Das Gesetz - Lebensregel für Christen

Bibelstudium Das Gesetz – die Lebensregel für Christen? Teil 3

Christus – das Lebensprogramm des Christen

In den beiden vorigen Heften ist deutlich gemacht worden, dass der Christ für das Gesetz gestorben ist. Er ist nicht an das Gesetz vom Sinai gebunden, und er soll sich ihm nicht freiwillig unterwerfen. Weder kann er durch das Gesetz gerechtfertigt werden noch soll er es als Lebensregel verwenden. Jetzt ist die Frage: Was ist denn nun die Lebensregel des Christen?

Gnade und Glaube

1. Der Christ wird aus Gnade durch den Glauben an Christus gerechtfertigt

Durch das Gesetz gab es – da niemand es halten konnte – Fluch und Tod. Der Christ hat Segen und Leben. Und zwar durch Gnade und durch den Glauben.

• Der Mensch wird nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt, sondern nur durch den Glauben an Jesus Christus (Gal 2,16; 3,11; Röm 3,25.28).

• „Durch die Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens; und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme“ (Eph 2,8 f.).

• Kein einziges, zusätzliches Werk ist erforderlich, um ewiges Heil zu bekommen – „sonst ist die Gnade nicht mehr Gnade“ (Röm 11,6).

2. Der Christ lebt nach dem Grundsatz und in der Kraft der Gnade

Das Gesetz verlangte Werke und belohnte den gehorsamen Juden. Die Überschrift über dem Leben des Christen ist Gnade – also das unverdiente Gute, das Gott aus Liebe gibt (Röm 5,2).

• Die Gnade Gottes – nicht das Gesetz – unterweist uns (Tit 2,12), und das Herz wird durch Gnade – nicht durch Gesetzlichkeit – befestigt (Heb 13,9).

• Der Diener des Herrn wird ermuntert, in der Gnade stark zu sein (2.Tim 2,1); niemand soll an der Gnade Gottes Mangel leiden (Heb 12,15), und wir können in der Gnade wachsen (2. Pet 3,18).

• Von Gott bekommen wir durch Gebet Gnade zur rechtzeitigen Hilfe (Heb 4,16).

Das Leben ist für mich Christus. (Phil 1,21)

Lebensprogramm

3. Christus ist das Lebensprogramm des Christen

In jedem Christen bewirkt Gott mit der Bekehrung eine neue Schöpfung – etwas dem Wesen nach Neues (2. Kor 5,17; Gal 6,15). Das „Lebensbild“ des Christen bekommt nicht nur einen neuen Rahmen (Gnade statt Gesetz), sondern Gott malt es ganz neu. Es gibt keine Lebensregel für Christen, sondern ein ganzes „Lebensprogramm“. Paulus bringt das auf einen Nenner: „Ich bin durch das Gesetz dem Gesetz gestorben1, damit ich Gott lebe; ich bin mit Christus gekreuzigt, und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir“ (Gal 2,19.20). Es geht in unserem Leben um Christus – um nicht mehr und nicht weniger.

Christus

Nicht das Gesetz, sondern Christus ist unser Standard. Dabei geht es nicht nur um das, was Christus sagte und gebot, sondern um das, was Er lebte.

W. Kelly

Wer als Christ eine Lebensregel sucht, findet nur diese: Christus. Paulus gebraucht das Bild, dass Christen Christus „anziehen“ wie ein Kleidungsstück (Röm 13,14). Christen lernen Ihn (nicht nur von Ihm, Eph 4,20 f.). Christen werden, indem sie Christus betrachten und Ihn lernen, durch den Heiligen Geist „verwandelt“, so dass in ihnen die Charakterzüge Christi offenbar werden (2. Kor 3,18). Johannes schreibt, dass Christen „schuldig [sind], selbst auch so zu wandeln, wie Er gewandelt ist“ (1. Joh 2,6).

Leben wie Christus – was heißt das konkret?

Der Anspruch Gottes an den Christen reicht viel weiter als das Gesetz vom Sinai. Er lautet: Leben wie Christus. Ein paar konkrete Beispiele:

• Christus hat für uns gelitten, uns ein Beispiel hinterlassend, damit wir seinen Fußstapfen nachfolgen (1. Pet 2,21).

• Die Fußwaschung hat der Herr Jesus uns als ein Beispiel gegeben, damit, wie Er getan hat, auch wir (im übertragenen Sinn2) tun (Joh 13,15).

• Die Gesinnung, die auch in Christus Jesus war, soll in uns sein – insbesondere (aber nicht nur) Demut und Gehorsam (Phil 2,5; Mt 11,29).

• Die Männer sollen ihre Frauen lieben, wie Christus die Versammlung geliebt hat (Eph 5,25).

• Wir sollen zueinander gütig sein, mitleidig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus uns vergeben hat (Eph 4,32).

• Wenn einer des anderen Lasten trägt, so erfüllen wir das Gesetz des Christus (Gal 6,2).

• Wir sollen Nachahmer Gottes sein und einen Lebenswandel der Liebe führen, wie auch der Christus uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben hat (Eph 5,1 f.).

Also: Leben wie Christus – das zielt auf das äußere Verhalten und die innere Haltung. Der Herr Jesus ist für Christen insgesamt und in jedem einzelnen Punkt das Vorbild.

Lebensregel

Die Lebensregel des Christen ist zu leben wie Christus; den Lebenswandel des Herrn Jesus zu zeigen, der Gott im Fleisch offenbart hat.
J. N. Darby

4. Gibt es keine Gebote für Christen?

Der Christ braucht zwar das Gesetz vom Sinai nicht zu befolgen, aber auch das Neue Testament redet von „Geboten“, die für Christen gelten. Johannes schreibt zum Beispiel: „Hieran wissen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten. Wer aber irgend sein Wort hält, in diesem ist wahrhaftig die Liebe Gottes vollendet. Und dies ist sein Gebot, dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben und einander lieben, wie er uns ein Gebot gegeben hat. Und dieses Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe“ (1. Joh 2,3.5; 3,23; 4,21; vgl. 1. Kor 9,21 u. Jak 1,25).

Die Gebote des Christen

Die „Gebote“ nach 1. Johannes 2 sind nicht die Zehn Gebote des Gesetzes vom Sinai. Denen, die unter Gesetz waren, wurde das Leben verheißen, wenn sie dem Gesetz gehorchten. Im Gegensatz dazu hat Gott den Gläubigen heute das Leben bereits gegeben. Die Gebote, von denen Johannes hier schreibt, sind dazu da, dem neuen Leben Richtung zu geben; sie sind kein moralischer Standard des Gehorsams, um Leben zu erlangen. Wir handeln, weil wir Leben haben, nicht um das Leben zu bekommen, wie der Mensch unter Gesetz („We act from life, not for life as a man under the law.”)

Gott spricht mit Autorität, weil Er will, dass seine Kinder spüren, wie wichtig, ernst und notwendig es ist, Ihm zu gehorchen. Und wie könnte irgendein vernünftiges Geschöpf sich einbilden, dass Gott, sein Schöpfer, anders zu ihm spricht als mit Autorität?

Dass wir sein „Wort“ halten, geht über das Befolgen seiner Gebote hinaus. Sein „Wort“ ist der Wille Gottes, wie er in der Bibel (insbesondere im Neuen Testament) niedergelegt ist, auch wenn er nicht als Gebot formuliert ist. Christus hat das Gesetz beseitigt und den umfassenden Maßstab von Gottes Willen aufgerichtet.

W. Kelly

Gehorsam

Jeder Mensch muss Gott gehorsam sein. So gibt es auch für den Christen Gebote, die er befolgen muss. Die neue Natur, die der Christ von Gott bekommen hat, ist nämlich nicht allwissend, sondern sie braucht Belehrung aus derselben Quelle, aus der sie selbst stammt3. Das Neue Testament spart auch nicht an Hinweisen und Richtlinien für das neue Leben des Christen, der das Wort Gottes befolgen möchte (Apg 15,20; Röm 12-15; Eph 5 und 6; Röm 13,1 ff.; 1. Pet 2,13.14; 1. Kor 10-14; 1. Tim 2, 3 und 5; usw.).

Im Unterschied zu den Gesetzesvorschriften knüpfen diese Gebote an die neue Natur des Christen an. Das Gesetz war an den natürlichen Menschen gerichtet und rief seine Rebellion hervor4; die christlichen Gebote sind an die neue Natur gerichtet, und unser neues Leben ist darauf angelegt, Gottes Willen zu befolgen. Diese „Regeln“ helfen dabei.

Gesetz oder Christus

Leben wie Christus – frei nach J.N. Darby

Die Aussage in 2. Korinther 3 (dass wir verwandelt werden, indem wir den Herrn Jesus betrachten) lebt gerade von dem Gegensatz zwischen Gesetz und Christus. Wir unterliegen keiner Lebensregel, sondern wir haben ein lebendes Vorbild, in das wir verwandelt werden möchten. Kein Gesetz kann uns in das Bild des Christus verwandeln. Selbst Abraham folgte keiner Regel, sondern er suchte eine Stadt, die Grundlagen hat.

Eine Lebensregel erreicht nicht das Herz und die Zuneigung des Einzelnen. Der Dienst des Buchstabens bringt nur Versagen, Verdammnis, Tod. Er verändert Menschen nicht, sondern tötet – er beweist nur die Ungöttlichkeit und Kraftlosigkeit der Menschen. Auch Christus und sein Leben sind in diesem Sinn nicht unsere Lebensregel. Der Dienst des Geistes dagegen enthüllt die Herrlichkeit Christi als Gnade (nicht nur als Vorbild). Das verändert uns, so dass wir Christus verherrlichen.

Gesetzlich

Wenn jemand gesetzlich ist, gibt es bei ihm keine Stabilität, weil er keine Kraft hat, das Fleisch einflusslos sein zu lassen. Das Gesetz gibt kein Motiv und kein Ziel, das mich anzieht. Das bietet nur Christus, zu meinem Glück. Wenn das Fleisch in einem Christen wirkt, der die christliche Freiheit kennt, ist das Rezept nicht, diese Freiheit zu leugnen oder zu beschränken. Die Seele wieder unter ein Joch der Knechtschaft zu bringen, gibt keine Kraft.

Für’s nächste Mal

Wie unterscheidet sich das Christenleben von einem Leben unter Gesetz? Was für einen Unterschied macht es in der Praxis, wenn ich mich nicht nach dem Gesetz vom Sinai (oder einem anderen Gesetz) richte, sondern als Christ lebe? Habe ich es leichter, wenn ich kein Gesetz befolgen muss? Wäre es nicht besser oder: Würde ich nicht heiliger leben, wenn ich an das Gesetz gebunden wäre?

 

1  S. dazu Heft 6/2007, S. 24.

2 Mit der Fußwaschung ist gemeint, dass Christen einander helfen, durch das Wort Gottes von Sünde und von den alltäglichen Verunreinigungen, die das Leben in der Welt mit sich bringt, frei zu werden – so wie der Herr Jesus den Jüngern den Staub des Tages von den Füßen gewaschen hat.

3 A. Remmers schreibt dazu: „Die neue Natur hat zwar ein ‚instinktives’ Verlangen, Gott zu dienen (‚wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat’ und ‚die Liebe Gottes ausgegos- sen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist’ 1. Joh 4,19; Röm 5,5; – ‚Jeder, der aus Gott geboren ist, tut nicht Sünde, denn sein Same bleibt in ihm’, 1. Joh 3,9). Aber es gibt weite Bereiche, für die unser neues Leben Wegweisung braucht. Vgl. als positives Beispiel 1. Tim 3,14f. (‚damit du weißt’ – ohne Belehrung wusste Timotheus es also offenbar nicht) und als negatives Beispiel 1. Kor 5 (wo die Korinther meinten, ohne geistliche Belehrung auskommen zu können und von Paulus ernstlich ermahnt werden mussten).“

4 Röm 7,21f.; 8,4-7; Gal 5,17; s. dazu den Beitrag im vorletzten Heft, Punkt 3. a).