Treue Leute gesucht

Treue Leute gesucht!

Die Szene habe ich bis heute vor mir: Auf einem Bibeltag für junge Christen wird einer der Briefe an Timotheus behandelt. Ein älterer Bruder mit sehr guten Kontakten zu jungen Menschen steht auf und sagt sinngemäß: „Das Thema der Timotheusbriefe lautet: ‚treue Leute gesucht’“. Und das wollten die Teilnehmer damals natürlich alle gerne werden. Wir auch? Was kennzeichnet eigentlich Treue, und wie kann man sie ausleben? Einige Textstellen über Gottes Treue und über treue Leute der Bibel sollen uns Ansporn zu einer guten Praxis geben.

Der treue Gott

Treue kann man mit Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Redlichkeit umschreiben. So verwundert es nicht, dass unser Gott in der Bibel als treu beschrieben wird. Er steht zu seinen Zusagen, Er handelt stets nach seinen unveränderlichen Maßstäben, auf Ihn ist 100%ig Verlass. Eine kleine Auswahl von Bibelstellen zeigt uns die herrliche Treue Gottes:

  • Gott ist „der treue Gott“ (5. Mo 7,9);
  • Er ist der Fels und „ein Gott der Treue und ohne Trug“ (5. Mo 32,4): Auf diesen unerschütterlichen Felsen kann jeder von uns sein Lebenshaus bauen;
  • „HERR! An die Himmel reicht deine Güte, bis zu den Wolken deine Treue“ (Ps 36,6); „Und deine Treue ist rings um dich her“ (Ps 89,9, 7 x Gottes Treue in Ps 89!): Wenn Gott selbst mit Treue umgeben ist, ist das ein Garant für ein treues, zuverlässiges Handeln;
  • „Seine Treue währt von Geschlecht zu Geschlecht“ (Ps 100,5; 119,90): Was vor 4.000 Jahren galt, hat sich auch im Jahr 2005 nicht geändert, nämlich seine Treue; „Deine Treue ist groß“ (Klgl 3,23): Selbst in dunklen Zeiten – ob im persönlichen oder gemeinsamen Leben – hält Gott seine Zusagen ein (natürlich ohne unser Versagen zu bagatellisieren!);
  • „Gott aber ist treu, der nicht zulassen wird, dass ihr über Vermögen versucht werdet“ (1. Kor 10,13): Gottes Treue „verbietet“ es Ihm, seine Kinder „zugrunde“ zu versuchen, Er schafft mit der Versuchung auch den Ausgang;
  • „Wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen“ (2. Tim 2,13): Unserer Untreue passt sich Gott nicht an, dann würde Er sein eigenes Wesen verleugnen; Er kann sich mit unseren Wegen der Untreue nicht eins machen;
  • „Er ist treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Joh 1,9): Gott steht zu dem Werk von Golgatha und zu seinen Wirkungen. Auf echtes Eingestehen von Sünde folgt stets Vergebung; wie gut, dass sich der treue Gott auch darin nie ändert!

Der treue Herr

Da der Herr Jesus Gott ist, treffen die genannten Stellen natürlich auch auf Ihn zu. Doch das Neue Testament stellt den Herrn auch selbst direkt als den Treuen und Zuverlässigen vor:

  • „Treu ist der, der euch ruft; er wird es auch tun“ (1. Thes 5,24): Der Herr Jesus ruft uns in seine Nachfolge und übernimmt dann auch die Garantie für unsere Führung;
  • „Der Herr aber ist treu, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren wird“ (2. Thes 3,3): In schwieriger Zeit gibt Er uns festen Grund unter die Füße und Bewahrung;
  • „Ein barmherziger und treuer Hoherpriester“ (Heb 2,17): Jetzt ist der Herr Jesus im Himmel zur Rechten Gottes – aber Er lässt uns nicht im Stich, sondern kümmert sich treu um uns, damit wir das Ziel erreichen;
  • „Jesus Christus, der der treue Zeuge ist“ (Off 1,5; vgl. auch Off 3,14): Er hat selbst auf der Erde die Wahrheit Gottes treu verkündet, zum Beispiel vor Pilatus.

Was bedeutet Treue oder treu sein in Gottes Wort?

Hauptwort: griech. pistis: Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Redlichkeit; auch Glauben

Tätigkeitswort: griech. pisteo: trauen, glauben (aktiv); betraut werden mit, Glauben od. Vertrauen finden (passiv)

Nachahmer Gottes – Beispiele der Bibel

Wenn der Herr Jesus Christus in seinem Leben Treue, Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit gezeigt hat, ist es normal, dass wir als seine Jünger seine – und damit auch Gottes – Tugenden, seine „Eigenschaften“ nachahmen sollen. „Seid nun Nachahmer Gottes, als geliebte Kinder“ (Eph 5,1) – die- sen Vers kann man sicher als Leitvers für unsere Praxis nehmen. Und glücklicherweise führt Gottes Wort eine große Zahl von Gläubigen auf, die als treu beschrieben werden. Und zwar nicht nur Top-Leute wie zum Beispiel Führer im Volk Gottes, sondern auch Sklaven, Kassenwarte, Reisende, eben Leute aus allen gesellschaftlichen und sozialen Bereichen:

  • Der Vater der Gläubigen: Abraham (Neh 9,8);
  • Der Führer des Volkes: Mose (4. Mo 12,7);
  • Der verfolgte, zukünftige König: David (1. Sam 22,14);
  • Finanzexperten: Schatzmeister unter Joas und Josia (2. Kön 12,16; 22,7);
  • Ein Bürgermeister: Hananja (Neh 7,2);
  • Stadtkämmerer: Priester und Leviten unter Nehemia (Neh 13,13);
  • Ein Minister: Daniel (Dan 6,5);
  • Eine Geschäftsfrau: Lydia (Apg 16,15);
  • Der größte der Apostel: Paulus (1. Kor 7,25; 1. Tim 1,12);
  • Ein schüchterner Missionar: Timotheus (1. Kor 4,17);
  • Ein apostolischer Delegierter: Tychikus (Eph 6,21; Kol 4,7);
  • Ein Sklave: Onesimus (Kol 4,9);
  • Ein weit gereister Hirte und Beter: Epaphras (Kol 1,7);
  • Ein Reisebegleiter und Sekretär der Apostel: Silvanus (1. Pet 5,12);
  • Ein Märtyrer: Antipas (Off 2,13);
  • Komplette Versammlungen (Gemeinden, Kirchen): Die Epheser und Kolosser (Eph 1,1; Kol 1,2);
  • Ein zaghafter Gastgeber: Gajus (3. Joh 5).

Du und ich sind sicher nur zum Teil in Verhältnissen wie die Leute aus dieser Liste. Aber ist es nicht faszinierend, dass der Herr überall seine treuen Männer, Frauen, Jungen und Mädchen haben möchte? Sind wir dazu heute bereit?!

Treue Leute im Reich Gottes und im Alltag heute

Die Bibel beschreibt aber nicht nur konkrete treue Personen, sondern gibt uns auch allgemein Informationen über den Bedarf und die Aufgaben von Christen mit Entschiedenheit, Zuverlässigkeit:

  • Gott selbst sucht treue Gläubige: „Seht doch und erkundet und sucht ..., ob ihr jemanden findet, ob einer da ist, der Recht übt, der Treue sucht“ (Jer 5,1).
  • In der Versammlung Gottes hat der Herr Jesus jedem von uns eine Aufgabe anvertraut, die wir dann auch konsequent, mit Ausdauer und zuverlässig ausführen sollen: „Im Übrigen sucht man hier an den Verwaltern, dass einer für treu befunden werde“ (1. Kor 4,2). Lassen wir – du oder ich – manchmal unsere Aufgabe, unsere Gabe brachliegen, und machen wir das Haus Gottes so zu einer „Baustelle“?!
  • Gesunder, aufbauender Bibelunterricht ist die Voraussetzung für gesundes Wachstum. Dafür werden Brüder benötigt, die nicht nur lehrfähig, sondern auch zuverlässig sind, die mit ihrem Lebenswandel die biblische Lehre ausleben: „Was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, die tüchtig sein werden, auch andere zu lehren“ (2. Tim 2,2). Gehörst du vielleicht zu denen, die der Herr benutzen will – wie wertvoll wäre es für Ihn und für deine Mitgeschwister, wenn du auch die Voraussetzung, treu zu sein, erfüllst!
  • Hast du hauptsächlich Aufgaben in Ehe, Familie oder Beruf? Wunderbar! Denn dort kannst du treu sein! Im Vergleich mit den ewigen Segnungen bezeichnet der Herr derartige Aufgaben zwar als gering, als etwas Fremdes – aber nur wenn wir jeden Tag mit dem Herrn leben und gerade treu im Kleinen, im Geringen, sind, werden wir auch die Belohnung bekommen: ewige Hütten im Himmel (Lk 16,9–12)!
  • Ehefrauen, die „treu in allem“ sind, bilden eine wertvolle Stütze und Voraussetzung für die möglichen Aufgaben ihres Mannes im Kreis der Christen – ein wertvolles Leben für den Herrn und seine Versammlung (1. Tim 3,11)!

Und die Versager?

Gehörst du zu denen, die in ihrem Leben als Christen mehr als einmal untreu waren? Die manchmal kaum oder gar nicht dem Ruf der Nachfolge entsprochen haben, vielleicht sogar durch Sünde jeden Dienst für den Herrn unmöglich machten? Oder siehst du dich den Aufgaben einfach nicht gewachsen, so dass du lieber heute als morgen deine Arbeitspapiere zurückgeben möchtest?

Bei Untreue, bei Sünde will der Herr als Sachwalter immer so an unseren Herzen wirken, dass wir die Sünde erkennen und dann unserem Gott gegenüber eingestehen. Und dann ist Er (wieder!) treu und gerecht und vergibt uns die Ungerechtigkeit – jedes Mal neu!

Wenn uns der Dienst zu hart erscheint, dürfen wir uns wieder auf unseren treuen Gott verlassen: Er wird uns nicht mehr aufbürden, als wir tragen können (1. Kor 10,13). Arbeit – Schule – Ehe – Geschwisterkreis – Er hat sich verbürgt, für die nötige Tragkraft zu sorgen. Stütze dich auf Gottes feste Zusage!

Ein Tipp zum Schluss: Mit eigenem Schwung und Elan landet man schnell in der Sackgasse. Deshalb fordert uns Paulus auf: „Wandelt im Geist“ (Gal 5,16). Die Kraft des Geistes Gottes befähigt uns, zu seiner Freude zu leben. Dann wird auch diese eine der neun Blüten der Frucht des Geistes bei dir und mir sichtbar werden, die Thema dieses Artikels war: „Treue“ (Gal 5,22)!