Das Wort Gottes

Bibelstudium

Das Wort Gottes II – lebendig und wirksam

Beim letzten Mal haben uns die Bilder Wasser, Milch, Leuchte und Schwert Lektionen über den Nutzen und Gebrauch der Bibel erteilt. Die Wirkungen des Wortes sind manchmal überraschend schonungslos und heilsam, wie die weiteren Beispiele zeigen ...

5. Spiegel: Das Wort als Mittel zur Selbsterkenntnis

Im Jakobusbrief wird das Wort mit einem Spiegel verglichen, in dem der Mensch sich selbst sieht und sein wahres Wesen erkennt (Kap. 1,23).

Gottes Wort zeigt dem Menschen, was er in Gottes Augen ist. Es zeigt dem Sünder, dass er ohne den Retter auf dem Weg ins Verderben ist und mit Gott versöhnt werden muss, wenn er nicht ewig verloren gehen möchte. Es zeigt dem Gläubigen, was in seinem Leben im Selbstgericht bekannt und beseitigt werden muss, um ungetrübte Gemeinschaft mit Gott genießen zu können. Wenn der Mensch danach handelt und tut, was Gottes Wort ihm zeigt, wird dieser Gehorsam zum Segen führen (V.25; Joh 13,17). Wenn er aber nicht danach handelt und vergisst, wie er vor Gott ausgesehen hat, bleibt alles Hören nutzlos (V.24).

Lasst uns nicht vergessliche Hörer sein, die sich selbst betrügen, sondern Täter des Wortes! Nur so werden wir in unserem persönlichen Glaubensleben Fortschritte machen.

Beispiel: Die im Ehebruch ergriffene Frau

Unermüdlich versuchten die Pharisäer und Schriftgelehrten, den Herrn Jesus zu einer Aussage oder Tat zu bewegen, weswegen sie Ihn anklagen konnten. So auch in Johannes 8, wo sie eine Frau vor Ihn stellten, die sie im Ehebruch ergriffen hatten (V.3,4). Nachdem sie ihr Urteil zu der Tat der Frau abgegeben hatten, nämlich dass sie – wie Mose im Gesetz geboten hat (3. Mo 20,10; 5. Mo 22,22– 24) – zu steinigen sei, versuchten sie den Herrn zu einem widersprüchlichen Urteil zu bewegen. Dabei dachten sie, seine Gnade gegen ihr Gesetz ausspielen zu können. Doch wieder einmal zeigte es sich, dass sie seiner göttlichen Weisheit nicht gewachsen waren. Als der Herr ihnen zunächst nichts antwortete, fuhren sie fort, Ihn zu fragen. Schließlich antwortete Er ihnen, indem er ihnen ihre eigenen Sünden ins Bewusstsein rief: „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe zuerst einen Stein auf sie“ (V.7). Doch das brachte ihre selbstgerechten Herzen durcheinander. Der Herr hält ihnen den Spiegel des Wortes vor, sie müssten sich als Mit-Sünder erkennen – und kneifen, indem sie einer nach dem anderen weggehen. Wenn wir unsere Fehler durch das Wort Gottes erkennen, lasst uns nicht die Bibel zuklappen, sondern alles Falsche Ihm bekennen, um dann wieder froh die Nachfolge hinter Ihm her fortsetzen zu können. Ein solcher Gebrauch des Spiegels lohnt sich ...

6. Feuer: Läuterung durch das Wort

Feuer ist in der Bibel oft ein Bild der prüfenden Heiligkeit Gottes, die alles verzehrt, was nicht in Übereinstimmung mit Gott ist, aber alles läutert, was zu seiner Ehre geschieht (5. Mo 4,24; Jes 10,17; 33,14; Heb 12,29). In Jeremia 23,29 wird das Wort Gottes mit Feuer verglichen, und zwar in seiner prüfenden und läuternden Kraft.

Diese Wirkung kann jeder selbst erleben, der sich seinen Aussagen im Geist der Demut und des Gehorsams unterwirft. Er wird die Erfahrung machen, dass das Wort nicht nur seine Worte und Taten, sondern auch die ihnen zugrunde liegenden Beweggründe und Überlegungen des Herzens beurteilt. Es ist ein Beurteiler und Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens. Nichts bleibt vor ihm verborgen; alles ist bloß und aufgedeckt vor dem, der durch dieses Wort spricht (Heb 4,12.13). Hast du die prüfende und läuternde Wirkung des Wortes schon persönlich erlebt?

Beispiel: Der fleischliche Eifer von Petrus

Der Dienst des Herrn auf dieser Erde war von Gnade gekennzeichnet (vgl. Lk 9,51–56). Doch zuweilen kam in seinen Worten auch die prüfende und läuternde Kraft des Geistes zum Ausdruck. Ein solches Beispiel finden wir in Matthäus 16,21–23.

Der Herr begann seinen Jüngern zu zeigen, was Ihm in Jerusalem widerfahren würde. Er würde vieles zu leiden haben, getötet und am dritten Tag auferweckt werden (V.21). Petrus, der den Herrn soeben noch als Christus, den Sohn des lebendigen Gottes, bekannt hatte, meinte in seinem fleischlichen Eifer nun, Ihn von diesem Weg der Leiden abhalten zu müssen. Dabei verstieg er sich sogar dazu, den Herrn tadelnd zurechtzuweisen. „Er nahm ihn beiseite und fing an ihn zu tadeln, indem er sagte: Gott behüte dich, Herr! Dies wird dir nicht widerfahren“ (V.22).

Der Herr antwortet auf diese Worte von Petrus in ungewohnter Schärfe – sozusagen mit Feuer:: „Geh hinter mich, Satan! Du bist mir ein Ärgernis, denn du sinnst nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist“ (V.23). Diese Worte des Herrn entlarvten und verurteilten den Geist, der aus Petrus sprach. Sie richteten aber auch die fleischliche Gesinnung, die Petrus offenbarte.

Daraufhin fährt der Herr fort und stellt seinen Jüngern die Kennzeichen wahrer Jüngerschaft vor (V.24,25). Nur derjenige, der sich selbst verleugnet, sein Kreuz aufnimmt und Ihm nachfolgt, kann wirklich sein Jünger sein. Oder anders gesagt: Nur derjenige, der sich dafür hält, der Sünde tot und der Welt gekreuzigt zu sein – und das ist nur in der Kraft des Geistes möglich – kann in Neuheit des Lebens seinen Lebensweg gehen. Ein solcher erweist sich als Schüler des Meisters (vgl. Röm 6,6.11; Gal 5,16.24; 6,14; Röm 6,4). Sind diese Kennzeichen wahrer Jüngerschaft in deinem Leben erkennbar?

7. Hammer: Die Kraft des Wortes

In bildhafter Beschreibung der Gewalt und Autorität des Wortes Gottes wird es auch als ein Hammer bezeichnet, der Felsen zerschmettert (Jer 23,29). Das Wort besitzt eine von Gott gegebene Kraft und Autorität, die es in die Lage versetzt, Felsen zu zerschmettern.

Auch in unserem persönlichen Leben kann es manchmal solche „Felsen“ geben – (schlechte) Gewohnheiten, Haltungen oder Eigenschaften, die unverrückbar zu sein scheinen. Sie haben sich (im Lauf der Zeit) in unserem Leben festgesetzt, und plötzlich stellen wir fest, dass wir sie aus eigener Kraft nicht mehr „bewegen“ und vermeiden können. Vielleicht haben wir uns nach vielen vergeblichen Versuchen, sie aus unserem Leben zu räumen, sogar mit ihnen abgefunden. Was solch ein Fels konkret darstellt, mag in deinem und meinem Leben ganz verschieden sein. Doch ist es etwas, das unseren Glaubenslauf behindert und uns vom Herrn abzieht. Gottes Wort angewandt in der Kraft des Geistes ist imstande, solche „Felsen“ zu zerschmettern. Und der Herr schenkt die nötige Kraft, um die „Brocken“ aus unserem Leben zu räumen.

Denk doch einmal darüber nach, was in deinem Leben solche „Felsen“ sind. Wenn du dann vielleicht den einen oder anderen entdeckt hast, dann lass dich fragen: Sollte das Wort Gottes nicht auch in deinem (und meinem) Leben die Gewalt haben, „Felsen“ zu zerschmettern? Sollte es nicht in allen Bereichen des Lebens bestimmend sein? Und sollten wir nicht alle bereit sein, uns der Kraft dieses Wortes auch auszusetzen, damit Er in unserem Leben wirklich das Sagen bekommt?!

Beispiel: Die Gewalt in den Worten des Herrn

Der Herr Jesus hat alle Gewalt im Himmel und auf der Erde (Mt 28,18). Diese Gewalt oder Autorität, die Ihm gegeben ist, wird auch in seinen Worten deutlich. Dies sieht man an vielen Stellen in den Evangelien.

Der Herr lehrte die Volksmengen wie einer, der Gewalt oder Vollmacht hat (Mt 7,29; Mk 1,22). Sein Wort war mit Gewalt (Lk 4,32). Im Gegensatz zu den Schriftgelehrten, die dem Volk jüdische Überlieferungen und Traditionen „predigten“, lehrte der Herr sie in der Kraft des Geistes wie einer, der Gewalt hat, so dass sie sehr über seine Lehre erstaunten. Mit Vollmacht und Kraft gebot Er selbst den unreinen Geistern, und sie gehorchten Ihm (Mk 1,27; Lk 4,36).

Als Sohn des Menschen hatte der Herr auch die Gewalt, auf der Erde Sünden zu vergeben – etwas, das nur Gott vorbehalten war und Ihn als solchen auszeichnete. Für Ihn stellte es keine Schwierigkeit dar, Kranke zu heilen oder Sünden zu vergeben (Mt 9,2–8; Mk 2,5– 12; Lk 5,20–26).

Auch über die Naturgewalten hatte der Herr Autorität. Denken wir nur an die stürmische Überfahrt über den See Genezareth und das gebietende Wort des Herrn, das Wind und See augenblicklich beruhigte (Mt 8,23–27; Mk 4,35–41; Lk 8,22–25).

8. Same: Frucht durch das Wort

Man streut Samen aus, um Frucht zu gewinnen. Das Ausstreuen des Samens ist in den Evangelien häufig ein Bild der Verkündigung des Wortes Gottes, besonders des Evangeliums, in der Absicht, Frucht zu gewinnen (Mt 13; Mk 4; Lk 8). In den Briefen des Neuen Testaments ist das Wort Gottes der Same, durch den ein Mensch von neuem geboren wird (Jak 1,18; 1. Pet 1,23). Es wirkt im Herzen des Menschen und bewirkt dessen Umkehr zu Gott. Lebendiger Glaube gründet sich immer auf Gottes Wort.

Gott möchte, dass die Seinen Frucht bringen. Frucht ist die Antwort unserer Herzen auf seine Liebe. Diese Antwort ist nicht bei jedem gleich. Doch ist es etwas – eine Tat, ein Wort oder Verhalten –, das aus Liebe zu Ihm geschieht und in dem Er Wesenszüge des Herrn Jesus entdeckt. Weißt du, dass der Vater verherrlicht wird, wenn wir viel Frucht bringen (Joh 15,8)? – Der Heiland hat so viel für dich getan. Was tust du für Ihn?

Der Heilige Geist wirkt durch das Wort in den Herzen der Menschen, um Frucht hervorzubringen. Er tut dies sowohl in den Herzen der Gläubigen, um Christus in ihnen zu gestalten, als auch an den der Ungläubigen, um sie zur Buße zu führen. Dabei kommt es jedoch auf den Herzenszustand des Einzelnen an, ob das Wort – der ausgestreute Same – viel, wenig oder gar keine Frucht bringt.

Auf der anderen Seite wird Gott mit seinem Wort zum Ziel kommen – auch in unserem Leben (vgl. Phil 1,6). Es wird nicht leer zu Ihm zurückkehren, sondern ausrichten, was ihm gefällt, und durchführen, wozu Er es gesandt hat (Jes 55,11).

Beispiel: Der göttliche Sämann

Der Herr Jesus ist der göttliche Sämann, der ausging, um zu säen (Mt 13,3; Mk 4,3; Lk 8,5). Was Er säte, war das Wort Gottes. Obwohl Er es verkündigte wie kein anderer, brachte es nicht in jedem Fall Frucht hervor. Dies hing entscheidend davon ab, wie der „Boden“ beschaffen war, auf den es fiel.

Der Herr Jesus ist nach vollbrachtem Werk in den Himmel zurückgekehrt. Doch noch immer streut Er den Samen des Wortes aus, wenn auch nicht mehr persönlich (vgl. Mk 16,20). Dazu möchte Er nun seine Diener benutzen, die Er auf der Erde zurückgelassen hat, um für Ihn zu zeugen. Er hat auch seinen Geist gesandt, der in den Gläubigen wohnt und durch das Wort wirkt. Und noch immer ist es sein Bestreben, in denen, die das Wort hören oder lesen, Frucht für Gott hervorzubringen. Möge der Herr Gnade schenken, dass der Zustand unserer Herzen der guten Erde gleicht, in der das Wort gedeihen und viel Frucht bringen kann!