Kontakte - Hilfe oder Hindernis?
Kontakte – Hilfe oder Hindernis?
Als Gott den ersten Menschen, Adam, geschaffen hatte, lesen wir: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“. Und in der Regel sind wir auch nicht gern allein, sondern bemühen uns, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Welche Kriterien sind dabei für uns ausschlaggebend?
In den langen Jahren der Bibelarbeit mit jungen Menschen habe ich miterlebt, dass die Fragen „Mit wem pflege ich Umgang, und wie gestalte ich diese Verbindungen?“, einen hohen Stellenwert haben. Sicher hat jeder von uns, ob er nun jünger oder älter ist, in irgendeiner Form vor der Frage gestanden, wie sich Kontakte mit Mitmenschen gestalten.
Die Biographien von zwei Personen der Bibel können uns helfen, Antworten auf Fragen zu diesem Thema zu erhalten.
Abraham
Kontakte können fesseln.
Zuerst wollen wir uns einmal Abraham anschauen. Er erhielt von Gott den Auftrag: „Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde.“ (1. Mo 12,1) Durch seine starken familiären Bindungen beeinflusst nahm er seinen Vater Tarah und seinen Neffen Lot mit. Die beiden sind nicht ohne Wirkung auf seinen Weg geblieben. Tarah war der Anlass, dass auf dem Weg nach Kanaan erst einmal für längere Zeit in Haran Halt gemacht wurde. Die Verbindung zu Lot durchlief auch verschiedene Stationen, ehe sie aufgrund verschiedener Umstände an Intensität verlor. Die räumliche Trennung ließ allerdings das verwandtschaftliche Verantwortungsbewusstsein im Blick auf Lot nicht erkalten.
Kontakte lösen?
Durch diese Trennung der beiden Familien wird aber deutlich, dass sie auf einem unterschiedlichen „geistlichen“ Boden standen. Das Leben Abrahams war im Wesentlichen durch Zelt (sein Verhältnis zu seinen Mitmenschen) und Altar (sein Verhältnis zu Gott) geprägt. Das drückt sich in seinem ganzen Verhalten und in seinen Zielen aus. Er hielt sich in dem Land, das Gott ihm gegeben hatte, wie in einem fremden auf, und seine Gedanken waren auf den Himmel gerichtet. Er erwartete die Stadt, die Grundlagen hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. Der Altar zeigt uns die enge Verbindung zu seinem Gott. Lots Leben, obwohl ein Gläubiger, ist durch andere, weltliche Interessen – wie wir heute sagen würden – geprägt (nachzulesen in 1. Mose 13.14.). Beide Männer zeigen, wie diese Ziele ihre Entwicklung prägen.
Aber wir wollen mehr Abrahams Leben verfolgen. Wird Abraham durch seine Ziele zu einem „realitätsfernen Idealisten“? Nein, er steht mit beiden Beinen im Leben. Als sein Neffe in Kriegsgefangenschaft gerät, macht sich Abraham mit 318 Männern auf, um ihn zu befreien (1. Mo 14). Die unter- schiedliche geistliche Entwicklung hindert Abraham keinesfalls daran, seinem Neffen in der Not beizustehen. Wir wollen uns das gut merken. Lassen wir uns nicht manchmal durch unterschiedliche Entwicklungen daran hindern, Geschwistern Hilfe zu leisten, wenn sie durch irgendwelche Umstände in Schwierigkeiten gekommen sind?
Keine Gemeinschaft mit der Welt – und doch für sie aktiv
Dieses Ereignis macht uns auch deutlich, dass Abraham kein einsamer Mensch war. Er hatte Bundesgenossen. Er war mit seinen Nachbarn so verbunden, dass er ihnen half, wenn sie das nötig hatten. Er konnte dann auch mit ihrer Hilfe rechnen, wenn er darauf angewiesen war. Als es darum ging, Lot zu befreien, waren jene bereit, mit Abraham in den Kampf zu ziehen. Auch erkannten sie ihn als Führer in dieser Aktion an. Als der König von Sodom ihnen von der Kriegsbeute einen Anteil überlassen wollte, lehnte Abraham für sich selbst ab, sorgte aber für seine Mitstreiter, dass diese Lohn für ihre Mühe bekamen. Ich glaube, wir können daraus manches für unseren Umgang mit unseren Nachbarn lernen.
Das Urteil der Nachbarn Abrahams wird uns bei einer anderen Gelegenheit deutlich. Als Sara starb, wollte Abraham ein Erbbegräbnis von den Kindern Heth erwerben (Kap. 23). Er bezeichnet sich ihnen gegenüber als Fremdling und Beisasse1. Diese Leute hatten jedoch Abrahams Verhalten über längere Zeit beobachten können und ihr Urteil über ihn lautete: „Du bist ein Fürst Gottes unter uns, begrabe deine Tote in dem auserlesensten unserer Gräber“ (1. Mo 23,6).
Ich frage mich manchmal: Welches Urteil haben meine Kollegen oder Nachbarn über mich? Abraham war kein „Supermann“. Er hatte Situationen erlebt, nach denen er sich den Vorwurf gefallen lassen musste: Du hast durch dein verkehrtes Verhalten zur Sünde verleitet. Es ist schon sehr wichtig, immer wieder daran zu denken, dass uns die Leute um uns her genau beobachten. Sie wissen auch oftmals, was wir als Christen tun und lassen sollen. Auf der einen Seite animieren sie uns zu verkehrten Handlungen und auf der anderen Seite sagen sie uns anschließend: „Das darfst du doch gar nicht machen“. Wir sollen uns schon Gedanken machen, was unsere Mitmenschen von uns denken. Es sollte uns jedoch nicht so sehr grämen, wenn sie unseren Wunsch verspotten, dem Herrn Jesus in Gehorsam und Treue nachzufolgen.
Wenn ihr im Namen Christi geschmäht werdet, glückselig seid ihr! Denn der Geist der Herrlichkeit und der Geist Gottes ruht auf euch. Dass doch niemand von euch leide als Mörder oder Dieb oder Übeltäter, oder als einer, der sich in fremde Sachen mischt; wenn aber als Christ, so schäme er sich nicht, sondern verherrliche Gott in diesem Namen. (1. Petrus 4,14-16)
Josaphat
Die andere Person, die uns im Zusammenhang mit dem Thema „Kontakte“ manches zu sagen hat, ist der König Josaphat. Die Bibel stellt ihn als einen Mann vor, der Gott lieb hatte und auch seinen Willen tun wollte. Weil er jedoch in seinem Umgang nicht achtsam war, kam er in manche Notsituationen und musste Verluste erleiden. Seine Geschichte wird uns in 2. Chronika 17-21 beschrieben. In Kapitel 17,6 lesen wir die schöne Aussage: „Sein Herz gewann Mut auf den Wegen des HERRN“. Gott konnte ihn dafür segnen.
Kontakte knüpfen – zum Untergang der Familie?
Aber dann wird uns berichtet, dass er seinen Sohn Joram mit Athalja, der Tochter des gottlosen Königs Ahabs, verheiratete (2. Chr 18,1; 21,6; 22,2.3). Diese Verbindung war keinesfalls nach den Gedanken Gottes. Die Folge: Ahab verleitete ihn. Um verleitet zu werden, ist nicht mal eine so enge Verbindung notwendig, das geschieht auch bei wesentlich loseren Verbindungen. Wie schnell wird unser Blick durch falsche Verbindungen ge- trübt. „Er sprach zu ihm: Ich will sein wie du, und mein Volk wie dein Volk“ (2. Chr 18,3). Ist das nicht tragisch? Der Mann, der Gott lieb hatte, wollte so sein wie ein gottloser Mensch. Und nicht genug damit, eine ganze Reihe Menschen sollten mit auf den verkehrten Weg geführt werden!
Gott will uns von falschen Wegen zurückführen.
Der weitere Gang der Ereignisse macht uns deutlich, wie sich Josaphat auch nicht durch weitere Warnsignale von diesem Weg abhalten lässt. Gott muss erst noch viel schwere Geschütze auffahren, ehe Josaphat die Lage begreift. Beinahe hätte die Sache mit dem Verlust seines Lebens geendet.
Hilfst du dem Gottlosen, [O. Hast du dem Gottlosen zu helfen?] und liebst du, die den HERRN hassen? Und darum ist Zorn über dir von Seiten des HERRN. (2. Chr 19,2)
Glücklicherweise erfahren wir dann, dass Josaphat sich fürchtete und es sich vornahm, die Hilfe Gottes zu suchen. Interessanterweise lesen wir gerade in diesem Abschnitt (Kap. 20,7), dass Abraham Freund Gottes genannt wird. So können wir bei der Behandlung unseres Themas eine Verbindung zum vorigen Beispiel finden. Der Wunsch, Gott zu gefallen, und die damit verbundene engere Gemeinschaft mit Ihm lässt Josaphat den Segen und Beistand seines Gottes erleben. Aber wie ein Bruder einmal sagte, „Blut ist schwerer als Wasser“, so führten die verwandtschaftlichen Bindungen Josaphat doch wieder zu verkehrten Vorhaben. Er verband sich mit dem Sohn Ahabs für ein wirtschaftliches Unternehmen. Sie wollten gemeinsam eine Handelsflotte aufbauen.
Gott macht ihnen jedoch einen Strich durch die Rechnung. Die ganze Flotte wird durch einen Sturm vernichtet. Haben uns diese Begebenheiten nicht für so verschiedene Umstände unseres Lebens etwas zu sagen?
Wir tun gut daran, die biblische Belehrung zu diesem Thema zu beachten. Die Erfahrung bestätigt auch, wie wichtig das ist. Neben den beiden in diesem Artikel betrachteten Personen finden wir noch viele weitere praktische Hinweise in der Bibel. Das Neue Testament liefert in 2. Korinther 6,14-18 die passende Unterschrift unter unsere Bilder.
„Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft hat Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.’ Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“
„Lasst Euch nicht verführen: Böser Verkehr verdirbt gute Sitten“ (1. Kor 15,33), aber eine gute Gemeinschaft mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, ist immer ein Gewinn und zum Segen.
1 Beisasse = Einwohner mit eingeschränkten Bürgerrechten
Kommentare
Nützliche Links
Elberfelder Übersetzung
Die Elberfelder Übersetzung Edition CSV ist eine wortgetreue Übersetzung der Bibel in verständlicher Sprache. Auf dieser Webseite können Sie den Bibeltext vollständig lesen und durchsuchen. Zudem werden Werkzeuge angeboten, die für das Studium des Grundtextes hilfreich sind.
www.csv-bibel.deDer beste Freund
Diese Monatszeitschrift für Kinder hat viel zu bieten: Spannende Kurzgeschichten, interessante Berichte aus anderen Ländern, vieles aus der Bibel, Rätselseiten, Ausmalbilder, Bibelkurs, ansprechende Gestaltung. Da Der beste Freund die gute Nachricht von Jesus Christus immer wieder ins Blickfeld rückt, ist dieses Heft auch sehr gut zum Verteilen geeignet.
www.derbestefreund.deIm Glauben leben
Diese Monatszeitschrift wendet sich an alle, die ihr Glaubensleben auf ein gutes Fundament stützen möchten. Dieses Fundament ist die Bibel, das Wort Gottes. Deshalb sollen alle Artikel dieser Zeitschrift zur Bibel und zu einem Leben mit unserem Retter und Herrn Jesus Christus hinführen.
Viele Artikel zu unterschiedlichen Themen - aber immer mit einem Bezug zur Bibel.
www.imglaubenleben.de