Gladys Aylward - eine kleine Frau mit großen Taten

Gladys Aylward - eine kleine Frau mit großen Taten

Gladys Aylward wurde 1902 in Edmonton, England, geboren. 1970 wurde sie auf der Insel Taiwan zu ihrem Herrn und Retter heimgerufen. Viele, die Gladys Aylwards Leben aus Büchern kennen, denken vielleicht: So möchte ich auch werden. Gladys soll mein Vorbild sein!

Bevor Du Gladys zum Vorbild wählst, überlege Dir bitte zuerst, was es war, das Gladys motivierte, ein solches Leben zu führen! Nur mit brennender Liebe zum Herrn Jesus ist es möglich, ihren Glauben nachzuahmen. Wir können keinen Menschen kopieren, aber wir können von Vorbildern lernen.

Als Missionarin abgelehnt

Gladys wurde im Jahr 90 in eine einfache Familie hineingeboren und hatte schon früh den Wunsch, Missionarin in China zu werden. Nach einem misslungenen Missionsseminar sah es jedoch fast so aus, als würde dieser Wunsch nie in Erfüllung gehen. Der Seminarleiter wies Gladys deutlich darauf hin, dass sie als Missionarin absolut ungeeignet sei. Sollte sie jetzt mutlos aufgeben? Zunächst arbeitete sie für eine Zeit als Haushälterin und erfüllte damit eine wichtige Aufgabe, die als Bedingung für einen solchen Missionseinsatz angesehen wurde.

Doch durch den Aufruf der Missionarin Jennie Lawsen aus China, die dringend eine junge Missionarin suchte, wurde ihr stilles Sehnen nach China wieder geweckt. Sie wollte doch in diesem Land von ihrem Heiland erzählen. Im Gebet suchte sie den Herrn, und es wurde ihr deutlich und klar, dass sie nach China gehen solle. Von diesem Tag an war sie sich absolut sicher, dass der Herr sie nach China gerufen hatte. Diese feste Gewissheit gab ihr Kraft, auch Hindernisse zu überwinden. So wusste sie genau, dass es nicht auf eine staatlich anerkannte Missionsausbildung ankommt und dass es nicht entscheidend ist, was andere Menschen erwarten. Es gilt zu erkennen, was der Herr will. Und wenn Er ruft, dann wird Er auch die nötige Ausrüstung geben! Diese Klarheit drang so tief in ihr Herz, dass sie die Planungen für eine China-Reise in Angriff nahm.

Per Zug nach China

Am 15. Oktober 1932 hatte sie 90 britische Pfund zusammengespart und stieg in den Zug. Das Ziel lag klar vor ihr: China. Doch der Weg war noch weit.

Vier Wochen dauerte die Reise, und viele Strapazen lagen auf dem Weg. Schlaflose Nächte, nichts zu Essen, kein Bett, schnei- dende Kälte. Doch zur rechten Zeit gab es immer wieder Hilfe. Fremde Menschen halfen Gladys, und diese wusste, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelte. Nein, es war die Führung des Herrn  Jesus, für den sie alle Schwierigkeiten auf sich nahm. Sie wollte doch seinem Ruf nach China folgen!

So kam sie schließlich in den Bergen von Yangcheng an, wo sie von Jennie Lawson freudig empfangen wurde. Sofort fing Gladys an, sich tatkräftig in einer Herberge für Maultierführer zu betätigen. Dorthin hatte der Herr sie nun gestellt, und dort wollte sie treu sein. Während sie fleißig mithalf, konnte sie auch die chinesische Sprache mehr und mehr erlernen.

Allein auf weiter Flur

Doch nach einem Jahr in China starb Jennie Lawson plötzlich. Nun stand Gladys alleine da in dem großen und fremden Land. Aber nein – der Herr war bei ihr. Zuerst war sie völlig mutlos und verzweifelt, doch schneller als gedacht eröffnete sich eine neue Aufgabe für sie! Diese erschien ihr auf den ersten Blick ganz sinnlos. Gladys sollte als Fußinspektorin für chinesische Frauen arbeiten. So sollte sie überwachen, ob die Frauen in China ihre Füße normal wachsen ließen, oder ob sie immer noch dem alten Brauch Folge leisteten, die Füße abzubinden und am normalen Wachstum zu hindern. Bald stellte sich heraus, dass Gladys bei dieser Aufgabe im Dienst der chinesischen Regierung viel besser das Evangelium verbreiten konnte als erwartet. Während sie von Ort zu Ort zog und die Füße der Chinesinnen kontrollierte, lernte sie, den herumstehenden und neugierigen Frauen und Kindern Lieder und Geschichten vom Herrn Jesus zu erzählen. Durch ihre täglichen Kontakte zu den chinesischen Frauen konnte eine Beziehung zu den Bewohnern der Städte entstehen, und Gladys erlernte mehr und mehr die Sprache der Chinesen. In vielen Städten wurde so der gute Same des Evangeliums von dem Herrn Jesus ausgestreut!

Auf der Flucht vor den Japanern

In dieser Zeit adoptierte Gladys eine Reihe von Waisenkindern, deren Versorgung ihr so sehr am Herzen lag. Die Zahl der einsamen Kinder wuchs immer weiter an, und im März 1940 waren es ca. 100 Kinder. Doch eines Tages kamen die Japaner und besetzten Dörfer und Städte. Der Krieg erreichte das Gebiet, in dem Gladys wirkte. Als es keinen anderen Ausweg mehr gab, flüchtete sie mit den Waisenkindern von Ort zu Ort und von Berg zu Berg in ein vom Krieg verschontes Gebiet. Manche Nacht verbrachten sie in Höhlen und im Freien. Jeder Tag, an dem Gladys und die Kinder überlebten und ein wenig Nahrung bekamen, war für sie ein neues Wunder. Ihr ganzes Hab und Gut, ihre wenige Kleidung, trug Gladys mit sich. Und doch versorgte sie die Waisenkinder. Diese Flucht war die wohl spektakulärste Glaubenstat einer wahren Glaubensheldin!

Niemand von uns kann sich vorstellen, wie gefährlich und anstrengend dieser Weg über die Berge war. Viele Kilometer legte Gladys mit den Waisenkindern innerhalb eines Monats zurück, bis sie ihr Ziel, eine Missionsstation in einer benachbarten Provinz, erreichte. Im Vertrauen auf Gott hatte sie immer wieder die Kraft gefunden, den Weg weiter zu gehen. Und Gott ließ Gladys nicht im Stich. Er brachte sie sicher zum Ziel.

Dort angekommen, brach Gladys zusammen. Als die Last der Verantwortung für die Waisenkinder von ihr abfiel, konnte sie sich nicht mehr auf den Beinen halten. Nach Wochen war Gladys immer noch schwach und krank.

Im Jahr 1942 kehrte sie zurück nach England – in das Land, in dem man sie für unfähig gehalten hatte, als Missionarin in China zu arbeiten. Gladys Geschichte geht natürlich noch weiter (sie kehrte ca. 1957 nach China bzw. Formosa zurück und ging 1970 heim). Aber diese kurze Zusammenfassung soll genügen, um Ansporn für uns zu sein, weiter für den Herrn Jesus zu leben und Ihm zu dienen. Fasse Mut, auch wenn Du Dich selbst für nicht fähig hältst!