Bibel praktisch

Geformt und gefüllt

Gefäße sind im Wort Gottes oft ein Bild von Menschen, die Gott gebrauchen will. Über Paulus zum Beispiel sagt der Herr: „… denn dieser ist mir ein auserwähltes Gefäß, meinen Namen zu tragen...“ (Apg 9,15). Dass auch wir Gefäße für unseren Herrn sein wollen, werden wir alle sicher gerne unterschreiben. Aber wie können wir ein solches Gefäß werden? Es lohnt sich, darüber nachdenken. Zwei Aspekte des Themas sollen dazu anregen.

 

1.  Ein Gefäß wird geformt

„Und ich ging in das Haus des Töpfers hinab, und siehe, er machte eine Arbeit auf der Scheibe. Und das Gefäß, das er aus dem Ton machte, missriet in der Hand des Töpfers; und er machte wieder ein anderes Gefäß daraus, wie es in den Augen des Töpfers zu tun richtig ist. Und das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: Vermag ich euch nicht zu tun wie dieser Töpfer, Haus Israel?, spricht der HERR. Siehe, wie der Ton in der Hand des Töpfers, so seid ihr in meiner Hand, Haus Israel“ (Jer 18,3-6).

Diese Verse aus dem Alten Testament beziehen sich auf zwar das Volk Israel, zeigen aber einen göttlichen Grundsatz. Gott hat das Recht, mit uns souverän zu handeln. Das wird hier und an anderen Stellen in der Bibel am Bild des Töpfers gezeigt, der ein Tongefäß herstellt. Wenn wir für unseren Herrn und Meister zu nützlichen Gefäßen werden wollen, können wir von diesem Bild viel lernen.  

 

  • Der Töpfer hat eine genaue Vorstellung von dem, was entstehen soll:
    • Der Herr weiß, was Er aus uns machen und wozu Er uns gebrauchen will. Er handelt nicht willkürlich oder zufällig. Darauf können wir absolut vertrauen.
  • Der Töpfer nimmt einen ungeformten Klumpen Ton:
    • Von Natur aus sind wir in einem unnützen Zustand, in welchem uns der Herr nicht gebrauchen kann. Das sollten wir nicht vergessen. Um uns in einen nützlichen Zustand zu verändern, muss Er uns bearbeiten. Ein gutes Beispiel ist Onesimus (Phlm 11, er war unnütz und wurde nützlich).
  • Mit der Kraft seiner Hände knetet und formt der Töpfer den Ton auf einer Töpferscheibe:
    • Unser Herr muss manchmal lange und hart an uns arbeiten, um aus uns ein brauchbares Gefäß zu machen. Viele Unebenheiten muss Er ausgleichen, viele Kanten wegschleifen. Er muss uns „drehen und wenden“, um jede Stelle unseres Lebens zu erreichen. Aus unserer Sicht ist das vielleicht kein angenehmer Vorgang, denn es bedeutet, sich selbst aufzugeben. Vergessen wir nie, wieviel Mühe der Herr aufwendet, um uns zu formen! Aber es ist nicht irgendeine Hand, die uns formt, sondern die Hand unseres vollkommenen Meisters. Ihr wollen wir uns gern unterziehen – es lohnt sich.

 

Noch ein Hinweis: Wenn wir lesen, dass das Gefäß in der Hand des Töpfers missriet, bedeutet das nicht, dass der Herr Fehler macht oder „ungenau arbeitet“. Es lag nicht am Töpfer, sondern am Material. Gottes irdisches Volk hatte sich widersetzt und damit versagt. Deshalb war es als Gefäß missraten. Auch bei uns kann es vorkommen, dass wir uns nicht bereitwillig von unserem Herrn „formen“ lassen. Oft sind wir wie Jakob, der lange Zeiten seines Lebens eigenwillige Wege ging. Als alter Mann musste er sagen: „ Wenig und böse waren die Tage meiner Lebensjahre“ (1. Mo 47,9). Aber so, wie der Töpfer einen neuen Anlauf mit dem Ton nahm, so machte Gott mit Jakob, nachdem Er in Pniel mit ihm gekämpft und seine Hüfte verrenkt hatte (1. Mo 32,23 ff), einen Neuanfang – und kam mit ihm zum Ziel. Auch wenn wir es nicht so weit kommen lassen wollen: Mich macht der Gedanke sehr dankbar, dass der Herr mich nicht fallen lässt, wenn ich versagt habe.        

 

2. Ein Gefäß wird gefüllt

„Denn der Gott, der sprach: Aus Finsternis leuchte Licht, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die Überfülle der Kraft sei Gottes und nicht aus uns.“

2. Kor. 4,6.7

 

Ein Gefäß ist dazu da, um gefüllt zu werden. Da stellen sich für uns zwei Fragen: Wer füllt uns und womit werden wir gefüllt?

 

  • Wer füllt?
    • Es ist Gott selbst, der das Licht erschaffen und in unsere Herzen geleuchtet und uns sozusagen gefüllt hat.
  • Womit werden wir gefüllt?
    • Mit einem Schatz: dem Licht Gottes, das ausstrahlen soll zur „Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesu Christi“.

 

Bei diesen Aussagen müssen wir „tief Luft holen“, denn sie sind tiefgehend. Alle Herrlichkeiten Gottes (d.h. seine Majestät, Hoheit, Macht, Würde, Reinheit, Wahrheit, Pracht, Liebe, Gnade, etc.) spiegeln sich in Jesus Christus wider. Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes (Kol 1,15). Durch das Evangelium hat Gott in unsere Herzen geleuchtet. Nun dürfen wir in Christus alle Herrlichkeiten Gottes erkennen und selbst davon erfüllt sein. Und mehr noch: Wir werden selbst zum Lichtglanz dieser Herrlichkeit. Je mehr wir von diesen Herrlichkeiten erkennen und erfüllt sind, umso mehr werden wir in dasselbe Bild verwandelt (2. Kor 3,18) und strahlen dabei seine Herrlichkeiten wider. Könnte es für uns als Gefäße eine wertvollere, schönere und segensreichere (Er-)„Füllung“ geben?

Doch dann erwähnt Paulus, dass es einen großen Kontrast zwischen Füllung und Gefäß gibt. Dieser wunderbare Schatz ist in Tongefäße – unser Menschsein – bestehend aus Körper, Seele und Geist ,  – gefüllt. Es handelt sich um „irdene“ Gefäße, die zerbrechlich sind. Wer mit körperlichen, geistigen oder seelischen  Einschränkungen zu tun hat, weiß, was das bedeutet. Dann kommen wir schnell an unsere Grenzen und merken, wie kraftlos und schwach wir sind. Das ist Gottes Absicht, damit nicht wir als Gefäße im Vordergrund stehen, sondern Gottes Herrlichkeit. Gerade dann, wenn wir schwach sind, kann sich die „Überfülle“ der Kraft Gottes in und durch uns entfalten.

 

Fazit:

Von Ihm geformt und gefüllt kann der Herr dich und mich als Gefäß gebrauchen, sei es in der Weitergabe des Evangeliums an Ungläubige oder im Dienst an Gläubigen. Lass es schon als junger Christ dein tägliches Gebet sein, dass der Herr dich formt und du zunehmend von seiner Herrlichkeit erfüllt bist. Einfach mag der Prozess des Formens nicht immer sein, aber stell dich Ihm nicht entgegen. Sich füllen zu lassen bedeutet: Zeit investieren und auch mal andere Dinge aufgeben, um sich mit dem Herrn und dem Wort Gottes zu beschäftigen. Fang früh genug damit an. Warte nicht, bis der „Ton“ alt ist, oder bis andere Dinge keinen Raum für die „Füllung“ mehr lassen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Zeit man versäumen kann. Das Formen und Füllen ist auch nicht geschlechtsspezifisch. Wir alle, Männer und Frauen, sind – wenn auch in unterschiedlichen Aufgaben – aufgefordert, nützliche Gefäße zu sein, „zu jedem guten Werk bereitet“ (2. Tim 2,21).