Personen der Bibel

Maria Magdalene – eine glaubhafte Zeugin

Maria Magdalene hat schon viele Bibelleser beeindruckt. Einfach, weil sie sich wohl wie kaum ein anderer zu ihrem Retter und Herrn hingezogen fühlte und Ihn über alles liebte.

Bevor Maria Magdalene Jesus nachfolgte, hatte es in ihrem Leben sehr dunkel ausgesehen: Sie hatte sich bewusst okkulten Mächten geöffnet und war deshalb von bösen Geister beherrscht worden. Doch dann kam der wunderbare Augenblick, wo der Herr Jesus sie heilte. Sie war nicht die einzige, die das erlebte. Außer ihr werden noch „Johanna, die Frau Chusas, eines Verwalters des Herodes, und Susanna“ namentlich erwähnt (vgl. Lk 8,2).

 

Total besessen – total befreit

Maria Magdalene war offensichtlich am Schlimmsten betroffen gewesen. Zweimal erwähnen die Evangelisten, dass sieben Dämonen von ihr ausgefahren waren (vgl. Lk 8,2; Mk 16,9). Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit oder Vollständigkeit – sowohl im Guten als auch im Bösen (vgl. 1. Mo 2,2; Spr 26,25). Maria Magdalene hatte vollständig unter der Kontrolle Satans gestanden. Einen schlimmeren Zustand kann man sich kaum vorstellen. Aus menschlicher Sicht ein hoffnungsloser Fall.

Schwer bewaffnet bewachte der Starke (Satan) seinen Hof, damit er seine Kontrolle über seine Beute behielt, zu der auch die besessenen Frauen gehörten. Doch dann kam ein Stärkerer. Dieser bewegte den „Finger Gottes“, trieb die Dämonen aus und entriss dem Starken die Beute (vgl. Lk 11,20-22). Der Sohn Gottes war auch deshalb gekommen, um die Werke des Teufels zu vernichten (vgl. 1. Joh 3,8), und erwies sich eindeutig als der Stärkere.

 

Zeugen der Barmherzigkeit Jesu

Zuerst vollkommen vom Bösen kontrolliert, dann von Christus vollkommen befreit. So hatten Maria Magdalene und die anderen Frauen es erlebt. Doch damit ist ihre Geschichte nicht zu Ende, im Gegenteil – sie fängt eigentlich damit erst an. Wir lesen von ihnen, dass sie ihren Retter und Herrn begleiteten und „ihm mit ihrer Habe dienten“ (Lk 8,1.3; vgl. Mk 15,40.41). Sie waren ihrem Erlöser von Herzen dankbar, liebten ihn und fühlten sich zu Ihm hingezogen. Das war ihre Antwort auf die große Barmherzigkeit, die sie bei Jesus gefunden hatten.

Ist uns nicht manchmal zu wenig bewusst, dass auch wir „aus der Gewalt der Finsternis“ befreit worden sind (Kol 1,13)? Die wenigsten von uns waren von Dämonen besessen, und dennoch kommen wir alle aus dem Machtbereich Satans und haben erlebt, dass der Herr sich unser erbarmt hat. Doch wie zeigt sich unsere Dankbarkeit? Lieben wir unseren Herrn und dienen Ihm? Nur so werden wir glaubhafte Zeugen seiner Barmherzigkeit sein – wie Maria Magdalene und die Frauen.

 

Sieg über den Teufel und den Tod

Maria Magdalene und einige andere Frauen folgten dem Herrn bis zum Kreuz. Und sie sahen zu, „wo er hingelegt wurde“ (Mk 15,47), als Er von Joseph und Nikodemus begraben wurde. Maria Magdalene war dann die erste, die am frühen Morgen des Auferstehungstages wieder zum Grab ging – als hätte sie ohne „ihren“ Herrn nicht leben können, ja wollen. Ihr großes Verlangen, bei Ihm zu sein, hatte der Herr gesehen. So zeigte Er sich ihr vor allen anderen: „Als er aber früh am ersten Tag der Woche auferstanden war, erschien er zuerst Maria Magdalene“ (Mk 16,9). Dabei fällt auf, dass der Evangelist an dieser Stelle hinzufügt: „von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte“, obwohl er Maria Magdalene schon vorher dreimal erwähnt hat, allerdings ohne diesen Zusatz (vgl. Kap. 15,40.47; 16,1).

Die Auferstehung Jesu und das Austreiben der Dämonen werden in diesem Vers mit Absicht zusammen genannt. Denn „der Sieg über die Macht Satans, wie er sich schon vorher bei Maria Magdalene gezeigt hatte, wurde noch besonders dadurch bestätigt, dass der auferstandene Sieger ihr zuerst erschien“.1

 

Zeugen der Macht Gottes

Maria Magdalene sollte zudem die erste sein, die anderen von der Auferstehung des Herrn berichtete (Mk 16,10.11; 20,18). Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es bemerkenswert, dass die Auferstehung zusammen mit der Austreibung der Dämonen erwähnt wird. Wohl niemand konnte ein glaubhafteres Zeugnis von der Macht Gottes ablegen als Maria Magdalene: Die Kraft Gottes, die sie von den furchtbaren Fesseln des Teufels befreit hatte, hatte nun auch „ihren“ Herrn von den Fesseln des Todes befreit. Trotzdem glaubte man ihr nicht …

Wenn bei einem Ereignis der Weltgeschichte sichtbar geworden ist, wie groß die göttliche Kraft ist, dann bei der Auferstehung. Paulus spricht in diesem Zusammenhang von der „überragenden Größe der Kraft Gottes“ und von der „Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, in der er gewirkt hat in dem Christus, indem er ihn aus den Toten auferweckte“ (Eph 1,19.20). Diese Kraft ist auch an uns geistlicherweise wirksam geworden, indem wir mit Christus lebendig gemacht worden sind (Eph 2,1.5). Sie steht uns täglich zur Verfügung, und es liegt an uns, mehr von der „Kraft seiner Auferstehung“ zu erkennen und zu erleben (Phil 3,10). Ob in Leiden für Christus oder wenn die Welt uns lockt – mit dieser Kraft bleiben wir stark. Sie ist „die Lösung für alle Schwierigkeiten im Hinblick auf die Angelegenheiten auf dieser Erde“, wie der Ausleger William Kelly es formuliert hat.

Ob unsere Mitmenschen etwas von dieser Auferstehungskraft in unserem Leben erkennen?

 

 

 [1] W. Kelly: Eine Auslegung des Markusevangeliums, Kapitel 16 (siehe www.bibelkommentare.de)