Ein Überblick
Paulus und sein Dienst für den Herrn
Stell dir vor, du findest irgendwo auf dem Dachboden deiner Großeltern einen uralten Brief. Du nimmst ihn in die Hand und siehst ihn dir an. Welche Fragen stellst du dir? Vermutlich willst du wissen, wer ihn geschrieben hat und an wen er adressiert ist. Du schaust sicher auch auf das Datum. Erst dann liest du ihn und versuchst zu verstehen, worum es in dem Brief geht.
So ähnlich sollten wir es machen, wenn wir einen der Briefe im Neuen Testament lesen. Es hilft zu verstehen, wenn wir wissen, wer den Brief geschrieben hat und vor allem, warum er geschrieben wurde. Es hilft auch zu wissen, wer die Empfänger waren und in welchen Umständen der Brief geschrieben wurde. Wenn diese Fragen geklärt sind, kann man den Inhalt besser erfassen. Danach schließt sich natürlich die wichtige Frage an, was der Brief für uns heute bedeutet (das ist anders als bei dem Brief auf dem Dachboden: Der ist wahrscheinlich für dich nicht mehr relevant).
Schreiber und Empfänger
In diesem Themenheft geht es um den 2. Korintherbrief. Der erste Vers sagt uns sofort, wer den Brief geschrieben und wer ihn bekommen hat. Paulus schreibt (zusammen mit Timotheus) und der Brief richtet sich an die Gläubigen in Korinth und Achaja (das ist die Gegend, in der Korinth liegt). Es ist nicht der erste Brief, den Paulus diesen Gläubigen schreibt, sondern der zweite.
Paulus und die Korinther
Paulus war ein besonders auserwähltes „Gefäß“ (gemeint ist ein Diener) Gottes (Apg 9,15). Paulus und die Korinther kannten sich ziemlich gut. Er war während seiner zweiten Missionsreise 18 Monate lang in Korinth gewesen (Apg 18,1–17). Allerdings war das Verhältnis zwischen den Korinthern und Paulus nicht ganz unbelastet. Einige in Korinth sahen Paulus eher kritisch und hatten allerhand an ihm auszusetzen. Außerdem hatte sich eine Reihe von Missständen in der Versammlung in Korinth breitgemacht.
Paulus schreibt an die Korinther
Diese – zum Teil gravierenden – Missstände greift Paulus in seinem ersten Brief auf und korrigiert sie. Außerdem hatten die Korinther ihm ein paar Fragen gestellt, die er beantwortet. Den ersten Brief schrieb Paulus während seiner dritten Missionsreise von Ephesus aus (1. Kor 16,9).
Paulus war in Sorge darüber, wie die Korinther seinen ersten Brief aufgenommen hatten. Es war ihm klar, dass der Brief Reaktionen auslösen würde – er wusste nur nicht genau, welche. Um das zu erfahren, schickte er zuerst Titus nach Korinth. Nach dessen Bericht schrieb er dann einen zweiten Brief. Titus hatte viele gute Nachrichten von den Korinthern gebracht (2. Kor 5,7-16). Trotzdem war noch nicht alles wieder in Ordnung. Außerdem waren seine Kritiker weiterhin aktiv. Sie griffen ihn wegen seines ersten Briefes an und stellten vor allem seine Autorität als Apostel infrage. Deswegen schrieb er den zweiten Brief, in dem er zum einen von dem Trost und seiner Freude spricht, zum anderen jedoch seine apostolische Autorität verteidigt. Der Überbringer dieses Briefes war sehr wahrscheinlich Titus (2. Kor 8,6).
Der zweite Brief an die Korinther
Der zweite Korintherbrief greift einerseits Themen des ersten Briefs auf, andererseits hat er seinen eigenen Schwerpunkt. Das Hauptthema ist weniger das Leben der örtlichen Versammlung, sondern mehr Paulus als Apostel. Deshalb kann man diesem Brief die Überschrift geben: „Paulus und sein Dienst für den Herrn“. Der Brief ist in gewisser Hinsicht ein sehr persönlicher Brief, denn Paulus gibt uns Einblicke in die Hingabe eines Dieners Jesu Christi und in seine inneren Empfindungen, die von großer Verzweiflung (2. Kor 1,8) und tiefer Trauer (2. Kor 6,10) bis zu überströmender Freude (2. Kor 7,4) reichen. Dieser Brief zeigt das Bild eines treuen Seelsorgers, der sich um eine widerspenstige Herde kümmert. Gerade deshalb hat dieser Brief auch einen besonderen Wert für jeden, der seinem Herrn und den Gläubigen heute von Herzen dienen möchte. Der Brief beinhaltet mehr Biografie als Lehre – im Gegensatz zu den meisten anderen Briefen von Paulus. Er verrät uns mehr über seine Person selbst als alle anderen seiner Texte.
Ein zweites wichtiges Thema ist das Thema „Trost“ (die Worte „Trost“ und „trösten“ kommen 16-mal vor). Paulus hatte den großen Wunsch, seine Beziehung zu den Korinthern wiederherzustellen.
Schlüsselverse
Ich möchte drei Schlüsselverse des zweiten Briefes nennen (man kann weitere finden):
- 2. Korinther 3,5: „…nicht, dass wir von uns selbst aus tüchtig sind, etwas zu denken als aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit ist von Gott…“
- 2. Korinther 4,5: „Denn wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn, uns selbst aber als eure Knechte um Jesu willen.“
- 2. Korinther 13,4: „…denn er ist wohl in Schwachheit gekreuzigt worden, aber er lebt durch Gottes Kraft, denn auch wir sind schwach in ihm, aber wir werden mit ihm leben durch Gottes Kraft euch gegenüber.“
Darin liegen zugleich drei wichtige Lektionen für uns:
- Aus uns selbst können wir unserem Herrn nicht dienen. Wir brauchen die Hilfe von Gott.
- Wenn wir etwas für unseren Herrn tun, geht es nicht um uns (keine Selbstdarstellung), sondern um Jesus Christus als den Herrn.
- Wenn wir uns selbst schwach fühlen (was gut ist), dann kann Gott durch seine Kraft etwas durch uns möglich machen.
Gliederung
Der zweite Brief lässt sich relativ einfach in drei Hauptteile einteilen.
- Kapitel 1–7: Paulus spricht über seinen eigenen Dienst und gibt dabei Einblicke in sein persönliches Empfinden, wie er es sonst in keinem anderen seiner Briefe tut. Von diesem Beispiel können wir eine Menge lernen.
- Kapitel 8 und 9: Paulus spricht über den christlichen Dienst des Gebens und fordert die Korinther auf, die Gläubigen in Judäa finanziell zu unterstützen. Wie im ersten Teil versucht er immer wieder, die Herzen und Empfindungen der Korinther zu erreichen. Für uns liegen darin wichtige Hinweise, wie wir das Werk des Herrn finanziell unterstützen können. Einen fröhlichen Geber hat Gott immer noch lieb (2. Kor 9,7).
- Kapitel 10–13: Paulus verteidigt sein Apostelamt, das von einigen in Korinth infrage gestellt wurde. Wir lernen von Paulus, wie man auf unberechtigte Kritik angemessen reagiert und wie man gleichzeitig andere seinerseits auf gute Art und Weise korrigieren kann.
Eine weitere Einteilung innerhalb der drei Hauptblöcke ist schwierig, da die Themen häufig wechseln und sich zum Teil überlappen. Zudem gibt es eine Reihe von Einschüben und Exkursen, die eine Einteilung nicht ganz leicht machen1.
Fazit
Auf den ersten Blick ist dieser Brief nicht ganz einfach zu lesen. Es lohnt sich trotzdem, weil wir nicht nur etwas über Paulus und die Korinther erfahren, sondern vor allem eine Menge für uns lernen können. Paulus ist in seinem Dienst ein Beispiel für uns.
[1] Wer sich dafür näher interessiert, kann das in dem Artikel: „Einführung in die beiden Briefe an die Korinther“ auf bibelkommentare.de nachlesen.
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