Post von Euch

Zu „Bibel kontrastreich“

Das wohl auffälligste Beispiel zu einem vordergründigen „Kontrast“ in der Heiligen Schrift finde ich in Sprüche 26 in den beiden aufeinanderfolgenden Versen 4 und 5:

Vers 4: Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich werdest.

Vers 5: Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise sei in seinen Augen.

Die beiden jeweils ersten Halbsätze bilden einen Widerspruch, wie er größer nicht sein könnte. Würden wir nur jeweils einen davon lesen und in die Praxis umsetzen, würden wir dem anderen entgegenhandeln und damit dem Willen Gottes nicht gerecht werden.

Was lerne ich daraus?

1) Ich muss den Zusammenhang beachten; hier ist es einfach die im jeweils zweiten Halbsatz gegebene Begründung.

 

2) Auch andere Stellen der Heiligen Schrift, die zu diesem Thema etwas sagen (und hier ist es unübersehbar ein direkt benachbarter Vers), müssen in die Überlegungen zur Auslegung oder Anwendung mit einbezogen werden.

Spotlight [aus LightKeeper, Band 6, erscheint im Herbst 2008]

„Antworte dem Toren nicht nach seiner Narrheit, damit nicht auch du ihm gleich werdest. Antworte dem Toren nach seiner Narrheit, damit er nicht weise sei in seinen Augen“ (Verse 4.5).

Die beiden Aussagen besagen doch genau das Gegenteil. Ein Widerspruch in der Bibel? Durchaus nicht!

Fall 1: Dem Tor nicht nach seiner Narrheit zu antworten, bedeutet, sich nicht auf das Niveau seiner gottlosen, spöttischen Argumentation herabzulassen.

Fall 2: Dem Toren sehr wohl nach seiner Narrheit zu antworten bedeutet, ihm die ganze Torheit seines Denkens bewusst zu machen und damit, wenn möglich, sein Gewissen zu erreichen.

Wucherpreise

Der Autor beschuldigt Ephron, „Abraham ein Feld für einen Wucherpreis von 400 Silbersekel“ verkauft zu haben.

Dazu ist festzustellen, dass Abraham von den Kindern Heth als Fürst Gottes gekannt und anerkannt war. Er hielt die genannte Summe für angemessen. Der Bericht zeigt die edle Gesinnung bei der Verhandlung.

Es war das auserlesenste Grab, die Koppelhöhle Machpela. Israelforscher teilten mit, dass unter dem oberen Teil unter einer großen Platte der untere Teil mit den Gräbern Abrahams, Isaaks, Jakobs, Saras, Rebekkas und Leas nicht zugänglich sei. 1. Mose 49,29–32 berichtet davon. Er bat um die Höhle und bekam das ganze davor gelegene Feld mit Bäumen dazu, wie 1. Mose 23,14–20 sagt.

Zur Fußnote 1 ist zu sagen, dass David für den Tempelplatz freiwillig 600 Sekel Gold gab. Den Platz für den Altar, die Rinder mit Geschirren und Dreschwagen kaufte er für 50 Sekel Silber (vgl. 2. Sam 24,18–25 mit 1. Chron 21,18–26).

Leider ist mir kein Vergleich mit Sekeln bekannt. 1. Mose 33,19 und Josua 24,32 sowie Hiob 42,11 nennen diese Währung.

Das Verkaufen unter Israeliten bis zum Jubeljahr nach 3. Mose 25,14–28 und Jeremia 32,6–15 ist wohl nicht mit den vorstehenden Verkäufen vergleichbar.

Zum Verständnis des Handels zwischen Ephron und Abraham zitieren wir aus Carl Friedrich Keil, Biblischer Kommentar über das Alte Testament, Genesis, zu 1. Mose 23 [der Text aus dem Jahr 1878 wurde der heutigen Rechtschreibung angepasst]:

„Wenn nun Ephron Abraham das Feld mit der Höhle zu schenken sich erbietet, so war dies nur eine noch jetzt im Orient übliche Wendung, mit der, so weit sie ernstlich gemeint wird, es auf ein den Wert des Geschenks reichlich ersetzendes Gegengeschenk abgesehen ist, meist aber nur das Abdingen von dem zu verlangenden Kaufpreis von vornherein abgeschnitten werden soll ... Darauf zielt auch die Wendung hin, mit welcher Ephron auf die wiederholte Erklärung Abrahams, das Grundstück kaufen zu wollen, den Kaufpreis angibt:  „Ein Land von 400 Sekel Silber, was ist das zwischen mir und dir“ (Vers 15), welche Abraham verstand (Vers 16: hörte auf Ephron) und den geforderten Preis ihm darwog. Der Sekel Silber „gangbar beim Kaufmann“, das heißt der als vollwichtig im Handelsverkehr gangbare Sekel ..., der Preis für das Grundstück betrug also 350 Taler; eine für jene Zeit sehr beträchtliche Summe.“

Eine Ergänzung findet sich bei Franz Delitzsch (1813–1890), Neuer Kommentar über die Genesis: „Der Handel, der sich hier zwischen Ephron und Abraham abspielt, wiederholt sich dortzulande noch heute. In Damaskus sagt man, wenn der Käufer ein unannehmbar niedriges Angebot tut: Wie, handelt es sich zwischen uns um Geld? Nimm es umsonst, mein Lieber, als Geschenk von mir; tu dir durchaus keinen Zwang an! Dieterici erlebte dergleichen in Hebron. ‚Auf unseren Ausflügen hatten wireinen schönen Schimmelhengst bemerkt, der dem Quarantaine-Inspektor gehörte. Mr. Blaine, mein Reisegefährte, hatte Miene gemacht, das Tier zu kaufen. Nun erschien auch der Schimmel vor unseren Zelten. Wir fragten nach dem Preis, doch man denke sich unser Erstaunen, als der schmutzige Türke uns das Tier zum Geschenk anbot. Mr. Blaine erklärte, dass er gar nicht daran denke, es geschenkt zu nehmen, und der Türke erwiderte dann: Was sind denn 5 Beutel (25 Pfund Sterling) für dich!?‘ ... Dürfen wir mit Cavedoni (Numismatica biblica 1850) annehmen, dass der Sekel wie im mosaischen Gesetz und späteren Verkehr gerechnet ist, so ist der Preis (nahezu 350 Taler) hoch, was die Rabbiner aus Ephrons Habsucht erklären, aber doch nicht unglaublich, da auch Jakobs sichemitisches Grundstück 100 Kesita (1. Mo 33,19) und der Grund und Boden auf dem Samaria erbaut war, zwei Talente Silber, das sind 6.000 schwere Sekel, zu stehen kam (1. Kön 16,24).“

Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Rost zerstören und wo Diebe einbrechen und stehlen; sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Rost zerstören und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen; (Matthäus 6,19-20)