Bibel praktisch

Gerechtfertigt aus Glauben (Römer 5,1-11)

Leider gibt es Gläubige, die noch keine Heilsgewissheit genießen. Vielleicht haben sie noch nie darüber nachgedacht, was es heißt, „gerechtfertigt aus Glauben" zu sein.

Denn wenn man das erfasst, dann hat man Frieden mit Gott. Mehr noch: Dann öffnet sich eine ganze Welt des Segens, in der eine Segnung die andere übertrifft. Davon spricht Römer 5,1-11.

In dem Brief an die Römer entwickelt Paulus systematisch die beiden großen Probleme des alten Menschen und wie Gott ihnen begegnet ist (Kap. 1-8).

Der Mensch hat erstens ein Problem mit seinen Sünden. Dieses wird ihm bewusst, sobald er von seinen sündigen Taten überführt ist. In seiner Not bekennt er Gott die Sünden (so viele er noch weiß) und glaubt an den Herrn Jesus, um Vergebung zu bekommen.

Früher oder später wird ihm bewußt werden (jedenfalls sollte es so sein), dass er nach wie vor sündigt, immer und immer wieder sündigt. So stößt er auf sein zweites großes Problem: die in ihm wohnende Sünde, seine böse Natur.

Das erste Problem des Menschen sind also seine sündigen Taten, das zweite deren Quelle in seinem Innern. Man kann das vergleichen mit Früchten und dem Baum, der diese Früchte hervorbringt. Paulus nennt das eine die „Sünden" und das andere die „Sünde

Nach einer kurzen Einleitung (Kap. 1,1-17) behandelt der Apostel

  1. in Kap. 1,18 - 5,11 das Problem der Sünden
  2. in Kap. 5,12 - 8,39 das Problem der Sünde.

Die Einteilung entspricht der Reihenfolge, in der wir diese Probleme erfahren. Das heißt aber nicht, dass wir zuerst den einen Teil abschließen und dann den anderen durchleben. Beide Teile enden an einem gemeinsamen Punkt: wenn man Frieden mit Gott, wenn man Heilsgewissheit hat (Kap. 5,1-11 und Kap. 8).

 

Rechtfertigung

Betrachten wir Kapitel 5,1-11 etwas genauer:

„Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus" (V 1)

Es ist hier nicht davon die Rede, dass uns vergeben ist, sondern dass wir gerechtfertigt worden sind. Vergebung ist in gewisser Weise negativ und Rechtfertigung positiv, wie folgender Vergleich zeigt.

Wenn ein Angeklagter vor Gericht steht und seine Schuld bewiesen ist, dann darf er sehr glücklich sein, wenn ihm die ganze Schuld vergeben wird (vom Staatsoberhaupt). Der Freigesprochene bleibt jedoch ein Verbrecher - ein „begnadigter" Verbrecher.

Wenn ein Angeklagter dagegen vor Gericht gerechtfertigt wird, dann heißt das, dass seine Unschuld bewiesen und öffentlich verkündet wird. Er war eben doch kein Verbrecher, sondern ein Gerechter! Erhobenen Hauptes kann er den Gerichtssaal verlassen - gerechtfertigt.

Vor Gott ist jeder Mensch angeklagt und schuldig. Das beweisen gerade die ersten drei Kapitel des Römerbriefs: „Da ist kein Gerechter, auch nicht einer..."  (Кар. 3,10). Dennoch wird jeder Glaubende gerechtfertigt! Das Verdammungsurteil wird weggenommen (vgl. Kap. 8,1).

Wenn Gott uns gerechtfertigt hat, dann heißt das, dass Gott uns so sieht, als ob wir nie gesündigt hätten!


Frieden mit Gott

Verstehst Du, was es heißt, dass Du gerechtfertigt worden bist aus Glauben? Wenn Du das verstehst und glaubst, dann kann Dich nichts mehr beunruhigen! Dann kannst Du auch der zweiten Hälfte des Verses von Herzen zustimmen: „so haben wir Frieden mit Gott".

Wenn wir allerdings nicht glauben wollen, was Gott sagt, bleiben wir unnötigerweise in einem „Angst- und Kriegszustand". Es geht uns dann, wie jenen japanischen Soldaten auf einer einsamen Insel, die nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs immer noch im Kriegszustand lebten. Der Frieden zwischen den USA und Japan war längst geschlossen, aber sie wussten es nicht. Für sich selbst hatten sie noch keinen Frieden.

Irgendwann kamen jedoch Menschen auf die Insel. die die bewaffneten Soldaten entdeckten und ihnen mitteilen konnten, dass Frieden herrscht. Sie glaubten dieser Botschaft - und hatten endlich Frieden für sich selbst.

Halten wir es im Glauben fest: Wir haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus.


Weitere Segnungen

„... durch den wir mittels des Glaubens auch den Zugang haben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns in der Hoffnung der Herrlichkeit Gottes" (V 2).

Wir erfuhren nicht nur Gnade, als wir gerechtfertigt wurden, sondern wir haben mittels des Glaubens auch Zugang zu dieser Gnade, „in der wir stehen". Wir genießen die Gnade oder Gunst Gottes und wir erwarten freudig die Herrlichkeit Gottes am Ende unseres Weges.

Ist das nicht ein herrlicher Weg, der abgesteckt wird mit den Worten: „Frieden mit Gott (im Blick auf die Vergangenheit) - In der Gnade stehen (in der Gegenwart) - Herrlichkeit Gottes (in der Zukunft)"? Das umfasst unser ganzes Leben als Gläubige, so dass man meint, der Abschnitt könnte hier enden. Paulus fährt aber fort, indem er sagt:

„Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Trübsale" (V 3a)

Der Trübsale? Ja, der Weg zur Herrlichkeit führt durch Leiden. Trübsale oder Drangsale sind mehr oder weniger das Teil jedes Christen. Dazu gehören nicht nur Krankheit und Altersbeschwerden, sondern auch Verfolgungen, Schmähungen, Hänseleien in der Schule usw.

Über die Trübsale an sich freut sich freilich niemand, aber wegen der Resultate kann man doch mit Paulus sagen: „Wir rühmen uns auch der Trübsale'

„da wir wissen, dass die Trübsal Ausharren bewirkt, das Ausharren aber Bewährung, die Bewährung aber Hoffnung;" (V 3b-4).

Nur wenn es Trübsal gibt, können wir Gott durch Ausharren ehren und uns darin bewähren. Diese Erfahrung bewirkt in uns Hoffnung.

Hier geht es nicht um eine Hoffnung, dass die Trübsal bald vorübergeht, sondern um die Hoffnung auf Gott. In der Trübsal lernen wir, mehr auf die unsichtbaren und ewigen Dinge zu sehen und uns ganz auf Gott zu stützen, auf Gott zu hoffen. Darin werden wir nie beschämt werden:

"die Hoffnung aber beschämt nicht, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist." (V 5)

Warum beschämt die Hoffnung nicht? Weil wir durch den Heiligen Geist die Liebe Gottes in unseren Herzen genießen. In allen Lebensumständen dürfen wir festhalten, dass Gott uns liebt und dürfen uns an dieser Liebe erfreuen.

Dabei stützen wir uns nicht auf unsere Gefühle, die je nach Gemütszustand schwanken können, oder auf irgendetwas in uns selbst. Den Beweis, dass Gott uns liebt, hat Er auf ganz konkrete Weise außerhalb von uns gegeben, nämlich auf Golgatha:


Die Liebe Gottes

„Denn Christus ist, da wir noch kraftlos waren, zur bestimmten Zeit für Gottlose gestorben." (V 6)

Als wir noch „kraftlos" waren, unfähig uns selbst zu erretten, ja, als wir noch „Gottlose" waren, die gar nichts von Gott wissen wollten, ist Christus für uns gestorben. Das beweist in der Tat die unendliche Liebe Gottes.

„Denn kaum wird jemand für einen Gerechten sterben; denn für den Gütigen möchte vielleicht jemand zu sterben wagen." (V 7)

Menschen wagen vielleicht einmal ihr Leben für den Gütigen, der ihnen immer nur Gutes erwiesen hat - aber auch nur vielleicht. Für einen Gerechten, der auch das Böse straft, wird kaum jemand sterben wollen.

„Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. (V 8)

Das ist die Liebe Gottes! Wir waren weder Gerechte noch Gütige, sondern Sünder. An uns war gar nichts Liebenswertes. Und doch ist Christus am Kreuz für uns gestorben!

Wieder möchte man meinen, es sei nun alles gesagt worden, der Abschnitt könnte sein Ende erreicht haben. Es wird jedoch noch ein „viel mehr nun" hinzugefügt:


Vollständige Errettung

„Viel mehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn gerettet werden vom Zorn. Denn wenn wir, da wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden." (V 9-10)

Wenn wir „durch sein Blut gerechtfertigt" sind und „mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes", dann lässt Gott uns nicht auf halber Strecke liegen! Dann wird Er uns nicht mehr ins Gericht kommen lassen, sondern sicher ans Ziel bringen. Wir werden „gerettet werden".

Wie tut Er das? Durch den Herrn Jesus bzw. „durch sein Leben". Christus ist nicht nur für uns gestorben. Er lebt jetzt auch für uns. Er ist im Himmel, um sich dort als Hoherpriester (vgl. Hebr 7,25) und Sachwalter (vgl. 1. Joh 2,1) für uns zu verwenden.

Wie völlig ist doch für alle unsere Bedürfnisse gesorgt! Wie viel hat Gott für uns getan und uns geschenkt! Doch unser Abschnitt ist damit noch nicht zu Ende. Paulus „setzt noch eins oben drauf" - eine Segnung bei der es gar nicht mehr um unsere Bedürfnisse geht:


Gott selbst

„Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir jetzt die Versöhnung empfangen haben." (V 11)

Ein Kind ist nicht nur „stolz" auf alles, was sein Vater ihm geschenkt und versprochen hat; es ist vor allem „stolz" auf die Person seines Vaters selbst. So rühmen wir uns Gottes! Wir erfreuen uns nicht nur an den Gaben Gottes, sondern auch an dem Geber. Diese Segnung ist wirklich durch nichts mehr zu übertreffen.