Kennzeichen der ersten Christen

Kennzeichen der ersten Christen – auch unsere Merkmale?

Ein neuer Anfang im Handeln Gottes mit den Menschen verdient immer unsere besondere Aufmerksamkeit. Einer dieser Anfänge ist die erste Zeit der Christenheit, die uns in der Apostelgeschichte beschrieben wird. Aus dem Verhalten der ersten Christen können wir vieles lernen.

Schauen wir uns einmal die vier Kennzeichen der ersten Christen an, die in Apg 2,42 genannt werden. Dabei wollen wir uns die Frage stellen, welche Kennzeichen wir tragen – was Gott über uns berichten könnte, wenn er ein Buch über die Christen im 21. Jahrhundert schriebe.

Sie verharrten aber ...

Zunächst wird uns in diesem Text berichtet, dass die ersten Christen in den beschriebenen Kennzeichen „verharrten“ – das bedeutet, dass sie entschieden und ausdauernd dabei blieben. Dieses Wort finden wir mehrfach in Bezug auf die ersten Christen. Ihre Ausdauer zog für sie manche Schwierigkeit bis hin zu äußerer Verfolgung nach sich. Dennoch blieben sie konsequent – sie verharrten in dem, was sie gelernt hatten.

Dabei stellen wir fest, dass ihr „Verharren“ keineswegs im Gegensatz zu geistlicher Frische stand. Gerade die ersten Christen waren durch eine erstaunliche geistliche Frische ausgezeichnet, in der sie immer wieder in Abhängigkeit vom Herrn und unter der Leitung des Heiligen Geistes Antworten auf aktuelle Fragen und Wegweisung in speziellen Situationen fanden.

Wir erkennen also zwei Probleme, für die wir eine Lösung brauchen:

  • Entschieden bei einer Sache zu bleiben – das ist oft gar nicht so einfach. Ein Entschluss ist schnell gefasst. Aber das entschiedene Festhalten an biblisch begründeten Überzeugungen kann viel Energie erfordern. Schwierigkeiten und Probleme in unserem Leben können dazu führen, dass wir uns von seinem Wort abwenden. Und schließlich kann uns auch eine weltliche und irdische Gesinnung (Beispiele nennt der Herr im Gleichnis vom Sämann, siehe Markus 4,13–20) von einem entschiedenen Verharren abhalten. Wir erkennen also eine Reihe von Gefahren – wo finden wir die Kraft zur Entschiedenheit?
  • Wir stehen manchmal in Gefahr, das „Verharren“ gegen „geistliche Frische“ auszuspielen. Wir empfinden das eine als einen Gegensatz zu dem anderen. Wie löst sich dieser scheinbare Gegensatz auf?

Sowohl die Kraft zu entschiedenem Verharren als auch die Auflösung des scheinbaren Gegensatzes finden wir in Apg 11, 23 – einer Schlüsselstelle in Bezug auf das Verharren. Es geht darum, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren. Wenn wir verstehen, dass es um eine Person – um den Herrn Jesus selbst – geht, dann erkennen wir die Kraftquelle für das Verharren. Und wenn wir bei Ihm bleiben, werden uns sowohl geistliche Frische als auch Treue und Konsequenz kennzeichnen!

... in der Lehre der Apostel ...

 Es werden vier Dinge genannt, in denen die Christen mit Entschiedenheit blieben. Das bedeutet, dass sie diese Dinge nicht nur kannten, sondern dass diese Dinge einen festen Platz in ihren Herzen und in ihrem Leben hatten. Sie lebten ganz bewusst und entschieden darin. Etwas zu kennen ist eine Sache – wirklich darin zu leben etwas ganz anderes!

Die Lehre der Apostel – das war das, was die Apostel ihnen mitteilten. Diese ersten Christen hatten ja noch nicht das vollendete Wort Gottes. Insbesondere in Bezug auf das, was das Christentum betraf, waren sie auf die Belehrungen der Apostel angewiesen1.

Gerade dazu hatte Gott ihnen ja die Apostel gegeben – die Augenzeugen von dem gewesen waren, was den Herrn Jesus betraf (Apg 1,21.22). Und diese Männer hatten besondere Mitteilungen von Gott an die Menschen. Dieser Unterricht wurde von den frühen Jüngern angenommen und praktiziert. Darin blieben sie – nicht nur an dem Tag, als sie es hörten, sondern dauerhaft.

Und wir? Bleiben wir in dem, was Gott uns mitgeteilt hat? Was Gott durch die Apostel den ersten Christen mitteilen ließ, das hat Er uns in Form seines geschriebenen Wortes – der Bibel – in die Hände gegeben. Versuchen wir, diese Botschaft Gottes zu verstehen und dann auch in unserem praktischen Leben umzusetzen?

... in der Gemeinschaft ...

Das zweite, worin diese Christen blieben, war die Gemeinschaft. Es war die Gemeinschaft, die diese Christen untereinander und mit den Aposteln hatten. Beim Lesen der ersten Kapitel der Apostelgeschichte fällt uns immer wieder auf, wie diese Gemeinschaft sichtbar wurde. Diese Christen waren ein Herz und eine Seele. Von den Übrigen wagte niemand, sich ihnen anzuschließen – er hätte ja nicht in diese Gemeinschaft gepasst. Diese Gemeinschaft entsprach ganz den Gedanken des Herrn Jesus, die z.B. in Johannes 17; 20; 21 aufgeschrieben sind.

Hast du einmal darüber nachgedacht, dass der Herr Jesus auch gestorben ist, damit die Kinder Gottes zu einer Einheit zusammengefügt werden (Joh 11,52)? Er hat dich geliebt und sich selbst für dich hingegeben – für dich ganz persönlich. Aber er hat auch uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben – für die Kinder Gottes gemeinsam!

Wie schade, dass die Christen nicht bei dem geblieben sind, was die ersten Christen ihnen vorgelebt haben – bei dem Verharren in der Gemeinschaft. Sicher gibt es manche biblisch begründete Situation, in denen Gemeinschaft auch unter Christen nicht mehr möglich ist. Aber spornt uns das Beispiel der ersten Christen nicht an, noch einmal intensiv darüber nachzudenken, was Gemeinschaft im biblischen Sinn bedeutet und wie diese Gemeinschaft unter den Christen praktisch ausgelebt werden kann? Sollten wir nicht noch einmal die Bibel aufschlagen und nachlesen, wie Gott sich Gemeinschaft unter Gläubigen vorstellt? Und dann in dem zu verharren – entschieden bei dem zu bleiben, was die Bibel über Gemeinschaft der Gläubigen sagt?

 

Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. (Apostelgeschichte 2,42)

Alle aber, die glaubten, waren beisammen und hatten alles gemeinsam; (Apostelgeschichte 2,44)

Der Herr aber fügte täglich hinzu, die gerettet werden sollten. (Apostelgeschichte 2,47)

... im Brechen des Brotes ...

Die ersten beiden Kennzeichen der ersten Christen waren allgemeiner Natur: die Lehre der Apostel und die Gemeinschaft der Gläubigen. Jetzt folgen zwei spezielle Kennzeichen. Sie verharrten im Brechen des Brotes und in den Gebeten.

Das Brechen des Brotes wurde von den ersten Christen sogar täglich praktiziert (Apg 2,46). In der großen Hingabe und Kraft der frühen Kirche hatte Gott in ihnen diese besondere Intensität des Gedenkens gewirkt – später fügte es der Herr, dass die Gläubigen jeweils am ersten Tag der Woche das Brot brachen (Apg 20,6.7). Die Gläubigen befolgten mit dieser Handlung die Worte, die der Herr Jesus den Jüngern in der Nacht vor seiner Verhaftung gesagt hatte. Der Herr hatte es nicht „nur“ als Wunsch, sondern eher als Aufforderung formuliert, dieses Mahl des Herrn zu essen. Wie wichtig ist uns dieses Vermächtnis des Herrn?

Wenn wir das Brot brechen und aus dem Kelch2 trinken, dann denken wir an den Herrn Jesus. Wenn wir es tun, verkündigen wir seinen Tod. Wir erinnern uns selbst und bezeugen anderen: Der Herr Jesus ist gestorben. Wir drücken damit auch Gemeinschaft aus. Paulus schreibt in 1. Korinther 10: „Ein Brot, ein Leib, sind wir, die vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brot.“ Mit dem Brotbrechen bezeugen wir also auch die Gemeinschaft aller Gläubigen – all derer, die durch das Blut des Herrn Jesus gewaschen sind und zu dem einen Leib gehören.

Wollen wir, angespornt durch das Beispiel der ersten Christen, den Wert des Brotbrechens für den Herrn Jesus noch einmal neu überdenken? Wollen wir wieder mehr „beteiligt“ sein, wenn es darum geht, zum Gedächtnis des Herrn Jesus das Brot zu brechen – beteiligt in Gedanken, in Empfindungen, in stiller Anbetung und vielleicht auch als Mund derer, mit denen wir gemeinsam seinen Tod verkündigen? Vielleicht willst du auch den Entschluss fassen, nicht länger zu warten, sondern mit den Gläubigen das Brot zu brechen, um so den Wunsch des Herrn Jesus zu erfüllen. Dann zögere nicht länger – Er wird sich sehr darüber freuen!

... und in den Gebeten.

Vielleicht hätten wir erwartet, dass als abschließendes Kennzeichen der ersten Christen der Dienst für den Herrn oder die Verbreitung des Evangeliums genannt wird. Das sind sicher wichtige Dinge. Es waren auch Kennzeichen der ersten Christen, die an anderen Stellen genannt werden. Aber in dieser Reihe wird etwas anderes genannt: Sie verharrten in den Gebeten. Das ist nichts Populäres, aber es ist etwas sehr Hilfreiches. In den Gebeten zu verharren drückt aus, dass wir alles mit dem Herrn Jesus besprechen möchten und in keiner Sache unabhängig von Ihm sein wollen. Ob es gute oder schlechte Umstände sind, ob es Fragen, Entscheidungen oder erfahrene Hilfen sind – alles dürfen wir mit dem Herrn Jesus besprechen. Das können wir sowohl persönlich als auch gemeinsam tun.

Die Lektion an dieser Stelle ist, dass wir in den Gebeten verharren sollen. Das bedeutet sicher, dass wir in einem ganz konkreten Gebetsanliegen ausdauernd und immer wieder zu Gott kommen dürfen. Und das nicht nur allein, sondern als Geschwister gemeinsam. Aber es bedeutet in erster Linie, dass unser Leben grundsätzlich – persönlich und gemeinsam – von Gebet geprägt sein soll. Der Herr Jesus selbst ist uns darin das große Vorbild.

Diese Kennzeichen der ersten Christen sind bis heute aktuell. Sie haben damals den Herrn erfreut und sie hatten gesegnete Folgen (Apg 2,43 – 47). Sie erfreuen auch heute noch den Herrn und werden auch heute noch gesegnete Folgen haben.

 

1 Natürlich hatte Gott ihnen auch den Heiligen Geist gegeben, der sie in die Dinge des Christentums einführte (vgl. Joh 16,13).

2 Kelch ist das in der Elberfelder Übersetzung, Version 2003 benutzte Wort – andere Bibelübersetzungen wählen auch das Wort Becher.