Glaube im Alltag

19 Kontrastpunkte: Endzeit und Jüngerschaft

Endzeit und Jüngerschaft: Hat sich der eine oder andere Leser vielleicht auch schon gefragt, warum Gott sein Leben für die christliche Endzeit bestimmt hat? Wer weise ist, wird sich bemühen, die Gegenwart zu meistern – auch wenn es schwere (oder gefährliche) Zeiten sind, wie die Bibel es in 2. Timotheus 3 voraussagt. 

 

7. Undankbar – oder dankst Du (noch)?

Es fällt nicht schwer, Gottes Urteil über die Endzeit in dem siebten Punkt der Aufzählung in 2. Timotheus 3 nachzuvollziehen: Die Menschen unserer Zeit, sind undankbar – vielleicht besonders in der westlichen Welt. Das fängt im Kleinen an: Wer von unseren Mitmenschen spricht heute noch ein Dankgebet vor dem Essen? Kaum jemand. Das ist auch nicht verwunderlich. Denn wer nicht an einen lebendigen Gott glaubt, „der den Himmel und die Erde gemacht hat und alles, was in ihnen ist“, der Gutes tut und „vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten“ gibt (Apg 14,15.17), sieht keinen Anlass zum Dankgebet. Viele haben sich an den Überfluss gewöhnt. Er gehört anscheinend zum Lebensstandard im 21. Jahrhundert. Und wenn dann doch die eine oder andere Kürzung hingenommen werden muss, ist man schnell dabei zu klagen. Klagen auf hohem Niveau, wie man so sagt. Leider vergessen wir, dass es uns im Vergleich zu vielen Menschen auf dieser Erde sehr gut geht.

Eigentlich ist alles, was wir Menschen empfangen, als Geschenk zu betrachten. So jedenfalls sieht es Gott: „Was aber hast du, das du nicht empfangen hast?“ (1. Kor 4,7). Das betrifft nicht nur Nahrung und Bedekkung. Freiheit, Gesundheit, Fähigkeiten, ... gehören auch dazu.

Als Christen haben wir natürlich besonderen Grund, dankbar zu sein – nicht allein für materielle Dinge, wiewohl wir auch darin nicht nachlässig sein sollten (vgl. 1. Tim 4,3) Nein, auch – und vor allem – wegen der großen Barmherzigkeit, die uns  aus dem Sündenelend herausgeholt hat! Wer darüber nachdenkt, dem wird es nicht anders ergehen als damals dem geheilten Samariter: Er fällt dem Herrn Jesus zu Füßen und dankt Ihm (vgl. Lk 17,16). – Oder gleichst Du den neun anderen, auf die der Heiland vergeblich wartete?

Unser Gott ist ein „Gott aller Gnade“ (1. Pet 5,10). Wenn Er beschenkt, dann beschränkt Er sich nicht auf das Notwendigste. Seine Gaben orientieren sich an seinem eigenen Reichtum und nicht etwa an irgendeinem menschlichen Verdienst. Sein Reichtum findet seinen höchsten Ausdruck in seinem geliebten Sohn, der als Gottes „unaussprechliche Gabe“ bezeichnet wird (vgl. 2. Kor 9,15). Niemand kann ermessen, wie reich wir – jetzt schon! – sind und was es bedeutet, den Sohn zu haben (vgl. 1. Joh 5,12) und in Ihm gesegnet zu sein „mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern“ (Eph 1,3 ff.). Hinzu kommt, dass wir Gläubige „ein über jedes Maß hinausgehendes, ewiges Gewicht von Herrlichkeit“ (2. Kor 4,17) erwarten. Was soll man dazu sagen? Man kann nur staunen und für jedes Geschenk Gottes von Herzen danken.

Wer bei sich selbst Undankbarkeit verspürt, ist neu aufgefordert, Gottes Gaben zu zählen

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8. Unheilig – oder festhalten am Guten?

„Wenn Gott tot ist, ist alles erlaubt“, sagte einmal Fjodor M. Dostojewski2. Früher – und das trifft auf die Zeit zu, aus der dieses Zitat stammt – hätte man sicherlich dabei an eine Gesellschaft gedacht, die sich öffentlich zum Atheismus bekennt. Heute trifft diese Aussage auf das (nach-)„christliche“ Europa zu. In vielerlei Hinsicht gibt es keine Tabus mehr. Deshalb  sprechen Soziologen von einer Wertekrise – und suchen nach Auswegen. Dabei geht es meistens um die bloße Bekämpfung von Symptomen. Das alles ist gut gemeint. Doch wenn die Probleme nicht an der Wurzel behandelt werden, wird sich keine wirkliche Lösung finden lassen.

Leider ist das „ethische Dilemma“ auch ein Thema der Christenheit geworden. Manche biblische Wahrheit und manche Verhaltensweisen, die Christen Jahrhunderte lang wertgeschätzt haben, werden heute teilweise bewusst verschmäht – nach dem Motto: Heute ist alles anders. Die „Unheiligen“ in 2. Timotheus 3,2 sind genau solche, die nichts für heilig achten und alles Gottgeweihte mit Füßen treten. Wie kommt es zu dieser Haltung? Eine Ursache ist sicherlich die Undankbarkeit. Das jedenfalls deutet der Zusammenhang an: „Undankbar“ steht direkt vor „unheilig“. Das hier verwendete Wort „unheilig“ bedeutet nicht: „fehlende Absonderung“, sondern „für jeden zugänglich“ oder auch „ungöttlich“, „weltlich“.

Was hier gemeint ist, wird durch Esaus Verhalten treffend dargestellt. In Hebräer 12,16 wird Esau als „Ungöttlicher“ (ein ähnliches Wort wie in 2. Timotheus 3,2) bezeichnet. Ursache dafür war: Er hatte sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkauft. Erstgeborener zu sein, bedeu tete, einen besonderen Segen zu erhalten. Und für ihn als Sohn Isaaks beinhaltete das nicht nur irdische Dinge. Es ging um die Verheißungen Gottes. Doch Esau hatte keine Wertschätzung für göttliche Dinge. Erst als er gewahr wurde, was  ihm entgangen war, wollte er den Segen erben. Doch dann war es zu spät.

Wer die Gnade nicht wertschätzt, die Gott uns in Christus Jesus gegeben hat, steht in Gefahr, sie „in Ausschweifung zu verkehren“ (Jud 4). „Hauptsache errettet und dann die Freiheit für das Fleisch gebrauchen“, d.h. so leben wie man will – wer so denkt, ist bereits der List des Teufels erlegen.  Gnade verpflichtet! Das gilt schon im Natürlichen. Wer ein großes Geschenk erhalten hat, dem ist es ein Anliegen, den Geber zu ehren. Er wird sich für das Geschenk interessieren und es bewahren.

In diesem Sinn wollen wir der Aufforderung in Römer 12,9 folgen: „Verabscheut das Böse, haltet fest am Guten.“