Glaube im Alltag

Der Herr steht am Ufer

„Als aber schon der frühe Morgen anbrach, stand Jesus am Ufer; doch wussten die Jünger nicht, dass es Jesus war.“ (Johannes 21,4)

 

Auf die Initiative von Petrus hin gingen die Jünger fischen. Dies war kein Weg, den der Herr sie gewiesen hatte, sondern ein eigener Weg, den sie, wenn auch vielleicht in guter Absicht, nämlich zum Broterwerb, eingeschlagen hatten. Das Handeln der Jünger ist menschlich nachvollziehbar. In den zurückliegenden dreieinhalb Jahren hatte der Herr für sie gesorgt, doch Er war jetzt nicht mehr da. Was lag näher, als wieder selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen? Schließlich ist berufstätig zu sein und auch Menschenfischer zu sein nicht unvereinbar. Aber hatten sie den Schritt in Abhängigkeit von ihrem Herrn getan? Und vor allem: Dieser Weg war nicht von Erfolg gekrönt: In jener Nacht fingen sie nichts – nicht einen einzigen Fisch. Müde und erschöpft müssen sie gewesen sein, als sie am frühen Morgen wieder in Richtung Ufer zurückkehrten.

 

Am Ufer stand Jesus. Wie lange Er dort gestanden hat, wird uns nicht berichtet. Doch wir dürfen annehmen, dass Er seine Jünger in jener Nacht nicht aus den Augen gelassen hat. Er hat sie genau beobachtet und gesehen, wie sie sich die ganze Nacht abgemüht haben. Ihm ist auch nicht entgangen, dass sie müde, erschöpft und sicher auch hungrig waren. Er wusste alles über sie, doch sie wussten nicht, dass es Jesus war. Und als Er mit ihnen sprach, warf Er ihnen nichts vor. Er stellte ihnen lediglich die herzerforschende Frage, ob sie nicht etwas zu essen hätten (V. 5).

 

Hat diese Begebenheit nicht auch dir und mir etwas zu sagen? Gibt es nicht auch in unserem Leben manche Situationen, in denen wir den Herrn aus den Augen verlieren und sein Handeln mit uns nicht verstehen – vielleicht gerade, weil wir eigene Wege gehen? Er steht sozusagen am Ufer und beobachtet uns, aber wir erkennen Ihn nicht. Er handelt mit uns, aber wir verstehen sein Handeln nicht. Doch auch wenn wir Ihn aus den Augen verlieren – Er hat uns immer im Blick. Und Er möchte uns wieder zurechtbringen – in die Gemeinschaft mit Ihm.

 

Der Herr steht heute nicht mehr am Ufer. Er ist im Himmel, zur Rechten Gottes. Von dort hat Er uns immer im Blick. Er sieht jeden Weg, den wir gehen. Er hört jedes Wort, das wir sprechen. Er beobachtet jede Handlung, die wir tun. Ihm bleiben auch keine Not und kein Kummer verborgen. Von allem und jedem nimmt Er Notiz. Dieses Bewusstsein macht uns ruhig. Denn der Herr weiß um alles. Aber es bewahrt uns auch vor schnellem und unüberlegtem Verhalten – und erst recht vor Sünde. Wie gut, wenn wir immer auf Ihn blicken! Ist dein Blick heute auf Ihn gerichtet?