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Musik - Geschenk oder Gefahr

Für Johann Sebastian Bach war nur solche Musik wirklich Musik, die „eine wohlklingende Harmonie gebe zur Ehre Gottes und zulässiger Ergötzung des Gemüths [...] Wo dieses nicht in Acht genommen wird, da ists keine eigentliche Music sondern ein Teuflisches Geplerr und Geleyer.“ Vielleicht können einige Leser sich mit dieser Meinung anfreunden. Andere dagegen werden die Stirn runzeln: Wer bestimmt, was „wohlklingende Harmonie“ und „zulässige Ergötzung des Gemüts“ ist? – Eine schwierige Frage. Wir wollen die einzelnen Musikbausteine unter die Lupe zu nehmen, um eine bibelorientierte Antwort zu finden.

 

Musik kann beurteilt werden:

… am Text

Bei einem Lied, das aus den drei Elementen Text, Melodie und Rhythmus besteht, ist der Text meistens leicht und unabhängig vom jeweiligen Geschmack der Sänger und Zuhörer anhand der Bibel zu überprüfen (wenn die Aussage des Textes denn klar erkennbar ist). Entsprechen der Text und die dadurch vermittelte Botschaft den Aussagen der Bibel? Bei weltlichen (säkularen) Texten: Steht der Text im Widerspruch zu Gottes Wort? Auch christliche Liedtexte sind zu prüfen! Verdrehungen von Aussagen der Bibel sollten wir nicht leichtfertig mit „dichterischer Freiheit“ entschuldigen.

Der Herr Jesus sagt in Matthäus 7,18: „Ein fauler Baum kann keine guten Früchte bringen“. Wenn Musik und vor allem Texte aus ungöttlichen Quellen kommen, besteht die Gefahr, dass auch die ungöttliche Lebenseinstellung des Dichters in die Musik eingeflossen ist. Texte, die offen oder zwischen den Zeilen freie Liebe bzw. freien Sex propagieren, müssen genauso verurteilt werden, wie solche, die zur Rebellion der Kinder gegen die Eltern und andere Autoritäten aufrufen oder sogar okkulte, gotteslästerliche und satanistische Inhalte haben. „Prüft die Geister, ob sie aus Gott sind“ (1. Joh 4,1). Damit ist nicht gesagt, dass jeder Text aus der Feder eines ungläubigen Dichters pauschal verurteilt werden muss. Zum Beispiel kann ich den Text eines Volksliedes, das die Schönheit der Natur beschreibt, ohne Probleme singen, wenn ich dabei an den großen Schöpfer denke.

 

... an Melodie und Harmonie

Ob eine Melodie oder Harmonie zur Ehre Gottes ist, ist viel schwieriger zu beurteilen. Viele meinen, dass Hörgewohnheit und Musikgeschmack ausschlaggebend dafür sind, ob Harmonien als wohltuend oder eben als schräg bzw. dissonant empfunden werden. Nun ist es wohl wahr, dass das menschliche Gehör sich an vieles gewöhnen und dass das menschliche Empfinden sich auch verändern kann. Das gilt sowohl für Reize, die wir über das Auge aufnehmen, als auch für solche, die über das Ohr Eingang finden. Denken wir einmal an das lange Haar bei Männern. Paulus sagt in 1. Korinther 11 dazu: „Lehrt euch nicht auch die Natur selbst, dass, wenn ein Mann langes Haar hat, es eine Unehre für ihn ist?“ (V. 14). Paulus wünscht nicht bei den Männern kurzes Haar, weil es ihm persönlich besser gefällt. Nein, er spricht von einem natürlichen Empfinden, das Gott von Anfang an in jeden Menschen hineingelegt hat. Und dieses Empfinden – es mag schon mehr oder weniger abgestumpft sein – „lehrt“, dass langes Haar bei einem Mann eine Unehre für ihn ist. Darüber lässt sich folglich nicht streiten.

Ähnliches gilt für Musik. Niemand wird den bekannten Dur-Dreiklang als Missklang empfinden. Der Grund liegt auf der Hand: Gott hat unser Gehör auf naturgegebene tonale Harmonien ausgerichtet. Es gibt  also auch hier eine Schöpfungsordnung, die als absoluter Maßstab fungiert und der sich alle persönlichen Geschmacksausrichtungen unterzuordnen haben. Weil diese Aussage dem einen oder anderen etwas zu dogmatisch klingen mag, wird die folgende wissenschaftliche Untersuchung hilfreich sein, eventuelle Vorbehalte auszuräumen.

„‚Musik beeinflusst das limbische System, und das kann der Verstand nicht kontrollieren’, sagt Stefan Kölsch vom Max-PlanckInstitut für Kognitionsforschung in Leipzig, weltweit einer der führenden Musikforscher. Um die emotionale Verarbeitung von Musik zu beobachten, hat Kölsch, selbst ausgebildeter Violinist, seinen Versuchspersonen einiges zugemutet. Sie bekamen nicht nur eine Ouvertüre von Johann Sebastian Bach im Original zu hören, sondern auch eine bösartig verfremdete Fassung, in der das Stück gleichzeitig sowohl um einen Ganzton nach oben als auch um einen Tritonus (ein besonders fieses Intervall) nach unten versetzt war. Die manipulierte Bachver sion klingt fast unerträglich – musste aber von den Probanden minutenlang ertragen werden.

Der Versuch fand im Kernspintomographen statt, einer Röhre, in der die Aktivitäten des Gehirns in Echtzeit beobachtet werden können. Und tatsächlich: Das veränderte Bachwerk aktivierte ganz andere  Regionen als das ursprüngliche, harmonische Stück. Die Forscher konnten auf dem Monitor erkennen, ob die Versuchsperson in der Röhre gerade ein Musikstück hörte, das sie genoss, oder eines, unter dem sie spürbar litt. Der Effekt hängt nicht davon ab, ob man Bach liebt oder  nicht. Noch nicht einmal davon, ob man ihn kennt. Disharmonien wurden eindeutig als solche wahrgenommen.

Interessanterweise scheint diese musikalische Differenzierung in gut und böse sogar kulturübergreifend zu sein: ‚Einer unserer Doktoranden hat solche Stücke Einheimischen in Kamerun vorgespielt, die unsere westlichen Musikstile gar nicht kannten. Und auch dort gab es eine eindeutige Präferenz für das harmonische Beispiel’, sagt Kölsch.

Andere Probanden wurden verkabelt, um auch Veränderungen der Hirnströme im EEG, dem Elektro-Enzephalogramm, zu  messen. Wieder wurden die Versuchspersonen mit Musik beschallt. Wieder wurde die Reaktion gemessen ...“

Wohlklang ist ein Grundelement der natürlichen Schöpfung. Musik, die dadurch gekennzeichnet ist, entspricht der Schöpfungsordnung Gottes. Daraus sollte allerdings niemand die Schlussfolgerung ziehen, dass disharmonische Klänge überhaupt nicht verwendet werden dürfen. Es ist wie in der Natur: Sie lebt von Spannung und Entspannung. Sofern disharmonische Klänge in harmonische aufgelöst werden, ist die Disharmonie ein willkommenes Stilelement, das die harmonische Wirkung eines Musikstückes oder Liedes deutlich verstärken kann.  Ein bekanntes Beispiel ist der sogenannte verminderte Septimakkord ...

 

... am Rhythmus

Auch der Rhythmus ist – wie Melodie und Harmonie – ein Teil der Schöpfung Gottes. Die Natur ist gekennzeichnet von einer Abfolge von Vorgängen, von dem Wechsel zwischen Spannung und Entspannung (z.B. Tag und Nacht, Sommer und Winter, Ebbe und Flut). Auch der menschliche Körper unterliegt solchen Gesetzmäßigkeiten, wie z.B. beim Pulsschlag (Systole – Diastole) oder bei der Atmung.

Der Rhythmus eines Musikstücks bzw. eines  Liedes kann sich dem organisch gegebenen Rhythmus des Menschen anpassen oder ihm widersprechen. Der bekannte 4/4-Takt (1. Taktzeit betont – Spannung, 2. Taktzeit unbetont – Entspannung, 3. Taktzeit betont Spannung, 4. Taktzeit unbetont – Entspannung) entspricht der natürlichen Rhythmuserwartung des menschlichen Körpers, die durch Herzund Atemrhythmus bestimmt wird. Betont man allerdings die 2. und 4. Taktzeit („Afterbeat“ oder „Backbeat“), widerspricht das dem natürlichen Empfinden. Durch die Verhinderung der Entspannungszeiten wird eine Spannungserregung aufgebaut, die eine ständige Aufputschung des Nervensystems der Hörer zur Folge hat4. Noch extremer wirkt der so genannte  „Offbeat“. Damit ist ein lauter Ton auf einer Zählzeit zwischen zwei Beats gemeint. Solche Akzente zwischen den Beats wirken oft wie vorgezogene Beats, also wie eine Vorwegnahme der später (auf einer starken  Zählzeit) erwarteten Betonung. Offbeat-Betonungen wecken beim Hörer das Bedürfnis nach rhythmischer Bewegung, weil das Unterbewusstsein durch eine Bewegung vom vorgezogenen Akzent hin zum unbetonten Beat beide miteinander verbinden will, um so das Auseinanderfallen von Beat und Akzent zu „heilen“ (Quelle: Wikipedia).

Je nachdem, wie stark und dauerhaft diese Stilmittel der Rhythmik eingesetzt werden, wird die schöpfungsgemäße Balance von Geist, Seele und Leib gestört und verschiebt sich zum Übergewicht körperlicher Stimulation bis hin zur Ekstase. Die Aufnahme des Textes wird dadurch deutlich beeinträchtigt. Musik, die vom Rhythmus beherrscht wird, entspricht nicht dem biblischen Modell, das dem Text den ersten und dem Rhythmus den dritten Platz zuteilt.

 

... an der Dynamik

Mit Dynamik wird in der Musik die Lehre von der Tonstärke bezeichnet. Je nach Instrument bzw. Stimme lassen sich durch  Tonstärkenveränderungen bestimmte Effekte erzielen. Der Charakter eines Musikstücks bzw. eines Lieds wird somit nicht zuletzt durch die Lautstärke bestimmt. Leise (Hintergrund-) Musik übt bekanntlich einen beruhigenden Einfluss aus; laute Musik dagegen einen belebenden. Doch was ist daran zu bewerten? Musik und  Gesang dürfen durchaus auch laut sein, auch in Verbindung mit geistlichem Text. Das jedenfalls war die Anweisung Davids für die Obersten der Leviten, die Sänger, „damit sie laut spielten {O. sängen}, indem sie die Stimme erhöben mit Freude“ (1. Chr 15,16). Auch der HERR selbst fordert sein Volk dazu auf: „Lobsingt laut und sprecht: Rette dein Volk, HERR, den Überrest Israels!“ (Jer 31,7).

Ein „Fortissimo“ kann folglich nicht grundsätzlich abgelehnt werden. Erreicht die Tonstärke  allerdings einen Bereich, der beim menschlichen Ohr einen Schaden verursacht, oder wird der Gesang zum Geschrei, dann ist klar, dass diese Musik weder zum Wohl des Menschen noch zur Unterstützung eines eventuellen Textes beiträgt und abzulehnen ist. Auch hier gilt das Schöpfungsprinzip „Spannung und Entspannung“.

 

... an der Art der Darbietung

Obwohl Musik sich zuerst an das Gehör richtet, hat die Art der Darbietung in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Längst werden nicht mehr nur CDs vermarktet. Musik ist zum Show-Erlebnis geworden. Musikstücke werden von Fernsehsendern als Videoclips eingeführt. Konzert-DVDs jeglicher Art finden große Beliebtheit. Wie auch bei den so genannten Castingshows zu erkennen, sind neben dem Gesang auch andere Kategorien wie Outfit, Auftreten und persönliche Referenzen für die Bewertung der Stars ausschlaggebend. Und das beschränkt sich mittlerweile nicht mehr auf weltliche Musikproduzenten. Auch christliche Veranstalter und Verleger schieben die  Show mehr und mehr in den Vordergrund.

Wie sollen wir diese Art von musikalischer Darbietung bewerten? Denken wir mal an eine hysterisch umjubelte, in der begeistert schreienden Menge badende Pop-Ikone. Hat Gott Gefallen daran? – Die meisten aktuellen Popstars (auch die christlichen!?) sind leider ein Beispiel dafür, wie man sich am besten selbst verherrlichen kann, anstatt Gott die Ehre zu geben. Man wird unwillkürlich an das erste Kennzeichen der christlichen Endzeit erinnert: „Denn die Menschen werden selbstsüchtig sein“ (2. Tim 3,2).

Darüber hinaus steht bei vielen weltlichen Shows auch die Lust der Augen im Vordergrund. Sie hält die Zuschauer bei Laune – ganz nach dem Motto „Sex sells“: Knapp bekleidete junge Frauen (oder auch Männer) mit obszönen Bewegungen des Beckens oder der Zunge, mit hauchigerotisierender Stimme und Stöhnlauten  wecken nicht nur bei männlichen Zuhörern böse fleischliche Lust. Sündige Gedanken und Gefühle können schnell zu sündigen Taten führen! „Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod“ (Jak 1,14.15).

In der Musikszene gibt es auch Personen, die ihren Erfolg sogar direkt Satan zuschreiben oder zumindest damit spielen („Für diesen Erfolg habe ich dem Teufel meine Seele verkauft“, so John Lennon von den  „Beatles“). Solche okkulten Verbindungen kommen auch oft in dem  gesamten Auftreten der Stars zum Ausdruck. Wollen wir uns solchen Einflüssen aussetzen? – „Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33).

Welche Musik auch immer an unsere Ohren dringt und in welcher Form sie dargeboten wird – stets sollten wir uns fragen: Ruft die Musik in mir Gefühle hervor, die zu einer geöffneten Bibel passen? Wenn nicht, sollten wir sie meiden. Denn wer wollte nicht von ganzem Herzen Dem leben, der für ihn gestorben ist?

In der dritten und letzten Folge geht es im nächsten Heft um die Beurteilung sogenannter christlicher Rockmusik.