesprächspartner spüren.

Gerade für Muslime ist die Gastfreundschaft wichtig. Sie sind in Europa ohnehin oft – aus unterschiedlichen Gründen – nicht integriert und fühlen sich vielleicht links liegen gelassen. Wenn man bei Muslimen, die man kennt, mit einem Traktat an die Tür kommt, aber die Einladung, sich mal ins Wohnzimmer zu setzen, ablehnt, ist das unglaubwürdig. Besonders bei ihnen macht man die Erfahrung, dass der Weg zum Herzen durch die Häuser führt. Und mit vielen von ihnen kann man relativ leicht über Glaubensdinge ins Gespräch kommen (Muslime haben da normalerweise keine Scheu, anders als Europäer) und an ihren Glauben anknüpfen (z. B. die ihnen bekannte Geschichte von Adam und Eva), um die christliche Botschaft zu vermitteln.

 

2. Selbst andere Menschen zu sich einladen

Auch umgekehrt zeigen die Geschwister in Kamerun Gastfreundschaft gegenüber Gläubigen und Ungläubigen, die sie in ihre Häuser einladen. Insbesondere im Anschluss an Zusammenkünfte als Versammlung oder von öffentlichen Vorträgen, wo Besucher dabei waren, ist es ihnen wichtig, dass diese Kontakte gepflegt werden und Einladungen ausgesprochen werden. Bei einem gemeinsamen Essen kann man – mit etwas Übung – oft gehaltvolle Gespräche führen.

Die Häuser sind wichtige Orte für Kontakte und für geistlichen Austausch. Der Herr hat sie aufgesucht, die frühen Christen hielten ihre Zusammenkünfte dort ab. Die Gastfreundschaft, zu der wir immer wieder aufgefordert werden, beschränkt sich nicht auf Glaubensgeschwister und auch nicht auf solche, die wir gut kennen, sondern gilt auch Menschen, die wir noch nicht näher kennen (z. B. Heb 13,1). Bei Jugendlichen, die noch zu Hause wohnen, wird das in erster Linie eine Sache für die ganze Familie sein. Das Ziel einer Einladung ist die Vermittlung des Evangeliums. Dazu muss es passen, wie ich mich sonst verhalte, wie meine Nachbarn, Mitschüler, Kollegen und Bekannten mich sonst erleben.

Wir sollten eine gute Beziehung zu unseren Nachbarn und Bekannten anstreben, um auf dieser Grundlage glaubwürdig die gute Botschaft zu verbreiten. Dazu müssen wir Begegnungen suchen (warum nicht mal einen Hammer oder ein Päckchen Kaffee ausleihen?); Gespräche führen (nicht nur über den Gartenzaun), auch wenn sie nicht nur das Evangelium zum Thema haben; Kontakte entwickeln, Vertrauen aufbauen und dazu auch unsere Häuser öffnen.

Die „Freundschaft mit der Welt“, vor der die Bibel warnt (Jak 4,4), meint nicht eine gute, vielleicht sogar vertrauensvolle Beziehung zu einzelnen Menschen, die sich noch nicht zu dem Herrn Jesus bekehrt haben. Wenn jemand den Eindruck hat, ich hätte Angst vor ihm oder ich würde ihn meiden, da ich nicht mal Interesse zeige, wenn z. B. die Nachbarin krank ist, oder ein Baby geboren wurde, werde ich ihn nicht für den Herrn gewinnen können. Es geht uns ja dabei nicht um Freundschaft mit der Welt; von diesem System haben wir uns unbefleckt zu halten (Jak 1,27). Wir möchten durch unser gelebtes Zeugnis Türen öffnen und Vertrauen schaffen bei Einzelnen. Wie schnell leben wir in Desinteresse oder sogar Unfrieden gegenüber den Menschen um uns herum. Das macht es ihnen schwer, unsere Botschaft anzunehmen. Wird nicht das Evangelium durch eine helfende Hand und ein Herz voll spürbarer Liebe und Zuwendung viel eher angenommen?

Das Gesprächsthema des Evangeliums sollten wir aktiv suchen. Aber es ist nicht immer notwendig, alles am ersten Abend zu sagen. Das gilt vor allem für Menschen, zu denen wir eine dauerhafte Beziehung haben oder aufbauen können (Nachbarn, Schuloder Arbeitskollegen, …). Manchmal ist es weise, einige Denkanstöße zu geben, anstatt sein Gegenüber mit einer kompletten Zusammenfassung christlicher Wahrheiten zu überschütten. Ein Gebet vor einer Mahlzeit oder eine ganz normale Hausandacht ist oft schon eine erste Gesprächsanregung, auf der man aufbauen kann. So kann man im Rahmen einer guten Beziehung auch die Herzen schrittweise fürs Evangelium interessieren – wie der Herr es führt.

 

3. Bibelzentrum, Bibelkurse, Kontaktdaten

In Maroua konnte ein Bibelzentrum eingerichtet werden. Dort kann man Bibeln und Literatur kaufen. Weil viele der dortigen Menschen nur wenig Geld haben, kann man die Literatur auch ausleihen oder vor Ort lesen. Zudem betreut man dort Bibelkurse.

Es gibt viele Möglichkeiten, gute Literatur zu verbreiten. Das müssen nicht nur Bücher sein: Es gibt auch gute DVDs mit evangelistischen Vorträgen oder Internet-Links. Man kann an eine Bücherstube denken, an Büchertische in der Fußgängerzone oder sicher auch an die private Weitergabe. Das kann jeder für sich bewerkstelligen. Vielleicht ergibt sich in einem zentral gelegenen Versammlungsraum die Möglichkeit, interessante Literatur in einem Schaukasten oder im Eingang auszulegen. Es geht nicht nur darum, möglichst viel gute Literatur weiterzugeben, sondern auch darum, Kontakte zu knüpfen und Gespräche zu führen. Solche Kontakte und Gespräche ergeben sich auch, wenn man ein Sorgenoder Notruftelefon einrichtet, in der Zeitung bekannt macht und (dauerhaft) betreut.

 

4. Konferenzen

Immer wieder können die Geschwister in Nord-Kamerun Konferenzen zu biblischen Themen abhalten. Die meisten Besucher versammeln sich in unterschiedlichen christlichen Gruppen, insbesondere in sogenannten Pfingst-Gemeinden in Maroua und Umgebung.

Diese Konferenzen und Seminare laufen oft so ab, dass zu festgelegten Themen einige Brüder Vorträge halten, an die sich dann eine Fragestunde anschließt. So wird zunächst die Lehre der Schrift gepredigt, und es findet dann ein Austausch statt, um das Gesagte zu vertiefen. So kann man die Wahrheit des Wortes verbreiten. Ein Thema unter anderen ist die Versammlung (Gemeinde, Kirche) Gottes und das Zusammenkommen als Versammlung. Aber welchen Gewinn hat ein Gläubiger davon, solange er nicht zuerst die Sicherheit des Heils erkennt, oder frei wird von charismatischen Vorstellungen über den Heiligen Geist? So geht es insgesamt um den geistlichen Nutzen der Gläubigen. Diese Kontakte ermöglichen es, ohne Kompromisse und ohne Einbettung in eine falsche Lehre Gottes Wort zu predigen. Dabei sollte man natürlich eine Zusammenarbeit mit diesen Gruppen wegen ihrer Grundsätze vermeiden und sich um Interessierte aus solchen Kreisen weiter kümmern.

Gaben sind dem ganzen Leib gegeben. Das betrifft den persönlichen Hirtendienst, aber auch die Evangelisation und die Belehrung über die Grenzen derer hinaus, mit denen wir uns versammeln. Jugendliche werden keine Konferenz organisieren – aber hast Du schon einmal daran gedacht, einen gläubigen Bekannten, der so etwas noch nicht kennt, auf eine Konferenz mitzunehmen oder zu einem belehrenden Vortrag einzuladen? Bist Du bereit, in persönlichen Gesprächen – zum Beispiel mit einem gläubigen Klassenkameraden – etwas von dem Wort des Herrn, von seinem Willen weiterzugeben? Es ist gut, wenn auch junge Gläubige das Bewusstsein haben, dass alle von neuem geborenen Christen miteinander verbunden sind und zur gegenseitigen Erbauung da sind. Und auch junge Geschwister können für Brüder beten, die eine solche, oft schwere Aufgabe haben.

Die ersten Punkte, die wir in diesem Artikel behandelt haben, sind für junge Leute unterschiedlich wichtig – aber bestimmt ist für Dich etwas dabei. Der Herr möchte Dich gebrauchen, um sein Wort weiterzugeben, damit Menschen sich zu Ihm bekehren, und damit sie Ihn besser kennen lernen und im Glauben wachsen.

->Fortsetzung und Schluss im nächsten Heft

Nach einer Jugendstunde mit Erwin Luimes